Es könnte alles so einfach sein... - Teil 15

Autor: josie
veröffentlicht am: 29.09.2011


Hallihallo :) Es hat mal wieder etwas länger gedauert, tut mir leid. Aber ich wusste nicht so recht, wie die Geschichte weiter gehen soll und deshalb hat es seine Zeit gebraucht :) Ich hoffe der Teil gefällt euch. Ich bin mir etwas unsicher, was diesen Teil betrifft, deshalb sagt mir doch bitte eure Meinung :)
lg Anna



Wir lagen im Gras, Nick rechts von mir. Es war eine wunderschöne klare Nacht. Einfach perfekt. Die Sterne funkelten über unseren Köpfen. Wir redeten nicht viel. Ließen einfach alles auf uns wirken. Ich fühlte mich einfach nur sauwohl.
Wir hatten gestern noch einen unvergesslichen Abend gehabt. Tom hatte sich letzten Endes doch noch getraut Daniel, so hieß sein Schwarm, anzusprechen und er war, wie wir es schon vermutet hatten, tatsächlich auch schwul. Die beiden verstanden sich auf Anhieb gut und das freute mich für Tom. Danach hatte mich Nick noch nach Hause gebracht und wir haben noch bis tief in die Nacht hinein geredet. Über alles Mögliche. Über Gott und die Welt. Über die Zukunft und die Vergangenheit. Über Familie und Freunde. Über Berufe und Hobbys. Über Wünsche und Ängste. Einfach über alles.
Und nun lagen wir hier, in Decken eingemummelt, eng aneinander, sodass unsere Schultern sich berührten und sahen den Sternen beim Funkeln zu.
Ich drehte langsam meinen Kopf, sodass ich Nick ansehen konnte. Seine Augen waren geschlossen, es sah aus, als würde er schlafen. In diesem Moment öffnete er die Augen und drehte seinen Kopf in meine Richtung. Wir lächelten uns an.
„Sag mal, woher hast du eigentlich diese Narbe?“, fragte ich ihn. Er runzelte kurz die Stirn und meinte: „Das ist eine etwas längere Geschichte. Und es ist schon spät. Ich sollte dich nach Hause bringen.“ Er stand abrupt auf. Sofort spürte ich, wie von rechts die Kälte über meinen Körper kroch. Ich schauerte. Nick hielt mir die Hand hin und half mir auf. Dabei fiel die Decke von meinen Schultern, ich konnte sie jedoch auf halben Weg noch auffangen und mummelte mich wieder darin ein. Nick sah mir dabei offensichtlich amüsiert zu, was ich jedoch ignorierte. Wenn mir nun mal kalt war…
So machten wir uns schließlich auf den Weg. Die Wiese, auf der wir lagen war nicht weit von meinem Haus entfernt und so dauerte es nur wenige Minuten, bis wir vor meiner Tür standen. Ich holte den Schlüssel aus den Tiefen meiner Tasche, drehte ihn jedoch nur etwas unschlüssig in meiner Hand. Ich fühlte mich stark an letzte Woche erinnert.
„Tja dann…“, meinte ich wage. „Tja dann…“ Nick fiel wohl auch nichts Besseres ein. Ich betrachtete angestrengt meine Schuhspitzen. „Ich…“
Ich sah auf. „Ja?“ Hoffnung schwang in meiner Stimme mit, die ich nicht so recht begründen konnte.
„Es war mal wieder ein sehr schöner Abend“, meinte er schließlich. Ich nickte zustimmend. Wir sahen uns in die Augen. Braun traf auf Grün. Und versank darin. Mal wieder. Langsam näherten sich diese grünen Augen den meinen. Sie kamen wirklich sehr nah. Ich konnte die kleinen Schwarzen Pünktchen erkennen, die um die Pupille verteilt waren. Und sie kamen noch näher. Ich blieb ganz ruhig, war wie erstarrt. Uns trennten nur noch wenig Zentimeter. Ich riss meinen Blick von seinen Augen los und wanderte unweigerlich weiter zu seinen Lippen, die vor den meinen schwebten. Wenn ich jetzt meinen Kopf ein wenig nach vorn… Doch plötzlich schreckte Nick zurück. Ich sah wieder in seine Augen, die mich verwirrt musterten. Ich war nicht weniger verwirrt. Noch bevor ich irgendwie reagieren konnte murmelte Nick ein „Bis bald“ und war verschwunden. Ich starrte an die Stelle, wo er eben noch gestanden hatte. Was war das denn bitte? Wenn mich nicht alles täuschte, hätte mich Nick gerade fast geküsst. Geküsst. Mich. Oh mein Gott. Nick, der Gottesgleiche Nick wollte mich, Josefine Talbach küssen.
-Ja Jo, wir wissen es. Und bevor du noch total abhebst - Zwischen „Er wollte mich küssen“ und „Er hat mich geküsst“ ist ein himmelweiter Unterschied. Also heb bitte nicht wieder ab, ich hab langsam keine Lust mehr dich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen zu müssen.-
Dann lass es halt!

Ich lag in meinem Bett und dachte an das eben geschehene. Was nicht in meinen Kopf wollte war, warum er es nicht vollendet hatte. Ich mein warum ist er kurz davor doch noch zurückgezuckt? Hatte ich etwa Mundgeruch? Nein das konnte nicht sein. Ich hatte mir bevor er mich abgeholt hatte extra noch die Zähne geputzt. Aber warum dann? Warum machte er erst Anstalten, um dann einen Moment später einfach so abzuhauen? Ich wusste keine Antwort und würde sie wohl auch nie erfahren.

Am nächsten Morgen wachte ich für meine Verhältnisse relativ früh auf. Ich wollte mich mit Marie zum Mittagessen treffen. Also machte ich mich fertig und begab mich dann auf den Weg in die Stadt.
Es wurde ein schöner Mittag. Wir redeten endlos. Natürlich wollte sie alles über Nick wissen und so erzählte ich ihr vom gestrigen Abend und vom Beinahe-Kuss. Sie hatte jedoch auch keine Erklärung, warum er sie nicht geküsst hatte. Aber sie beteuerte, dass ich nichts falsch gemacht hätte und jetzt einfach abwarten sollte. Wenn das nur so leicht wäre.
Ich machte mich wieder auf den Weg nach Hause. Marie wollte sich noch mit Jan treffen. Somit wartete ich nun alleine an der Bushaltestelle. Ich war zu früh dran. Der Bus kam erst in 10 Minuten. Also schlenderte ich die Straße entlang und ließ mein Blick über die Passanten gleiten. Ich beobachtete gern die Leute und dachte mir aus, wo sie herkamen und wo sie hinwollten. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein Pärchen, das sich leidenschaftlich küsste. Den Mann konnte ich nicht richtig sehen, da er mit dem Rücken zu mir stand, doch die Frau war genau in meinem Blickfeld und sie war ausgesprochen hübsch. In diesem Moment lösten sie sich voneinander und die Frau warf den Kopf in den Nacken und lachte laut auf. Der Mann stimmte mit ein.
Ich zuckte zusammen. War das möglich? Nein. Das konnte nicht sein. Aber er hörte sich genau an wie… Aber das konnte einfach nicht sein. Nie und nimmer.
In diesem Moment drehte er sich um. Ich hielt den Atem an. Er war es. Nick lief Arm in Arm mit irgendeiner Frau über die Straße, direkt auf mich zu. Er sah mich nicht. Erst als er mich fast umgerannt hatte, nahm er mich war.
„Jo! Was machst du denn hier?“ Er klang freudig überrascht. Ich war auch überrascht, aber nicht freudig!
Ich zwang mich, meinen Mund auf zu machen. „Äh… Hi.“ Mehr brachte ich nicht zustande.
Ich starrte ihn an. Ich wagte es nicht meinen Blick auf die Bildhübsche Frau neben ihm zu werfen. „Darf ich vorstellen: Lisa, das ist Jo. Du weißt schon, von der ich erzählt habe. Und Jo, das ist Lisa. Meine Freundin.“
F-R-E-U-N-D-I-N! Das Wort hallte in meinem Kopf wieder, genau wie damals in dem kleinen Café im Freizeitpark. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich dieses Mal innerlich zerbrach. Ich spürte es genau. Mein Herz hatte einen gewaltigen Riss erlitten.
„Jo. Endlich lern ich dich mal kennen. Nick hat schon so viel von dir erzählt.“ Ich nickte nur. Was sollte ich auch sagen? Dass Nick nie, wirklich NIE auch nur mit einem Sterbenswörtchen erwähnt hat, dass er eine Freundin hat?
Nun sah ich sie doch an. Sie hatte schulterlange blonde Haare, strahlende blaue Augen, ein wunderschönes Gesicht, eine gigantische Figur… Sprich: sie war das geborene Supermodel, auf das alle Männer abfahren. Mit dem einzigen Unterschied, dass mich ihre blauen Augen mit einer bedingungslosen Ehrlichkeit ansahen. Und kaum hatte sich unsere Blicke getroffen, wusste ich, dass sie ein verdammt sympathischer Mensch war. Ich weiß nicht warum, aber ich mochte sie auf Anhieb. Verdammt! Wieso konnte sie nicht eine dumme Zicke sein, die ich hassen konnte? So ein engelgleiches Geschöpf musste man ja nur mögen. Aber ich konnte doch nicht die Freundin, des Mannes mögen, den ich liebte. Ja, genau das tat ich! Ich liebte ihn! Das wurde mir plötzlich mit einer solch gewaltigen Gewissheit klar, dass ich einen Schritt zurück wich und Nick fassungslos anstarrte. Ich war komplett neben der Spur.
„Jo? Alles in Ordnung?“ Nur mit Mühe drang seine Stimme an meine Ohren. Ich schüttelte leicht den Kopf, um diese Benommenheit los zu werden, die meine Gedanken lahm legte. Es half nur bedingt. Ich schaffte es zu nicken und etwas Zustimmendes zu murmeln. Ich war den Tränen nahe.
-Jo! Jetzt reiß dich zusammen, oder willst du hier vor den beiden in Tränen ausbrechen? Jetzt sag, dass du gehen musst, weil dein Bus gleich kommt und dann kannst du so viel heulen wie du willst.-
In diesem Moment war ich einfach nur unendlich glücklich eine innere Stimme zu haben, die mich zusammen stauchte. Ohne sie, wär ich wahrscheinlich wirklich in Tränen ausgebrochen. So schluckte ich den aufsteigenden Kloß im Hals hinunter und sagte mit einem Lächeln und einer einigermaßen festen Stimme: „Tut mir leid, ich war gerade in Gedanken versunken. Ich muss dann jetzt los, mein Bus kommt gleich. Es hat mich gefreut dich kennen zu lernen, Lisa. Nick, wir sehen uns.“ Ich zeigte noch ein strahlendes Lächeln, drehte mich um und lief zur Bushaltestelle, an der in diesem Augenblick der Bus hielt. Ich stieg ein, kramte meinen
Mp3-Player hervor, setzte mich ganz nach hinten ans Fenster, drehte die Musik lauter und lehnte meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe. Ich sah noch, wie Nick Lisa einen Kuss auf den Kopf gab, dann war kein Halten mehr. Die Tränen flossen in Sturzbächen meine Wangen hinunter. Doch mir war es egal. Mir war alles egal. Das einzige was ich im Moment spürte war der Schmerz in meinem Inneren. Ich hatte nicht gedacht, dass mein Herz so verletzbar war.





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