Das Leben ist wertvoll - Teil 3

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 26.05.2011


Hey Leute :)
Also ich wollte nur einmal zu einem Kommentar sagen, ich hab im Internet gelesen, dass die Ultraschalluntersuchungen immer so im zehn-tage Abstand stattfinden. Keine Ahnung, ob das so wahr ist, aber ich hoffe, das stört euch nicht.
LG :)
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Morgana war beunruhigt. Dvôráks Neunte beruhigte das Baby nicht mehr wie früher. Sie zappelte mehr als je zuvor und manchmal trat sie sogar so fest gegen die Bauchdecke, dass es wehtat. Morgana fragte sich, woher das so plötzlich kam. Diese Musik hatte ihr Baby doch bis jetzt immer beruhigt.
„Kommst du mit?“
Dave schaute auf. Morgana war dabei, ihre Schuhe anzuziehen, wobei sie sichtlich Schwierigkeiten hatte.
„Wohin?“
„Zu Dr. Griffin.“
Er runzelte die Stirn. „So früh schon. Es ist gerade mal halb zwölf.“
Morgana hob die Schultern. „Kommst du nun mit?“, hakte sie nach.
Dave schüttelte den Kopf. „Es wird sowieso noch einige Tage dauern, bis du die Untersuchungsergebnisse bekommst.“ Morgana nickte.
„Okay“, sagte sie. „Ich gehe.“
Dave nickte und wandte sich wieder seiner Zeitung zu, die er jeden Tag las.

Es war seltsam. Morgana sah die lange, dünne Nadel ihren Bauch durchbohren, spürte aber nichts als einen leichten Schauer und Ekel. Keine Schmerzen. Sie war völlig ruhig und lies es über sich ergehen. Griffin hingegen war angespannt und wandte sich abwechselnd andauernd von der Nadel zum Ultraschallbildschirm und wieder zurück. Er schien zwar genau zu wissen, was er tat und die Nadel blieb nicht stecken oder sonst etwas, aber man sah ihm seine Nervosität deutlich an.
Morgana empfand die Betäubung als sehr stark, ihr Schmerzempfinden war völlig ausgeschaltet. Man hätte ihr ein Bein abhacken können und sie hätte nichts gespürt. Aber dafür war die Sorge um das Kind umso größer. Sie betete die ganze Prozedur über, dass Griffin keinen Fehler machte. Dann war es vorbei. Griffin hatte elf Milliliter Fruchtwasser abgenommen und in ein Reagenzglas gefüllt. Das Pflaster an ihrem Bauch verdeckte das winzige Einstichloch und das war auch gut so. Morgana wäre schlecht geworden, wenn sie die kleine rote Wunde gesehen hätte.
„Das war es auch schon“, sagte Griffin wieder ganz seriös nach der Untersuchung. „Bei der nächsten Ultraschalluntersuchung werden die Ergebnisse aus dem Labor vorliegen. Bis dahin müssen Sie sich noch gedulden.“
„Was für eine Befürchtung haben Sie denn, Doktor?“, fragte Morgana. Sie wollte endlich wissen, warum die Fruchtwasseruntersuchung unbedingt nötig war.
Griffin fühlte sich unwohl. „Ich kann es Ihnen noch nicht sagen, Mrs. Evans. Tut mir leid. Sie müssen noch drei Tage warten.“

Als Morgana völlig fertig zu Hause ankam, fiel ihr bereits im Flur eine ungewohnt ruhige Atmosphäre auf. Es war dunkel, kein Licht brannte, doch der Duft von Vanille hing in der Luft. Ganz nah und doch sehr leise hörte sie Dvórâks Neunte. Sie zog überrascht ihre Jacke aus und ging ahnungslos ins Wohnzimmer. Das, was sie dort sah, trieb ihr die Röte ins Gesicht.
„Ach, Dave!“
Vor ihr stand der kleine runde Wohnzimmertisch, für zwei Personen gedeckt. Beim schummrigen Kerzenschein erkannte sie die Umrisse zahlreicher Rosen, die auf dem Tisch verstreut lagen. Aus der Anlage drangen ihr die sanften Töne ihres Lieblingsklassikers entgegen. Und daneben stand, einen Strauß Blumen in der Hand haltend, ihr Mann.
„Ach, Dave“, sagte sie noch einmal und lächelte. Das hatte sie jetzt gebraucht. Dave umarmte sie, doch Morgana zuckte zusammen.
„Nicht so fest, mein Bauch tut noch weh.“ Sie brachte ein gequältes Lächeln zustande und Dave streichelte sanft ihren Bauch. Er legte sein Ohr daran.
„Ich kann es hören“, flüsterte er.
„Sie. Es ist eine sie“, entgegnete Morgana.
Dave richtete sich auf und ein Ausdruck der Überraschung lag in seinem Gesicht.
„Wie wollen wir sie nennen?“
Morgana schüttelte den Kopf. „Ich weiß es noch nicht. Aber wir haben noch genug Zeit, uns einen Namen auszudenken.“

Elija Griffin ging schnellen Schrittes den Flur entlang und hielt schließlich an einer massiven Stahltür. Er tippte einen Code in den neben der Tür hängenden elektronischen Türöffner. Das Labor war ein stechend weißer, steriler Raum mit vielen verschiedenen Nebenräumen, die in unterschiedliche Kategorien eingeteilt waren.
Nachdem Griffin sich sie Schutzkleidung angezogen hatte, betrat er einen der Räume. Die einzige Person, eine große junge Frau, blickte kurz auf und begrüßte ihn höflich. Der Doktor hielt sich nicht mit Höfligkeitsfloßkeln auf.
„Präparat 5271 9746“, kommandierte er nach einem kurzen Blick auf seine Unterlagen. Die Frau nickte und kam nach kurzer Zeit mit einer flachen Petrischale zurück. Griffin nickte knapp und wandte sich zum Gehen. Ihm war warm und er zitterte leicht.
Erst als er sich auf den Stuhl setzte, lies die Nervosität etwas nach.
Mit einer Pipette gab er etwas von dem Fruchtwasser auf den Objektträger. Durch das wahnsinnig teure Durchlicht – Mikroskop konnte er bei achthundertfacher Vergrößerung die ersten Beobachtungen machen. Er leckte sich über die trockenen Lippen. Bitte, dachte er. Bitte mach, dass meine Befürchtungen unbegründet sind. Bitte lass es nicht das sein, was ich befürchte. Doch als er vergrößerte, wurde ihm schmerzlich klar, dass seine Diagnose völlig zutreffend war. Er schloss kurz die Augen. Warum musste ihm gerade eine so schwere Aufgabe aufgetragen werden?
„Doktor, ist Ihnen nicht gut?“
Die große Blondine aus dem Labor sah ihn besorgt an. Sie war kaum älter als er.
„Nein, nein, alles in Ordnung, ich bin nur etwas…müde.“
Sie nickte mitfühlend und ging wieder in ihre Abteilung. Er nahm seine dünne Brille ab und fuhr sich über die Augen. Dann schaltete er das Mikroskop aus und übergab die Fruchtwasserprobe wieder dem Labor.

Morgana widerstrebte es sehr, wieder ins Krankenhaus zu gehen. Zwangsweise steuerte sie auf das Untersuchungszimmer, Daves Hand fest haltend. Er bemerkte das. „Keine Sorge“, sagte er beruhigend. „So schlecht kann die Nachricht nicht sein.“
Morgana schnaubte. „Du hast Dr. Griffin ja nicht gesehen. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.“
Dave sagte nichts mehr, bis die beiden vor dem Zimmer standen.
„Ich warte, bis ihr fertig seid“, meinte er und setzte sich auf einen der Stühle.

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