Emma - Teil 7

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 15.04.2011


Der siebte Teil :)

Das kannte sie nur aus dem Fernseher. Laurie verstand ihren Blick.
„Der Sommermarkt ist ein Ausstellungsmarkt für alle Sachen, die Leute in den ärmeren Vierteln machen.“ Sie zählte einige Dinge auf, wie Postkarten, Stühle und allerlei Sachen, die die ärmeren Menschen selbst herstellen.
„Unsere Schule hat sich bereit erklärt, hier den Ausstellungsplatz zu machen. Und Mrs. O’Neill, Isabelles Mutter, sponsert eben viel dafür.“
Emma nickte. „Ich war noch nie auf so einer Veranstaltung“, sagte sie abwesend und schaute verstohlen zu Isabelle. Emma hatte von Anfang an in das Gute im Menschen geglaubt und auch bei Isabelle hielt sie daran fest. Sie war sich sicher, dass das Mädchen nur eine zickige Fassade hatte, darunter aber eigentlich ganz nett war.
Isabelle schaute zurück und zum ersten Mal senkte sie den Blick zuerst.

„Willst du schaukeln, Em?“, fragte Laurie sarkastisch, als sie in der Pause an einigen Fünfern vorbei gingen, die gerade schaukelten. Emma schüttelte wieder abwesend den Kopf. Sie hielt nach jemandem Ausschau. Nach jemand ganz bestimmten. Aber bei so vielen Leuten würde sie Daryl nie finden. Doch der kleine Hoffnungskern in Emma wollte nicht verschwinden. Im Mathekurs würde sie ihn schon sehen. Emma konnte es kaum erwarten. Heute waren schon die ersten beiden Stunden! Sie musste lächeln. Irgendwie kam sie sich wie eine Streberin vor. Wer freute sich schon auf eine Doppelstunde Mathe? Und das jeden Tag, vier Tage die Woche… ein Tag zu wenig, fand Emma.
Plötzlich rempelte sie jemand an. Mit voller Wucht und Emma wurde aus ihrer Traumwelt herausgerissen. Leider auch von den Füßen und einen Moment später lag sie auch schon auf dem harten Boden. Ihr Bein meldete sich lautstark. Emma hatte den Mund aufgerissen und schaute verwundert den großen Jungen an, der sie über den Haufen gerannt hatte.
Er war nicht weniger überrascht und half Emma schnell auf.
„Sorry!“, sagte er reuevoll und fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes schwarzes Haar. Er war sonnengebräunt und sah irgendwie südländisch aus. Emma erwachte endlich aus ihrer Starre und die Schmerzen in ihrem Bein meldeten sich wieder, aber Emma ignorierte sie.
„Kein Problem, ist ja nichts passiert“, meinte sie locker.
Der Junge grinste erleichtert. „Dann ist ja gut, ich hab dich echt nicht gesehen. Sorry noch mal!“ Und weg war er.
Emma massierte ihr schmerzendes Bein.
„Wer war das denn?“, fragte sie Laurie und Rosie, die die ganze Zeit stumm daneben gestanden hatten.
„Das war Diego. Er belegt den Mathekurs. Ein mathematisches Naturtalent“, meinte Laurie. Rosie lächelte leicht. „Er ist manchmal etwas verwirrt, aber echt süß.“ Emma horchte auf. Lag da etwa eine Romanze in der Luft? Emma musste bei Rosies verträumten Ausdruck an eine Liedzeile denken.
Love is in the air.

Es war soweit! Emmas Hände waren so feucht wie am ersten Tag in der Schule. Sie stand vor dem Raum, in dem der Mathekurs stattfand. In diesem Raum war er! Emma strich sich zum tausendsten Mal durch die Haare und trat dann ein. Es waren noch nicht alle Leute da und Emma setzte sich an einen Tisch in der Mitte. Sie schaute sich enttäuscht um. Daryl war noch nicht da. So wie der größte Teil des Kurses. Emma sah nach vorne und erkannte erst jetzt den Lehrer. Es war Mr. Miller! Wenigstens ein vertrautes Gesicht. Prompt kam er auf sie zu.
„Ach, Emma!“, sagte er freundlich.
„Du hier?“
Emma nickte nervös zappelnd.
„Das freut mich aber! Du bist gut in Mathematik“, sagte Mr. Miller.
Emma nickte wieder. Der Lehrer runzelte die Stirn.
„Ist was Emma? Bist du nervös?“ Miller runzelte die Stirn.
Ja!, dachte Emma. Ja ich bin nervös, weil durch diese Tür gleich Daryl reinkommen wird. Der unvergleichbare Daryl.
„Ähm…nein, Mr. Miller, nicht das ich wüsste“, sagte sie angespannt.
Und jetzt verschwinden Sie! Ich will nicht, dass Daryl denkt, ich sei ein Streber, wenn ich mit ihnen zu viel rede.
Aber nein, Mr. Miller kannte keine Gnade. Hätte Emma doch zugegeben, dass sie nervös war, denn jetzt sagte Mr. Miller sichtlich erfreut: „Dann kann ich dir sicher ein paar Fragen über….“
Den Rest bekam Emma nicht mit. In ihr explodierte etwas und fast hätte sie geschrien: Nein, das können Sie nicht! Aber sie beherrschte sich und nickte nur freundlich. Und dann öffnete sich die Tür und Daryl kam herein. Emma lief ein Schauer über den Rücken. Jetzt saß sie in der Klemme. Nur noch wenige Meter trennten sie von Daryl und Mr. Miller quatschte immer noch munter auf sie ein.
Sie sprang auf. „Tut mir leid, Mr. Miller, aber ich muss auf die Toilette!“, sagte sie mit weit aufgerissenen Augen. Sie bekam nicht mehr mit wie der Lehrer reagierte, denn ihre Beine trugen sie bereits zur Tür. Erst draußen wurde sie sich der Peinlichkeit bewusst, die ihr gerade passiert war und sie lehnte sich an die Wand. Jetzt musste sie fünf Minuten hier stehen bleiben, oder wirklich aufs Klo gehen. Sie entschied sich für die zweite Variante. Oh mein Gott!, dachte sie auf dem Weg. Wie peinlich war das denn? Miller wird sie für verrückt halten. Gott sei dank hatte Daryl davon nichts mitbekommen. Das war ziemlich knapp gewesen.
Die frische Luft tat Emma gut und irgendwie widerstrebte ihr es, in den stinkenden Toilettenraum zu gehen. Als sie jedoch eintrat, beeindruckte sie die geschmackvolle Einrichtung und Gestank war auch etwas anderes.
Die Toilette war ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Sie war…sauber. Emma grinste jetzt, wo sie noch einmal die Situation überdachte, in die sie geraten war. Irgendwie war es ja schon lustig, was ihr passiert war.
Emma ging auf eine der Klokabinen zu und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nicht alleine war. Sie hörte eine leise, aber deutliche Stimme mit jemandem reden und diese Stimme war von- Isabelle! Emma versuchte, keinen Laut zu machen und setzte sich auf den Spülkasten. Isabelle schien zu telefonieren und ihre Stimme klang angespannt, fast schon aggressiv.
„Mom, müssen wir das jetzt bereden? Ich bin in der Schule!“, sagte sie, sichtlich genervt. Emma räusperte sich so leise es ging. Jetzt klang Isabelles Stimme schon wesentlich wütender.
„Ich will aber nicht zu so einem dämlichen Casting!“
Casting? Emma fiel ein, dass Laurie ihr irgendetwas von dem Model – Tick erzählte, den Isabelles Mutter hatte. Überraschenderweise klang Isabelles Stimme jetzt mehr verletzt als wütend, obwohl eine gewisse Aggressivität nicht zu überhören war.
„Mom, ich habe Schule! Ich will etwas lernen!“ Ach, wirklich?, dachte Emma kalt.
„DU willst diesen Model – Scheiß, Mom, nicht ich! Ich will eine vernünftige Ausbildung! Ich habe auch Träume und die handeln bestimmt nicht von einem gefühllosen Huhn, das über den Laufsteg trippelt.“ Jetzt begann sie zu weinen und Emma klappte die Kinnlade herunter. Sie hatte immer gedacht, Isabelle wäre eine hirnlose Tussi, aber das waren wohl klare Worte gewesen und zum ersten Mal empfand Emma so etwas wie Sympathie für Isabelle.
„Nein Mom, das werde ich nicht. Du kannst mich nicht zwingen. Ich muss jetzt auflegen. Ich habe Schule, Mom!“
Stille und dann Isabelles jetzt richtig aggressive Worte.
„Doch, Schule ist mir wichtig, Mom! Nur weil das nicht auf dich zutrifft, heißt das noch lange nicht, dass ich so denke wie du! Ich leg jetzt auf, und ruf mich ja nie wieder in der Schule an!“ Ein Handy klappte zu und Sekunden später hörte Emma, wie Isabelle zu weinen anfing. Emma verspürte den heftigen Drang, sie zu umarmen. Aber sie blieb auf dem Spülkasten sitzen und hoffte, dass Isabelle sie nicht entdecken würde.
Stattdessen hörte Emma noch einige Wortfetzen, die Isabelle unter lautem Weinen hervorstieß.
„Ich…ich kann nicht mehr! Ich kann einfach nicht mehr.“ Dann öffnete sich eine Klotür und Schritte gingen an Emmas Kabine vorbei. Im nächsten Moment knallte eine Tür und in der Toilette war es still. Emma stieß geräuschvoll die Luft aus, und jetzt erst bemerkte die das Stechen in den Lungen. Sie hatte sie Luft die ganze Zeit angehalten. Isabelle tat ihr unendlich leid. Aber warum war dieses Mädchen dann so ätzend? Warum musste sie sich nach außen hin so zeigen? Emmas Kopf tat weh und sie verließ mit einem Kopfschütteln die Toilette. Jetzt warteten erst einmal zwei Stunden Mathe auf sie. Und das hieß: Zwei Stunden Daryl! Bei dem Gedanken verschnellerten sich Emmas Schritte und ein verträumtes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

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