Das Herz hat seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt - Teil 17

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 28.09.2011


Ich persönlich finde den Teil nicht so gut :/ aber darüber sollt ihr entscheiden :D LG
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Cillian lief durch die offenstehende Haustür. Das große Tor hatte Winston bereits aufgeschlossen und der junge sah seinen Freund auf der anderen Seite entlanggehen. In diesem Moment befand sich Archie in Texas und Cillian in Oklahoma. Aber dieser Augenblick hielt nicht lange an, denn Cillian rannte fassungslos seinem Freund hinterher. Texas Grenzland war trocken und spröde. Hier wuchs nichts, deswegen waren die ersten paar Kilometer von der Grenze ab unbewohnt.
„Was machst du denn da?“, rief er keuchend.
Archie blieb stehen. „Ich erfülle mir meinen Traum“, sagte er und blinzelte in die Sonne. Täuschte er sich, oder schien sie in Texas heißer als auf der anderen Seite des Tores?
Cillian sah bestürzt aus. „Wie, was?“, stotterte er. „Das ist doch unser Traum gewesen! Wieso läufst du einfach davon?“
Archie sah ihm nicht in die Augen. Krampfhaft schaute er woanders hin, als er sprach. „Du musst deine Schwester finden, Kleiner. Dabei werde ich dir nur eine Last sein…“ Auf einmal verstand Cillian, was sein Freund damit sagen wollte. Enttäuschung machte sich in ihm breit.
„Nein“, meinte er. „Das ist es nicht. Du denkst wieder einmal nur an dich! Jetzt wo du so kurz vor deinem Ziel stehst, willst du es um keinen Preis aus den Augen verlieren, stimmt’s?“ Archie sagte nichts. Aber er sah ertappt aus. „Deinen Freund alleine zurück lassen, um hier dir hier unseren Traum zu erfüllen.“ Er nickte, immer noch enttäuscht, was man in seinem Gesicht sah. Er machte eine ausschweifende Handbewegung. „Die unendlichen Weiten von Texas liegen vor dir“, sagte er, keineswegs ermunternd. „Wenn du gehen willst, dann geh.“
Ohne eine Antwort abzuwarten wandte er sich ab und ging zurück zum Haus. Winston und Nancy hatten immer noch ein breites Lächeln auf dem Gesicht. Cillian war traurig und mutlos. Einen richtigen Freund hatte er noch nie, und einen zu verlieren, war unerträglich.
„Wann fahren wir los?“, fragte er dennoch hoffnungsvoll. Maggie zu finden war jetzt das Wichtigste. Winston war voller Tatendrang für einen Mann seines Alters. „Ich würde sagen, wir sollten keine Zeit verlieren! Wenn Maggie erstmal in Poteau ist, finden wir sie nicht so leicht. Also fahren wir gleich wenn ich die Sachen zusammengepackt habe.“
Nancy nickte zustimmend. „Ich werde hier bleiben und aufpassen, falls noch jemand kommt.“
Cillian nickte. Das war eine gute Idee. Im Stillen dankte er dem alten Ehepaar, aber er fragte sich auch, wie es wohl ohne Archie werden würde.
„Sag mal“, brummte Winston weniger euphorisch. „Wo ist denn dein Freund abgeblieben?“
Cillian hob gerade zu einer Erklärung an, als Archies Stimme vom Eingang erklang. „Na, ich bin hier“, sagte er grinsend, an den Türrahmen gelehnt und die Arme verschränkt. „Ich war doch nie weg.“ Er zwinkerte Cillian zu. Ein Stein fiel dem kleinen Jungen vom Herzen. Er hatte schon befürchtet, einen guten Freund zu verlieren. Den einzigen… In seinem Gesicht machte sich ebenfalls ein Grinsen breit. Winston und Nancy bekamen dieses stumme Gespräch der beiden nicht mit. Die alte Dame machte nur ein glückliches Gesicht. „Ich freue mich so für die liebe Maggie“, sagte sie. „Endlich findet sie ihre Familie wieder!“

Abigail wurde nicht entlassen und morgens, als sie etwas unbehaglich aus der Scheune trat, wartete auch keine wütende Mrs. Mackenzie auf sie. Stattdessen winkte ihr Moses vom Feld her zu. Trotz der Striemen auf seinem Rücken (natürlich von O’Donnel) tat ihm die körperliche Arbeit gut. Er war daran gewöhnt, also machte ihm die brennende Sonne nichts aus. Abigail lächelte und winkte zurück. Mittlerweile waren die beiden sehr gute Freund. Abends nach der Arbeit unterhielten sie sich in der Scheune und erzählten von ihrem Tag. Besonders über den peinlichen Vorfall mit Mrs. Mackenzies Sohn fand Moses sehr amüsant. Über Joans wortwörtlich umwerfende Begegnung mit dem Hund Bobby musste er ebenfalls lachen. Auch jetzt während sich die beiden zuwinkten stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht. O’Donnel, der umherging und aufpasste, schien das überhaupt nicht zu gefallen. „Was gibt’s denn da zu grinsen?“, schnauzte er. „Arbeite, Nigger, sonst kriegst du nichts zu essen!“
Moses Drohung hatte nur kurz eine Wirkung gezeigt. Mit seiner Peitsche und in seiner Position kam sich O’Donnel auf die Dauer scheinbar unbesiegbar vor. Moses war zu klug, als das er etwas Unüberlegtes getan hätte. Er arbeitete einfach weiter. Abigail schüttelte den Kopf und ging zum See um Wasser zu holen. Bobby folgte ihr. Seit dem vorherigen Tag lief er ihr andauernd hinterher. Es sollte ihr Recht sein, sie mochte Bobby. Er bekam einfach zu wenig Zuwendung von der Familie. Die dicke Katze hingegen wurde verwöhnt und durfte sogar im Haus schlafen.
„Armer Hund“, murmelte Abigail und streichelte ihn. Er erinnerte sie ein bisschen an die Sklaven. Sie waren auch Ausgestoßene in der Gesellschaft.
Durch Bobbys feuchte Zunge an ihrer Hand wurde sie aus den Gedanken in die Wirklichkeit zurückgeholt. Sie ging mit dem Wasser zurück zum Haus und wusch sich damit. Einen Brunnen gab es nicht. Mr. Mackenzie hatte sich nie die Mühe gemacht, einen zu bauen. Plötzlich spürte sie eine Hand auf dem Rücken. Sie drehte sich um und kam sich vor wie bei einem Déjà-vu.
„Können Sie mich denn nicht in Ruhe lassen?“, brachte sie zustande, als ihr schon wieder O’Donnel ins Gesicht schaute. Sie schüttelte seinen Arm ab, was dieses Mal ziemlich einfach ging, und wich einen Schritt zurück.
„Hör zu…“, brummte er und machte einen Satz vorwärts. Bobby bellte ihn an, denn Hunde merkten schnell, wenn jemand Angst hatte oder in der Klemme steckte. Aus dem Bellen wurde schließlich ein Knurren. O’Donnel lies sich davon einschüchtern. Bobby war nicht gerade ein kleiner Hund und wenn er die Zähne fletschte, sah das ziemlich bedrohlich aus.
„Gibt’s ein Problem, O’Donnel?“
Andrew stand auf der Veranda und sah den Aufseher misstrauisch an. Anscheinend hatte er schon Erfahrung mit dem zwielichtigen Aufseher gemacht.
Dieser warf Abigail noch einen vernichtenden Blick zu und drehte sich dann um. „Nein, natürlich nicht, Mister“, antwortete er mit gespielter Freundlichkeit. „Alles in bester Ordnung.“ Aber Andrews Blick veränderte sich nicht. „Ich denke, du passt auf die Falsche auf“, sagte er und deutete auf das Feld, wo jetzt alle Sklaven am arbeiten waren. O’Donnel brummte irgendetwas Unverständliches und machte sich davon.
Abigail blieb leicht zitternd stehen. Hörte das denn nie auf? Sie sah zu Moses herüber. Zu ihrem Schrecken merkte sie, dass er alles gesehen hatte. `Bitte, mach jetzt nichts Falsches´ dachte sie verzweifelt. Aber erneut wandte sich der Schwarze nur ab und arbeitete weiter. Lange würde er das nicht mehr mit ansehen.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Andrew. Er stand plötzlich vor ihr, sie hatte ihn gar nicht bemerkt. Die Tränen in ihren Augen blinzelte sie weg und sah ihn an. „Ja“, entgegnete sie hastig. Andrew nickte. Er hatte die schwere Uniform abgelegt und trug jetzt normale Kleidung. In ihnen sah er sogar noch etwas größer aus. Seine braunen Augen sahen sie mitfühlend an. Das machte Abigail wütend. Als ob sie von irgendwem Mitleid brauchte! „O’Donnel war schon immer etwas seltsam-“
„Es ist…nichts!“, unterbrach ihn Abigail harsch. Für einen Moment sah es so aus, als ob Andrew auch vor ihr zurückweichen wollte. Aber er sah sie nur an. Irgendwie…ausdruckslos. Abigail hielt das nicht lange aus.
„Ich muss arbeiten“, murmelte sie und lies ihn stehen.
Aber Andrew war weder dumm noch stumpfsinnig. Er kannte O’Donnel schon länger und richtig gemocht hatte er ihn nie. Der Aufseher war ein grausamer Mensch. Er ballte eine Hand zur Faust. Wie dieser Sadist mit den Sklaven umging, war unmöglich! Das musste aufhören. Andrew ging zurück zum Haus. Es war langsam an der Zeit, O’Donnel von seinem Dienst zu befreien.






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