Wir lieben die Sterne zu sehr, um uns vor der Nacht zu fürchten - Teil 19

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 14.06.2012


Hey Leute! Da sunny mich auf einen groben Fehler hingewiesen hat (vielen Dank!), hier das überarbeitete Ende.

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„Psst“, flüstert er, als ich meinen Mund öffne. „Ich hol dich und Ted hier raus.“
Er löst meine Fesseln, hilft mir, mich aufzusetzen und reicht mir dann einen Bademantel.
„Zieh das an.“
Nervös fährt er sich mit der Hand durch die Haare.
„Ich weiß noch nicht genau wie, aber ich schaff das. Ich... ich kann nicht zulassen, dass sie Ted weh tun.“
„Das fällt dir aber früh ein!“, zische ich.
„Oh, Valerie, du verstehst mich nicht.“
Seine Augen suchen meine und ich erwidere seinen Blick starr.
„Ich weiß, dass du ihn so zugerichtet hast.“
„Woher weißt du...“
„Sagen wir, ich habe Talente, von denen ich selbst nichts wusste.“
Er greift nach meiner Hand und zieht mich vorsichtig hinter sich her.
„Wir gehen erstmal in mein Zimmer. Ich hab noch nicht wirklich einen Plan, wie wir ihn und dich retten sollen. Aber wir kriegen das hin! Heute Abend muss ich mit dem Meister essen, vielleicht ergibt sich was.“
„Bis dahin haben sie entdeckt, dass ich verschwunden bin.“
„Ach Mist, daran hab ich nicht gedacht. Kacke“, flucht er leise, während er mich in einen Raum zieht.

Freds Zimmer ist nichts besonderes. Es ist schlicht eingerichtet, ein schmales Bett und ein kleiner Schrank aus hellem Holz stehen darin. Das wars. Für mehr ist auch eigentlich kaum Platz, tatsächlich sieht es aus, wie bei Ted zuhause.
„Ihr habt einen ähnlichen Geschmack“, flüstere ich leise und lasse mich vorsichtig auf das Bett sinken. Fred schaut mich an und lächelt dann leicht.
„Wir sind ja auch Brüder. Ja, es kommt wirklich spät. Es tut mir so verdammt leid, was ich die letzten Jahre getan habe.“
Ich nicke und befühle vorsichtig meine Wunden.
„Kannst du uns nicht einfach zur Polizei bringen, damit wir gegen deinen Meister aussagen können? Wie heißt der eigentlich richtig?“
„Ich hab keine Ahnung.“
Er setzt sich neben mich und schaut nachdenklich auf seine Füße.
„Wenn ich ein Handy finde, das funktioniert, könnte ich theoretisch die Polizei rufen.“
„Weißt du, was sie hier wirklich vorhaben?“
„Es wird immer erzählt, dass sie die Weltherrschaft übernehmen wollen, aber ich kann das nicht wirklich glauben. Dass es noch mehr Mädchen gibt, die so aussehen wie du und was können, das stimmt, das hab ich dir ja schon mal gesagt. Es gibt auch auf jedem Kontinent so ein Gebäude wie das hier.“
Er schaut mich an.
„Ich denke schon, dass sie die Welt regieren wollen. Wenn sie genug Leute hier haben, die solche Talente wie du haben, die in die Zukunft schauen können, die vorhersagen können, wer welchen Krieg gewinnt, einfach alles, das wäre revolutionär!“
Ich kann nicht anders, ich muss den Kopf schütteln.
„Ruf einfach die Polizei, ja? Ich will einfach nur noch nach Hause.“
Mein Blick heftet sich wieder auf den Boden.
„Mach ich. Ach und Val?“
Ich hebe meinen Kopf wieder und sehe ihn an.
„Wenn mein Bruder stirbt, dann bist du nicht schuld, kapiert?“

Ich lasse mich nach hinten in die weichen Kissen sinken und genieße für einen Moment die Ruhe, während Fred verschwindet. Es dauert nicht lange, da kommt er zurück und legt den geschundenen Ted neben mich. Sofort setze ich mich auf und beuge mich über ihn.
„Ted?“
„Er kommt bestimmt bald zu sich“, sagt Fred und zieht ein Handy aus der Tasche.
„Auch, wenn ich mir eigentlich nicht so viel Hoffnung mache“, fügt er leise hinzu. „Aber für den Fall soll die Polizei am besten gleich einen Krankenwagen mitbringen. Oder mehrere. Ich hab nämlich so das Gefühl, dass es noch mehr Verletzte geben wird.“
Er wirft noch einen Blick auf Ted.
„Pass gut auf ihn auf, ja? Ich weiß nicht, ob ich euch nochmal sehen werde. Ich gebe der Polizei die Raumnummer durch, ich selbst werde den Meister ablenken.“
Mit einem Schritt ist er bei mir und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
„Es war schön, dich kennenzulernen. Ich bin sicher, dass du Ted glücklich machen wirst.“
Nach einem letzten Blick auf Ted verschwindet er aus der Tür.
Ich schaue wieder meinen Freund an und seufze leise. Hoffentlich geht das alles gut! Mit dem Opfer, das Fred bringt, bin ich nicht wirklich glücklich, aber was soll ich tun? Hier versauern?

Plötzlich hör ich ein leises Geräusch neben mir. Es klingt schmerzlich, doch ich kann nicht anders, als mich auf Ted zu schmeißen. Tränen bannen sich den Weg über meine Wangen.
„Ted!“, schluchze ich. „Du lebst!“
„Val...“, flüstert er schwach.
Ich spüre, wie er versucht seine Hand zu heben, was mich dazu bringt, mich von ihm zu lösen.
„Tut mir leid, ich wollte dir nicht weh tun.“
Zärtlich schau ich ihn an und streiche ihm über die geschundene Wange.
„Geht es soweit?“
„Wo ist Fred?“, fragt er, anstatt eine Antwort zu geben.
„Die Polizei rufen. Er ist... ihm ist eingefallen, wie sehr er dich eigentlich liebt und hat gesagt, dass er alles tut, damit wir gerettet werden.“
„Ich liebe ihn auch“, flüstert Ted leise und lächelt ganz leicht. „Aber dich noch viel mehr.“
„Du bist süß“, antworte ich genauso leise und lege mich vorsichtig neben ihn, schmiege mich leicht an ihn. „Ich liebe dich auch.“
„Heirate mich, Val.“
Seine Stimme ist fest, sein Blick ernst.
„Heirate mich, wenn wir wieder zuhause sind.“
„Ja“, nicke ich und lächle ihn mit Tränen in den Augen an. „Ja, Ted. Ich werde dich heiraten.“
´Falls du das hier überlebst`, füge ich in Gedanken hinzu und lege meinen Kopf vorsichtig auf seine Brust, in der Hoffnung, ihm nicht weh zu tun. Wenige Sekunden später, verliert Ted wieder das Bewusstsein.

Keine Ahnung, wie viel Zeit vergeht, in der ich Ted ununterbrochen beobachte, hoffe, dass er noch einmal aufwacht, als die Tür mit einem lauten Knall aufgeht. Vor uns steht ein seltsamer Typ, der mir ziemlich bekannt vorkommt. Nach einem kurzen Augenblick fällt mir auch wieder ein, wer es ist. Einer von Freds Schränken nämlich.
„Na“, grinst er. „Da sind die beiden Flüchtlinge ja. Hey, Kalle!“, brüllt er mit einer ohrenbetäubender Lautstärke über seine Schulter. „Hab sie!“
Der zweite Schrank kommt hinzu.
„Geil! Wir werden voll so befördert, Alter!“
„Ja, man! Krasse Sache, was?“
Ich bekomme währenddessen Panik und rutsche vor Ted. Lieber passiert mir was, als dass es ihm noch schlechter geht!
„Schau mal, das Kätzchen hat Angst, dass wir ihrem Stecher was tun“, lacht derjenige, der Kalle genannt wurde.
„Als ob! Sie ist doch die einzig Interessante!“, erwidert der andere und streckt seine ekligen Hände zu mir aus.
Er erreicht mich aber nicht, denn kurz bevor er es tut, ertönen vier laute Schüsse und kurz darauf breiten sich jeweils zwei Blutflecken auf den Brüsten der Schränke aus. Als sie zu Boden sinken, sehe ich den Verantwortlichen dafür – oder eher die Verantwortliche: Piper.

„Alles okay bei euch?“, fragt sie mit verbissenem Blick.
Ich nicke mit offenem Mund, doch dann schüttle ich den Kopf.
„Piper?“
„Ich weiß seit einer Weile, dass sie hinter dir her sind. Daher hab ich mich als Schülerin auf die Highschool geschmuggelt. Aber dass dieser Fred dich vom Schiff runter entführt, habe ich nicht mit eingerechnet.“
Sie geht zu Ted und streicht ihm vorsichtig über die Wange.
„Ich ruf ein paar Sanitäter her.“
Während sie sich umdreht, spricht sie weiter.
„Val, ich wollte mich dir gegenüber nicht so arschig verhalten, aber ich musste. Wenn wir Freunde gewesen wären, hättest du vielleicht irgendwann herausgefunden, wer ich wirklich bin. Tut mir echt leid.“
Damit verschwindet sie und ich bleibe total verwirrt zurück.

Es dauert nicht lange, bis die Sanitäter bei uns sind. Sie beschließen, dass Ted sofort ins Krankenhaus muss, da er anscheinend in Lebensgefahr schwebt. Auch ich muss mit. Die Verletzungen nach dieser Folter sind anscheinend nicht gerade leicht, auch wenn ich keinen Schmerz fühle. Ich kann nur als an Ted denken.

Ich hab Angst! Was mach ich, wenn er stirbt? Er darf das nicht! Ich habe ihn nicht sterben sehen! In keiner verdammten Vision!
Er darf nicht.
Darf nicht.
Nicht.

Jeder meiner Herzschläge klingt viel zu laut für die leisen Flure des Krankenhauses. Nachdem wir angekommen sind, werde ich behandelt, während Ted in den OP geschoben wird. Sie geben mir keine Auskunft, ich sei immerhin keine Familienangehörige. Ich konzentriere mich nicht auf mich selbst, es gibt nur Ted in meinem Kopf.

Später liege ich im kalten Krankenzimmer, allein, denn meine Eltern brauchen noch eine Weile, bis sie hier sind, genau wie auch Viola und Carlos. Was aus Fred geworden ist, weiß ich nicht, auch von der Polizei ist bisher keiner aufgetaucht. Auf mein Quengeln hin, wird mir gesagt, ich solle warten, sie schauen, was sie tun können.
Warten ist scheiße.
Ehrlich.
Jedes Mal, wenn ich ein Geräusch höre, horche ich auf, hoffe, dass es jemand ist, der mir mitteilt, dass Ted außer Lebensgefahr ist, dass es ihm gut geht. Aber meistens ist es nur eine gehetzte Schwester oder eine Putzfrau.
Die Uhr scheint zu stehen, dennoch vergeht die Zeit unglaublich schnell. Plötzlich stehen meine aufgelösten Eltern und eine verweinte Viola vor mir, die mich in den Arm nehmen und sich versichern lassen, dass es mir gut geht.
Auf einmal beginne ich wieder zu weinen, obwohl ich es versucht habe zurückzuhalten.
„Ted! Es... es geht ihm nicht gut!“, schluchze ich.
Sowohl meine Eltern als auch Vi zucken zusammen, als sie mein verletzten Körper sehen. Meine Eltern überhäufen mich sofort mit ihrer Fürsorge, die mir zu dem Zeitpunkt relativ egal ist.
„Wie ist das passiert!“, ruft meine Mutter aus.
„Was hat er?“, fragt Vi mich stattdessen leise, da sie weiß, dass es mir momentan nur um Ted geht. Sie ist halt meine beste Freundin.
Schnell erzähle ich alles, was in diesem seltsamen Gebäude passiert ist. Alle erblassen und nehmen dann mit mir Platz.

Jetzt warten wir gemeinsam. Es ist auf einmal nicht mehr ganz so schlimm – auch, wenn die Zeit wieder nicht vergehen zu scheint.
Erst, als die Sonne wieder aufgeht, kommt ein verwirrt wirkender Mann in mein Zimmer.
„Valerie Johnson?“
Heftig nicke ich.
„Mr. Bostwick fragt bereits nach ihnen.“
Erst seufze ich vor Erleichterung, doch dann werde ich wütend.
„Es hat uns niemand Bescheid gegeben! Wo ist er! WO!“, brülle ich den armen Mann an.
Kleinlaut nennt er mir die Zimmernummer und wendet sich dann meinen Eltern zu, während ich mich aus dem Bett hieve. Viola ist schnell an meiner Seite und hilft mir in einen Rollstuhl, um mich in Teds Zimmer zu bringen.
Einen Moment brauchen wir, um das Zimmer zu finden, doch kaum sind wir dort, stürzen wir einfach hinein.
„Ted!“, rufe ich laut und schaue ihn besorgt an.

Ted schaut schwach zu mir und lächelt leicht.
„Hey, Val. Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.“
„Sie haben mir nicht Bescheid gegeben!“
Viola schiebt mich an den Bettrand und verschwindet dann. Ich beuge mich zu Ted und streiche ihm über die Wange.
„Wie geht es dir?“
„Geht so.“
Er nimmt meine Hand aus seinem Gesicht und zwischen seine Hände.
„Ich liebe dich.“
„Ich dich auch“, flüstere ich und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen.
„Morgen kauf ich dir einen Ring“, murmelt er, bevor er wieder einschläft, meine Hände fest in seinen verschlossen.





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