Es könnte alles so einfach sein... - Teil 16

Autor: josie
veröffentlicht am: 04.10.2011


Der Bus fuhr ruckelnd los. Ich schloss meine Augen, konnte den Anblick der Sonnenstrahlen, die die Straßen beleuchtete nicht ertragen. Ich spürte, wie die Tränen sich langsam einen Weg aus meinen Augen über meine Wangen zum Kinn bahnten, um dann auf mein T-Shirt zu tropfen. Ich konzentrierte mich ganz darauf. Nahm nichts mehr wahr außer diesen salzigen Tropfen und die Musik, die meine Ohren berieselte. Passenderweise lief gerade das Lied „Ohne dich“ von Selig:


Langeweile besäuft sich
meilenweit
Ich zähl die Ringe an meiner Hand
Da draußen alles dreht sich
still um nichts herum
und ich male deine Schatten an jede Wand

Es kommt so anders als man denkt
Herz vergeben
Herz verschenkt

Ich gab dir meine Liebe
gab dir Zeit, Geduld und Geld
Ich legte mein Leben
in deine kleine Welt
Wer auch immer dir jetzt den Regen schenkt
ich hoffe es geht ihm schlecht
Wer auch immer dich durch die Nacht bringt
bitte glaub ihm nicht
Es kommt so anders als man denkt
Herz vergeben
Herz verschenkt

Es ist so ohne dich
es ist so widerlich
ich will das nicht
Denkst du vielleicht auch mal an mich?!
es ist so ohne dich
und wenn du einsam bist
Denkst du vielleicht auch mal an mich?!

Ich nähte mir einen Bettbezug aus der Zeit die wir hatten
und trink mir alte Wunden an
so tief und allein
Kein Berg den ich nicht versetzt hab
zog jede Chance an den Haaren herbei
für ein Leben lang
zu leben
so wild und so frei

Es kommt so anders als man denkt
Herz vergeben
Herz verschenkt

Es ist so ohne dich
ich find es widerlich
ich will das nicht
Denkst du vielleicht auch mal an mich?!
es ist so oh ohne dich
und wenn du einsam bist
Denkst du vielleicht auch mal an mich?!


Ich stellte meine Füße auf die Sitzfläche und schlang meine Arme um meine Beine.

Es kommt so anders als man denkt…

Mein Körper bebte vor unterdrückten Schluchzern. Ein kalter Schauer nach dem anderen jagte mir über den Rücken.

Herz vergeben, Herz verschenkt…

Ich weinte bitterlich. Konnte nicht mehr aufhören, selbst wenn ich gewollt hätte. Aber ich wollte nicht. Klammerte mich an die Hoffnung, dass es vielleicht besser werden würde, wenn die Tränen versiegt waren. Das der Schmerz nachlassen würde…

Ich legte mein Leben in deine kleine Welt…


Irgendwann öffnete ich meine Augen und sah, dass der Bus kurz vor meiner Haltestelle war. Als er hielt erhob ich mich und stieg aus. Langsam machte ich mich auf den Weg nach Hause, immer noch dasselbe Lied hörend. Ich hatte es nicht eilig. Zu Hause würden mich nur alle mit Fragen löchern und ich war alles andere als bereit, darauf zu antworten.
Jeder, dem ich begegnete sah mich mit einem erschrockenen und zugleich besorgten Gesichtsausdruck an. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich in diesem Moment aussah, wahrscheinlich könnte ich locker als fertiges Halloweenkostüm durchgehen.
Wenige Minuten später stand ich dann vor unserer Haustür und überlegte, wie ich am besten unbemerkt in meinem Zimmer verschwinden konnte. Mir fiel jedoch nichts Brauchbares ein, weshalb ich einfach eintrat, einmal laut „Bin wieder da“ ins Haus rief und dann schnell die Treppe hoch rannte. Ich kam jedoch nicht weit. „Jo? Bist du das?“, mein Vater stand wohl unten an der Treppe. Ich blieb stehen, drehte mich jedoch nicht um. „Ist alles in Ordnung?“ Ich riss mich zusammen und bemühte mich, meine Stimme nicht allzu zittrig klingen zu lassen. „Ja klar. Alles in Ordnung.“
„O.K.… Um 7uhr gibt es Essen.“ Ich nickte einmal und ging dann weiter nach oben, in mein Zimmer.

Ich lag in meinem Bett und sah aus dem Fenster. Die Sterne funkelten im klaren Nachthimmel um die Wette. Wieder stiegen mir die Tränen in die Augen, als ich unweigerlich an die letzte Nacht denken musste. Doch ich schluckte sie hinunter. Ich hatte heute schon genug geweint. Ich konnte und wollte nicht mehr.
Doch jetzt war der Gedanke an die gestrige Situation vor meiner Haustüre wieder allzu deutlich da. Ich sah ihn deutlich vor meinen Augen. Wie er mir langsam immer näher kam. Wie seine Lippen fast die meinen berührten. Warum hatte er das getan? Ich verstand, warum er im letzten Moment einen Rückzieher gemacht hatte, immerhin hat er eine Freundin. Aber warum ist er überhaupt erst so weit gegangen? Als vergebener Mann darf er nicht einmal daran denken ein anderes Mädchen zu küssen. Warum also, hat er es getan? Und ausgerechnet bei mir? Ich meine, ich bin doch nur ein kleines Mädchen, das verzückt dahinschmilzt, sobald er mir einmal lächelnd in die Augen schaut.
Wie konnte ich so dumm sein? So dumm sein und denken, dass sich da vielleicht etwas entwickeln könnte. Ich hätte es wissen müssen. Es war wie bei Tom. Nick war einfach schon ZU perfekt. Es war ja klar, dass es da einen Haken gab. Aber warum zum Teufel hat er mir nie von diesem Haken erzählt? Wieso hat er mich bei der Hochzeit nicht einmal aus den Augen gelassen? Wieso hat er mich nach meiner Nummer gefragt, um mir dann ununterbrochen SMS zu schreiben? Wieso hat er ein romantisches Treffen unter dem Sternenhimmel arrangiert? Wieso hat er verdammt noch mal mit mir geflirtet?
Diese Fragen wiederholten sich immer wieder in meinem Kopf, ohne jegliche Antwort zu finden. Selbs im Schlaf konnte ich nicht abschalten. Ein Traum reihte sich an den nächsten. Und alle kreisten nur um das eine Thema. Nick.



Wie schon erwähnt heißt das Lied "Ohne dich" und ist von Selig. Hört es euch doch mal an. Ich finde es unglaublich schön aber auch unglaublich traurig...
Vielen Dank für eure vielen Kommentare, ich freue mich wie immer über jeden einzelnen. Also macht weiter so :)





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