Von der Wiege bis zum... - Teil 13

Autor: Boo
veröffentlicht am: 19.01.2012


Es war ein schöner Frühlingstag, als ich mich mit Mia traf.
Erst gingen wir ein Eis essen und schlenderten durch die Einkaufsmeile, bis wir in H&M angekommen waren. Dort wurde erstmal eingekauft bis wir zu erschöpft waren und uns in einem Café niederließen.
Wir bestellten uns ein leckeres Cocktail und fingen ans uns zu unterhalten.
„Wie läuft die Schule bei dir?“, erkundigte sich Mia.
„Alles läuft bis jetzt gut, viel besser als im letzten Jahr.“
„Das freut mich. Bald hast du das ja hinter dir.“
„Ja, das hoffe ich. Kann es kaum abwarten die Schule hinter mir zu haben.“, sagte ich lachend. „Und wie läufts bei dir?“
„Wie soll es laufen. Ich werde mein Betrieb wechseln. Ich komm mit meinem Boss nicht mehr klar. Ich bin gerade auf der Suche.“ Sie klang sehr angespannt, was dies bezüglich betraf. Ich wusste, dass es in letzter Zeit bei ihr im Betrieb kriselte und es tat mir leid ,dass sie darunter so litt. Mitfühlend sah ich sie an.
„Das schaffst du mein Schatz. Ich glaub an dich. Noch ein halbes Jahr und deine Ausbildung ist zu ende.“ Dankend sah sie mich an.
„Genug von mir. Was gibt es neues zwischen dir und Oz?“, fragte sie mich neugierig.
Ich beugte mich ein bisschen mehr vor, um ihr alles zu berichten, was sie noch nicht wusste. Vom Kuss bis zu der „Entführung“ zum See.
„Wir wollen uns am Wochenende wieder treffen. Wir gehen am Hafen spazieren.“
„Das freut mich für euch wirklich. Hört sich so an, als ob er einiges dazu gelernt hat der liebe Oz. Ich hoffe für euch, dass es weiterhin so gut bleibt zwischen euch. Egal was die anderen sagen oder denken, es ist eine Sache zwischen euch.“
Ihre aufrichtigen Worte beruhigten mich.

Die Woche verging wie im Flug und es war schon Samstag. Ich machte mich fertig um mich mit Oz zu treffen. Ich zog mir eine dunkelblaue Jeans an, dazu ein weißes Top. Meine Haare machte ich leicht wellig und schminkte mich dezent. Nur mit dem Eyeliner betonte ich meine Hellbraunen Augen. Er mochte meine Augen sehr. Kurz nachdem ich fertig war, rief er mich auch schon an.
„Hey Boo? Was machst du?“
„Wollte gerade dich anrufen und du?“
„War eben beim Friseur, hab meine Haare geschnitten, gehe kurz nach Hause zieh mich um. Wann treffen wir uns?“, fragte er mich.
„Ich wollte in einer Stunde losgehen, also so etwa um 17 Uhr. Ist das okay für dich?“
„Das passt gut. Also an der Landungsbrücken um 17 Uhr.“
„Ich ruf dich noch mal an, wenn ich los bin ja?“
„Gut. Dann bis später.“ Danach legte er auf.
Mit leichter Verspätung von etwa drei Minuten war ich in Landungsbrücken. Ich fuhr mit der Rolltreppe hoch und sah ihn dort schon auf mich warten. Seine Hände hatte er in seiner Hosentasche, angelehnt an eine Säule und starrte auf die Rolltreppen. Als er mich sah richtete er sich auf, nahm die Hände aus der Tasche und umarmte mich kurz.
Wir gingen nebeneinander um her, es war ein sonniger Tag, er nahm seine Sonnenbrille und setzte sie auf. Ich grinste, weil er damit Machohaft rüberkam. Er grinste zurück.
„Weiß du mit dieser Sonnenbrille kann man gut Mädchen hinterher gucken. Die Gläser sind so dunkel, dass es niemandem auffallen würde.“, sagte er wichtig.
„Achso, es laufen ja auch so viele Mädchen am Hafen entlang das du denen hinterher geiern kannst.“, sagte ich beleidigt.
„Ich mein Allgemein. Damit kann man an der Alster stehen, dort gibt es viele Weiber.“
„Mit der Brille siehst du nicht nur aus wie ein Macho, sondern bist auch einer. Wusste ich gar nicht. Schön diese Seite auch mal kennenzulernen.“ Wollte er mich eifersüchtig machen?
„Ist da jemand eifersüchtig?“, als ob er meine Gedanken lesen konnte.
„Ich? Warum sollte ich? Ich hab auch so eine tolle Sonnenbrille, mit denen ich süße Jungs anstarren kann!“ Ich nahm meine Sonnenbrille aus der Tasche und setzte sie auf.
„Siehst du? Sie steht mir auch noch.“
Er fing an zu lachen.
„Die sind gar nicht so dunkel, ich mein die Gläser. Ich kann sehen, wohin du schaust.“, antwortete er.
„Kannst du gar nicht. Tu nicht so Oz.“
Wir setzten uns auf eine Bank. Gegenüber war eine tolle Landschaft. Die Elbe, Schiffe und Möwen. Die Sonne schien und aus der nähe kam Musik. Ich drehte mich zur meiner linken Seite und sah ein bisschen weiter ein Mann sitzen der auf seiner Gitarre spielte.
„Ich hab vergessen, wie toll der Hafen ist. Ich mag es hier sehr.“, sagte ich nach einer Stille.
Vor 3,5 Jahren hatte er mich am Hafen gefragt ob ich seine Freundin sein wollte. Hier hatte alles angefangen. Der Hafen war immer schon unser Treffpunkt gewesen. Die Momente, die wir mit dem Hafen teilten, waren unbezahlbar. Ich mochte diesen Ort nur mit ihm. Nach der Trennung kam ich nicht mehr oft hier hin, weil es mich zu sehr an ihn erinnert hatte. Ich wollte nicht an ihn erinnert werden, also vermied ich es. Damit hatte ich vergessen was für eine Sicht wir hatten und die tolle Zeit.
„Ja das stimmt. Vor allem in der Nacht. Wenn alles so schön leuchtet.“, unterbrach er meine Gedanken.
„Hmm, find ich auch.“, gab ich nur von mir. Denn da war schon die nächste Erinnerung.
An einem Sommerabend hatten wir am Hafen, mit einem Einweggrill, gegrillt mit dem Blick auf die ganzen Lichter, die von den Schiffen und Lampen kamen. Ich lag in seinen Armen und hatte mein Kopf auf seine Brust gelegt. Er dagegen sein Kopf auf meinen. Zusammen hatten wir den Ausblick der sich uns bot genossen.
Ich schaute ihn an. Seine Blicke ruhten auf den Möwen.
„Kennst du die Geschichte von den Möwen?“, fragte ich.
„Nein. Haben die überhaupt eine Geschichte?“, fragte er mich.
Ich lächelte. „Ja.“ Und ich fing an ihm die Geschichte zu erzählen.

„In einem fernen Land gab es mal einen König. Dieser König hatte eine Tochter, die wunderschön war. Er verbot jedem im Land, seine Prinzessin anzuschauen. Keiner sollte ihre Schönheit zur Gesicht bekommen. Wer dagegen verstieß, wurde mit dem Tode bestraft.
Eines Tages, ging die Prinzessin an den Feldern vorbei, wo Bauern arbeiteten. Es sollte nur ein Spaziergang werden. Als man hörte, dass die Prinzessin anwesend war, richteten alle ihre Blicke auf den Boden. Keiner traute sich, die Prinzessin anzuschauen. Ein Bauernjunge, war neugierig, und hob sein Kopf leicht um ein Blick zu stehlen. Dabei begegneten sich die Blicke und der Junge verliebte sich in sie. Die Prinzessin war über sein Mut erschrocken, aber auch überrascht. Sie schaute sofort weg, damit es niemand mitbekam, denn sie wollte ihn den Tod zu ersparen. Doch wie es das Schicksal wollte, verliebte auch sie sich in ihn.
So trafen sie sich heimlich und genossen die Zeit miteinander, bis der König davon erfuhr.
Er ließ den armen Jungen in seinen Palast bringen. Der König war wütend und verurteilte ihn mit dem Tode. Die Prinzessin kam aus ihrem Versteck, umschloss die Beine ihres Vaters und bat um Vergebung. Sie schluchzte und weinte, er möge ihn vergeben und am leben lassen.
Um seine Tochter nicht länger weinen zu sehen, erweichte sein Herz. Doch er schickte den armen Jungen auf eine verlassene Insel, wo er in einer Burg leben solle, bis er starb.
Mit einem Schiff verließ er das Land. Die Prinzessin war unglücklich, nicht mehr ihrem Liebsten nah zu sein. Die Möwen bekamen dies mit und boten ihre Hilfe an. Als Bote würden sie Briefe austragen. Sie schrieb ihn Briefe, die sie dann an die Möwen gab. Die Möwen überbrachten die Briefe und so konnte nicht mal die Entfernung sie trennen. Nach Jahren kam der König dahinter. Er sah wie stark die Liebe zwei junger Menschen sein konnte. Er schämte sich für seine Tat, dass er versucht hatte zwei Liebende zu trennen. Er bat seine Tochter um Vergebung. Der König versprach ihnen eine Hochzeit. Die Prinzessin war überglücklich und schrieb sofort die glückliche Nachricht als Brief an ihren Geliebten. Die Möwen fragten sie, warum sie so glücklich sei. Sie erzählte ihnen die gute Botschaft und auch die Möwen freuten sich. Die Prinzessin lud alle Möwen, die all die Jahre mit ihnen durchgestanden hatten, auf ihre Hochzeit ein. Auf dem Weg zu den armen Jungen, waren sie so aufgeregt, dass sie nicht mitbekamen wie die Post verloren ging. Verzweifelt suchten die Möwen auf dem weiten Meer nach dem Brief. Der Bauernjunge wartete Tagelang auf ein Brief von seiner Prinzessin. Er bekam Angst, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte. Keine Möwe war zu sehen. Seine Hoffnung war nach mehreren Wochen erloschen und er brachte sich um. Die Flotte, die dafür bestimmt war, ihn wieder heim zu bringen, fand nur seinen leblosen Körper. Seit dem Tag, fliegen die Möwen über das weite Meer, um den verloren gegangene Brief wiederzufinden.

Ich beendete die Geschichte, meine Blicke ruhten auf den Möwen.
„Es ist eine schöne und traurige Geschichte.“, sagte er leise.
„Ich mag die Geschichte. Immer wenn ich Möwen sehe, muss ich daran denken.“, antwortete ich ihm.
„Kann ich verstehen. Solche Geschichten hört man nicht oft.“
„Freut mich, dass es dir gefallen hat.“
Die Sonne war dabei unterzugehen. Der Himmel färbte sich in verschiedene Farben.
Ich nahm seine Hand und hielt es. Er schaute mich an und lächelte.
„Lass uns den Sonnenuntergang genießen, danach können wir aufstehen und noch ein Stückchen gehen, wenn du magst.“
Ich nickte.
Als die Sonne vollkommen verschwunden war, standen wir auf und schlenderten am Hafen Hand in Hand.
Wir gingen die Treppen hoch, um eine bessere Sicht vom Hafen zu bekommen.
„Was liebst du an mir?“, fragte er mich plötzlich.
Ich sah ihn an.
„Ich liebe alles an dir Oz. Ich liebe dein lächeln, deine Blicke, deine Stimme, dein Gang. Einfach alles was dich ausmacht. Es gibt nichts bestimmtes worauf sich meine Liebe bezieht. Ich liebe dich.“ Ohne viel nachzudenken konnte ich ihm diese Antwort geben.
„Wenn du mich anschaust, fühlt sich mein Herz komisch an Boo. Es ist irgendwo ein sehr schönes Gefühl, dennoch tut es weh, weil ich dich so sehr liebe. Ich werde nervös, wenn sich unsere Blicke treffen. Ich kann deinen Augen nicht standhalten. Wenn du lächelst, kann ich nicht widerstehen. Egal ob es mir schlecht geht, ich muss mit lachen. Bei dir bin ich so... so anders, dass ich es nicht beschreiben kann. Der Gedanke, dass ich das verlieren könnte, bringt mich um meinen Verstand. Es tut weh Boo. Ich habe Angst dich zu lieben. Angst davor, dass es wieder nicht klappen könnte. Frag mich nicht, wie ich es all die Jahre ausgehalten hab. Ich hab mich selber belogen, aber es würde mich viel mehr kosten als damals. Ich will dich nicht wieder loslassen müssen. Ich will nicht zusehen, wie du wieder von mir gehst. Ich war Stark. Doch als ich dich wieder sah... brach alles zusammen, was ich in den 3,5 Jahren aufgebaut hatte! So schnell geht das. Vom ersten Moment hatte ich wieder zitternde Hände.“
Ich traute mich nicht ihn anzuschauen. Er hob mein Kinn. Ich sah Tränen in seinen Augen.
Die Tränen kullerten langsam seine Wange herunter. Sofort fing ich auch an zu weinen.
„Nein Oz. Diesmal werde ich dich nicht loslassen. Ich will all das selber nicht noch mal durchmachen müssen. Mir fällt alles genauso schwer. Ich liebe dich einfach Oz. Du warst immer ein Teil meines Lebens. Von meiner Kindheit bis jetzt. Ich will, dass es für immer ist. Ich will das du nie fehlst an meiner Seite.“
Er atmete tief ein und aus.
„Deine Eltern, sie werden wieder dagegen sein Boo. Sie werden ihren Segen nicht geben. Du hängst zu sehr an ihnen. Ich erwarte nicht, dass du sie für mich verlässt. Ich könnte mit dem Gewissen nicht leben, dass sie ihr Rücken umkehren, weil du mich willst.“
Ich hielt seine Hand sehr fest.
„Wir können es schaffen!“, sagte ich hoffnungsvoll.
Seine Blicke erwiderten was anderes, ermutigt sah er nicht aus. Nein, er sah verzweifelt aus. Hin- und Hergerissen.
„Was ist, wenn ich dich irgendwann fragen würde, ob du mit mir heiraten willst? Was würdest du antworten?“
Als er das aussprach wusste ich die Antwort sofort. Ich wusste, dass ich Ja antworten würde. Aber er bezweifelte das, denn auch wenn ich Ja antworten würde, spätestens wenn er bei meinem Vater um meine Hand anhielt, wie es traditionell bei uns war, würde er wohl Nein sagen.
Das würde er nicht verkraften. Er wusste es zu gut. Mit ihm durchzubrennen wäre auch keine Lösung, weil beide Familien sich aufeinander stürzen würden. Unsere Familien kannten sich, wir wollten beide nicht, dass wegen uns Unruhe entstand.
„Antworte mir Boo. Was hättest du gesagt?“, wollte er wissen.
„Ich hätte mit Ja geantwortet.“, sagte ich schluchzend.
Er drückte mich an sich, gab mir ein Kuss auf die Stirn und streichelte meine Haare.
Wir hatten beide Angst, wir waren zu schwach um gegen unsere eigene Familie anzukämpfen. Viele verstanden unsere Situation nicht.. Manche konnten das nicht nachvollziehen. Es war schwer es jemandem begreiflich zu machen. Ich wünschte es niemandem. Keiner sollte so leiden.
Es schmerzte uns beiden. Wir wollten beide unsere Familie nicht aufgeben, aber eine andere Wahl hatten wir auch nicht. Wir bestraften uns selber..und nun standen wir hier, verzweifelt nach einer Lösung, der uns helfen sollte.






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