Von der Wiege bis zum... - Teil 10

Autor: Boo
veröffentlicht am: 02.11.2011


Aufgeregt ging ich sofort ran.
„Hallo Oz?“
„Boo? Wie geht’s dir?“, fragte er mich nuschelnd.
„Mir geht’s gut und dir? Ist was passiert?“, fragte ich vorsichtig.
„Mir geht’s auch gut. Nein, nein es ist nichts passiert. Ich wollte deine Stimme hören.“, er atmete tief ein und aus. „Was machst du gerade?“
„Ich war mit den Mädels bisschen unterwegs. Haben uns heute bei Mia versammelt. Was machst du?!“, fragte ich neugierig.
„Ich bin auf dem Kiez. War ein bisschen feiern und ja hab bisschen getrunken.“, sagte er lachend. Jetzt konnte ich mir auch erklären, warum er leicht am nuscheln war.
„Ach so.“, war das einzige was ich sagen konnte.
„Ich will dich sehen.“, hauchte er ins Telefon.
Ich bekam eine Gänsehaut und schaute meine Freundinnen an, die mich neugierig anstarrten.
„Können wir uns treffen?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Warte Oz, ich rufe dich gleich wieder an okay?“
Ehe er zu ende antworten konnte legte ich auf.
„Was ist los?“, fragte mich Mia.
„Er will mich sehen.“, antwortete ich verwirrt.
„Er ist betrunken und hat mich gefragt, ob wir uns treffen können.“, fuhr ich weiter fort.
„Er ist echt verrückt.“, stellte Zelda fest.
Cena schüttelte ihr Kopf.
„Nein. Ich finde, wir sollten ihn abholen und dann ausquätschen. Er ist betrunken! Sowas muss man ausnutzen! Betrunkene sagen immer das, was sie sich schon nüchtern alles vorgenommen haben! Also wer ist dabei?!“, fragte sie in die Runde.
Die Idee kam sehr gut an und ich war erleichtert, dass sie mir das nicht übel nahmen.
Es sollte ja ein Mädchenabend sein, aber Oz hatte ja sozusagen dazwischen gefunkt.
„Wir hatten eh nichts Besseres mehr vor. Wären noch ein bisschen am reden gewesen und dann wären wir auch alle eingeschlafen. Also los, nur die Liebe zählt!“
Während meine Freundinnen wieder ins Auto einstiegen, rief ich schnell Oz an.
„Oz wir kommen dich abholen. Warte vor Penny auf mich.“
„Okay kein Problem. Wie lange brauchst du?“, fragte er mich.
„Ich bin in 15 Minuten da.“, antwortete ich lächelnd.
- In 15 Minuten sehen wir uns wieder- dachte ich mir.
„Ich warte dann auf dich. Bis gleich.“
Ich stieg als letzte ein und fuhr dann auch schon los.
Ich brauchte genau 15 Minuten und er wartete an der Bushaltestelle auf mich.
Die Mädels öffneten hinten die Tür und sagten, dass er einsteigen solle.
Es war so verrückt. Er saß zwischen Zelda und Cena, die ihn mit Fragen voll bombardierten und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
- Weiter so – dachte ich mir – nimmt ihn weiter in die Zange.
Es war mittlerweile kurz vor 3 Uhr morgens und ich hielt vor einem Parkplatz in der nähe von Mia an. Wir stiegen aus und er begrüßte mich. Er hatte zwei Rosen in der Hand.
„Die sind für dich.“, sagte er mit einem lächeln und überreichte sie mir.
„Danke, die sind wirklich sehr schön.“, sagte ich verlegen und roch an den Rosen.
Ich legte sie in den Kofferraum und freute mich sehr darüber.
Eine angenehme, langsame Musik war in unserer Runde wahrzunehmen. Natürlich leise, damit wir niemanden um die Uhrzeit störten. Außer den Rosen, hatte Oz seine Flasche mitgenommen. Er bot allen etwas an und nur Mia nahm ein Becher voller Mische. Eine Stille brach über uns hinein und wir genossen die Musik. Er schaute mich mit einem Blick an, den ich schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Voller Liebe. Ich konnte die zärtlichen Blicke nur erwidern. Es war das erste mal, dass ich ihn so spät traf. Die Nacht mit ihm draußen zu verbringen wäre mir niemals eingefallen. Ich genoss seine Anwesenheit.
„Hast du heute gearbeitet?“, fragte Cena Oz.
„Nein, heute hatte ich frei. War mit einem Arbeitskollegen feiern, dann bekam er ein Anruf.
Er ist Vater geworden.“, sagte er lächelnd und fuhr fort. „Er war natürlich vollkommen aufgelöst, als er erfuhr, dass seine Freundin auf dem Weg ins Krankenhaus war und die Fruchtblase geplatzt ist. Also haben wir uns verabschiedet. Dann war ich noch ein bisschen mit einem anderen Freund. Ich wollte Boo früher anrufen, aber irgendwie hab ich es dann doch nicht getan.“ Er schaute mich an.
„Ach und weil du niemanden mehr hattest, wolltest du dich mit Boo treffen.“, sagte Zelda mit gespielter Stimme.
Er lächelte. „Nein, das stimmt nicht.“ Ich musste ebenfalls lächeln.
„Du hast sie vermisst, sag es doch.“, diesmal meldete sich Mia zu Wort.
Er gab keine Antwort, er schaute mich einfach an und biss sich auf seine Lippen.
Er hatte immer noch Schwierigkeiten über seine Gefühle zu sprechen. Er nahm sich seine Zigarettenschachtel raus und bot mir eine Zigarette an.
„Boo hast du Feuer für mich?“, fragte er mich.
„Ja Moment.“, ich zündete seine Zigarette an, bevor ich es bei mir tat.
Schweigend rauchten wir.
Mia’s Zähne fingen an zu klappern.
„Ist dir kalt?“, fragte Oz besorgt und zog sofort seine Jacke aus.
Mir wurde warm um mein Herz, wie fürsorglich er sofort war.
„Nein quatsch. Zieh deine Jacke nicht aus Oz wirklich!“, versuchte Mia zu widersprechen, aber Oz hüllte Mia damit schon ein.
„Danke.“
„Nichts zu danken.“
„Wie spät ist es eigentlich?“, fragte ich.
Oz schaute auf seine Uhr.
„ Es ist 04.05 Uhr.“
„Mein Vater wacht um 05:30 Uhr auf. Bis dahin müssen wir wieder zu Hause sein.“, sagte Mia. Ich nickte stumm.
„Ich gehe schon mal vor um die Betten vorzubereiten. Kommt ihr mit?“, fragte Mia zu Zelda und Cena.
„Ich komme mit.“, antwortete Cena sofort.
„Ich fahre dann mit Boo mit, damit sie nicht auf dem Rückweg alleine ist.“, sagte Zelda.
„Einverstanden.“
„Boo gib mir die Autoschlüsseln, ich setz mich schon mal nach hinten, Oz du kannst gerne vorne sitzen.“, sagte Zelda grinsend.
Und schon waren wir alleine auf dem verlassenen Parkplatz.
„Und sonst? Alles im grünen Bereich?“, fragte mich Oz.
„Ja soweit so gut und bei dir?“
„Auch. Bald sind Sommerferien, hast du vor zu verreisen?“
„Ich bin nur die erste Woche an der Ostsee, die restlichen Ferien bin ich am arbeiten.“, antwortete ich.
„Ich auch. Die Ausbildung hat ja neu angefangen.“, sagte er.
„Vielleicht können wir uns auch in den Ferien sehen.“, sagte ich verlegen.
„Ja das können wir gerne machen, würde mich freuen.“
„Hast du morgen noch was vor?“
Ich schaute ihn an. „Nein und du?“
„Auch nicht, werde ausschlafen und mich ausruhen.“
Er nahm seine Flasche und trank das restliche aus, während ich ihn nur zu schaute.
„Würde dir ja gern etwas anbieten, aber du musst fahren.“, sagte er grinsend.
„Passt schon. Ich komm auch gut ohne Alkohol aus.“, sagte ich frech.
Es war windig und eine Haarsträhne kam mir vor die Augen. Er kam mir etwas näher und streichelte sie mir weg und schaute mir dabei in die Augen, während seine Hand auf meinen Haaren ruhte.
„Wir sollten langsam aufbrechen. Es ist schon halb fünf.“
„Ja du hast recht.“, stimmte ich zu und ging neben ihn zum Auto.
Zelda war schon hinten eingeschlafen, so das sie nicht bemerkte, dass wir schon los fuhren.
Ich machte leise Musik an und schwiegen am Anfang.
Wir hörten von Massiv – Es tut mir leid.
Alte Erinnerungen wurden wach. Früher war Oz ein großer Fan von dem Rapper und das war ein Liebeslied. Als wir damals noch zusammen waren, schickte er mir das und wir hörten sie uns gemeinsam sehr oft an.
Als er das hörte, schaute er mich an und Verwunderung war zu sehen.
„Du hörst das noch?“, fragte er mich erstaunt.
„Ja ich höre es immer noch gern. Es ist zwar ein trauriges Liebeslied aber ich mag es immer noch.“
„Ich habe es lange nicht mehr gehört.“ Seine Stimme zitterte. Wahrscheinlich kamen ihn genauso die Erinnerungen vor die Augen.

„Wir sind wie Sterne, die vom Himmel fallen!
Doch deine Augen sind noch heller als die Sterne, die vom Himmel fallen!
Es tut mir Leid! Ana bahabek!
Guck, das Schicksal hat entschieden weil das Leben kein Gedicht ist!“

Wir hörten schweigend zu.
„Guck, unser Schicksal hat entschieden, dass wir beide als Verliebte sterben!“
Bei diesem Satz sang Oz leise mit.
Tränen traten mir in die Augen, aber ich wollte nicht weinen.
Ich schaute gerade aus, um mir nichts anmerken zu lassen.
Plötzlich bemerkte ich, wie er seine Hand auf meine Hand tat und sie festhielt.
Er hielt über die ganze Fahrt meine Hand und streichelte sie mit dem Daumen. Ich tat das gleiche und wir lächelten zufrieden.
Als wir ankamen, ließ ich seine Hand los.
„Danke das du für mich noch Zeit gefunden hast.“
„Ich danke dir Oz.“
Er beugte sich zu mir und gab mir ein kurzen Kuss auf die Lippen.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, dafür war ich zu erschrocken.
Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich ihn an.
„Gute Nacht Boo, pass auf dich auf.“
„Du auch Oz.“
Während er ging, drehte er sich öfters um und lächelte mich immer noch an. Ich wartete, bis er nicht mehr zu sehen war und fuhr los. Für mich war es wie ein Traum. Ich spürte immer noch seine Lippen auf meinen. Sein Kuss hatte mich völlig aus der Bahn geworfen.






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