Emma - Teil 11

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 25.04.2011


Als Emma die Haustür öffnete, war ihr etwas mulmig zumute. Ihre Mom war sicher ziemlich sauer und nicht nur, weil Emma sie weggedrückt hatte.
Sie versuchte, so leise wie möglich durch den Flur zu schleichen, doch nach wenigen Sekunden stand ihre Mutter vor ihr. Hatte die Frau denn Kameras installiert?
Emma hatte eine wutentbrannte Mutter erwartet, doch vor ihr stand eine beherrschte, ruhige Frau.
„Warum hat du aufgelegt? Ich habe mir-“
„Sag jetzt nicht `Ich habe mir Sorgen gemacht`!“, schrie Emma aggressiver, als beabsichtigt.
Ihre Mutter verstummte erschrocken und starrte Emma an, als ob sie eine Außerirdische wäre. Emma starrte zurück und zwängte sich dann an ihrer Mutter vorbei uns Wohnzimmer. Dort saß Mr. Barnes auf dem Sofa.
Emma ging zu ihm und umarmte ihn. Sie hatte ihn erst viel später erwartet. Ihr Vater zuckte bei der Berührung zusammen.
„Nicht, Emma Schatz!“, stöhnte er. „Mir tut alles weh. Ich hatte heute eine achtstündige Herzoperation- ohne Pause.“ Emma runzelte die Stirn. „Sorry“, murmelte sie. Plötzlich fühlte sie sich allein. Ihre Mutter war sauer auf sie und ihr Vater zu erschöpft um mit ihr zu Reden.
Emma ging in ihr Zimmer und zum ersten Mal nach langer Zeit weinte sie.

Die Matheklausur war ein Kinderspiel. Trotz des eindeutig schief hängenden Haussegens bei Emmas Familie meisterte sie die Klausur hervorragend. Eine glatte eins. Emma wunderte sich nicht allzu sehr. Der Stoff war wirklich einfach.
„Hey Emma!“, begrüßte Daryl sie vor dem Mathekurs strahlend.
Emma lächelte. Wenn sie ihn sah, war das Leben wieder im Lot.
„Rate mal, was ich in der Klausur habe.“ Er sah aus wie ein kleines glückliches Kind, das gerade ein Eis bekommen hatte.
„Was denn?“
Daryl sah auf seine Arbeit und las stolz vor.
„`Ich weiß zwar nicht, wie du das geschafft hast, aber du hast eine gute Leistung gebracht`. Ein Kommentar von Mr. Miller.“ Er strahlte Emma an.
„Eine zwei?“, fragte diese.
Daryl nickte. „Und das nur, weil du mir geholfen hast!“
Er trat einen Schritt vor und umarmte Emma freudestrahlend.
Emma musste lachen. Das hatte sie nicht erwartet.
„Super, Daryl“, sagte sie.
„Wie wär’s wenn wir heute nach der Schule ein Eis essen gehen“, fragte Daryl. Emma nickte, und versuchte, ihre Freude zu einem lässigen Grinsen zu reduzieren. Das lief ja immer besser.
Aber später kam ihr Zweifel. Was, wenn Daryl nur mit ihr Eis essen wollte, weil sie ihm Nachhilfe gegeben hatte? Das war eine absurde Vorstellung, doch Emma wurde sie nicht los.

Es stellte sich heraus, dass Emmas Bedenken völlig unnötig waren. Der Nachmittag mit Daryl war für Emma himmlisch. Die Sympathie, die Daryl für sie empfand, war echt, daran bestand kein Zweifel.
Aber Emma wünschte sich sehnlichst, dass da mehr drin wäre, als nur Freundschaft. Doch einen Augenblick lang, als die beiden auf der Bank saßen, und ihr Eis aßen, glaubte sie sogar, ein Zeichen tiefster Zuneigung in Daryls Blick gesehen zu haben. Aber der Augenblick war schnell vorbei und Emma war sich nicht sicher, ob es nur Einbildung war.
Aber es kam wie es kommen musste und Emma schaffte es, den eigentlich gelungenen Tag zu zerstören.
Als sie diesen Blick Daryls auffing, oder es annahm, beschloss sie, ihm von ihrem Laster zu erzählen.
„Daryl, ich muss dir was sagen“, sagte sie entschlossen.
Daryl legte eine Hand auf ihre, eine unglaublich angenehme Berührung, und sah ihr in die Augen.
„Was denn?“, fragte er sanft und da war er wieder, dieser Blick. Keine Einbildung also. Emma räusperte sich.
„Ich mach es kurz“, sagte sie. „Ich habe eine Beinprothese, Daryl. Es tut mir leid, dass ich dir noch nie davon erzählt habe.“
Sie sah ihn wieder an, nachdem sie die ganze Zeit den Blick gesenkt hatte, und schaute in ein entgeistertes Gesicht. Daryls Augen waren weit aufgerissen. Schlagartig nahm er seine Hand von Emmas und sprang auf.
„Ich muss gehen, sorry.“ Und weg war er.
Emma war geschockt. Was war das denn? Das hatte sie wirklich nicht erwartet. In einer Geste der Verzweiflung holte Emma weit aus und feuerte das Eis mit voller Kraft auf den Boden. Die Waffel zersprang und Emma stellte sich Daryls explodierenden Kopf vor.
Dann weinte sie. Sie saß da auf der Bank und weinte wie ein Mauerblümchen, welches keiner aufforderte.
Wie hatte sie sich so täuschen können? Wie hatte sie nur annehmen können, dass sie mit ihrer Prothese bei solch einem Jungen ankam?
Plötzlich spürte sie eine warme Hand auf der Schulter. Jemand hatte sich neben sie gesetzt. Emma musste sich erst die Tränen aus den Augen wischen, um zu erkennen, dass es Diego war.


Kommis und Kritik :)





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