Zum Glück gibt es Wunder - Teil 2

Autor: Yaksi
veröffentlicht am: 12.04.2011


Hey Leute,
habe in meinem ersten Teil vergessen zu erwähnen, dass die meine erste Geschichte ist, die ich schreibe. Würde mich also über Verbesserungsvorschläge freuen und hoffe, dass die Geschichte nicht zu langatmig wird.
LG Yaksi
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Der Tag wurde nicht besser. Nachdem Mona und ich beide völlig losgelöst in den Klassenraum geschlendert waren, bemerkte ich einen auffällig blonden Haarschopf in der letzten Reihe. Das Gesicht kannte ich bereits – leider.
Die Mädchen aus unserer Klasse hatten sich um ihn versammelt und löcherten ihn mit Fragen voll. Ich wünschte, ich könnte dies wortwörtlich meinen. Doch Blondchen blieb wie er war, ohne Löcher und ohne Verletzungen. Schade eigentlich. Meine Laune sank noch tiefer in den Keller, als ich bemerkte, dass er sich direkt neben meinen Platz gesetzt hatte. Was war das heute bloß für ein Tag?
Missmutig scheuchte ich ein paar Mädchen zur Seite, um endlich Platz nehmen zu können. Zwar funkelten sie mich böse an, doch ich ignorierte es. Mona, die neben mir saß, warf mir einen schüchternen Blick zu und versuchte mich anzulächeln. Doch wie sollte ich darauf reagieren, wenn ich wusste, dass Mona bald weg gehen würde? Wenn dies einer unserer letzten Tage gemeinsam war? Also presste ich einfach die Lippen zusammen und starrte auf die wunderschöne, grüne Tafel, welche frisch mit einem Lappen sauber gemacht wurde.
„Hey, Kätzchen“, hörte ich eine bekannte Stimme neben mir.
Ich seufzte und drehte mich zum Neuling um. „Was willst du?“
Er grinste mich breit an und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, als er sich zurücklehnte. „Hm. Lass mich kurz nachdenken? Was könnte ich denn mal wollen…?“
„Ich habe keine Lust auf deine blöden Spielchen“, zischte ich und steckte eine Haarsträhne hinter meinem Ohr. Ich musste mich irgendwie mit meinen Händen beschäftigen, damit sie sich nicht zur Faust bilden und das schöne Gesicht von Blondchen zerstören würden. Oh Gott, hatte ich gerate gedacht, dass sein Gesicht schön war? Kurz schielte ich zu ihm hinüber und bemerkte mit ansteigender Röte, dass er mich interessiert beobachtete. Aber sein Gesicht war wirklich hübsch. Blaue, helle Augen strahlten fast so hell wie die Sterne am Himmel und seine Haut war auch makellos. Der leicht bräunliche Teint passte gut zu seinen blonden Haaren. Kein Wunder, dass sich dich Mädchen um ihn scharten wie die Hühner.
Unser Mathelehrer kam hinein und ließ seinen Blick durch die Klasse schweifen. Dabei blieb er bei Blondchen hängen und runzelte fragend die Stirn.
„Wie ich sehe, haben wir einen Neuzugang“, bemerkte er und räusperte sich. „Man hat mir schon davon berichtet. War dies ein ungeplanter Umzug? Denn das zweite Schuljahr hat schon vor ein paar Monaten angefangen“, fragte Herr Schmauch.
Blondchen lächelte, wobei man seine Grübchen sehen konnte. In seinen Augen konnte ich auf einmal Spott aufblitzen sehen.
„Nun. Wie Sie schon sagten, war es in der Tat kein geplanter Umzug. Er war spontan und unerwartet, da haben Sie recht“, antwortete der neue Junge.
Herr Schmauch hob den Kopf. „Dann stell dich doch mal bitte vor“, forderte der Lehrer auf und verschränkte ungeduldig die Arme.
„Nun, ich heiße Coby McFaire und bin 16 Jahre alt. Zuvor habe ich in Amerika gewohnt“
„Aha“, sagte Herr Schmauch, als ob das die Lösung zu einer unlösbaren Aufgabe gewesen wäre. „Nun gut, Coby. Ich hoffe, dass du dich schnell mit deinen Mitschülern anfreundest und guten Anschluss findest“
„Das werde ich. Da bin ich mir sicher“, sagte Blondchen und warf mir einen belustigten Blick zu.
Während die beiden miteinander geredet hatten, hatte es irgendwo in meinem Kopf geklingelt. Als Blondchen sich vorgestellt hatte, kam mir sein Name irgendwie bekannt vor. Doch wieso nur? Wo hatte ich den Namen McFaire schon mal gehört?
Die ganze Stunde über grübelte ich darüber nach und jedes Mal spürte ich, wie die Antwort auf meiner Zunge lag. Doch mein Gedächtnis wollte sich einfach nicht erinnern. Als Mona mich dann plötzlich anstupste, schrie ich überrascht auf. Es war kein lauter Schrei, jedoch laut genug, damit ihn Herr Schmauch hören konnte.
„Habe ich dich aus deinen Tagträumen gerissen, Juneheart?“, fragte er und grinste mich triumphierend an.
Schnell schüttelte ich den Kopf.
„Gut, dann kannst du ja sicherlich meine vorherige Frage beantworten, die ich dir gestellt habe: Was ist die Lösung?“ Wieder schlich sich ein boshaftes Lächeln über sein Gesicht.
„Ähm…“, hastig schaute ich auf mein leeres Heft und dann wieder zur Tafel, um mir die Aufgabe anzuschauen. Mein Herz pochte wild gegen die Brust, weil ich überhaupt nicht aufgepasst hatte. Als Herr Schmauch sich gerade bückte, um sich etwas in sein Büchlein zu notieren, flatterte ein kleiner Zettel mit einer komplizierten Formel auf meinen Tisch. Überrascht schaute ich zu meiner Linken, wo Blondchen mich vielsagend anschaute.
„Nun, mach schon“, zischte er und nickte mit seinem Kopf auf den Zettel.
Kurz war ich überrascht, las dann aber schnell die Antwort vor, bevor Herr Schmauch sich eine negative Bemerkung aufschreiben konnte.
Der Mathelehrer wirkte misstrauisch, nickte jedoch.
„Die Antwort ist korrekt“, sagte er und notierte die Lösung an die Tafel.
Erleichtert atmete ich aus und bekam einen fragenden Blick von Mona, doch ich zuckte nur entschuldigend mit den Achseln. Als ich Blondchen anschaute, merkte ich, wie er schmunzelte und sich in seinen Stuhl zurücklehnte.
„Du bist mir etwas Schuldig“, flüsterte er grinsend.
Wütend kniff ich die Augen zusammen, konnte mich jedoch noch zusammenreißen und murmelte ein leises „Danke“.

Nachdem ich die Schule endlich überstanden hatte, fuhr ich niedergeschlagen mit meinem Fahrrad nach Hause. Als ich die Tür zu unserem Haus aufschloss, hörte ich das Lieblingslied meiner Mutter, welche summend in der Küche stand und hin und wieder ein Blick in das Kochbuch warf, während sie leise im Takt wippte.
„Hey Mom“, begrüßte ich sie und ließ mich auf einen Stuhl fallen.
„Hallo, mein Spatz“ Ich hasste es, wenn sie mich so nannte. „Wie war dein Schultag?“
„Schrecklich“, stöhnte ich genervt. „Mona wird umziehen, Mom. 400 Kilometer weit weg! Wie soll ich bloß ohne sie leben können?“
Verwundert drehte sich meine Mutter zu mir um und strich mir besorgt über die Haare. In ihren Augen konnte ich Mitgefühl lesen, doch das brachte nur wieder meine Tränen in den Vordergrund.
„Ach Spätzchen“, murmelte sie und nahm mich in den Arm. Ihr vertrauter Blumenduft stieg in meine Nase. „Ich hatte heute eigentlich noch eine Überraschung für dich“
Ich löste mich aus ihrer Umarmung und schaute sie misstrauisch an. Mom’s Überraschungen konnten meistens nach hinten losgehen, was schon oft der Fall war. Sie war schon immer tollpatschig gewesen, aber auf eine bezaubernde Art und Weise. Ehrlich gesagt, hatte ich nie gewusst, wieso mein Dad sie vor zehn Jahren verlassen hatte, als ich fünf war. Das war mir immer ein Rätsel gewesen. Okay, sie war wirklich etwas sonderbar, meine Mutter. Man könnte meinen, sie wäre immer noch in den 70er Jahren stecken geblieben. Ihre braunen Locken standen jeden Tag wirr vom Kopf ab und sie trug immer ein bunt gemustertes Tuch um ihre Stirn. Ihre Blusen waren immer mit vielen kleinen Blümchen versehen und Mom liebte helle Schlaghosen. Aber viel mehr mochte sie die Band ABBA, weshalb man auch täglich Lieder von der Band in unserem Haus hören konnte. Aber genau das liebte ich an ihr.
Ich musste meine Haare von Papa geerbt haben, denn sie waren aalglatt und rabenschwarz. Doch die dunkelblauen Augen hatte ich von Mom, das wusste ich. Eigentlich konnte ich mich gar nicht mehr wirklich an Dad erinnern. Nur seine sonderbaren grauen Augen konnte ich manchmal in meinem Gedächtnis abrufen.
„Was denn für eine Überraschung?“, fragte ich vorsichtig.
Mom schmunzelte und spielte nervös an den Knöpfen ihrer Bluse rum. Ihre roten Lippen presste sie zusammen, doch trotzdem schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht.
„Kennst du noch Joice?“, fragte sie mich.
Ich kniff die Augen zusammen und versuchte mich an den Namen mit einem Gesicht zu erinnern. Doch da war nichts. Ich schüttelte den Kopf.
„Nun, Joice ist eine gute Freundin von mir. Sie ist vor Kurzem hierher gezogen, da ihr Ehemann bedauerlicherweise plötzlich verstarb. Sie wollte mit ihrem Kind ein neues Leben wieder in Deutschland anfangen, so wie früher“
Wieder tauchte ein ungutes Gefühl in mir auf. Und wieder klingelte es irgendwo in meinem Kopf.
„Und…?“, fragte ich deshalb, um endlich eine Antwort zu hören.
„Ich habe dir doch schon öfters von Familie McFaire erzählt, oder? Von unseren Abenteuern und Reisen, die wir früher erlebt hatten“
Da setzte mein Herz plötzlich ein Schlag aus. Endlich konnte ich das Klingeln in meinem Kopf verstummen lassen, jedoch mit einer nicht angenehmen Erkenntnis. Blondchen alias Coby McFaire war vor kurzem mit Joice, seiner Mutter, hierher gezogen –aus Amerika– weil sein Vater verstorben war. Für einen kurzen Moment verspürte ich Mitleid mit ihm. Doch sofort wurde sie von meiner Neugierde überbedeckt.
„Mom, jetzt spann mich nicht auf die Folter. Sag mir jetzt was los ist und was Familie McFaire damit zu tun hat“
Sie lächelte, wobei ihre Augen glücklich strahlten.
„Wir werden mit Joice und ihrem Sohn in den Osterferien in den Urlaub fahren. So können Joice und ich unsere alte Freundschaft wieder aufbauen“
Verdutzt blinzelte ich meine Mutter an. Ich glaub, ich hatte mich verhört! Mit Blondchen und seiner Mom in den Urlaub? Hastig rechnete ich die Tage bis zu den Osterferien und stellte fest, dass es noch eine Woche war.
Ich schluckte schwer, um diesen Schock zu verdauen.
Blondchen und ich im Urlaub.
Blondchen und ich mit den Eltern im Urlaub.
Mein Herz schlug wild gegen meinen Brustkorb. Immer wieder und wieder und wieder.






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