Die Einsicht die zum Glück verhilft

Autor: Aylin
veröffentlicht am: 19.02.2006




Ceylan wachte auf und beim Öffnen ihrer Augen sah sie Elif verschwommen vor sich. 'Ceylan, wach auf du schreist seit einer halben Stunde um dich und dein ganzes Gesicht ist mit Tränen überflutet! Was hast du bloß geträumt, dass du so ausflippst?' Ceylan kam langsam zu sich und begriff jetzt erst was passiert war. 'Ich hab keine Ahnung, was ich geträumt habe, warum fragst du überhaupt?' - 'Versuch dich lieber schnell wieder daran zu erinnern. Es könnte etwas Schlimmes bedeuten!' Ceylan stand schwankend auf und hatte auf Bezug ihres Traumes ein komisches Gefühl. Das war nicht ihre erste Klassenfahrt mit Elif an ihre Seite. Worüber sie auch froh war, da Elif ihr bei jedem Problem bei Seite stand. Die beiden machten sich fertig und gingen dann gemeinsam zum Frühstück. Ceylan nahm sich nur eine Tasse Tee mit zum Tisch, aber Elif hatte keinen Scham davor richtig reinzuhauen. Nach einer kleinen Pause war wandern angesagt und die Gruppe entschied sich für den nahe gelegenen Wald. Nach drei Stunden konnte Ceylan endlich eine Rast, von Herr Weinmann, erbetteln. Stolz setzte sie sich neben Elif und holte tief Luft. 'Voll stark, danke Ceylan!', bemerkte Serkan als er an ihr vorbei ging und genoss dann seine Pause. 'Elif hast du das gesehen oder hab ich jetzt schon Warnvorstellungen!' - 'Kann sein ich hab nicht richtig hingeguckt! Ach du meinst Serkan, dessen Haare immer ihren eigenen Look haben, oder?', erwiderte Elif auf Ceylans Frage und betrachtete dabei ihre leuchtenden Augen. Nach der Wanderung gab es Mittagessen und jeder konnte danach seine Freizeit alleine regeln. Ceylan war immer gern eine Einzelgängerin und hielt sich deswegen oft mutterseelenallein in der Gegend um das Grundstück auf. Als sie das mal wieder tat, dachte sie darüber nach was Serkan mit seinem Kommentar gemeint gehabt haben konnte. Doch sie kam einfach nicht drauf, denn sie hatte ihn schon öfter erlebt und konnte trotz dessen einfach auf kein Ergebnis kommen. Die nächste Zeit beobachteten Serkan und Ceylan sich gegenseitig und konnten es einfach nicht lassen sich andauernd zu begrüßen, unterhalten oder einfach nur in der nähe des jeweils anderen zu sein. Eines Morgens wachte Ceylan, durch das aufgeregte Gerede von Elif auf und vor ihrer Nase hing ein Brief. Ceylan richtete sich auf und sah, dass auf dem Brief 'an Ceylan' stand. 'Diesen Brief hat wohl jemand in der Nacht durch den Türschlitz geschoben. Los ließ ihn!' Ceylan öffnete also diesen Brief und las ihn. In ihm stand:

An Ceylan
Ich sehe dich denken
Tag für Tag
Am liebsten würde ich dir schenken
Meinen Rat

Du hast mich fasziniert
Meine Gedanken widme ich dir
Ich bin stolz nicht geniert
Ich hoffe aus uns wird ein WIR

Ein, auf dich aufmerksam gewordener, jemand!

Ceylan war verwirrt, denn sie dachte über den geheimnisvollen Verfasser nach. Im Saal zum Frühstück, war sie so in Gedanken, dass sie nichts aß. In der Gruppenzeit verlangten die Teamleiter diesmal, dass die Schüler sich in Gruppen zusammen taten und ein Theaterstück aufführten. Ceylan stand gerade auf und wollte sich eine Gruppe suchen, da standen plötzlich ein Paar Jungs vor ihr und baten sie in ihrer Gruppe mitzumachen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht stimmte sie zu und sie gingen gemeinsam nach draußen zum Proben. Einer von ihnen drehte sich zu Ceylan und fing an: 'Also, ich bin Deniz und das sind Ersin, Justin, Serkan und Jo. Wir würden gerne Schneewittchen spielen und da du ja das einzige Mädchen bist, musst du halt Schneewittchen sein. Wir proben jetzt einfach und du wirst ja dann deine Parts finden! OK?' 'Ja klar, also fangt an! Alle auf ihre Plätze und los geht's!' Ceylan hatte überhaupt kein Problem damit in einer reinen Jungengruppe mitzumachen, im Gegenteil. Sie hatte eine Menge Spaß und war gespannt, wie die Jungs sich als Zwerge machen würden. Am Ende des Stücks angelangt, lag Ceylan alias Schneewittchen im Koma und ihr Prinz sollte sie, in diesem Stück gespielt, wach küssen. Sie lag, auf ihrer Jacke, auf dem Boden und plötzlich beugte Serkan sich über sie und küsste die Luft neben ihrer Wange.
Ihr Auftritt war nun an der Reihe und Ceylan war immer noch Fassungslos, dass Serkan der Prinz sei. Elif verfolgte das Stück aufgeregt und als Ceylan sich danach neben sie ins Publikum setzte, stand Ceylan starr. Elif war verwundert, ließ Ceylan in Ruhe, damit sie allein wieder zu sich kam. In der Freizeit suchte Ceylan Serkan auf, um ihn etwas Wichtiges zu fragen. Sie fand ihn an dem Ort, wo sie sich den größten Teil ihrer Zeit aufhielt. Sie kam von hinten an ihn ran, doch plötzlich fing er an zu reden: 'Jetzt verstehe ich dich endlich. Es ist so ein wunderschöner Ort, um nachzudenken!' Bei Ceylan blitzte es auf einmal. 'Warum hast du mich auf der Bühne wirklich auf die Wange geküsst?' 'Dieser Mond ist unglaublich! Er bringt in jeden Gedanken sein Licht.' 'Und warum hast du mir diesen Brief geschrieben?' 'Hier wird einem der Kopf so klar wie Wasser.' 'Serkan, bitte gib mir eine Antwort. Ich muss Klarheit haben!', schrie sie, damit er ihr endlich zuhörte und eine Antwort zu standen brachte. Serkan drehte sein Gesicht blitzartig zu Ceylan. Er sah ihre Tränen und wie verzweifelt ihr Gesichtsausdruck war, dann antwortete er: 'Weil… ich dich liebe, verstehst du? Ich liebe dich! Ich schreibe Gedichte über alle Situationen und Gefühle, doch seit ich dich kenne schreibe ich nur noch über dich und meine Gefühle zu dir.' Beide saßen nun auf der kalten Steinmauer mit den Blicken aufs Wasser gerichtet. Keiner rührte sich. So ging das eine ganze Stunde lang, bis Ceylan aufstand und ins Haus ging. An diesem Abend sagte sie kein einziges Wort mehr, noch nicht einmal zu Elif. Serkan sagte an diesem Abend genau wie Ceylan einfach kein Wort mehr zu niemandem. Er wollte weder Essen, noch mit seinen Freunden gehen, geschweige denn überhaupt sein Zimmer verlassen. Am nächsten morgen wachte er auf ohne auch nur einen Gedanken zu fassen außer seinen Bildern und Szenen von Ceylan im Kopf. Er setzte sich ans Fenster und sah dabei einen Brief auf dem Boden, hinter der Tür, liegen. Er nahm ihn hoch und setzte sich wieder auf den Stuhl. Nach drei Stunden leeren Blicken, fasste er sich und öffnete den Brief ganz langsam. Ohne auch nur einen Ton von sich zu geben las er den Brief nun:

An Serkan
Meine Gedanken hatte ich nicht unter Kontrolle
Sie waren verstreut wie kleine Körner
So verschnürt wie ein Knäuel Wolle
Um sie zu durchbohren hätte ich gebraucht ein Paar Hörner

Ich werde da sein wo meine Gedanken sich am wohlsten fühlen
Deine werden es heute auch tun
Dein Kopf wird sich dort enorm abkühlen
Ab acht werden deine Gemühter wieder ruhen

Eine, sehr hoffnungsvolle, Dame

Er verstand sofort was in diesem Brief stand und machte sich fertig, um aus dem Haus zu gehen. Ceylan saß am See und war schon halb erfroren, da merkte sie, dass ihr jemand eine Jacke auf ihre Schultern legte. 'Du konntest meine Nachricht also entschlüsseln? Ich wusste, das du das kannst.' 'Du bist echt gut! Aber jetzt mal ehrlich. Warum hast du mich hier her bestellt?' 'Nur so!' 'Was soll das? Warum tust du mir das an?' 'Weil… ich dich liebe, oder warum hast du gedacht bestell ich dich um acht Uhr an den See?' Serkan verborg sein Gesicht ohne einen Ton von sich zu geben. 'Ich wollte dich nicht verletzten, aber ich war mir meiner Gefühle noch nicht sicher. Kannst du mir verzeihen? Serkan?' Plötzlich drehte er sein Gesicht um und ein grinsen war zu sehen. Er legte seine Hände auf ihre Wangen und küsste sie. Serkan ließ Ceylan los und wartete auf ihre Reaktion. Sie war einfach nur überwältigt und verschränkte ihre Arme um seinen Hals, um ihn dann nochmals zu küssen. Ab da an verbrachten sie jeden gemeinsamen Abend am See. Wieder zurück von der Klassenfahrt waren sie sehr froh sich endlich gefunden zu haben und verbrachten jede freie Minute zusammen...









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