Wir lieben die Sterne zu sehr, um uns vor der Nacht zu fürchten - Teil 3

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 02.08.2011


Ihr Blick scheint Feuer zu spucken und ich kann nicht anders – ich muss lachen. „Ted? Was will ich denn mit Ted?“ Sie schnaubt. „Woher soll ich das wissen? Du rennst ihm die ganze Zeit hinterher. Als ob er was mit dir anfangen würde, du Freak.“ Ich öffne unbeeindruckt wieder mein Schließfach. „Piper, lass mich einfach zufrieden.“ „Wenn du Ted zufrieden lässt!“ „Hat dir schonmal jemand gesagt, wie nervig du bist?“ Ich knalle den Spind wieder zu und drehe mich um. Sie sieht aus, als ob sie jeden Moment explodiert und das entlockt mir ein breites Grinsen. Ich gehe ein paar Schritte weg und spüre dann, wie sie mir in die Haare greift. „Eins sag ich dir, Nutte“, zischt sie, „Nimmst du mir Ted weg, dann nehme ich dir die wenigen Freunde, die du hast und dann bist du ganz allein.“ „Sie kann dir nichts wegnehmen, das dir nicht gehört“, ertönt Teds Stimme hinter uns. Piper lässt mich schnell los und wirbelt rum. „T-Ted.“ Er nickt, schiebt sie zur Seite und geht zu mir. „Alles okay, Val?“ Ich richte meine Haare und drücke meine Tasche an meine Brust. „Ich wär auch ohne dich klargekommen.“ „Ach Val ..“ Er legt den Arm um mich und drückt mich kurz an sich, bevor er mich wieder loslässt. Ich starre ihn kopfschüttelnd an. „Was willst du von mir, Ted?“ „Ich will dich kennenlernen. Ich will .. ich meine ..“ „Hier gibt es soviele Mädchen, die an dir interessiert sind. Und ich bin es nicht. Du gehörst nicht zu meinem Umgang.“ „Und wer ist dein Umgang? Kristina? Wie viel weiß sie über dich? Viola? Wie gut versteht sie dich?“ Ich weiche zurück und starre ihn an. Er lacht und kommt auf mich zu. „Mensch, was ich schon alles über dich weiß!“ Sein Lachen geht in ein sanftes Lächeln über. „Trink einen Kaffee mit mir. Unterhalte dich mit mir. Bitte.“ Ich bin verwirrt, woher weiß er das? Mein Kopf bewegt sich wie von selbst hoch und runter. Er nimmt meine Hand, die ich ihm sofort wieder entziehe, geht mit mir durch das Schulgebäude und führt mich raus. Dabei redet er, erzählt mir unbedeutende Dinge, die ich eigentlich nicht wissen will. Mich interessiert nur, woher er all das weiß!
Schließlich kommen wir in einem kleinen Café an. Ted schiebt mich zu einem kleinen Tisch in einer Ecke, drückt mich auf einen Stuhl und setzt sich dann mir gegenüber. Eine Kellnerin kommt und fragt was wir trinken wollen. „Zwei Kaffee bitte“, antwortet Ted. Ich funkle ihn wütend an. „Wer sagt, dass ich einen Kaffee will?“ Er grinst. „Du liebst Kaffee.“ Ich versuche mich zu beruhigen und nicht näher darauf einzugehen. Ich will was anderes wissen. „Wer bist du?!“ „Ted.“ „Gott, ich weiß, dass du Ted heißt! Woher weißt du all das über mich! Damit behaupte ich nicht, dass es stimmt, aber ..“ „Schon gut. Bostwick.“ „Mich interessiert dein Name nicht!“ Er schaut mich fragend an. „Haben deine Eltern mich nie erwähnt?“ „Nein.“ „Okay .. ich bin dein Mentor.“ „Mentor?“ „Ja, dein Mentor. Ich weiß, dass du irgendein Talent hast, aber ich weiß nicht welches. Das müsstest du mir noch sagen.“ „Talent“, schnaube ich, „Wenn es ein Talent wäre, würde es mir ja gefallen. Und was soll das, Mentor? Wieso kommst du erst jetzt, kurz bevor ich siebzehn werde? Obwohl ich dieses „Talent“ schon seit dem Anfang meiner Pubertät habe?“ Er seufzt und nimmt wieder meine Hände. „Lass das!“ Schnell nehme ziehe ich meine Hände auf meinen Schoß. Die Kellnerin kommt mit zwei Tassen zurück und setzt sie vor uns ab. „Kann ich sonst noch etwas für sie tun?“, fragt sie und schaut Ted an. Dieser schüttelt den Kopf und schaut wieder zu mir, als sie gegangen ist. „Es tut mir leid, okay? Es gab .. Komplikationen.“ „Kannst du mir nicht einfach sagen, was ich bin und mich dann so weiter leben lassen, wie ich bisher gelebt habe?“ Einen Moment lang sieht er mich an, dann legt er Geld auf den Tisch. „Komm heute Abend zu mir, so um neun.“ „Warum?“ „Dann reden wir weiter.“ Er steht auf und verlässt das Café. Ich schaue in meine Tasse, nehme einen Schluck und denke nach.
Mein Mentor. Was soll das heißen? Jetzt bin ich noch verwirrter als vorher. Und was haben meine Eltern mit der Sache zu tun? Sie haben vorher nie erwähnt, dass sie etwas darüber wissen, warum behauptet Ted das? Wobei ich mir bei meinen Eltern bei gar nichts sicher sein kann. Sie sind ziemlich seltsam. Ich weiß kaum was über sie, nicht einmal, wie sie sich kennengelernt haben. Sie unterhalten sich nie, sie schweigen sich meistens an und ich meine noch nie gesehen zu haben, wie sie sich küssen oder so. Wir waren nie gemeinsam im Urlaub, wir haben nie was gemacht, was Familien so tun. Ich dachte immer, das liegt daran, dass die beiden sich einfach nicht lieben sondern nur so zusammenleben. Kann doch sein, oder? Dass sie wissen, dass ich in die Zukunft schauen kann, muss, wie auch immer, das glaube ich nicht. Das behauptet Ted bestimmt nur so. Ganz sicher. Warum sprach er dabei eigentlich von Talent? Ich hatte das nie als Talent angesehen, eher als Fluch.
Irgendwann stehe ich auf, verlasse das Café und mache mich auf den Heimweg. Wieso hat er mich in ein Café geführt und war zwei Minuten später gegangen? Ich verstehe diesen Kerl nicht. Aber um herauszufinden, was er genau will und wer er wirklich ist, werde ich mich wohl mit ihm treffen müssen. Die ständigen Berührungen allerdings, die müssen aufhören. Ich bin noch nie ein Freund von Körperkontakt gewesen und das wird sich jetzt auch nicht ändern, nur weil ein dahergelaufener Typ meint, meine Hand nehmen zu müssen. Nein. Ich glaube, ich muss da klare Regeln aufstellen, wenn er weiterhin will, dass wir uns unterhalten. Kristina darf mich auch nicht berühren, das darf nur Viola. Einfach, weil ich sie schon ewig kenne und ich ihr absolut vertraue. Wobei Ted in einer Sache recht hat, nämlich darin, dass sie mich einfach nicht versteht. Aber was kann ich tun, damit sich das ändert? Richtig, nichts. Ich kann sie schlecht an den Dingen, die ich sehe, teilhaben lassen. Ich wüsste nicht wie. Von ein paar Visionen habe ich ihr erzählt, sie hat mir auch geglaubt, aber sie versteht halt einfach nicht, wie es ist, dabei zu sein. Ist ja auch egal.
Als ich Zuhause ankomme, esse ich schnell was und habe ein oberflächliches Gespräch mit meiner Mutter, bevor ich in mein Zimmer gehe und mich an die Buchkritik für den Englischunterricht setzte. Wir haben gerade einen Roman von Jane Austen geschrieben. Puh, das war schwierig. Aber trotzdem echt schön. Naja, ich schreibe auf jeden Fall meine Kritik und dann setze ich mich noch an die Mathehausaufgaben. Doch die sind schnell erledigt, Mathe hat schon immer zu meinen besten Fächern gehört. Danach lege ich mich auf mein Bett und schließe die Augen. Ob ich, wenn ich mich konzentriere, sehen kann, was heute Abend bei Ted passiert?

>Ich sitze auf einem Stuhl, in einer Küche. Die Schränke sind quietschbunt, die Wände weiß. Es wirkt alles ein wenig armselig. Ted steht mit dem Rücken zu mir und hantiert mich irgendwas. Plötzlich dreht er mich um und schaut mich an. Dann wird alles schwarz.<

Huch, was war das? Das war kein übliches Ende. Und Ted hatte auch nichts gemacht .. schon wieder etwas, das ich nicht verstehe. Ach, ich hasse mein Leben.
So liege ich also da und starre die Leuchtsterne an, die über meinem Bett kleben. Sterne .. die fand ich schon immer faszinierend. Im Sommer klettere ich manchmal auf den Dachvorsprung vor meinem Fenster, lege mich zurück und schaue in den Himmel. Sie sind so alt, meist längst erloschen. Haben soviel erlebt. Ich frage mich, ob es dort oben auch Leben gibt. Bin sogar ziemlich überzeugt davon. Die Außerirdischen sind nur schlau genug und verstecken sich vor den Menschen, die sie mit zur Erde nehmen würden, um sie auseinander zunehmen. Würde ich an deren Stelle auch machen! Jedenfalls liege ich da wirklich oft. Ich fühle mich von Sternen angezogen. Immer, wenn ich eine Sternschnuppe sehe, wünsch ich mir was. Immer das gleiche. Habe ich ja früher schon mal erwähnt. Geht zwar nicht in Erfüllung, aber naja.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als es an meiner Tür klopft. „Ja?“, frage ich und schließe wieder meine Augen. Ich höre, wie jemand das Zimmer betritt und spüre dann, wie mein Bett an einer Seite leicht einsinkt, weil sich jemand dort hingesetzt hat. „Es ist bereits halb zehn“, höre ich die Person sagen. Ted. „Wie bist du hier reingekommen?“ „Dein Vater hat mich reingelassen.“ Ich öffne die Augen und sehe, wie er mich anschaut. „Wieso bist du nicht gekommen?“ Ich zucke mit den Schultern und setze mich auf. „Ich hab nachgedacht.“ Er streift seine Schuhe ab, zieht seine Beine aufs Bett und schlägt sie übereinander. „Dann erzähl ich es dir halt hier.“ „Bitte.“ Ich reibe mir die Augen und finde es mal wieder superpraktisch, dass ich mich nicht schminke. Ted schaut mich amüsiert an und beginnt dann zu erzählen: „Du gehörst zu einem von sieben Mädchen, die hier auf der Erde leben. In jedem Kontinent gibt es eins.“ „Meines Wissens nach gibt es noch mehr Mädchen.“ Er grinst. „Ja, aber nicht von der Sorte. Ihr seht euch absolut ähnlich. Die dunklen, langen Haare, die blauen Augen, nur dass ihr da alle verschiedene Nuancen habt ..“ Er lässt seinen Blick über meinen Körper gleiten und grinst breiter. „Die super Figur ..“ Ich blitze ihn wütend an und bringe ihn damit zum Lachen. „Komm, du kannst mir nicht erzählen, dass dich noch nie ein Junge angemacht hat.“ „Doch, genau das werde ich dir erzählen. Denn bei den meisten gelte ich als Freak, falls es dir noch nicht aufgefallen ist.“ „Nein, eigentlich finden dich alle heiß, du schreckst sie nur mit deiner Art ab.“ Er streckt sich kurz und schaut mir in die Augen. „Fällt dir an meiner Augenfarbe was auf?“ „Sie sehen so aus wie meine. Hab ich schon heute Morgen gemerkt.“ „Genau. Und daran haben die .. ich nenn sie immer Chefs .. aber sie sind .. naja .. eher Götter ..“ „Götter?“ „Es ist kompliziert. Das meiste wirst du nach und nach mitkriegen.“ „Ich will es aber jetzt wissen! Du kannst nicht bei mir auftauchen und mir irgendwas erzählen von wegen Götter und sechs Mädchen, die so aussehen wie ich und dann sagen, dass ich es herausfinde!“ „Lass mich doch mal ausreden! Verdammt, würdest du mich nicht als unterbrechen, dann ginge es viel schneller!“ Ich hebe die Hände um zu symbolisieren, dass ich mich ergebe und warte dann darauf, dass er weiter spricht. Er schaut mich einen Moment misstrauisch an und nickt dann. „Gut. Jedenfalls haben sie an der Augenfarbe erkannt, dass ich dein Mentor sein werde. Naja und hier bin ich. Ich soll dir dabei helfen, dich in der Gesellschaft zu integrieren, weil Menschen mit solchen Gaben dazu neigen, sich auszuschließen. Willst du wirklich einsam und verbittert sein? Eben. Und dafür bin ich dann halt da.“ „Hilfst du mir nicht dabei, diese Visionen zu vermindern?“ „Visionen? Was siehst du?“ Ich schüttele den Kopf und schaue auf meine Hände. „Das sag ich dir nicht, ich weiß ja nicht, ob du die Wahrheit erzählst.“ „Du musst mir glauben.“ „Wieso sollte ich?“ „Weil ich dir helfen kann.“ „Warum haben meine Eltern nie was gesagt?“ „Sie wussten nicht wie. Sie .. sie sind nicht deine wahren Eltern, Val. Sie haben dich adoptiert und damit eine große Bürde auf sich genommen.“ „Was bin ich, Ted, was?“ „Du bist .. du bist ein Sternenmädchen, Val. Du kommst von einem Stern, nachdem du benannt bist.“ „Ein .. Sternenmädchen?“





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