Man sieht nut das, was man auch sehen will

Autor: Efesnug
veröffentlicht am: 15.06.2011


Sanft zog er sie zu sich heran und schloss sie in die Arme. Sie hatten sich viel zu lange getrennt gewesen. Es waren zwar nur drei Tagen gewesen, doch es war ihm vorgekommen vor wie eine Ewigkeit. Sie standen eine Weile still da. Er atmete ihren Duft ein. Sie roch nach einer Mischung aus Himbeeren und ihren Zigaretten. Er schloss seine Augen um sie stärker wahrzunehmen. Er spürte wie sich ihr Körper an seinen presste, wie ihre Arme ihn umklammerten als hätte sie Angst, er würde davon laufen und sie alleine zurücklassen. Er musste bei der Vorstellung wie sie alleine durch die Gegend irrte lächeln. Sie konnte so ein Tollpatsch sein. Manchmal fragte er sich wie sie bis jetzt durch das Leben gekommen war. Doch egal, er liebte dieses Mädchen und er wusste, dass sie ihn genauso sehr liebte wie er sie.



Sie stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihn. Sie wollte, dass er sie los lies, doch er verstand sie nicht. Er hatte sie nie wirklich verstanden. Er hatte sie immer behandelt, als wäre sie total naiv und kein bisschen selbstständig, so als wäre sie ohne ihn hoffnungslos verloren. Allerdings hatte sie das erst bemerkt, nachdem die rosarote Phase vergangen war, in der man über jeden Fehler des Anderen hinwegsieht. Sie versucht ihn von sich zu schieben, doch er hielt sie nur noch fester. Sie hatte beschlossen die Sache heute zu beenden. Es hatte keinen Sinn mehr, sie passten nicht zusammen und außerdem hatte sie einen Anderen kennengelernt, denn sie sehr mochte. Sie waren ja auch gerade einmal drei Monate ein Paar gewesen, nach dieser Zeit gehen viele Beziehungen wieder auseinander, vor allem wenn man so jung war wie sie. Sie war sich sicher, er würde es verstehen.



Er löste sich von ihr und lächelte sie glücklich an. Er war so froh sie wiederzusehen. Sie ging einen Schritt zurück, damit er sie ganz betrachten konnte. Sie war so schön. Zärtlich strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und legte eine Hand an ihre Wange. Sie legte den Kopf schief und er strich ihr mit zwei Fingern über ihre weichen Lippen, die sich dabei leicht öffneten, über ihren Hals hinunter bis zu ihrem Dekolleté. Sie erschauderte unter seinen Berührungen. Er wusste, dass sie mehr wollte, also nahm er ihr Gesicht in beiden Hände und zog sie wieder zu sich. Als er sie küssen wollte und sie ihr Gesicht abwandte hauchte er ihr einen leichten Kuss auf die Wange. Es war für ihn wie ein Versprechen, dass sie ihn warten lassen wollte, um die Spannung die auf ihm lag, wegen der langen Trennung, noch etwas zu halten. Also legte er ihren Kopf an seine Schulter und verharrte still bis sie sich regte.



Als er sie endlich frei lies hatte er dieses bestimmte Lächeln auf den Lippen. Schnell stolperte sie rückwärts, um ihm zu entkommen. Sie hasste es jetzt schon, dass sie dieses Lächeln wahrscheinlich zerstören würde, es war das einzige was sie vielleicht noch ein wenig an ihm liebte. Als er seine Hand hob wusste sie schon was er als nächstes tun wurde. Er war so durchschaubar, er tat immer das Selbe. Als er wie immer eine Haare aus ihrem Gesicht strich, damit ihre stundenlange Arbeit für eine perfekte Frisur zerstörte, und sein Hand anschließend auf ihrer Wange liegen blieb, konnte sie seine Berührungen nicht ertragen. Sie neigte ihren Kopf um ihnen zu entkommen. Doch wie jedes mal verstand er sie falsch und nahm dies als eine Aufforderung weiterzumachen. Sie zuckte unter seiner Hand zusammen, als sei sie glühend heiß. Sie wollte ihn am liebsten anschreien er solle sie nicht anfassen, doch gerade als sie sprechen wollte strich er mit seinen Fingern über ihre Lippen. Er strich weiter über ihren Hals bis fast zu ihrer Brust und wo er sie berührte, so kam es ihr vor, hinterließ er eine eiskalte Spur auf ihrer Haut. Ihre Haare stellten sich auf und sie erschauderte von der Gänsehaut die sie bekommen hatte. Als er ihr Gesicht in beide Hände nahm und sie wieder näher an sich ziehen und küssen wollte, wandte sie sich panisch ab. Sie versuchte sie aus seinem Griff zu befreien, doch er küsste sie auf die Wange und drückte ihren Kopf gegen sein Schulter. Sie versuchte sich die richtigen Worte zurecht zu legen. Eigentlich war sie alles schon so oft im Kopf durchgegangen, doch im Moment wollte ihr nichts von alledem einfallen.



Als sie sich nach einer gefühlten Ewigkeit ihren Kopf wieder von seiner Schulter hob, sah er etwas in ihrem Blick, was er nicht richtig zuzuordnen wusste. War es Trauer? War es vielleicht Verwirrung? Oder war es eher so etwas wie Abstoßung? Erschrocken wich er vor ihr zurück. Er hatte sie noch nie so gesehen und ich seinem Kopf überschlugen sich tausend Gedanken. Warum schaute sie so ernst?



Sie hatte ja gewusst, dass so etwas nicht einfach werden würde, aber sie hatte es bis jetzt noch nie getan und wusste nicht genau wie sie es tun sollte. Schließlich hatte sie jedoch keine Wahl mehr. Sie richtete sich auf und schaute ihm ernst in die Augen. Es war so weit. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Sie überlegte nicht mehr, die Worte kamen einfach. Sie wusste, dass diese Worte ihn verletzten, doch sie wusste auch, dass sie keine besseren hätte wählen können.



Es durchfuhr ihn wie ein Dolchstoß, als sie mit ihm sprach. Er hörte zwar, was sie sagte, doch er verstand nicht was die Worte bedeuteten. Erst als sie sich umgedrehte und sich einige Meter von ihm entfernt hatte, realisierte er was geschehen war. Das schlimmste was er befürchtet hatte war passiert: Sie hatte ihn verlassen, sie hatte sein Leben zerstört. Und er war sich so sicher gewesen, dass sie ebenso verliebt gewesen war wie er. Dass sie glücklich war und niemand anderen haben wollte, außer ihn. Und jetzt war da eben doch ein Anderer. Er konnte er nicht fassen. Er spürte wie ihm die Tränen in die Augen schossen und lautlos weinend sank er zu Boden.



Je weiter sie sich vom ihm entfernte, umso freier fühlte sie sich. Sie war froh es endlich hinter sich zu haben und sie war erleichtert, wie leicht er es aufgenommen hatte. Er war weder in Tränen ausgebrochen, noch hatte er ihr eine Szene gemacht. Sie hatte genau das richtige gesagt und darüber war sie froh. Schnell lief sie los um die nächste Straßenbahn zu bekommen, um zu David zu fahren. Sie freute sich ihn wiederzusehen, nachdem sie jetzt endlich solo war. Lächelnd lies sie sich auf einem Platz nieder. Sie war zufrieden mit sich und der Welt.
Das sie soeben ein Leben einfach so zerstört hatte, war ihr nicht bewusst.




(naja eigentlich war es so gedacht, dass der Part des männlichen Darstellers kursiv geschrieben war, aber das geht mit den Einstellungen leider nicht. Ich hoffe ihr seid beim lesen trotzdem gut mitgekommen und nicht durcheinander geraten.)







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