Wir lieben die Sterne zu sehr, um uns vor der Nacht zu fürchten - Teil 9

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 16.09.2011


Er sitzt in einem großen, fensterlosen Raum. Seine Hände liegen ruhig auf dem runden Tisch, an dem außer ihm noch sechs andere Männer sitzen. „Warum vertrauen die Mädchen den jungen Kerlen nicht?“, fragt er mit seiner ruhigen, vertrauenerweckenden Stimme. „Weiß nicht. Vielleicht weil Welt gefährlich? Frauen immer werden gewarnt vor fremden Männern“, antwortet der Asiate aus der Runde. Der dunkelhäutige Mann nickt zustimmen. Ein Europäer, ein Mann mir Schnauzer und Armani-Anzug, schlägt mit der Faust auf den Tisch. „Oder sie wissen was!“ Auf der anderen Seite von dem Tisch schüttelt ein braungebrannter, mit Narben übersäter Mann den Kopf. „Nein“, sagt er mit breitem australischem Akzent. „Die Jungs wissen doch auch nichts.“
Der erste Mann seufzt, steht auf und läuft im Raum auf und ab. „Wir brauchen sie alle schnell bei uns. Und dann...“ Er grinst fies und setzt sich wieder.

_Valerie_

Ich wacht auf. Bin noch so müde. Möchte weiter schlafen. Brummend drehe ich mich um – und erstarre. Ich spüre jemanden neben mir. Meine Hand bewegt sich tastend vorwärts und stößt nach kurzer Zeit auf Haut. Nackte Haut. Ich quietsche, weiche zurück und falle dabei vom Bett. Nebenbei bemerke ich, dass ich auch nackt bin. Oh Gott! Was ist passiert!
Ich sehe meine Kleidung im Zimmer verteilt liegen. Schnell springe ich auf, suche sie zusammen, ziehe mich hastig an.
„Val!“, tönt es plötzlich vom Bett her. „Komm wieder zu mir.“ Ted. Ich knurre. Was zur Hölle ist gestern passiert! Ich erinnere mich nicht mehr!
Ich bin wütend. Oh ja, das bin ich.
„Du ARSCH!“, schreie ich und packe den nächstbesten Gegenstand, um ihn auf diesen Idioten zu werfen. „Was hast du GETAN!“ „Val?“ Er setzt sich auf, schaut mich verwirrt an. „Du... du wolltest das doch.“ „Nein! Doch nicht mit DIR!“ „Val, du hingst die ganze Party auf mir!“ „Nein! Nein!“ Ich merke, dass die Tränen, die sich in meinen Augen gesammelt hatte, über meine Wangen rinnen. „Ich hasse dich!“ Ted zuckt zurück, schaut mich traurig an. „Es tut mir leid.“ „Du hast es mir geraubt! Ich wollte mich für jemanden aufheben, den ich liebe! Liebe!“, schluchze ich. „Val! Bitte wein nicht!“ Er springt auf, geht zu mir, breitet die Arme aus. Er möchte mich trösten, aber ich will nicht. Außerdem ist er immer noch nackt!
Doch als ich ihn so sehe, erinnere mich. Die Erinnerungen überrollen mich wie ein Felsbrocken.
Ich wollte es. Oh, und wie ich es wollte. Er hat keine Schuld. Ich bin ein Flittchen! Ein notgeiles Flittchen! Ich starre ihn noch einen Moment an, drehe mich dann um und verlasse das Haus so schnell, wie ich nur kann.

_Ted_

Unruhig schaut er ihr nach. Die Nacht war so schön gewesen, er hatte es so genossen bei ihr zu sein, in ihr zu sein. Er war so sicher gewesen, dass sie ihn wollte, so sehr, wie er sie wollte.
Aber anscheinend war das nicht der Fall gewesen.
Grummelnd zieht er sich an. Ein Blick auf die Uhr sagt ihm, dass es schon wieder Abend ist, er und Val haben den ganzen Tag geschlafen. Er geht runter, sieht das Chaos, das die Party hinterlassen hat und stöhnt. Auf Saubermachen hat er sowas von gar keine Lust. Mit beiden Armen schiebt er das Sofa frei und lässt sich dann darauf fallen.
Er muss sich bei ihr entschuldigen. Er muss ihr sagen, dass es ihm leid tut. Aber sie wird ihm so schnell nicht verzeihen, wie er sie kennt. Er lässt seinen Kopf nach hinten auf die Sofalehne fallen. Er hätte doch merken müssen, dass sie neben sich stand. Dass irgendwas mit ihr vorging, was sie veränderte. Doch seine animalischen Triebe waren stärker als seine Aufmerksamkeit. Dummer Fortpflanzungstrieb. Jetzt hat er es sich versaut. Als ob sie jemals nochmal mit ihm redet. Am besten fliegt er nach Hause. Gibt auf.

_Valerie_

Piper lacht laut und schlägt Ted auf den Arm. „Schatz!“ Ich drehe mich weg, es tut weh, sie zusammen zu sehen. Schnell verlasse ich die Mensa wieder.
Die letzten drei Monate waren grauenhaft gewesen. Erst kam Ted für einen Monat nicht in die Schule. Ich wollte mit ihm reden, mich dafür entschuldigen, dass ich ihn so angeschrieen hatte, obwohl ich ja selbst an dem, was passiert war, Schuld hatte. Doch er hatte nicht geöffnet und das vier Wochen lang nicht. Jeden Tag war ich zu seinem Haus gegangen, hatte Sturm geklingelt, an die Tür gehämmert. Keine Reaktion.
Ich war wütend. Er kann doch nicht behaupten, dass er mein Mentor ist, mir meine Unschuld rauben und dann verschwinden!
Meine Visionen wurden schlimmer. Ich hatte täglich mindestens zwei. Ich ging kaum noch aus dem Haus, nur zur Schule. Dort hatte ich Kristina am Hals, die ständig der Meinung war, ich brauchte Aufmunterung, denn sie dachte, wie auch die gesamte restliche Schule, dass Ted und ich zusammen gewesen waren und er mich verlassen hatte.
Dann tauchte er wieder auf. Drei Tage später sah ich das erste Mal, wie er Piper küsste. Es tat so weh. Es tut immer noch weh. Jedes Mal wieder. Ich weiß nicht warum, ich bin doch nicht verliebt oder so! Aber irgendwie dachte ich, dass es etwas besonderes zwischen uns ist... wobei ich froh sein sollte, dass ich ihn los bin. Sonst würde ich jetzt vermutlich in der Gefangenschaft seltsamer Männer sein.
Ich vermiss ihn. In den paar Tagen hatte ich mich so an ihn gewöhnt. Er war ständig präsent gewesen. Und ich hatte gehofft, dass es wahr ist. Also, dass ich von dem Stern komme. Einfach, weil ich dann wüsste, was los ist.
Und ich fühle mich so benutzt. Einmal Sex, das war es? Kurz mal einen schnellen Fick, mehr nicht? Ob er das mit allen so macht? Mit allen unscheinbaren seltsamen Mädchen?
Auch die Mittwoche mit Viola fanden nicht mehr statt. Sie konnte sich mein ewiges Rumgeheule nicht mehr anhören. Kristina wendete sich von mir ab. Ich wollte nur noch unsichtbar sein.
Und irgendwann hab ich es geschafft. Ich bin jetzt unsichtbar. Niemand redet mit mir, niemand schaut mich an. Die Lehrer nehmen mich nicht mehr im Unterricht dran und wenn ich eine Vision kriege, beachtet das keiner.
Ich bin jetzt wieder viel öfter in der Bibliothek. Höre Musik oder lese.
Und da gehe ich jetzt auch hin. Ich lasse mich auf meinen Lieblingssessel sinken, suche auf meinem Ipod ein aggressives Rocklied. Drehe voll auf. Lasse mich nach hinten sinken. Die Tränen laufen. Wie jeden Tag. Mrs. Chapman hat es aufgegeben, mir zu sagen, dass ich die Musik leiser machen soll. Es ist eh selten jemand hier. Sie lässt mich einfach in Ruhe. Wobei sie wirklich die einzige in der Schule ist, die noch mit mir spricht. Aber ich möchte ja eh nicht reden.
Ich lasse meine Gedanken schweifen, doch immer wieder landen sie bei ihm. Ted. Gezwungener Weise aber auch bei Piper. Ich sehe Bilder, wie sie sich küssen, sich ausziehen, weitergehen... In meiner Brust verkrampft sich etwas, ich habe das Gefühl, dass ich keine Luft mehr bekomme. Ich beuge mich vorne über, höre mich durch die Kopfhörer schluchzen.
Warum tut es so weh von ihm getrennt zu sein? Ich will bei ihm sein, von ihm im Arm gehalten werden. Ich brauche seine Nähe.
Wie immer, wenn ich in diesem Zustand bin, überrollt mich die Vision einfach.

> Sie liegt auf einem Liegestuhl in der Sonne. Es ist warm, es sind bestimmt 30 Grad Celsius. Sie liest ein Buch. Doch dann fällt ein Schatten über sie. Sie schaut hoch und blinzelt. „Was...“ Er lacht und packt sie, zieht sie mit sich in den Wald. Ich schüttele den Kopf, renne ihnen nach. Was macht er? Ich sehe sein Gesicht schon wieder nicht. Ich sehe auch nicht, was er mit ihr macht, höre sie nur schreien und schreien. Will es nicht hören. Halte mir die Ohren zu. Wieso müssen ihr so schreckliche Dinge passieren? Ich öffne den Mund und beginne auch zu schreien.<

„Val! Val! Hey, es ist alles gut!“ Zwei starke Arme, die mich festhalten, hin und her wiegen. Seine Stimme, die wieder und wieder flüstert, dass alles gut ist. Meine Nase, an seine Brust gedrückt, mein Schrei, der langsam verstummt. Ted. Er ist bei mir. Ich schlinge meine Arme um seine Brust, presse meinen Körper an ihn. „Ted... Ted...“ „Psst... beruhige dich... du zitterst... bitte...“ Ich nicke, genieße seine Nähe, atme seinen Duft ein. Er seufzt, wartet, bis ich wieder ruhig bin und lässt mich dann los. „Vielleicht solltest du nach Hause gehen.“ Er reicht mir meinen Ipod, der mir heruntergefallen ist, erhebt sich und klopft sich die Hose ab. „Ich sag deinem Lehrer Bescheid.“ Ohne mich noch einmal anzuschauen verlässt er die Bibliothek wieder, ein Buch in seiner Hand. Und ich breche erneut in Tränen aus.

______________________

Schlechter Teil, ich weiß. Muss aber auch mal sein. Brauche eine Überleitung um auf die eigentliche Geschichte zurückzukommen ^^





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz