There's still something left to save - Teil 5

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 16.05.2011


Kapitel 5

Sie sagte es ihm nicht und der restliche Abend verlief ereignislos, genau wie auch die Rückfahrt und der nächste Monat. Die ersten Klausuren standen an, Alessa und Milan lernten gemeinsam, der Unterricht verlief auch wie immer. Reine Routine, mal wieder.
Alessa hielt es kaum noch aus. Wenn sie abends gemeinsam im Bett lagen und er ihr erzählte, welche Mädchen er süß fand, wollte sie ihn packen und schreien, dass er damit aufhören soll, dass er sie nehmen soll. Wenn er mit seiner Band auftrat, die er sich nach und nach zusammengesucht hatte, wollte sie vor der Bühne auf und ab hüpfen und ihm zurufen, dass sie ihn liebte.
Schließlich kam der Tag, der kommen musste. Sie hatten sich für den Abend in einer Kneipe verabredet und wollten dann spontan überlegen, was sie noch machen konnten.
Sie freute sich auf den Abend, weil sie sich auf jeden Abend freute, den sie mit ihm verbringen konnte. Nein, nicht nur auf jeden Abend, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde! Ihre Gefühle für ihn waren schlimmer geworden, sie gingen inzwischen so tief. Sie hatte sich nie vorstellen können, jemanden mal so zu lieben, aber jetzt war es geschehen und würde er sie auch mögen, wäre das wundervoll. Aber er tat es nicht und sie musste sich daran gewöhnen. Der Liebeskummer führte dazu, dass sie immer noch nicht viel aß. Morgens eine Scheibe Brot, mittags auch, abends ein wenig Salat und Beilage. Sie nahm in dieser Zeit knapp fünfzehn Kilo ab, aber sie fühlte sich trotzdem fett.
Als sie in die Kneipe kam, sah sie ihn an der Bar stehen und sich mit einer großen Blondine unterhalten. Sofort brannte ihr Körper vor Eifersucht und sie malte sich zig Methoden aus, wie sie diese Frau eliminieren konnte. Sollte sie ihr einfach ein Getränk über das weiße Oberteil kippen? Würde vermutlich nicht viel bringen, wahrscheinlich stand die da noch drauf. Sie könnte auch so tun, als würde sie auf sie stehen – damit hatte sie bisher immerhin jeden vergrault. Ein Seufzer entwich ihr. Sie würde sowieso nichts tun. Das konnte sie nicht und das wusste sie. Noch nicht mal ein Wort würde sie sagen, dazu war sie zu unsicher. Langsam ging sie zu den beiden und umarmte Milan. „Hey, bist ja ausnahmsweise mal nicht zu spät.“ Er lachte. „Nein, heute nicht. Das liegt an Helena, sie hat mich abholt.“ Er legte den Arm um Helena und küsst sie sanft hinterm Ohr, schaute dann Alessa wieder an. „Alessa, darf ich dir meine Freundin vorstellen?“
Ihr Herz zersprang in tausend Teile und schien dann unendlich lang in eine gähnende Leere zu fallen. Ihre Hände begannen zu zittern und ihr wurde schwindelig. Freundin? Er hatte eine Freundin? Sie rang nach Luft und versuchte nach außen hin vollkommen normal zu wirken, während ihr Inneres sich anfühlte, als würde es langsam aber sicher verkohlen. Sie zwang sich zu sprechen, sie wusste, was er hören wollte. „Helena? Freut mich .. wirklich. Ich .. wünsch euch .. viel .. Glück ..“
Milan runzelte die Stirn. Das hörte sich aber nicht sonderlich überzeugend an. Klar, er hatte ihr verschwiegen, dass er Helena kennengelernt hatte und auch, dass er sich in sie verliebt hatte und dass sie zusammen waren .. aber trotzdem. Er würde sich auch für sie freuen, wenn sie jemanden finden würde, den sie mochte, der sie mochte. Es enttäuschte ihn irgendwie, er hatte ehrlich gedacht, diese Freundschaft würde so etwas beinhalten. Und noch komischer wurde es ihm, als Alessa irgendwas murmelte, von wegen, sie hätte doch keine Zeit und fluchtartig die Kneipe verließ. Helena schaut ihn bedrückt an. „Sie mag mich nicht.“ „Ach was .. sie kennt dich doch nicht einmal .. sie mag dich bestimmt, wenn sie dich kennenlernt.“ Er gab ihr einen Kuss und zog sie dann mit sich zu einem Tisch.
Alessa kam nicht weit, bevor sie sich nicht mehr aufrecht halten konnte und weinend auf die Knie fiel. Sie hatte nie, nie, nie, nie gedacht, dass es ihr SO wehtun würde, wenn Milan eine Freundin hatte. Sie fühlte sich ungeliebt, dreckig, wertlos. So wertlos! Und das übliche natürlich auch, hässlich, fett. Diese Frau war groß und schlank und wunderschön .. da konnte sie natürlich nicht mithalten! Sie würde nie mit irgendjemandem mithalten können, den Milan toll fand! Sie würde auf ewig einsam und traurig sein, sie würde als alte Jungfer mit zwölf Katzen enden! Schluchzend nahm sie ihr Handy und rief Jacqueline an. Nach dem dritten Klingeln nahm sie ab. „Alessa, schön dass du dich .. weinst du? Was ist passiert?!“ Alessa schluchzte und bekam kaum ein Wort heraus, als sie antwortete: „Er .. er hat eine .. eine .. eine Freundin!“
Jacqueline seufzte. Das hatte sie gewusst und sie hatte ihm von vorne herein gesagt, dass er es Alessa sagen soll, sie bloß nicht damit überrumpeln sollte. Er hatte sie gefragt wieso, aber sie hatte ihm Alessas Geheimnis nicht verraten, das sollte Alessa selbst machen, oh ja. Jetzt hatte er sie verletzt und das hatte sich Jacqueline unter keinen Umständen für Alessa gewünscht. Sie hatte sich gewünscht, das Milan über seinen eigenen Schatten springt und bemerkt, wie sehr er Alessa brauchte. Milan hatte Angst, sich in Alessa zu verlieben, weil sie eben nicht schlank und wunderschön war, so wie all seine Ex-Freundinnen. Und diese Beziehungen hatten nie gehalten! Es hatte nie lange gedauert, da war er die Mädchen leid geworden, einfach weil er feststellte, dass er sich einfach nicht mit ihnen so unterhalten konnte, wie er sich das wollte. Früher hatte Jacqueline auch Gefühle für ihn gehabt. Er hatte es herausgefunden und er hatte ihr klipp und klar gesagt, dass sie „einfach nicht sein Typ“ war. Das hatte sie tief getroffen und sie hatte tagelang nicht mehr mit ihm geredet. Trotzdem wollte sie, dass Alessa es ihm sagte, sie war sich sooo sicher, dass Milan mehr für sie empfand, als er zugeben wollte!
Alessa zitterte weiterhin und schluchzte in den Hörer. Jacqueline versuchte sie zu beruhigen und versprach mit ihr darüber ausführlich zu sprechen, wenn sie in drei Tagen zu Alessas Geburtstag kam, aber mehr konnte sie im Moment einfach nicht für Alessa tun und Alessa wusste das auch, also versuchte sie normal zu atmen und die Tränen zu unterdrücken, was ihr gründlich misslang.
Helena nippte an ihrer Cola und seufzte dann. „Sie liebt dich.“ „Wer?“ „Wie heißt sie noch gleich? Das Mädchen von eben? Alessa?“ „Ach so, nein, Quatsch, wir sind nur ziemlich gute Freunde.“ Helena schüttelte heftig den Kopf. „Sie hat Gefühle für dich.“ Milan starrte sie eine Weile an und zuckte dann gleichgültig mit den Schultern. „Ich glaube eher nicht. Aber selbst wenn es so wäre, würde es keine Rolle spielen, weil ich keine Gefühle für sie habe und auch nie haben werde.“ „Warum nicht?“ „Weil sie nicht mein Typ ist.“ Helena grinste. „Ach nein?“ Milan rutschte näher zu ihr und zog sie fest an sich. „Oh nein.“
Alessa fand irgendwann den Weg zu ihrem Auto. Dort legte sie ihren Kopf aufs Lenkrad und weinte weiter. Sie wusste selbst nicht warum, war Milan all diese Tränen wert? So toll war er doch bestimmt auch nicht! Er hatte Fehler, er hatte Fehler! Das musste sie sich ins Gedächtnis rufen, all seine Fehler! Na los, das würde doch nicht so schwer sein! Okay .. er .. flirtete mit Mädchen, die einen Freund hatten, das war bestimmt nichts positives. Und er war faul. Und vielleicht ein klein wenig arrogant. Und .. und jetzt fiel ihr nicht mehr ein. So ein Mist! Jetzt war sie wütend, ließ den Motor an und trat das Gaspedal durch. Sie würde es schaffen sich von ihm abzuwenden, sie würde es schaffen! Sie konnte so nicht mehr leben! Auch wenn das jetzt übertrieben klang, aber es war einfach so. Sie konnte nicht mehr die beste Freundin sein, während er vor ihren Augen eine andere im Arm hielt. Helena war zwar jetzt seine erste Freundin, seit sie sich kannten, aber er hatte mit einer Menge Mädchen geflirtet den letzten Monat. Und es hatte ihr jedes Mal aufs Neue wehgetan. Sie packte es wirklich nicht mehr.
Zwei Tage später in der Schule sprach sie kaum mit ihm und er wusste nicht warum. Sie hatte sich seit dem missglückten Abend nicht mehr gemeldet und auf keinen seiner Anrufe reagiert. Sie war doch nicht sauer, weil er seine Freundin zu ihrem Mittwochabend-Treffen mitgebracht hatte? Jeden Gesprächsversuch blockte sie ab. Oder hatte sie einfach nur schlechte Laune? Mia war krank, sie war eins aufgerückt um neben Mariella zu sitzen, mit der sie sich die Stunden über leise unterhielt. Mariella war öfter mal einen Blick zu Milan. Er konnte diese Blicke nicht deuten, aber er war sich sicher, dass sie nichts Gutes hießen. Was hatte er getan, verdammt? Auch in der Pause saß er allein auf der Bank und er beobachtete, wie Alessa sich eine Zigarette anzündete. Eigentlich hatte sie aufgehört zu Rauchen, weil er es nicht leiden konnte, wenn jemand danach roch. Wollte sie ihm damit sagen, dass sie keine Freunde mehr waren? Oder .. oh man, er war vollkommen verwirrt. Was zum Teufel, verdammte Scheiße, war da los? Seine Laune wurde von Sekunde zu Sekunde schlechter und das änderte sich nicht, als Paulina sich neben ihm niederließ und wieder begann irgendwelches Zeug zu labern, dass ihn kein Stück interessierte. Er sprang auf, ging zu Alessa, packte mit seinen Händen ihre Oberarme und dreht sie grob zu sich um.
Alessa erschrak und ließ die Zigarette fallen. Sein Griff war so fest, dass es wehtat und sie sah ihn mit großen Augen an. Was zur Hölle wollte er?
„Alessa, verdammte Scheiße, red mit mir! Was ist los!“ „N..nichts“, antwortete sie mit zitternder Stimme. Er knurrte. „Es ist was, ich merk das!“ „Du machst mir Angst“, flüsterte sie, während ihr Tränen in die Augen stiegen. Erschrocken ließ er sich los und sah sie an. „D..das .. wollt ich nicht, Alessa, ehrlich! Ich will nur wissen, was du hast!“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann es dir nicht sagen.“ „Alessa, bitte!“ Beide bemerkten nicht, dass es zum Pausen-Ende klingelte. Mariella beschloss die zwei nicht zur stören und ging allein zurück ins Klassenzimmer.
Alessa schluchzte. „Ich kann nicht, Milan, ich kann nicht!“ „Wieso nicht? Bitte, was habe ich dir getan?“ Sie schlang ihre Arme um seine Taille und vergrub ihren Kopf an seiner Brust. „Ich bin in dich verliebt, ich liebe dich, ich .. ich halt das nicht mehr aus!“
Er erstarrte. Sie .. liebte ihn? Helena hatte recht gehabt? Oh Gott .. nein .. das durfte nicht sein! Sie durfte nicht so für ihn empfinden! Er würde sich niemals in sie verlieben, da war er sich sicher. Hatte er ihr Hoffnungen .. ja, hatte er. Verdammt. Er sah zu ihr runter und legte behutsam die Arme um sie. „Alessa ..“ „Nein! Sag nichts! Scheiße ..“ Er bemerkte, dass sie heftig ein- und ausatmete und versuchte sie zu beruhigen, indem er ihr sanft über den Rücken strich. „Alessa, ich wollte nie, dass das passiert. Ich hab es nicht darauf angelegt .. Steiger dich da bitte nicht rein.“
Wütend stieß sie ihn von sich und schrie: „Nicht reinsteigern? Hey, Neuigkeit! ZU SPÄT! ZU SPÄT! Verdammte Scheiße, du weißt gar nicht, wie es mir dabei geht! Ich hatte nie vor es dir zu sagen, nie! Aber du wolltest wissen, weshalb ich heute nicht mit dir geredet hab, hier die Antwort! Ich hab keinen Bock mehr!“ „Soll das heißen, du willst nicht mehr mit mir befreundet sein?“ Sie sah eine Weile auf den Boden und versuchte ihre Atmung zu regulieren, bevor sie antwortete: „Ja. Ja, das soll es heißen. Ich kann nicht die beste Freundin spielen, wenn ich so für dich empfinde. Das geht nicht.“ Sie sah ihm fest in die Augen. „Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.“
Er sah ihr nach, als sie sich weiter vom Schulgelände entfernte und seufzte. Musste das sein? Er mochte Alessa wirklich .. er hatte gedacht, dass diese Freundschaft echt klasse sei. Er verfluchte diese Liebe, die alles zerstörte. Wütend ging er zurück in die Klasse, entschuldigte Alessa, sagte ihr sei schlecht gewesen, bat Mariella ihr ihre Tasche zu bringen und widmete sich dem Unterricht. Konzentrieren konnte er sich nicht, denn die ganze Zeit schwirrte nur ein Gedanke in seinem Kopf umher. Wie schaffte er es, dass Alessa wieder mit ihm befreundet sein wollte?

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Ich war so unsicher, wie ich weiterschreiben wollte .. das ist jetzt die erste Version .. ich hab noch eine geschrieben, in der sie es ihm noch auf dem Festival sagt, aber mich doch dagegen entschieden ..





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