Es könnte alles so einfach sein... - Teil 6

Autor: josie
veröffentlicht am: 02.08.2011


so, diesmal ging es schneller mit dem schreiben :) dafür ist der teil aber nicht so lang geworden.
Ich muss mich bei euch allen für die lieben kommentare bedanken. das motiviert wirklich! weiter so :)
so und jetzt viel spaß beim lesen :)


Ich wachte noch bevor mein Wecker klingelte auf. Das war ungewöhnlich für mich, denn ich bin die geborene Langschläferin. Ich quälte mich also aus meinem Bett und tappte verschlafen ins Badezimmer, das glücklicherweise noch frei war. Kunststück bei 6 Kindern.
Ich zog mich aus und sah, wie immer, zuerst in den Spiegel, bevor ich die Dusche betrat. Was ich sah, gefiel mir nicht besonders. Meine kleine, nicht gerade zierliche Figur, die kurzen Beine, der etwas zu mollige Bauch, die zu großen Brüste, das gewöhnliche Gesicht. Das einzige was mir annähernd gefiel waren meine Augen und meine Haare. Die Augen, weil sie schön groß waren und einen warmen Braunton hatten und meine Haare, weil ich Locken liebte. Ich seufzte einmal tief und betrat dann die Dusche.
Als ich fertig war erledigte ich noch den Rest und ging dann in die Küche, um zu frühstücken. Da ich heute etwas früher dran war, als sonst war ich die erste und konnte in aller Seelenruhe mein Frühstück zubereiten.
Diese Ruhe hielt aber nicht lange an, denn schon betrat Vera die Küche.
„Guten Morgen“, sagte ich gutgelaunt. „Nanu, heute so fröhlich?“
Ich sagte nichts dazu, sondern biss nur genüsslich von meinem Brötchen ab. Was sollte ich ihr auch erzählen? Etwa, dass ich so gut gelaunt war, weil gleich die Tür klingeln und Tom vor mir stehen wird? Wohl eher nicht.
Ich kam mit Vera eigentlich ganz gut aus, was zum größten Teil daran lag, dass sie nicht versuchte mich zu erziehen, sondern mich einfach mein Ding machen ließ. Unser Verhältnis war nicht das einer Tochter zu ihrer Mutter. Wir waren auch nicht wie Schwestern oder gar beste Freundinnen. Für mich war sie einfach die Freundin meines Vaters. Sie würde mir nie meine Mutter ersetzen können und das wusste sie auch.
Während ich so darüber nachdachte, füllte sich die Küche langsam. Inzwischen waren Lukas und Tobias in die Küche getreten, dicht gefolgt von Tobias zwölfjährigen Bruder Marc.
Gerade als ich allen einen guten Morgen wünschen wollte klingelte es an der Tür. Ich sprang hektisch auf, verabschiedete mich von den anderen, schnappte mir meinen Rucksack und öffnete die Haustür.
Das erste was ich wahrnahm war: Rosa. Er trug ein Rosa T-Shirt. Oh mein Gott! Wie kann er nur? Versteht mich nicht falsch. Es ist nicht so, dass es ihm nicht stehen würde. Ich mag nur einfach die Farbe Rosa nicht. Egal ob an Frauen oder Männern. Das ist einfach hässlich. Ich mein, wer will schon einem Schwein ähneln?
Abgesehen davon, sah Tom aber wieder mal blendend aus, weswegen ich einfach beschloss über seine T-Shirt Farbe großzügig hinwegzusehen.
„Guten Morgen. Einen Moment ich bin gleich so weit.“ Ich verschwand noch einmal kurz im Haus, zog mir Schuhe an und schnappte mir meine Jacke, dann trat ich wieder raus.
Erst jetzt sah ich die drei Kaffeebecher in seinen Händen, von denen er mir jetzt einen entgegenstreckte. „Für mich? Oh, danke. Das ist wirklich nett von dir. Aber… Weißt du ich…Naja, ich mag ehrichgesagt keinen Kaffee.“ Ich sah ihn unsicher an. Er jedoch lachte nur und meinet: „ Ich auch nicht. Deshalb ist ja auch Heiße Schokolade drin.“ „Na dann trink ich es gerne. Ich liebe Heiße Schokolade.“ Er lächelte mich lieb an und ich versank mal wieder in seinen Augen. Es war aber auch zu schön um wahr zu sein. Ich meine, welcher Junge ist schon so aufmerksam und bringt einem eine leckere heiße Schokolade mit ohne, dass man es vorher auch nur ansatzweiße erwähnt hätte? Wenn jetzt sein T-Shirt noch eine andere Farbe hätte… -Mensch Josefine, jetzt lass doch endlich mal sein T-Shirt in Ruhe. Das ist ja wirklich nicht der Weltuntergang!- Ja. Ich weiß ja auch nicht, weshalb mich das so störte. Es war eben so, dass die Farbe ihm einen, sagen wir mal, weiblichen Touch verlieh. Versteht mich jetzt nicht falsch, ich habe absolut nichts gegen Homosexualität. Im Gegenteil. Nur ist es halt nicht gerade erfreulich, wenn ein wirklich gutaussehender, netter, charmanter und zuvorkommender Junge plötzlich weiblich aussieht. Ich meine, wünscht sich nicht jede Frau einen richtigen Mann? Natürlich keinen Macho, aber eben auch kein Mädchen. –Jetzt übertreibe mal nicht. Es ist ja nicht so, dass er zur Frau mutiert ist. Er hat einfach Mut zur Farbe!-
Ja vermutlich hast du Recht. Ich achte jetzt einfach nicht mehr darauf und… „Jo? Alles in Ordnung?“ Tom blickte mich fragend an. Ups, ich hatte gar nicht gemerkt, dass er mich etwas gefragt hatte. „Äh, ja. Alles in Ordnung. Tut mir leid. Ich war etwas in Gedanken.“ „Ja das hab ich gemerkt. Darf ich auch erfahren, an was du gedacht hast?“
Ich merkte wie ich rot anlief. Mensch, blöder Körper! Musst du immer so verräterisch sein?
„Ach an nichts Bestimmtes…“ Ich versuchte ein teilnahmsloses Gesicht zu machen und wechselte schnell das Thema. „Was hattest du mich denn gerade gefragt?“
„Ob du dich schon auf den Ausflug freust.“ „Oh ja. Und wie. Ich liebe Achterbahn fahren.“ Ich strahlte ihn regelrecht an, so dass Tom lachen musste. „Wie süß, du gerade ausgesehen hast. Wie ein kleines Kind, dass sich auf Weihnachten freut.“
Und schon wieder wurde ich rot. Diesmal richtig und unübersehbar. Zum Glück hatten wir in diesem Moment die Bushaltestelle erreicht, an der unser Bus schon stand. Wir stiegen ein und setzten uns an unseren Platz. Als der Bus dann losfuhr, hatte sich meine Gesichtsfarbe wieder einigermaßen normalisiert, so dass ich ihn wieder ansehen konnte. Dass ich aber auch immer rot werden musste…
An der nächsten Haltestelle stieg eine gut gelaunte Marie ein, die uns beide mit einer Umarmung begrüßte, den dritten Kaffeebecher in die Hand nahm und sich dann neben Tom fallen ließ. „Seit wann trägst du denn rosa, Tom? Tut mir leid, aber ich finde nicht, dass das zu dir passt.“ Ich musste mir ein grinsen verkneifen. Dann war ich mit meiner Denkweise wenigstens nicht die einzige.
Nun war es Tom, der rot anlief, irgendetwas Unverständliches murmelte und nachdenklich aus dem Fenster sah. Merkwürdig. Ich hätte nicht gedacht, dass so ein einfacher Kommentar ihn derart aus der Fassung bringen konnte. Marie merkte offenbar nichts von alle dem, sie erzählte uns lautstark von ihrem gestrigen Date mit Jan. Ich hörte ihr zu und musste unwillkürlich lächeln, ob ihres schwärmerischen Gesichtsausdruckes, als sie überlegte, dass sie sich in der Geisterbahn an Jan kuscheln könnte. -Zwei dumme ein Gedanke sag ich da nur.-
Das brachte auch Tom wieder zum Lachen und den Rest der Busfahrt verbrachten wir mit Vorfreude auf die kommenden Stunden.

Wir saßen alle im Bus (diesmal ein Reisebus) und fuhren zum Freizeitpark. Marie neben Jan und ich neben Schweinchen – äh ich meinte natürlich Tom. Ich weiß ich bin gemein, aber dieses rosa geht mir einfach nicht aus dem Kopf.
Aber natürlich freute ich mich, dass ich neben ihm saß. Ich meine in so einem Bus sind die Sitze sehr nah beieinander. Unsere Knie berührten sich. Fast. Wenn ich ganz zufällig mein Bein etwas nach links bewegen würde… Plötzlich machte der Bus eine Vollbremsung und hielt an. Ich sah aus dem Fenster und konnte den Freizeitpark erkennen. Wir waren da!
Weil alle sofort aus dem Bus stürmten, blieben wir noch kurz sitzen, bis alle anderen ausgestiegen waren.
Während Herr Schmutz-Schmuck uns die Eintrittskarten verteilte, informierte er uns darüber, wann wir wieder wo sein sollten und entließ uns dann in die Weiten des Parks.
Stunden später, als wir alles, wirklich alles, gefahren sind, saßen wir in einem Café und erholten uns von den angenehmen Strapazen mit einem Eis. Jeder hing seinen Gedanken nach. Ich dachte an die letzten Stunden. Es war sehr lustig gewesen. Und ich hatte fast immer neben Tom gesessen. Es hatte sich einfach so ergeben und mich natürlich sehr gefreut.
Und ja, wir sind Geisterbahn gefahren. Und nein, ich habe mich nicht an ihn gekuschelt. Dazu hat mir dann doch der Mut gefehlt. Ganz im Gegensatz zu Marie. Sie hatte keine Hemmungen. Die beiden waren wirklich süß zusammen. Das perfekte Paar.
Ich sah zu Tom. Irgendwie war er heute etwas komisch. Vielleicht kam es mir nur so vor, schließlich kannte ich ihn ja noch nicht lange, aber ich hatte eben so ein Gefühl.
In diesem Moment blickte Tom auf und direkt in meine Augen. Er lächelte mich kurz an, räusperte sich, schaute in die Runde und sagte den dramatischen Satz: „Ich muss euch was sagen.“ Jetzt kommt es. Ich wusste doch, dass was nicht mit ihm stimmt. Aber was?
„Ich hätte es euch eigentlich schon viel früher sagen müssen“, dabei blickte er zu Marie und Jan. „Aber ich war mir einfach noch nicht ganz sicher und hab mich auch irgendwie nicht getraut, versteht ihr?“
Marie blickte Tom etwas besorgt an: „Tom, du kannst mit uns über alles reden. Was es auch ist, wir werden dir schon nicht den Kopf abreisen.“ Sie lächelte etwas gezwungen. Mir war klar, dass sie versuchte, die Situation etwas aufzulockern, es half jedoch nichts. Wir 3 wollten einfach nur wissen, was Tom zu sagen hatte und Tom selbst war viel zu nervös um Lachen zu können.
„O.k. also das wird jetzt wahrscheinlich unerwartet kommen. Und ich weiß auch gar nicht wie ihr damit umgehen werdet. Deshalb hab ich auch so lange gewartet, bis ich es euch gesagt habe…“ „Tom! Jetzt komm auf den Punkt.“, Jan sah ihn etwas ungeduldig an.
„Gut. Also…Ich…Ich bin Schwul.“





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