Leben und Lieben

Autor: Noa
veröffentlicht am: 11.05.2011


Hey Leute, habe den ersten Teil der zweiten Geschichte von Jessica und Roxas angefangen, hoffe er gefällt euch (: VLG Noa

Kapitel 1 – Die letzten fünf Jahre
„Hey Jessy, wie war dein Tag?“, fragte Josy mich, die nun bei mir wohnte, da wir beschlossen hatten eine WG zu gründen. Sie studierte und ich bekam eine Ausbildung als Beamtin im Landratsamt der Stadt Stuttgart. Nebenbei musste ich auch zu einer Beamtenschule gehen und in diesem Jahr absolvierte ich meine Ausbildung. Wir verdienten nur sehr wenig Geld, da Josy ein Dualstudium machte und ich nur achthundert Euro pro Monat verdiente. Das Geld teilten wir uns immer auf und manchmal bekam ich noch einen kleinen Zuschuss von meinen Eltern. In den fünf Jahren war eine Menge passiert, alles fing an, als ich zur Fachoberschule ging. Ich hatte nie wirklich richtige Ferien, durch mein Praktikum und die Schule. Deswegen sah ich Roxas fast nur ein bis zwei Mal im Jahr. Als ich jedoch in der zwölften Klasse war, wollte ich ihn besuchen gehen, jedoch fuhr er zu dieser Zeit mit seinen Eltern in den Urlaub und ein weiteres Mal sahen wir uns nicht. Schließlich zog es sich so weit in die Länge, dass es irgendwann einfach keinen Sinn mehr hatte. Eines Abends rief er mich an und wir wussten beide, das dieses Gespräch, das letzte seien würde.
„Du weißt wieso ich anrufe?“, fragte er und seine Stimme klang verzweifelt. Nie hatte ich wirklich gedacht, dass es so weit kommen würde, aber er hatte Recht, es machte einfach keinen Sinn mehr.
„Fast zwei Jahre lang.“, seufzte ich.
„Es tut mir leid, aber ich denke es wird einfach keinen Sinn mehr machen. Versteh doch, Jessy, wir hatten uns jetzt seit einem Jahr nicht mehr wieder gesehen, so kann das einfach nicht weitergehen. Du hast nie Zeit wegen deiner Schule und ich ebenfalls. Außerdem beginnt mein drittes Studienjahr bald und darauf muss ich mich voll und ganz konzentrieren können. Glaub mir, wir würden uns nur weiterhin wehtun, wenn wir keinen Schlussstrich ziehen.“
Das Wort „Schluss“ war wie ein Stich in mein Herz. Die Arbeit, die Schule und auch unsere Heimatorte trennten unsere Wege. Es gab nichts was wir hätten tun können.
„Tja, dann würde ich wohl sagen, alles Gute und viel Glück weiterhin.“
„Ja, dir auch und es tut mir wirklich leid.“, entschuldigte er sich, denn er wusste wie schwer es für mich sein musste.
„Ja, mir auch.“
„Ciao“ war das letzte Wort was ich von ihm hörte. Seit fast drei Jahren hörte und sah ich nichts mehr von ihm. Bei meiner Oma feierte ich ihren Geburtstag mit, jedoch war Roxas nie daheim. Nur Phoebe begrüßte ich meistens, aber die hatte auch immer weniger Zeit.
Nach dem Gespräch ging es mir wochenlang schlecht. Ich weinte jeden Abend und war so verzweifelt und verletzt, das ich es teilweise bereute zum ersten Mal richtig verliebt zu sein. Damals dachte ich Roxas sei meine große Liebe gewesen, aber dem war nicht so. Wie man sah, ging es mir erst wieder besser als ich in Stuttgart landete. Aus dem Saarland wollte ich schon immer heraus und andere Bundesländer entdecken. Stuttgart schien mir sehr amüsant zu sein, vor allem weil ich in der Nähe von Bayern war, dem “idyllischen“ Land, bei den Alpen und Österreich. In der Stadt war es zwar meist laut und nervig, aber wenigstens konnte ich kleine Urlaubsreisen zum Bodensee machen oder in die Gebirge fahren.
Josy stand am Herd und kochte unser Mittagessen. Ich gab auf ihre Frage eine Antwort: „Nun ja, wie immer eben. Gibt es was Neues?“
„Liam hatte einmal angerufen, er meinte du müsstest bei ihm etwas gut machen. Frag mich nicht was er meinte, auf jeden Fall wäre es nett, wenn du ihn zurückrufen würdest.“
„Eir kann keine Sekunde ohne mich auskommen.“, lachte ich und griff zum Telefon. Seine Nummer konnte ich in- und auswendig, 33246. Nur hoffte ich auch, dass er zu Hause war. Es klingelte und nach wenigen Sekunden ging auch jemand dran.
„Ja? Liam.“, meldete sich eine vertraute Stimme.
„Hey, ich bin’s. Du hast angerufen? Musstest du nicht arbeiten?“, kam ich gleich zum Thema.
„Ah, mein Liebling meldet sich auch mal wieder. Wo warst du letzte Woche? Hatte mir schon Sorgen gemacht. Du weißt dass du mir etwas schuldest und vielleicht könnte heute Abend etwas daraus werden.“, sagte er.
„Ich weiß Liam, das du schon sauer genug bist, weil ich mich seit letzter Woche nicht mehr meldete, aber im Moment komme ich einfach zu gar nichts. Selbst nach dem Mittagessen muss ich noch einmal los und noch vier weitere Stunden arbeiten. Am Wochenende könnten wir doch etwas machen.“, schlug ich vor und es blieb still am Hörer.
„Dir ist schon klar, dass wir Montag haben.“
„Ich weiß, Schatz und es tut mir auch wirklich furchtbar leid. Am Wochenende, okay? Ich verspreche es.“
Er dachte kurz nach und stimmte dann zu.
„Einverstanden, Samstagabend bei mir, alles klar?“
„Ok.“
„Essen!“, rief Josy aus der Küche und ich kicherte kurz.
„Bis dann, Süße.“, verabschiedete sich Liam.
„Bis Samstag.“, sagte ich und legte auf. Am Tisch setzen wir uns beide hin und Josy brachte gleich die gefüllten Teller mit.
„Ratatouille. Das sieht aber wirklich sehr lecker aus. Du müsstest Köchin werden, Josy.“
„Danke, aber dein berühmtes chinesisches Gericht ist immer noch am besten.“, grinste sie und ich begann den Reis in die Soße zu tunken. Nach dem Essen musste ich gleich zur Arbeit fahren und war mit meinen Gedanken bei Liam. Wir waren seit fünf Monaten schon zusammen und obwohl wir in derselben Stadt wohnten, sahen wir uns “dank“ der Arbeit manchmal wochenlang nicht. Aber da ich ihn im Landratsamt kennenlernte, liefen wir uns ab und zu über den Weg. Heute hatte er frei und dafür musste er am Freitag arbeiten gehen, wohingegen ich zu Hause blieb. Mein Chef und meine Kollegen waren nette Leute, besonders Blake, ein schwarzer Amerikaner aus den USA war so etwas wie ein Onkel für mich. Er war knapp vierzig Jahre, hatte einen kurzgeschnittenen Afro-Look und einen kleinen Sohn, mit dessen Mutter er nun geschieden war. Sona, eine Asiatin aus der Mongolei saß gegenüber von mir. Sie war ebenfalls eine gute Freundin. Sie kämmte ihre langen schwarzen Haare mit einer Bürste und telefonierte gleichzeitig mit einem Kunden. Sie grinste mich an, als ich wieder ins Zimmer trat. Neben meinem Bürostuhl stellte ich meine Tasche ab und startete den Computer. Sona legte auf und lächelte mich vergnügt an.
„Hat das Essen geschmeckt?“, fragte sie.
„Josy hat sich mal wieder die größte Mühe gegeben.“
„Ich wünschte jemand würde mein Essen auch zu Hause zubereiten. Aber Kenan ist für sechs Wochen auf dieser Expedition. Jetzt muss ich mir etwa etwas kaufen gehen oder mir selbst mein Mittagessen kochen. Es ist manchmal etwas mühsam, wenn er Naturwissenschaftler ist.“
„Dein Mann ist wirklich in letzter Zeit des Öfteren weg, oder?“
„Ja, aber nur auf Expeditionen und Forschungen. Im Moment befindet er sich im Odenwald im Rhein-Main-Neckar-Dreieck. Ich beneide ihn um die ganzen Weltreisen.“
„Ja, die Welt durch seine Arbeit zu entdecken ist wirklich fantastisch, besonders als Naturwissenschaftler, aber du hast dich für das häusliche Büro entschieden.“, lachte ich zum Schluss und Sona grinste.
„Du doch auch.“
Im selben Moment kam Blake hineingestürmt und riss einen Aktenschrank auf.
„Ich freue mich auch dich zu sehen, Blake.“, lächelte ich und er drehte sich erschrocken zu mir um. Er grinste frech und kam zu mir herüber. Wir umarmten uns und er warf mir einen Brief zu.
„Ich suche den Mann hier. In meinen Aktenschränken weilt er jedenfalls nicht.“
„Hey Blumentopf, vielleicht solltest du mal beim Chef herumwühlen, hier jedenfalls sind nur Personen mit einer Waffenbesitzkarte. Die dicken Ordner sind eins nebendran.“
„Beim Chef? Du hast Recht.“, sagte er und entnahm mir wieder meinen Brief. Sona nannte Blake immer Blumentopf, da sein Kopf mit der Frisur, tatsächlich so aussah. „Danke, Sony.“
Er verschwand aus dem Zimmer und Sona schüttelte ihren Kopf.
„Wer hat eigentlich dieses dumme Spiel erfunden?“, murmelte sie verärgert.
„Was?“, rief ich.
„Na dieses blaue Männchen, das wie ein Igel aussieht. Davon gibt es doch tausende Videospiele.“
„Schon klar, aber du musst dich nicht wundern, immerhin nennst du Blake Blumentopf.“
„Aber nur, weil er mich zuerst Sony nannte. Außerdem passt der Name doch zu ihm. Steck ihm einen paar Blumen ins Haar und er sieht aus, wie ein Blumenstrauß.“, lachte sie und ich grinste kopfschüttelnd.
Nach der Arbeit war es schon spät und draußen verdunkelte sich der Himmel.
„Gleich wird’s richtig donnern.“, meinte Sona, als wir gemeinsam zum Parkplatz gingen. An meinem Auto verabschiedeten wir uns und ich stieg ein. Tatsächlich fing es an richtig zu schottern, als ich noch im alltäglichen Straßenverkehr stand. Gelangweilt stützte ich meinen Kopf mit dem Arm ab und blickte auf die rote Ampel. Neben mir hielt ein schwarzer langer PKW. Am Steuer saß ein junger Mann und telefonierte. Sein Haar war dunkel und stirnlang. Die Haltung und Art ähnelten jemanden sehr. Doch der Regen lief an seinen Scheiben hinunter und deswegen war das Bild furchtbar unscharf. Als ich aber genauer hinschaute und er sich für einen Moment vorbeugte, damit er wieder gerade im Sitz saß, erkannte ich dieses bekannte Gesicht. War das Roxas? Erschrocken drückte ich meinen Kopf in den Sitz und blickte verkrampft nach vorne. Die Ampel wurde wieder grün und aufmerksam folgte ich der Straße. Der schwarze PKW fuhr neben mir, aber schon nach einigen Minuten bog er in eine Ausfahrt ab. Das Gesicht ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Vielleicht war es jemand der ihm sehr ähnlich sah. Trotzdem schockierte mich das ein wenig. Seit drei Jahren sah ich ihn nicht mehr wieder. Er musste nun vierundzwanzig sein, aber bestimmt hatte er nun ein eigenes Leben. Wieso interessierte es mich eigentlich ob er nun im Auto saß oder nicht? Er konnte von mir aus auch neben mir wohnen, denn unsere Wege hatten sich getrennt und das wird auch so bleiben.
Zu Hause sprintete ich zur Tür, damit ich nicht nass wurde und steckte den Schlüssel in das Schloss. Drinnen lag Josy auf dem Sofa und schaute Fernsehen.
„So, ich bin wieder da.“, rief ich und es kam keine Antwort zurück. „Josy!“ Aber wieder blieb es stumm. Als ich anfing mir Sorgen zu machen, lief ich hinüber zur Couch und sie schlief. Ihre Beine hingen über der Lehne und ihr Mund war offen. Ich zog frech an ihrem Zeh und sie wachte erschrocken auf.
„Wer? Wie? Wo? Was?“, schrie sie und ich musste lachen.
„Ich schlafe immer ein.“, nörgelte sie und legte sich gleich wieder hin.
„Wenn du müde bist, dann geh doch schlafen.“
Sie schüttelte den Kopf und schloss ein weiteres Mal die Augen. Egal was ich auch tat, mir ging das Bild von dem Autofahrer nicht mehr aus dem Kopf. Es brannte sich in mein Gedächtnis ein. Mich interessierte vor allem, was er nach drei Jahren gemacht hatte, wie es ihm geht und vor allem, was er in Stuttgart zu suchen hatte. Als ich mich schlafen legte, versuchte ich an etwas anderes zu denken, aber der Mann war wie ein Bildschirmschoner.








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