Es könnte alles so einfach sein... - Teil 13

Autor: josie
veröffentlicht am: 16.09.2011


Hey Leute :)
Es hat leider wieder etwas länger gadauert, tut mir leid... Ich freue mich, wenn euch der Teil gefällt und ihr mir Rückmeldung in Form eines Kommentars gebt :)
Lieben Gruß :)


Wir liefen nebeneinander durch die Sternklare Nacht. Die Hochzeit war vorbei und wir beide hatten das Bedürfnis noch etwas Luft zu schnappen. Deshalb liefen wir zusammen nach Hause. Nick neben mir. Obwohl es die komplett falsche Richtung war, bestand er darauf, mich nach Hause zu bringen. Und ich hatte nichts dagegen. So blieben mir noch wenige Augenblicke, die ich noch genießen konnte. Wir haben uns den ganzen Abend über prächtig amüsiert. Wir haben getanzt, geredet, gelacht und uns einfach rund um super verstanden. Ich habe mich kein einziges Mal unwohl gefühlt. Es war einfach perfekt gewesen. Und nun ließen wir diesen perfekten Tag mit einem Abendspaziergang ausklingen. Wir redeten nicht viel. Aber die Stille war nicht unangenehm. Es gab im Moment einfach nichts zu sagen und so war es einfach angemessen zu schweigen. Das kann nur mit sehr wenigen Menschen. Schweigen. Einfach nur nebeneinander her laufen und nichts sagen, was diese angenehme Stille zerstören würde. Und es tat gut. Sehr gut.
Doch irgendwann ist auch der schönste Moment vorbei. Wir standen vor meiner Haustür. Ich hatte meinen Schlüssel schon in der Hand, doch machte keinerlei Anstalten ihn in das Schlüsselloch zu stecken. Ich stand einfach nur da und starrte meine Füße an.
„Hast du deinen Wunsch eigentlich mittlerweile erfüllt?“ Ich schreckte hoch, als seine sanfte Stimme an meine Ohren drang. „Was meinst du?“ Ich sah ihn verwirrt an. Er riss seinen Blick vom Himmel los und sah mir direkt in die Augen. „Na du hast doch gesagt, dass du noch einmal im Gras liegen und in den Sternenhimmel schauen willst. Hast du das inzwischen gemacht?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, es hat sich noch nicht ergeben.“ Er nickte leicht und meinte dann: „Wenn es sich ergibt, willst du mir dann Bescheid sagen und mich mitnehmen?“ Ich blickte ihn überrascht an. Meinte er das ernst? Er sah mich leicht lächelnd an und schien es wahrhaftig ehrlich zu meinen. Ich nickte schwach. Zu mehr war ich nicht imstande. Ein wunderschönes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er strahlte mich regelrecht an holte dann sein Handy aus der Hosentasche. „Wenn du erlaubst, würde ich gern deine Nummer haben. Ich will nicht, dass es noch einmal so wie letztens läuft und ich erst darauf warten muss, dass wir uns zufällig begegnen, damit ich dich widersehen kann.“
Ich glaub ich träume. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Wollte er wirklich meine Nummer? Oh Gott! Womit hatte ich so viel Glück verdient? Ich gab ihm also selig lächelnd meine Nummer. Dann war der Moment des Abschiedes gekommen. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, aber was sollte ich tun? Ich musste!
Jetzt kam wieder einer dieser seltsamen Momente, in denen man nicht weiß, wie man sich verabschieden soll. Nach so einem wundervollen Tag, war die Hand geben ja wohl das bescheuertste, was man tun konnte. Aber was dann? Umarmen? Küsschen auf die Wange? Beides traute ich mich nicht. Aber einfach umdrehen und gehen ist ja auch total bescheuert. Warum müssen Verabschiedungen nur immer so verdammt kompliziert sein?
Schließlich war es Nick, der den ersten Schritt machte. Er kam auf mich zu sah mir in die Augen, hauchte ein „Es war ein wundervoller Abend mit dir, Jo.“ in mein Ohr und nahm mich dann in den Arm. Und ich schwebte auf Wolken. Ich roch seinen unglaublich männlichen Duft. Ich spürte seine muskulöse Brust an meiner Wange, seine Arme an meinem Rücken, seinen Atem an meinem Ohr. Eine Gänsehaut jagte mir über den Rücken. Und dann geschah das womit ich nie gerechnet hatte. Ich hatte es gehofft, tief im inneren gehofft, dass er es tun würde, aber erwartet hatte ich es niemals. Er legte seine weichen Lippen an meine Wange um mir einen unglaublich sanften Kuss darauf zu hauchen. Dann löste er sich von mir und ging einfach so, als wäre nichts gewesen. Ich stand immer noch, vollkommen perplex vor der Tür und war zu nichts fähig, außer dem Objekt meiner Begierde hinterher zu starren und zu beten, dass ich das gerade nicht geträumt hatte.

Der nächste Tag war ein Sonntag. Ich schlief lange. Sehr lange. Als ich aufwachte war es bereits Mittag. Und ich wäre auch noch länger liegen geblieben, hätte mein Hunger mich nicht aus dem Bett getrieben. Ich ging also erst mal ins Bad, sah in den Spiegel und bereute es sofort. Ich sah schrecklich aus. Die Haare standen mir zerzaust vom Kopf und unter meinen Augen waren dunkle Schatten. Ich wandte schnell meinen Blick ab und begab mich unter die Dusche. Danach zog ich mich an, beschloss, dass ich mich so sehen lassen konnte und machte mich auf den Weg in die Küche. Auf der Suche nach etwas Essbaren schweiften meine Gedanken unweigerlich zum gestrigen Abend. Es war einer der Besten meines Lebens gewesen. Ich hatte so viel Spaß wie schon lange nicht mehr. Und dann war da ja auch noch Nick. Bei diesem Gedanken seufzte ich tief und machte mich über mein Müsli her. Ich war erstaunt, dass er mich offensichtlich mochte. Und ich verstand es einfach nicht. Ich meine, ich bin zu jung, unerfahren, nicht gerade eine Schönheit, schüchtern, manchmal peinlich und habe einen Bruder, der sein bester Freund ist. Das alles spricht gegen mich. Warum also ist er den ganzen Abend nicht von meiner Seite gewichen? Warum hat er überhaupt ein Wort mit mir gewechselt? Warum hat er nach meiner Nummer gefragt?
Ich erstarrte. Er hatte meine Nummer. Das hieß er konnte mir eine SMS schreiben oder mich anrufen. Vielleicht hat er mir schon eine SMS geschrieben oder mich angerufen! Ich sprang auf und war schon an der Tür, als ich innehielt. Er hatte wohl kaum solche Sehnsucht nach mir, dass er sich schon nach ein paar Stunden bei mir melden würde. Ich setzte mich wieder hin und aß weiter. Doch ich konnte mich nicht recht konzentrieren. Meine Gedanken waren bei meinem Handy, das immer noch oben in meiner Handtasche lag. Ich schlang mein Müsli regelrecht hinunter und sprang dann erneut auf. Ich rannte die Treppen hinauf, riss meine Zimmertür auf, schlug sie hinter mir zu, stürzte auf meine Tasche zu, die auf dem Boden vor meinem Bett lag, holte mein Handy hervor und ließ mich auf mein Bett plumpsen. Ich drückte einmal lange auf den roten Hörer und wartete ungeduldig, dass es endlich anging. Ich machte mein Handy nachts immer aus. Das hatte ich von meinem Vater. Energiesparen…
Ich tippte mit zitternden Fingern meinen Pin ein und wartete wieder. Endlich erschien mein Bildschirmhintergrund. Nun musste ich erneut warten. Warten auf ein leises Summen, das den Eingang einer SMS bedeutete. Und tatsächlich. Nach schier endlosen Sekunden vibrierte es. Ich zögerte einen Augenblick, bevor ich auf die Tate drückte. Ich starrte den kleinen Pfeil in der linken unteren Ecke des Displays an. Vielleicht sollte ich sie später lesen. Einfach noch ein bisschen warten. Ich muss das ja nicht gleich machen. Das hat ja noch Zeit. –Jetzt rede keinen Schwachsinn und ließ die verdammte SMS. Du hast doch nur Schiss, dass sie nicht von ihm ist und du danach enttäuscht bist. Aber das ändert sich auch nicht, wenn du sie später liest. Sollen wir wetten? Ich sag, sie ist nicht von ihm. Wenn ich gewin…-
Ich hörte nicht mehr zu und drückte entschlossen auf die Taste. Einen Augenblick später erschien der Text, über ihm prangte der Name. Marie.

Die nächsten Tage lebte ich nur so dahin. Ich machte alles, ohne wirklich anwesend zu sein. Zumindest geistig. Ich war schon so weit, dass ich alle paar Minuten auf mein Handy starrte, ich mir sogar einbildete diesen kleinen Pfeil zusehen und war dann umso enttäuschter, wenn ich sah, dass er sich wieder nicht gemeldet hatte. Ich weiß, mein Verhalten war etwas lächerlich aber ich konnte nicht anders. Ich musste mich regelrecht dazu zwingen, mein Handy nicht überall hin mitzunehmen. Als ich am Dienstag ernsthaft darüber nachdachte, ob es kaputtgehen würde, wenn ich es mit unter die Dusche nehmen würde sagte ich mir, dass jetzt Schluss war und ließ es den ganzen Tag in meinem Zimmer liegen, ohne einmal darauf zu schauen. Und es tat gut. Verdammt gut. Inzwischen war es Mittwoch und meine Laune sank stetig. Ich war wütend auf mich, dass ich mich so beeinflussen ließ und mein Gemütszustand von einer kleinen SMS abhängig war. Marie, Tom und Jan merkten das natürlich auch. Ich hatte ihnen erzählt, dass Nick auf der Hochzeit war und dass wir uns gut verstanden hatten. Mehr nicht. Ich fand, dass das reichte. Ich wollte ihnen nicht mit meinen Problemen in den Ohren liegen. Aber sie lenkten mich wunderbar ab. Vor allem Tom. Er hatte sich getraut in eine Schwulen- und Lesbenbar zu gehen. Und hatte dort jemanden gesehen, der ihm optisch gefiel. Abe er weiß jetzt nicht, ob der auch schwul ist, oder nur einfach so in die Bar gegangen ist. Und um das herauszufinden hat er uns gebeten, am Freitag mit ihm in einen Club zu gehen, denn er hatte gehört, dass sein Schwarm da auch sein würde. Ich habe sofort zugesagt. Das versprach eine lustige Aktion zu werden und für mich bedeutet es zusätzlich Ablenkung.
Es war also Mittwoch, ich kam nach der Schule nach Hause und beschloss, dass ich nach fast 2 Tagen durchaus mal wieder auf mein Handy schauen durfte. Es kann ja auch sein, dass irgendjemand anders unbedingt meine Antwort braucht. Ich MUSS also nachsehen. –Ja klar und ich bin der Weihnachtsmann!-
Ich sah also auf das Display und wurde wieder enttäuscht. Nichts. Keine SMS. Kein Anruf. Ich ließ mich seufzend auf mein Bett fallen, das Handy immer noch in meiner Hand. –Jetzt sehe es endlich ein Jo. Er wird sich nicht melden.- Ich musste meiner inneren Stimme Recht geben. Wahrscheinlich hatte er mich schon längst vergessen. „Jo? Wer war das noch mal?“
Ich drehte mich auf den Bauch und vergrub das Gesicht in meinem Kissen. Ich wollte gerade mein Handy wieder bei Seite legen, als es vibrierte. Ich erstarrte. O.K. Jo. Ganz ruhig. Es muss nicht er sein. Es kann irgendwer sein. Es wäre unlogisch, wenn es er ist, als mach dir jetzt keine Hoffnungen. Ich atmete einmal tief durch und drückte dann auf die Taste. Unbekannte Nummer. Mein Herz machte einen gewaltigen Satz. O.K. jetzt war es doch nicht mehr so unwahrscheinlich, dass es er ist. Ich begann zu lesen:
„Hey Jo :) Ich sitze hier gerade in der Vorlesung und langweilige mich zu Tode. Und aus irgendeinem Grund musste ich dabei an dich denken ;) Hoffe du hast gerade mehr Spaß als ich :D
Gruß Nick“
Ich stieß einen Freudenschrei aus. Er hatte geschrieben. Er hatte sich wahrhaftig bei mir gemeldet. Einfach so. Weil er an mich denken musste. Ah! Ich raste gleich aus.
Ich sprang auf, machte Musik an und tanzte einfach durch mein Zimmer. Das brauchte ich jetzt. Ich tanzte mir die ganzen Enttäuschungen der letzten Tage aus der Seele und war einfach nur glücklich.





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