Einfach nur eine Geschichte - Teil 4

Autor: john
veröffentlicht am: 28.07.2011


Junge! Mein Leben hatte einen Sinn. Mein Leben hatte endlich einen Sinn! Und zwar gab ihn mir Marie. Ich begann wieder Lebenslust zu entwickeln. In den nächsten Wochen traf ich mich weitere Male mit diesem wunderbaren Mädchen. Wir gingen spazieren, chatteten abends mehrere Stunden bis in die Nacht. Wir gingen ins Kino, sahen uns zusammen Videos im Internet an und waren beide glücklich, dass wir einander hatten. Durch sie boomte mein Selbstbewusstsein nach oben. Meine Wohnung war aufgeräumt. Meine Depressionen hörten auf. Die nächste Prüfung in dem Fach Wirtschaft bestand ich mit der Note eins. Kurz, knapp und umgangssprachlich… Yeah!!! Und klar… wir küssten uns… wir küssten uns weitere Male in Momenten, die extra für so etwas gemacht zu sein schienen. Natürlich erzählte ich ihr nicht von meinen Problemen. Dafür war es noch viel zu früh…

Samstag morgen.
Der Wecker klingelte und riss mich aus einem schönen Traum. Ich tastete nach dem Ding und schlug mehrere Male drauf bis es verstummte. Dann schloss ich die Augen und verfiel sofort in einen Halbschlaf. Zwei Minuten später klingelte mein Handy, was mich ebenfalls dazu bringen sollte aufzustehen. Ich stöhnte. Das Handy lag auf meinem Tisch. So ungefähr drei Schritte von meinem Bett entfernt. Ich erhob mich und ging taumelnd auf das Gerät zu. Ein Bild von Marie, dass ich eben vor ein paar Tagen gemacht hatte, sah mich an. ´Verabredung Tennis´ stand da drauf.
Marie würde circa in einer Stunde mit einem Auto vor meiner Tür stehen. Das Auto gehörte nicht ihr, sondern war ausgeliehen von einem ´gutem alten Freund´ von ihr, wie sie es ausgedrückt hatte. Ich ging ins Bad, tat das nötigste und frühstückte dann langsam, während ich aus dem Fenster sah. Meine Gedanken schweiften ab. Irgendwann merkte ich, dass in meiner Schüssel Cornflakes nur noch ein paar Mililiter Milch übrig waren und ich diese gerade mit dem Löffel rauszufüllen versuchte. Es hupte ein paar Mal… . Es war Marie. Meine Marie. Ich ließ alles stehen, nahm die zwei Tennisschläger und den Ball mit und hastete zu ihr herunter. Sie begrüßte mich lächelnd. Ich umarmte sie: ,,Wie geht’s dir?“
,,Gut was denn sonst?“ ,,Ein schwarzer BMW“ , bemerkte ich. ,, Nicht übel.“
,,Ja, ich find den Waagen Klasse. Spring rein!“
Wir fuhren los. Mir kam die Autofahrt eindeutig zu kurz vor. Wir unterhielten uns in leiser Lautstärke über die Uni. Über die Lehrer und Studenten dort.
,,Ben, wo wohnen eigentlich deine Eltern?“,fragte Marie nach einer Zeit, obwohl es gerade überhaupt nicht zum Thema passte.
Ich ignorierte sie einfach und sprach schnell mit was anderem weiter. Hoffentlich dachte sie, ich hätte sie nicht gehört… .
Wir kamen an. Obwohl es noch früh am Morgen war, war die Luft angenehm frisch, aber nicht kalt. Wolken verdeckten die Sonne. Der Platz, der extra für die Spielfelder Tennis, Beach-Volleball und Squash zum Parken errichtet wurde, war nicht wirklich sonderlich gefüllt. Wir wären also so gut wie allein… Ich und Marie. Die Gegend war still. Nur ein alter Mann mit einem großen Hund ging auf der anderen Straßenseite friedlich spazieren. Gerade vorbei am Eingang, der Spielhallen.
,,Es ist schön hier, nicht?“, sagte Marie. Ich nickte.
Ich weiß nicht warum ich das tat. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Hätte ich es nicht getan… es wäre nicht passiert. Aber man musste bedenken. Die Wahrscheinlichkeit, dass es mich traf, war extrem gering. Aber es ist nunmal so geschehen. Und ich konnte es jetzt nicht mehr ändern.
Mich umfing ein hohes Verlangen nach Tatendrang . Ich ging langsam rückwärts, schwang meinen Tennisschläger herum, warf ihn ein paar Mal in die Luft und fing ihn auf, dabei bedacht möglichst beeindruckend zu wirken… Marie lachte bei den Schaupiel.
Ich ging ohne es zu merken auf die offene Straße…
Was war daran so schlimm es zu tun? Wer hätte erwartet, dass es sich dies genau an diesem ruhigen Morgen ereignete? Genau an diesem Zeitpunkt? Wenn ich eine lächerliche Minute später oder früher, auf die Straße gegangen wäre, wäre alles anders gewesen Ich wäre nicht der erste Mensch, der auf eine Straße ging und dort stehen bleibt, wie dumm es auch klingen mag.
Das Geräusch, was ich vorher für ein fernes Autogeräusch gehalten hatte, kam in den nächsten paar Sekunden näher. Immer näher und näher. Ich hatte kaum Zeit zu reagieren, als ich einen gelben Sportwaagen mit blauen, aufgemalten Streifen, die sich über das ganze Auto zogen, sah. Ich merkte nicht, wie Marie mich warnte. Das Fahrzeug kam von rechts…schleuderte sich förmlich ohne zu Bremsen, um die Kurve. Es fuhr mit ungefähr 100 Kilometer pro Stunde. Wenn nicht sogar mehr. Mein Körper folgte einem Instinkt und sprang… auch wenn es nicht viel bringen würde.
An was denkt ein Mensch, wenn er weiß, dass er in weniger als drei Sekunden stirbt… ?
Meine Antwort auf diese Frage war: MARIE
Ich hörte nur noch, wie sie meinen Namen schrie. Sie. Das Mädchen, dass mein Leben verändert hatte. Es durfte nicht das Ende sein ... Nicht jetzt.







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