Von der Wiege bis zum... - Teil 12

Autor: Boo
veröffentlicht am: 14.01.2012


Um Punkt 19 Uhr stand ich vor seiner Arbeitsstelle und wartete nervös darauf das er mir entgegen kam. Er kam aus der Tür und schaute um sich herum bis seine Blicke auf mir ruhten. Er lächelte schief und ich tat ihm gleich. Wir umarmten uns und er gab mir ein Kuss auf die Wange.
"Alles klar bei dir?", fragte er mich neugierig.
"Bei mir ist immer alles bestens und bei dir?"
"Auch danke. Dann lass los fahren."
Wir stiegen ein und er beschrieb mir den Weg.
Wir unterhielten uns nebenbei über das Wetter und die Arbeit.
Es war warm, aber dennoch erfrischend.
"Wir sind da.", sagte Oz.
Ich sah mich nach einem Parkplatz um und fand auch sofort eins.
Er schaute mir belustigt zu wie ich parkte.
"Du bist nicht nur ne miese Fahrerin sondern auch eine miese Parkerin."
"Ha ha ha, du bist so lustig Oz, ehrlich versuch es doch als Stand-up Comedian.", konterte ich zurück.
"Oh das hat mich aber jetzt getroffen.", antwortete er gespielt und fasste sich auf seine linke Brust.
"Aus dir könnte auch ein guter Schauspieler werden.", sagte ich grinsend.
Nach den kleinen Sticheleien stiegen wir aus. Wir gingen nebeneinander her. Wir standen uns so nah, dass sich beim gehen unsere Hände berührten aber keiner etwas von sich gab.
Angekommen sah ich ein See umgeben von vielen Bäumen. Zwei Hütten standen nebeneinander und davor waren Bänke zum sitzen. Keine Menschenseele war zu sehen. Die Landschaft war toll. Wir waren mitten in der Natur und es passte einfach alles.
"Gefällt es dir?" fragte er mich.
Ich drehte mich zu ihm.
"Ja. Es ist wunderschön."
"Ich habe mir schon gedacht das es dir gefallen würde. Mir gefällt dieser Ort auch sehr. Wir sind damals mit der Jugendgruppe gewandert und eines der Orte war der hier.", erklärte er mir, während er die Landschaft genoss.
"Ich bin am Abend im See schwimmen gegangen mit den Jungs.", fuhr er fort.
"Danke das du es mit mir teilst."
"Nichts zu danken Boo."
Wir schwiegen und genossen die Zeit einfach.
Seine Augen waren geschlossen, während er eine Zigarette rauchte.
"Ich fühl mich beobachtet.", sagte er.
"Erwischt. Ich beobachte dich. Macht irgendwie Spaß.", witzelte ich.
Er antwortete nicht. Schaute mich nur liebevoll an. Dann stand er plötzlich auf und stand vor mir.
Diesmal fing er an mich anzustarren.
"Was ist?", fragte ich verunsichert.
"Nichts ich schaue dich nur an. Darf ich nicht?", war seine Gegenfrage.
"Doch aber dafür muss du doch nicht aufstehen."
"So kann ich dich besser anschauen.", war seine Antwort.
Ich bemerkte wie ich rot wurde.
"Warum trägst du so ein strengen Zopf? Mach deine Haare auf."
Ohne zu fragen warum, tat ich es.
"Ich mag deine langen Haare. Ich mochte es immer schon wenn du sie offen getragen hast."
Er strich durch meine Haare, während er das sagte. Ich war wie gefesselt.
"Mit einem Zopf siehst du so streng aus. Aber wenn sie offen sind, dann siehst du anders aus.
Es steht dir einfach, ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll.", stammelte er vor sich hin.
"Danke. Ich bin aber nicht die einzige die streng aussieht. Du solltest mehr lächeln. Ich mag es wenn du lächelst."
Er fing an zu lächeln.
"In deiner Nähe lächle ich doch immer Boo.", sagte er und kam ein Schritt näher.
Ich schaute ihn an und tat mein Kopf wortlos auf seine Brust um sein Herzschlag zu hören.
Er gab mir ein Kuss auf den Kopf und streichelte meine Haare.
Ich zog sein Duft in mich hinein aus Angst es mal zu vergessen.
Meine Augen waren geschlossen um diesen Augenblick für immer in meiner Erinnerung zu behalten.
Danach löste ich mich von ihm und er setzte sich neben mich. Er lehnte sein Kopf an meine Schulter und ich hielt seine Hand. Gemeinsam schauten wir uns den Sonnenuntergang an.
"Es wird langsam Spät. Lass uns los. Du hast morgen Schule und ich muss früh zur Arbeit.", Oz stand auf und reichte mir seine Hand damit ich ihn folgte. Mit einem Nicken stand ich auf und wir gingen zum Auto.
"Lass mich am Bahnhof ab.", sagte er nachdem wir eingestiegen waren.
"Ja mach ich schon.", antwortete ich ihm, aber ich tat es nicht.
Ich fuhr ihn nach Hause um länger bei ihm zu sein.
Er bemerkte es.
"Du sollst mich nicht nach Hause fahren Boo. Mach dir bitte kein Umweg."
"Ich mach mir kein Umweg mit dem Auto geht's schnell, also bitte."
Auf der Fahrt erzählte er mir dann wie es für ihn war als Kiffer.
"Meine Mutter hatte es mitbekommen. Sie hat geweint und mich angefleht damit aufzuhören.
Ich hatte nicht nur Gras zum rauchen. Nein, ich hab es auch vertickt. Als ich sie so sah, brach eine
Welt für mich zusammen. Dann fing alles an. Die Polizei bekam Wind davon. Wohnung wurde durchsucht
und ich schämte mich meine Eltern in so eine Lage gebracht zu haben. Dann wurde ich in eine Schlägerei mit rein verwickelt und musste dann rein. Keiner kam mich besuchen. Da wurde mir einiges klar. Ich bereue soviel was ich getan habe. Es ist für mich immer noch schwer nicht mehr zu kiffen. Dafür rauche ich viel zu viel. Aber ich muss es schaffen. Ich will sowas nie wieder erleben. Daher hab ich auch 15 Kilo abgenommen. All das ist passiert Boo. Es war eine scheiß Zeit für mich. Falsche Freunde haben mich kaputt gemacht. Ich bin nicht stolz auf das was passiert ist. Ich versuche mich zu verbessern. Ich denke an meine Zukunft."
Ich hörte ihm zu ohne etwas zu äußern. Es tat mir weh. Ich hatte von all dem nichts mitbekommen.
Nach einer langen Stille sprach ich.
"Das tut mir sehr leid für dich. Du hast eine scheiß Zeit hinter dir, aber alles wird gut Oz. Solange du an dich glaubst und was dafür tust hast du eine Chance. Du wirst alles in Griff bekommen. Ich glaub an dich."
Er schaute aus dem Fenster. Ihm war die Situation unangenehm, weil er an damals dachte.
Dann nahm er meine Hand und hielt es bis wir angekommen waren.
"Danke Boo." Er gab mir ein Abschiedskuss und stieg aus.






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