boys+bauernhof=??? - Teil 16

Autor: lissilein xDD
veröffentlicht am: 19.10.2011


Irgendwann fielen mir dann die Augen zu, was mich ein wenig überraschte da ich ja eigentlich erst aufgestanden war. Aber wirklich lange konnte ich eh nicht mehr denken, sondern bewegte mich ins Reich des Schlummerkönigs.
Ich hatte einen schlechten Traum. Er handelte von einem Pferd das verfolgt wurde. Ich konnte richtig spüren wie ihm die Luft aus den Lungen wich und es nicht mehr richtig atmen konnte. Es lief jedoch immer noch panisch weiter. Hinterher rannten anscheinend irgendwelche Männer, die schrien und dem Tier nachschossen. Ich konnte die Panik des Pferdes fühlen und wie es versuchte immer wieder den Männern zu entkommen. Es galoppierte wie wild zwischen Bäumen hindurch um sie abzuhängen, doch sie waren immer noch hinter ihm. Ich hörte einen Knall und sah kurz darauf das Pferd zu Boden gehen. Auf einmal stand ich jedoch auf einem Bauernhof und es schrie ein Hahn. Aber krähte nicht sondern rief: „Aufwachen!!!“
Verwirrt schlug ich die Augen auf und gähnte.
„Wo bin ich“, murmelte ich verschlafen.
Ich richtete mich vorsichtig auf und drehte mich gleichzeitig nach rechts. Das war irgendwie keine gute Idee. Ich lag noch immer auf der Couch, allerdings soweit am Rand, dass ich durch meine Rechtsdrehung am Boden landete und das ziemlich unsanft.
Ich saß noch immer am Boden und rieb mir mein schmerzendes Hinterteil, als ein leises Lachen an mein Ohr drang.
Ich drehte meinen Kopf und sah in Chris Gesicht.
„Haha. Sehr lustig. Hab schon lang nicht mehr so gelacht.“,brauste ich auf, was Chris nur noch mehr zum Lachen brachte.
„Ja passt schon. Lass die arme Lina einfach am Boden liegen. Sie wird sich schon zu helfen wissen.“, schimpfte ich leise vor mich her, als ich mich an der Sofa kante hochzog. Kurze Zeit später stand ich wieder auf den Beinen und schnappte mir meine Krücken. Ohne einen weiteren Kommentar abzugeben humpelte ich zu den Treppen.
„Wenn ich fragen darf: Wohin gehst du?“, fragte mich Chris, noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Ich gehe zu meinem Pferd.“, antwortete ich einfach und begann vorsichtig die Stiege hinunter zusteigen.
Ich hörte wie Chris hinter mir her kam, doch ich ignorierte ihn und ging weiterhin vorsichtig die Treppe hinunter.
Endlich unten angekommen, hinkte ich an meiner Familie vorbei,aus dem Haus hinaus und zum Stall.
Ich öffnete Exkaliburs Boxtür und trat leise auf ihn einredend zu ihm. Er spitzte sofort die Ohren und sah mich aus klugen Augen heraus an. Vorsichtig legte ich meine Gehhilfen auf die Seite und ging vorsichtig auf ihn zu. Erstaunlicherweise blieb er stehen und mir tat mein Bein dabei gar nicht schlimm weh und wenn ich das sagte musste das was heißen, da ich ja total wehleidig war.
Ich war endlich bei ihm angekommen und strich ihm zärtlich über seine Nüstern.
„Na mein Hübscher, wie geht’s dir denn jetzt?“, fragte ich ihn flüsternd.
Obwohl ich erst einmal bei ihm war, kam es mir vor als wäre ich schon sehr oft hier gewesen. Normalerweise mochte ich keine Pferde, aber Exkalibur war eine Ausnahme. Ich wusste nicht warum, aber er faszinierte mich. Trotzdem würde ich gerne wissen, was ihm so schreckliches passiert war, dass er so ängstlich auf andere Menschen reagierte und warum er mir sofort vertraute. Sofort musste ich wieder an die Worte meiner Eltern denken, als ich erfuhr das sie mir ein Pferd kauften. „Er ist kein gewöhnliches Pferd.“
Das stimmte eindeutig. Damit, dass er nicht so war wie jedes andere Pferd passte er perfekt zu mir. Ich war auch nicht wie die anderen in meinem Alter.
Ich konnte ihn gar nicht mehr aufhören zu streicheln und ihm schien es sichtlich zu gefallen. Er ließ seinen Kopf sinken und schloss die Augen. Auch wenn ich kein Pferdekenner-ich war eindeutig ein Nichtkenner in dem Thema- war, nahm ich das als Zeichen, dass es ihm ziemlich gut gefiel. Also kraulte ich ihn weiter.
Ich fand es noch immer sehr seltsam, dass ich Pferde auf einmal gefielen, aber es sollte ja Wunder auf dieser Welt geben, aber komisch war es trotzdem.
Langsam taten mir die Finger schon weh, also nahm ich meine Hand aus seiner Mähne und sah ihn mir wieder an. Er war wirklich ein eindrucksvolles Tier-groß und mächtig. An seinem Hinterfuß, sah ich jedoch eine lange Narbe. Sie verlief von seinem Oberschenkel bis hin unter das Sprunggelenk. Langsam ging ich auf die Narbe zu und strich zärtlich darüber.
„Was ist denn mit dir passiert mein Junge?“,murmelte ich vor mich her, während ich wieder vor zu seinem Kopf humpelte.
„Das kann ich dir sagen.“, erklang die Stimme meines Vaters im Stall. Erschrocken drehte ich mich um und sah Chris und meinen Papa vor der Box stehen.
„Und warum hat er so eine Narbe?“
„Das ist eine lange Geschichte und sie ist nicht immer schön. Willst du sie trotzdem hören?“
„Ja will ich.“
„Gut, dann komm mal raus und ich erzähle sie dir.“
Ich strich noch einmal über Exkaliburs Stirn, nahm meine Krücken und trat aus der Box. Ich schloss die Tür und ging hinter meinem Vater nach, der auf ein paar Strohballen zuging.
Ich ließ mich von Chris auf einen Ballen heben und probierte aus wie ich meine Bein am besten hinlegte, dass es nicht herunterhing und auch nicht unangenehm am Stroh lag. Chris half mir und lagerte den Fuß mit ein wenig Stroh hoch. Ich warf ihm ein dankbares Lächeln zu und sah dann erwartungsvoll meinen Vater an.
„Also gut. Ich fang mal ganz am Anfang an.“, begann er.
„Ein Freund-er heißt Karl- von mir hat einen Stall mit lauter Turnierpferden. Es gibt dort kaum ein Pferd, welches noch kein Turnier gewonnen hat. Eines Tages ist ihm eine fremde Stute zugelaufen. Er wusste nicht woher sie kam, oder wem sie gehörte. Er nahm sie bei sich auf und taufte sie auf Chiara. Er ließ den Tierarzt kommen um zu sehen ob sie gesund war. Das war sie. Er rief sogar die Polizei, da er wissen wollte ob irgendjemand die Stute vermisste, doch es gab keine Anzeigen die zeigten wem sie gehörte. Sie war keine Schönheit. Ihr Körper war viel zu groß und der Kopf zu klein. Ihr Fell war zerzaust und hatte ein seltsames graubraun. Neben all den großgewachsenen wunderschönen Turnierpferden, sah sie aus wie ein Esel, doch das störte meinen Freund nicht. Er nahm sie in seinem Stall auf und kümmerte sich rührend um sie. Es stellte sich heraus, dass die Stute ein richtiges Talent zum Springen hatte. Er trainierte sie und ziemlich schnell ging er mit ihr auf Turniere. Auf jedem Wettbewerb wurde er schief angeschaut und ihm nachgerufen, wie hässlich die Stute doch war. Doch es war ihm egal.. Das kleine Pferd, gewann so gut wie jedes Turnier. Er liebte diese kleine Stute, die für ihn alles geben würde. Eines Tages ließ er sie decken, da er meinte, dass sicherlich ein tolles Fohlen herauskommen würde. Als die Stute tatsächlich trächtig war, war er wahnsinnig glücklich und freute sich auf das Fohlen. Er kümmerte sich hauptsächlich nur mehr um dieses Tier. Die anderen Pferde ließ er von seinen Bereitern trainieren, damit er seine Zeit diesem Pferd widmen konnte. Bei der Geburt starb die Stute. Es war für ihn ein schwerer Schlag, doch er beschloss das Fohlen mit der Flasche aufzuziehen. Er nannte es Exkalibur.
Das Tier wuchs zu einem wunderschönen Hengst heran. Das Fohlen hatte kaum etwas von der Stute geerbt. Nur die Treue und ihre Intelligenz. Karl liebte das Fohlen genauso wie seine Mutter.
Eines Tages jedoch kam er in den Stall und es war weg. Er ging zur Polizei, doch das Pferd wurde nie wieder gefunden. 2 Jahre später, sah Karl auf einem Springturnier einen Hengst, der genauso aussah wie Exkalibur, es fehlte ihm nur der Glanz in seinen Augen. Karl sah zu wie das Tier durch den Parcours gequält wurde. Man sah sofort, dass der junge Hengst noch nicht bereit war. Doch der Reiter sah das nicht, oder wollte es nicht sehen. Bei einem Oxer war es dann soweit.
Der Hengst strauchelte vor dem Hindernis, wurde jedoch mit der Gerte weiter getrieben. Er sprang so schlecht ab, dass er zwar mit den Vorderbeinen gerade noch darüberkam, jedoch mit den Hinterbeinen schaffte er es nicht. Er kam mit einem Bein auf einer Stange auf und rutschte weg. Er fiel auf den Fuß und riss sich das das Bein auf. Keiner wusste wie es passiert war. Karl rannte sofort auf den Platz zu dem Pferd, welches zitternd und blutend dastand. Der Reiter stand neben im und haute ihn mit der Gerte. Karl musste sich beinahe übergeben, als er sah wie tief die Wunde an seinem Fuß war. Er riss dem Reiter die Gerte aus der Hand und versuchte das aufgeregte Tier zu beruhigen.
Während der Tierarzt sich um die Wunde kümmerte, kaufte Karl den Hengst zurück.
Niemand dachte, dass aus diesem Tier jemals wieder etwas werden würde, doch ein Jahr später ging es ihm körperlich und seelisch wieder relativ gut. Er konnte jedoch noch immer von niemandem geritten werden.
Als ich Karl mal besuchen kam, sah ich wie er ihn gerade longierte und hörte mir die Geschichte des Pferdes an. Ich war entsetzt, doch gleichzeitig bewunderte ich den Lebenswillen dieses Wallachs-Karl ließ ihn kastrieren, da er ziemlich hengstisch war.
Karl erzählte mir, dass er mit dem Tier nicht mehr richtig zurechtkäme und ihn ziemlich bald weggeben müsse. Ich fragte ihn, ob er ihn mir nicht verkaufen wolle und somit kam er hierher zu uns.
Es war ziemlich kompliziert, denn er wollte anfangs weder trinken noch fressen, doch nach ein paar Tagen beruhigte er sich und er fraß endlich. Anfassen ließ er sich jedoch nicht.“
Ich war schockiert von der traurigen Geschichte dieses Tieres und empfand unendlich viel Mitleid mit Exkalibur.
„Es ist beinahe ein Wunder, dass er sich von dir berühren lässt. Exkalibur ist auf keinen zugegangen. Dich mag er, auch wenn er dich noch nicht mal kennt. Du hast ein ganz besonderes Pferd Lina. Du musst gut auf ihn aufpassen.“, erklärte mir Dad.
„Das werde ich. Aber ich hab ein kleines Problem. Ich kann weder reiten, noch kenne ich mich mit Pferden aus.“, versprach ich.
„Ich bin früher ziemlich gut geritten. Ich werde es dir beibringen. Und wenn du das nicht willst, zahlen deine Mutter und ich dir Reitstunden.“
„Sobald ich wieder Sport machen kann würde ich gerne von dir unterrichtet werde. Du bist früher mal geritten? Das wusste ich gar nicht.“
„Ja, ich war Springreiter und zwar gar kein schlechter, dabei hab ich auch Sandy kennengelernt.“
„Keine Details, Dad.“, unterbrach ich ihn und er grinste mich nur an. In dem Moment sah er aus wie ein gealterter Teenie. Er war ja eigentlich ganz cool drauf, aber wie das nun mal mit Eltern so ist: Mit ihnen geht es nicht und ohne ihnen auch nicht. Das gleiche konnte man natürlich auch über Jungs sagen, aber im Moment hatte ich noch keinen Grund dazu so etwas zu sagen. Er hatte mich ja auch noch nicht wirklich geärgert. Naja was noch nicht ist kann ja noch werden, aber ich wollte es ja nicht verschreien. Hätte ich jetzt ein Holz oder so würde ich dreimal drauf klopfen, aber da ich nur Stroh hatte ging das nicht so ganz. Naja ich verwendete einfach das was ich zur Verfügung hatte und klopfte dreimal aufs Stroh.
„Na, an was hast du jetzt wieder gedacht?“, holte mich eine sanfte Stimme aus meinen Gedanken, welche ich als die von Chris enttarnte.
„Ist nicht so wichtig.“, nuschelte ich und drehte mich wieder zu meinem Vater.
„Wie auch immer. Ich werde jetzt ins Haus gehen. Viel Spaß euch Zweien noch.“, sagte er mir zuzwinkernd und machte sich auf den Weg hinaus.
„Ach ja Papa. Warum kaufst du mir nicht einfach ein Anfängerpferd?“
„Hätte ich gemacht, aber da hab ich Exkalibur gesehen und hab mich sozusagen in das Pferd verliebt. Hättest du ihn nicht haben wollen, hätte ich ihn trotzdem behalten, nur damit er ein schönes zu Hause hat.“,erklärte er mir und ging aus dem Stall ins Freie.
Ich dachte noch ein wenig über die Worte meines Vaters nach und irgendwann befand ich dann, dass es eine gute Entscheidung von ihm war mir Exkalibur zu kaufen, auch wenn ich anfangs nicht sonderlich begeistert war ein Pferd zu besitzen.
„Könntest du mich vielleicht vom Strohballen runter heben?“,fragte ich Chris, welcher sozial wie er war seine Hände um meine Hüften legte und mich vorsichtig herunterholte.
Ich kam dicht an ihn gedrängt am Boden auf, doch anstatt ihn zu küssen trat ich auf die Seite und hinkte, diesmal sogar ohne Krücken, zu Exkaliburs Box.
Er erwartete mich mit gespitzten Ohren und einem leisen Schnauben.
„Da bin ich wieder mein Großer.“, flüsterte ich ihm zu und ging in seine Box.
Zärtlich kraulte ich ihn zwischen den Augen und legte meine andere Hand an seinen Hals. Ich spürte seine Muskeln. In dem Fach könnte er sich vielleicht mit Chris unterhalten. Der war ja auch so muskulös. Ok, ein Pferd konnte sich schlecht mit einem Menschen unterhalten, aber ich sollte die zwei auf jeden Fall einmal zusammenbringen und schauen das sie sich verstehen.
„Chris? Kannst du mal kommen?“, rief ich und kurze Zeit später stand er in der Boxtür und sah mich erwartungsvoll an. Ich spürte wie Exkalibur sich verspannte, doch ich streichelte ihm nur beruhigend über den Hals. Er entspannte sich nicht, aber wenigstens legte er seine Ohren nicht mehr an.
„Komm mal ein bisschen näher. Ich will, dass ihr zwei euch versteht.“, sagte ich zu Chris und beobachtete Exkalibur weiterhin.
Ich sah wie er immer unruhiger wurde, doch ich streichelte nur weiter beruhigend seinen Hals und redete leise auf ihn ein.
„So ist's gut mein Junge.“, beruhigte ich ihn und langsam entspannte er sich wieder.
Ich deutete Chris mit der Hand jetzt ganz zu mir zu kommen. Ich nahm Chris' Hand vorsichtig in meine und legte sie an Exkaliburs Hals. Der Wallach beobachtete das ganze misstrauisch, ließ es sich jedoch gefallen, zwar ziemlich angespannt, aber wenigstens versteckte er sich nicht mehr im hinteren Winkel seiner Box.
„Ist doch gar nicht schlimm.“, murmelte ich ihm zu.
Er schnaubte leise und langsam fiel die Anspannung von ihm ab. Ich drehte mich zu Chris und lächelte ihn glücklich an.
Er lächelte liebevoll zurück und gab mir einen zärtlichen Kuss.






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