Music is the Key - Teil 3

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 11.07.2011


Schön, dass euch die Geschichte gefällt! :)
Jetzt kommt ein ziemlich inhaltsloser Teil, meiner Meinung nach. Zumindest am Anfang. ;D Aber ich weiß noch nicht, auf was ich hinaus will, mit der Geschichte :D

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Ich hatte das Gefühl, dass mich alle ansahen und das bracht mich in Verlegenheit. Ich bemerkte, dass ich rot anlief. Oh Mist, wie peinlich! Xaver rettete die Situation.
„Super, Anna!“
Ich grinste dümmlich und stand auf. Ich mochte den Kerl. Er war locker, cool. Und musikalisch! Hey, alles super Eigenschaften für einen potenziellen Freund. Haha. Nein. Was wollte ich mit einem Freund? Das würde nur Ärger bringen, das sah ich ja immer bei meinen Freundinnen, die nach zwei superglücklichen Wochen heulend und Eis essend in ihren Zimmern saßen.
Der Lehrer, der sich inzwischen als Herr Conrad vorgestellt hatte, machte sich irgendwelche Notizen und murmelte was. Ob positiv oder negativ, das konnte ich nicht raushören. Naja, war mir auch egal.
Jetzt war Amy dran. Sie lächelte überheblich, nahm ihr Geige auf und begann den Fluch-der-Karibik-Soundtrack zu spielen. Sie beherrschte ihr Instrument, aber von Liebe konnte ich nichts spüren. Sie sah die Geige nicht als Teil ihrer Selbst an, sondern als Fremdkörper. Und es klang auch nicht gut, ohne all die fehlenden Instrumente, die sonst noch in diesem Stück zu hören waren.
Das dachte sich anscheinend auch ein anderer Junge, von dem ich mir auch den Namen hatte merken können. Er hieß Ben und spielte Schlagzeug. Im Gedächtnis war er mir geblieben, weil er grüne Haare und ein Nietenhalsband hatte. Jedenfalls sprang er zum Schlagzeug und setzte ein. Amy verzog das Gesicht und hörte auf zu spielen.
„Ich bin dran!“
„Hey, locker, Mann, das klang halt ein wenig lahm. Wollte dich nur unterstützen!“
Herr Conrad erhob sich.
„Ich denke, das ist eine gute Idee. Gut, Ben, bleib am Schlagzeug, ihr anderen, nehmt eure Instrumente und spielt mit! Das macht doch Spaß, mal zu improvisieren!“
Das ließen sich die meisten nicht zweimal sagen. Auch ich stand auf und ging zu dem Klavier, während Xaver aufgeregt an seinem Kontrabass zupfte. Nur Amy stand da und verzog das Gesicht. Herr Conrad stellte sich vor sie.
„Was hast du, Amy?“
„Ich will nicht mit den anderen spielen.“
„Willst du immer alleine spielen? Allein auf einer großen Bühne stehen?“
Sie hob trotzig das Gesicht.
„Ja, und das werde ich auch. Ich bin gut. Ich brauche niemanden.“
Herr Conrad nickte.
„Soso.“
„Soso? Was soll das heißen?“
„Du denkst also, du kannst es allein. Soll ich dir was verraten? Das kannst du nicht. Nicht, solange du deine Geige nicht wirklich liebst. Schau dich mal um. Und ihr alle hört jetzt zu!“
Er drehte sich langsam im Kreis und sah jedem einen Moment ernst in die Augen.
„Einige unter euch, beherrschen ihr Instrument, keine Frage. Aber ihr liebt es nicht. Doch genau das müsst ihr tun, um richtig gut zu werden! Ich will Leidenschaft sehen!“
Er drehte sich wieder zu Amy.
„Und ich will Teamwork. Denn ohne läuft hier nichts. Die meisten von euch enden eh in einem Orchester. Und da muss man miteinander arbeiten, nicht gegeneinander. Und das werden wir in den nächsten Wochen üben.“

Und das taten wir. In der ersten Woche wurden ein paar noch in andere Gruppen eingeteilt und wir wurden ein paar weniger, was aber ganz gut war. Amy blieb leider bei uns. Keine Ahnung wieso, aber sie wurde mir immer unsympathischer. Aber dafür hatte ich ja Xaver, der mich den ganzen Tag lang unterhielt. Er war der witzigste Mensch, den ich jemals getroffen hab. Wir wurden richtig gute Freunde. Auch mit Dora freundete ich mich an. Am Ende der ersten Woche, dem Sonntagabend lagen wir auf unserem Balkon und genossen die letzten Sonnenstrahlen. Irgendwann bemerkte ich, dass ihr Blick auf mir ruhte und drehte faul meinen Kopf zu ihr hin.
„Was gibt’s?“
„Läuft da was?“
„Was meinst du?“
„Zwischen diesem Xaver und dir.“
„Nein.“
Ich schüttelte heftig den Kopf und musste grinsen.
„Nein, ich mag ihn, aber er ist .. mir ein wenig zu überdreht. Auf Dauer würde mich das nerven.“
„Hm.“
„Warum fragst du?“
„Nur so. Er soll ziemlich gut sein.“
„Ja, ist er auch.“
Sie nickte und zündete sich eine Zigarette an. Ich verzog das Gesicht, denn ich hasste diesen Geruch. Einen Moment lang schwiegen wir, doch dann unterbrach sie die Stille wieder.
„Und Ben? Wie ist der?“
„Der ist auch klasse.“
„Magst du den?“
„Willst du mich irgendwie verkuppeln?“, fragte ich misstrauisch.
„Vielleicht“, grinste sie, „Vielleicht auch nicht.“
Wieder schwiegen wir eine Weile. Diesmal wurde es von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Ich stand auf, ging hin und öffnete.
„Hey“, grinste Ben.
„Hi“, erwiderte ich. „Was los?“
„Um Mitternacht kommen du und deine Mitbewohnerin zu mir und Xaver. Hab noch ein paar anderen Leuten Bescheid gegeben.“
„Ehm ..“
Ich sah kurz zu Dora, die begeistert nickte.
„Ja, okay.“
Ben grinste nochmal kurz und verschwand dann wieder.
Also sollte es heute Abend passieren. Ich würde das erste Mal in meinem Leben gegen eine Regel verstoßen. Bisher war ich immer das liebe Kind gewesen, dass sich an alles gehalten hat. Im Winter hab ich nicht mal einen Schneeball auf dem Schulhof geworfen und ich hatte erst Recht nicht das Schulgelände verlassen. Wenn meine Eltern gesagt hatten, ich so um elf Zuhause sein, war ich um halb elf da. Und wenn sie mir keine Beschränkung gegeben hatten, dann war ich trotzdem zu einer menschlichen Zeit daheim. Ich hatte keinen Gefallen daran, Alkohol zu trinken, so wie meine Freunde. Ich war ja auch erst sechzehn! Ich hatte noch nie welchen getrunken, noch nie eine Zigarette angerührt, geschweige denn Drogen genommen. Ich war halt ein artiges Mädchen. Ging zu meinem Unterricht und hatte gute Noten. Ich war die perfekte Tochter, nicht wie mein Bruder, der schon mit dreizehn das erste Mal im Vollrausch nach Hause kam.
Ich hasste es.
Nach außen wirkten wir wie eine glückliche Familie, die gemeinsam alles schaffte. Als meine Mama gestorben war, kamen Leute zu mir, die ich nie gesehen hatte, und sagten mir, wie stark ich doch wäre. Dass ich eine großartige Stütze für meinen Vater wäre. Das wollte ich aber nicht sein! Ich wollte das kleine Kind sein, dass um seine Mama trauert. Immerhin war ich erst dreizehn! Mein Vater versank in ein Tief. Er gab kaum noch Konzerte und schrieb auch keine neuen Lieder mehr. Ich musste für ihn da sein. Und für meinen Bruder auch. Der hatte damals seine Ausbildung geschmissen und saß nur noch in seinem Zimmer vorm Computer. Meine Aufgabe war es gewesen, dafür zu sorgen, dass er aß. Oft hatte er mir irgendwas an den Kopf geschmissen, als ich sein Zimmer betreten hatte. Ich wollte trotzdem nicht von Zuhause weg. Wenn ich jetzt darüber nachdachte, hätte ich damals einfach hierher gehen sollen.
Dora riss mich aus meinen Gedanken.
„Das wird echt geil!“
Ich zuckte mit den Schultern. Sie sah mich einen Moment nachdenklich an, packte dann meine Hand und zog mich auf ihren Schreibtischstuhl.
„Ich style dich jetzt mal so richtig auf. Die Jungs werden Augen machen!“






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