There's still something left to save - Teil 8

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 17.06.2011


Alessa lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Die Rollläden waren unten, sie konnte den ewigen Schnee nicht mehr sehen. Früher hatte sie sich immer über weiße Weihnacht gefreut, aber jetzt, nach ein paar Jahren unendlich viel Schnee, reichte es ihr. Ihre Gedanken wanderten und gelangten nach kurzer Zeit bei Milan an. Sie seufzte. Sie durfte ihn nicht mehr lieben, aber wie sollte sie das anstellen? Ihre Gefühle waren so tief, sie sah in ihm alles, was sie sich je gewünscht hatte. Vor allem war er für sie da. Sie hatte nur so schnell Freundschaft mit ihm geschlossen, weil er ihr zugehört hatte, er hatte Tommy ersetzt. Aber er war ein ganz anderer Typ und trotzdem hatte sie sich in ihn verliebt. Das musste aufhören!
Melancholisch zupfte Milan immer wieder an der dünnsten Saite seiner Gitarre. Heute war Weihnachten, das Fest der Liebe, und er musste es allein verbringen. Seine Eltern besuchten seine Schwester in Amerika, die dort gerade ein Auslandsjahr verbrachte. Ursprünglich hatte er mitfliegen wollen, aber sich letztendlich anders entschieden, da er und seine Band zwei Tage nach dem Abflug einen Auftritt hatten. Aber das bereute er jetzt, der Auftritt war nicht gut gewesen und jetzt war er allein. Wenn doch wenigstens Alessa Zeit für ihn hätte! Für sie war Weihnachten ein Familienfest, mit einigen Traditionen verbunden.
Alessa stand auf, ging ins Wohnzimmer und half ihren Geschwistern den Baum zu schmücken. Jörg schaute sie an. „Wusstest du, dass ich mit Milans Mutter zusammen arbeite?“ „Nein.“ „Sie sagte, dass sie und ihr Mann über Weihnachten nach Florida fliegen.“ „Ja, ich weiß. Milan ist allein Zuhause.“ Diesen Satz bekam Alessas Mutter mit. „Was? Dann lad ihn zum Essen ein! Nach der Bescherung!“ Alessa zögerte einen Moment, nickt dann und schrieb ihm eine SMS.

Gegen neunzehn Uhr klingelte Milan bei Alessa. Sie selbst öffnete und umarmte ihn. „Frohe Weihnachten, Milan.“ „Dir auch, Alessa.“ Er lächelte. „Ich hab ein Geschenk für dich.“ Alessas Augen begannen zu leuchten. „Jaaaaaaa?“ Milan musste lachen. „Später, okay?“ Alessa seufzte. „Ja, okay, es gibt jetzt eh essen. Bist genau pünktlich.“ Sie ging in die Küche. Milan folgte ihr und begrüßte ihre Familie. Er fühlte sich hier immer so wohl. Das Haus war irre gemütlich und klein, nicht so groß und kalt wie das, in dem er lebte.
Das Essen schmeckte, es gab reichlich Wein und schon ziemlich angeschwipst gingen Milan und Alessa in Alessas Zimmer. Dort ließen sie sich aufs Bett fallen und sahen sich an. Alessa lächelte. „Krieg ich jetzt mein Geschenk?“ „Selbstverständlich!“, erwiderte Milan und zog ein kleines Päckchen aus seiner Hosentasche. Alessa langte unters Bett und gab ihm sein Geschenk. „Du zuerst“, lächelte sie, „Ich weiß nicht, ob es dir gefällt. Und wenn nicht, dann tausch ich es um.“ „Ach was, das gefällt mir bestimmt.“ Er wickelte das Geschenk aus und hielt dann einen Bilderrahmen in der Hand, in dem ein Foto von ihm und Alessa war. „Das ist voll cool, Alessa, danke!“ „War das Schönste, das es von uns gab.“ Sie lugte auf das kleine Geschenk für sie, das Milan immer noch in der Hand hielt. Er grinste und gab es ihr dann. „Ist nicht so kreativ wie deins, aber gefällt dir hoffentlich trotzdem.“ Sie lächelte und packte es aus. Zum Vorschein kam eine Schachtel von einem Juwelier, bei dem er in Begleitung von ihre eine Paar Ohrringe für Carmen gekauft hatte. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Milan.“ „Doch, Alessa. Mach es auf.“ „Nein, das war zu teuer!“ „Das kannst du doch gar nicht wissen! Mach das jetzt auf!“ Alessa seufzte und öffnete es. Auf dem schwarzen Samt lag eine feingliedrige, silberne Kette, die einen kleinen Anhänger in Form eines Violinschlüssels hatte. Diese Kette war Alessa bei besagtem Juwelier ins Auge gefallen, sie hatte keinen Ton gesagt, aber anscheinend war es ihm aufgefallen. Wie aufmerksam! Und trotzdem, viel zu teuer! „Milan, das kann ich nicht annehmen!“ „Doch!“ „Nein!“ „Soll hier jetzt eine Nein-Doch-Diskussion entstehen? Alessa, ich dachte, die Kette gefällt dir, ich dachte, dass sie dir bestimmt gut steht. Ich hab sie gekauft um dir eine Freude zu machen und ich nehm sie nicht zurück. Der Preis ist doch total egal!“ Sie seufzte. „Milan ..“ „Alessa!“ Er grinste. „Ist gut jetzt.“ Sie sah ihn einen Moment an und umarmte ihn dann. „Danke. Ich .. danke.“ Er drückte sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Sie dufteten, wie immer, nach Alessas Shampoo. Er mochte diesen Geruch irgendwie, er mochte sowieso, wie sie roch. Und er mochte ihre süßen kleinen Ohren. Sanft biss er ihr in das Rechte.
Alessa zuckte zusammen. Was tat er da .. und vor allem wieso tat er es? Sie spürte, wie seine Zähne sanft an ihrem Ohrläppchen knabberten und ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken. Das war so schön! Sie wollte, dass er nicht mehr aufhört, nie wieder sollte er aufhören! Jetzt arbeitete er sich langsam zu ihrem Hals vor. Ein leiser Seufzer entwich ihr und sie legte den Kopf in den Nacken.
Milan nahm das als Aufforderung eine seiner Hände unter ihr T-Shirt zu schieben und ihr leicht über den Bauch zu streichen. Alessa zitterte. Milan küsste sie am Hals, dann unterm Kinn und schlussendlich auf den Mund. Alessa erwiderte diesen Kuss, auf den sie so lange gewartet hatte. Ihre Hände vergruben sich in seinen Haaren und ihr Körper schmiegte sich an seinen. Er drückte sie vorsichtig aufs Bett, seine Hände erforschten ihren Körper. Sie tat es ihm gleich, schob sein T-Shirt hoch. Er unterbrach den Kuss und zog es sich über den Kopf, ihres folgte kurz darauf. Sie schaute ihn erschrocken an und schlang ihre Arme um ihren Bauch. „Nein, Milan ..“
Er schaute ihr in die Augen und schüttelte dann den Kopf. „Tut mir leid .. ich weiß nicht, was mit mir los war. Ich ..“ „Schon .. schon gut.“ Sie senkte den Blick und griff nach ihren T-Shirt. Milan hielt ihre Hände fest. „Hey, ich wollte dir nichts böses! Scheiße ..“ Er sah auf die Hände. „Alessa, ich weiß einfach nicht, was mit mir los ist. Ich fühl mich einerseits so super, wenn ich bei dir bin, aber andererseits .. du bist doch gar nicht mein Typ! Das wird sich auch nicht ändern! Ich mein, ich mag ja nicht auf einmal andere Mädchen als vorher! Aber du bist so hübsch ..“ Er strich ihr über die Wange. „Das wollte ich dir länger schonmal sagen. Und deine Lippen .. immer wenn ich dich anschaue, will ich dich küssen!“
Sie schaute ihn an und zog sich dann ihr Shirt über. „Milan, hör auf mir Hoffnungen zu machen.“ „Ich will doch nur absolut ehrlich sein!“ „Aber nicht so! Nein! Nicht küssen und sagen dass du mich hübsch findest und so .. nein!“ Milan nahm die Kette und legte sie ihr um den Hals. „Sie steht dir wirklich.“ Sie drehte sich zu ihm. Er lächelte und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Scheiße, wie lange kennen wir uns? Fünf Monate? Trotzdem .. wenn ich irgendwas mache, was dir nicht gefällt, okay, hey, sag es. Klar, es ist nicht richtig von mir dich zu küssen .. aber ..“ Er unterbrach sich und küsste sie erneut. Alessa reagierte genau wie zuvor.
Doch diesmal stoppte sie ihn nicht. Diesmal ließ sie sich von ihm ausziehen, sie zog ihn aus. Sie genoß es, seine Berührungen, seine Küsse. Sie hinterließ Spuren mit ihren Fingernägeln in seinem Rücken und eine Weile später war sie keine Jungfrau mehr. Sie wickelte sich in ihre Decke, drehte sich zur Seite und schloss die Augen.
Milan schaute sie an und schlug sich imaginär immer und immer wieder die Hand vor den Kopf. Wie hatte er das tun können? Er wusste doch, dass sie bisher noch keinen Mann gehabt hatte, er wusste es doch! Und jetzt hatte er es ihr kaputt gemacht, ihr erstes Mal, nur, weil er sich nicht beherrschen konnte. Sie würde ihn jetzt hassen, oh nein. Aber sie hatte mitgemacht! Er hatte sie zu nichts gezwungen!
Beide lagen noch ein paar Stunden wach und hingen ihren Gedanken nach, bis sie schließlich in einen tiefen Schlaf fielen.

Alessa wachte früh auf, bemerkte, dass sie sich an Milan gekuschelt hatte, während sie schlief. Vorsichtig stand sie auf und verschwand ins Bad. Das warme Wasser der Dusche tat ihr gut. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was gestern geschehen war. Sie hatte mit Milan geschlafen. Mit ihrem unerreichbaren Milan. Und er hatte angefangen. Er, nicht sie. Und er hatte sie nicht ausgelacht. Er hatte sie überall berührt, er hatte keine dummen Sprüche gelassen. Es war schön gewesen. Aber trotzdem .. jetzt war es vorbei. Sie hatte immer gedacht, dass sie sich für jemanden aufspart, den sie liebt, der sie aber auch liebt. Nicht so wie Milan.
Was bedeutete das jetzt für ihre Freundschaft? Waren sie trotzdem noch Freunde? Konnte sie ihm überhaupt nochmal in die Augen schauen? Er hatte sie nackt gesehen! Sie sah an sich runter. Auch wenn sie abgenommen hatte, sie war trotzdem noch viel zu fett. Und sie hatte überall Schwangerschaftsstreifen, weil sie damals so schnell zugenommen hatte.
Milan wachte auf und sah den leeren Platz neben sich. Sie war bestimmt sauer, ganz bestimmt. Es tat ihm ja auch leid! Er setzte sich hin und zog sich seine Kleidung über. Ob sie noch mit ihm reden würde? Ob sie ihn überhaupt noch anschauen würde? Es hatte ihm gefallen, mit ihr zu schlafen. Er hatte das Gefühl gehabt, dass ihre Körper sich einander anpassten. Es war unglaublich gewesen! Und das, obwohl sie noch keine Erfahrungen gehabt hatte!
Alessa kam in ihr Zimmer, die Haare nass, sonst komplett angezogen. Der Blick war auf den Boden gerichtet. Sie murmelte irgendwas, das nach einem „Morgen“ klang, aber es könnte auch geheißen haben, dass er sofort verschwinden soll. Er stand auf und ging zu ihr. „Alessa. Hey.“ Er drückte sanft ihr Kinn nach oben und gezwungenermaßen musste sie ihm in die Augen schauen. Sie versuchte seinem Blick dennoch auszuweichen. „Milan .. ich ..“ „Alessa, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so überfallen, ich wollte nicht mit dir schlafen!“ „Und warum hast du es dann getan?“ „Weil .. ich weiß es nicht! Aber es war toll, es war toll!“ Sie schüttelte den Kopf und wand sich aus seinem Griff. „Wir fahren gleich zu meiner Gote.“ Einen Moment schaute er sie noch an, dann nickte er. „Ich ruf dich heute Abend an.“ „Musst du nicht.“ „Mach ich aber. Bis dann.“ Er küsste sie auf die Wange, ging dann runter, verabschiedete sich von der Familie, bedankte sich und machte sich dann auf den Heimweg.
Alessa ließ sich an der Wand entlang runter rutschen. Warum konnte das Leben nicht einfach mal leicht sein? Wieso mussten immer solche schrägen Sachen passieren?





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