Das Leben ist wertvoll - Teil 7

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 06.06.2011


Hier ist der siebte Teil :)


„Nach allem, was du mir angetan hast, wagst du es noch-“
„Ich muss dir etwas sagen“, unterbrach er sie immer noch ruhig.
„Was denn? Dass du es nur getan hast, weil du mich liebst?“
Dave blieb angesichts dieses Sarkasmus ungerührt. Er lächelte nur kurz und sagte dann: „Babys mit Trisomie 13 haben bei der Geburt Untergewicht und leiden unter schweren Organfehlbildungen, die insbesondere das Gehirn, das Herz, die Nieren und den Magen betreffen. Die meisten Kinder sterben in den ersten Lebensmonaten, ja, wenige erreichen sogar das erste Lebensjahr. Und dafür willst du sterben?“ Er sagte das mit einer solchen Gleichgültigkeit, dass Morgana erneut die Tränen in die Augen traten. Doch Schwäche durfte sie nicht zeigen. Nicht jetzt.
„Hast du das auswendig gelernt?“, fragte sie spöttisch.
Dave ging nicht auf die Frage ein. „Morgana, ich kenne dich-“
„Dann hättest du auch wissen müssen, dass mich so ein Vortrag nicht im Mindesten beeindruckt“, sagte sie scharf.
„Ich habe es nur getan, weil ich dich-“ Dave unterbrach sich selbst, als ihm der Überfluss seiner Worte klar wurde. Er setzte sich an den Bettrand und griff nach Morganas Hand. Sie brachte endlich die Kraft auf, sie wegzuziehen.
„Ich liebe dich aber nicht mehr“, zischte sie. Sofort sprang Dave auf. Er war wütend.
„Wegen diesem Baby, welches noch nicht einmal ein Jahr leben wird, willst du unsere Liebe aufgeben?“
Morgana lachte trocken. „Welche Liebe? Seit dem gestrigen Tag gibt es keine Liebe mehr zwischen uns.“ Die beabsichtigte Kälte in ihrer Stimme hatte eine eindeutige Wirkung. Dave schnappte nach Luft. „Ich wollte dich doch nur retten“, stieß er hervor. Morganas Augen verengten sich. „Du hast mir die ganze Zeit etwas vorgemacht, Dave.“
Sie berührte ihren Bauch. „Empfindest du denn gar nichts für unser- für DEIN Baby?“
Dave sah, dass sie den Tränen nahestand und wechselte zu einer etwas sanfteren Stimme. „Ich kenne dich schon seit mehr als zehn Jahren, Morgana. Meinst du etwa, nur wegen diesem sowieso nicht lebensfähigen Kind, werde ich zusehen, wie du qualvoll stirbst?“
Die Worte berührten Morgana. Doch das war das Problem. Sie wollte nicht, dass sie sie berührten. Sie versuchte, sich Daves Schlag wieder vor Augen zu führen, seine Gleichgültigkeit.
„Ja“, sagte sie schließlich leise. „Du kennst mich schon zehn Jahre. Ich wollte immer Kinder haben. Das habe ich auch von dir gedacht.“ Sie richtete sich auf. „Dave, ich werde die Möglichkeit bekommen, ein Leben in die Welt zu setzten. Das Leben meines Babys. Verstehst du das denn nicht?“
Dave stellte sich offensichtlich stur. „Aber du wirst dabei sterben!“
„Und was, wenn sich Griffin irrt? Was, wenn sich das Labor irrt, wenn das alles gar nicht stimmt, wenn es doch eine Möglichkeit gibt?“
Ihr Mann schaute sie verächtlich an. „Ich war im elften Semester Medizinstudium, als ich abgebrochen habe. Denkst du nicht, ich weiß, wovon Dr. Griffin redet?“
Sie schwieg.
Dazu konnte sie nichts sagen.
Endlich blickte sie auf und sah ihrem Mann direkt in die Augen.
„Dave, was gehört zu einer Ehe?“, fragte sie unerwartet. Er schaute verwirrt zurück, antwortete dann aber: „Liebe, Vertrauen…“
„…Respekt“, führte Morgana fort. „Ja, Respekt. Deine Tat beweist, dass du vor mir keinen Respekt hast.“
Sie musterte ihn scharf, er wich ihrem Blick aus.
„Ich glaube nicht, dass du das jemals wiedergutmachen kannst“, sagte sie leise. „Ich glaube nicht, dass unsere Ehe jemals wieder ins Lot kommt. Geh jetzt.“
„Aber Morgana-“
„Geh. Sofort Dave, wenn du jetzt auch nur ein bisschen Respekt vor mir hast.“
Er drehte sich um. „Ich liebe dich immer noch, auch wenn du mir nicht glaubst“, sagte er und ging hinaus.
Nach einem Moment Stille folgte die Vase den Rosen auf den Boden und zersprang in tausend Splitter. Morgana hätte ihrem Arm nicht so viel Kraft zugemutet. Es war ein ohrenbetäubender Krach.
Die Tür wurde aufgerissen, und die braunhaarige Schwester stürzte herein, gefolgt von einer kleinen, dicklichen Frau.
„Was ist passiert?“, fragte sie mit vor Überraschung geweiteten Augen.
Als sie dann die zerbrochene Vase und die Rosen sah, seufzte sie und flüsterte der pummeligen Frau etwas zu, woraufhin diese aus dem Raum eilte. Die braunhaarige Schwester ging zu Morgana. Sie sah wütend aus.
„Mrs. Evans, Sie müssen Ihre Aggressionen beherrschen.“
„Tut mir leid.“
„Sie können nicht einfach Krankenhauseigentum zerstören.“
„Sobald ich hier raus bin, werde ich Ihnen garantiert einen neuen Blumenstrauß bringen“, entgegnete Morgana bissig. Die kleine dicke Frau kam wieder herein und begann, die Scherben aufzufegen.
Die Schwester sah Morgana abschätzig an und ging dann schnellen Schrittes aus dem Raum. Morgana streichelte ihren Bauch.
„Hush little Baby…“

Kommis und Kritik ;D





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