Die Wette

Autor: Bernd Bernard
veröffentlicht am: 04.08.2011


Am Hofe bei König Franz, spielte die Leier zum Tanz. Zu Gast war der Werner von Ketten, der forderte Franz zum Wetten. Und er dachte mit räudiger List, ein Jahr soll sein die Frist.
König Franz sprach: „Lass denn hören, womit willst du uns stören? Du heischt mich zu bezwingen, das wird dir nicht gelingen; vom Schloss werd ich dich jagen, gespannt vor deinen Wagen!“
Da rasselte die Kette, und Werner bot die Wette: „Sieh dort vorn den Barden betteln, der nichts kann außer Liedchen zetteln. Könnt er ein Jahr von Luft nur leben, so muss ich Gold und Silber geben!“
So geschah’s, wie ausgemacht, der Sänger ins Verlies gebracht, die Türe fest verschlossen, mit Eisen ausgegossen. Und niemand hört‘ ihn singen, zum Tanz die Laute klingen.
Schnell wuchs im Schloss die Trauer, - kein Ton hallt‘ von der Mauer. Königin Anna weinte sehr und die Kinder umso mehr. - Schon stieg der Franz auf die Zinnen: Er musste die Wette gewinnen!
In den Kerker warf durch die Luft den Braten, der dampfte vor Duft. - Und aus dem offenen Turm erschwoll ein singender Sturm! Der wogte das Schloss wie ein Schiff, dass klatschend und tanzend das Volk sich ergriff.
Als das der Werner sah, ergraute fast sein Haar. Vor den Wagen in Ketten gespannt, verließ er sofort das Land. Und ein jeder in dem Königreich erzählte von der Wette gleich.

Geistiges Eigentum, lg Fleder.








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