Emma - Teil 2

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 06.04.2011


Die Geschichte scheint wohl nicht so gut anzukommen :( Aber jetzt muss ich auch weiterschreiben...

Ihr nervöses Grinsen fand wohl auch der Lehrer komisch, denn er schmunzelte amüsiert und sagte: „Dann erzähl uns doch mal was über dich, Emma.“
Emma schluckte. Ihre Kehle fühlte sich trocken an. Sie befürchtete, kein Wort sagen zu können, aber als sie den Mund aufmachte, sprach sie ziemlich sicher.
„Also, ich bin Emma Barnes“, sagte sie. „Ich bin sechzehn Jahre alt und komme aus Rocksville.“ Sie schaute unsicher zum Lehrer. Sollte sie noch mehr sagen? Miller nickte ihr zu.
Sie holte Luft und sagte sicherer: „Ich trage eine Beinprothese, deswegen konnte ich auch so lange nicht zur Schule gehen.“
Ein Raunen ging durch die Klasse und alle Schüler schauten sie etwas verwundert an. Selbst Miller staunte, denn an dieser Schule gab es noch nie eine Schülerin mit Behinderung. Als Emma ihren Blick durch die Klasse schweifen ließ, blieb er an einem Mädchen mit blondem Haar hängen. Es war das Mädchen aus der Eingangshalle. Sie hatte Emma angelächelt und das tat sie auch jetzt…als einzige. Das gab Emma mehr Mut und sie sprach mit etwas zittriger, aber bewusster Stimme: „Ich möchte von niemandem Mitleid. Und ich möchte auch nicht deswegen“, sie deutete auf ihr Bein „benachteiligt oder bevorzugt werden. Ich bin ein normaler Mensch wie jeder andere und möchte auch so behandelt werden.“ Sie richtete sich kerzengerade auf und obwohl sie nur 1, 65m klein war, schienen alle plötzlich Respekt vor ihr zu haben. Das Lachen und Gekicher verstummte und auch das Raunen hörte auf. Das blonde Mädchen lächelte sie immer noch an und nickte dabei zustimmend. Emma ließ die Luft raus. Das war alles, mehr konnte sie nicht sagen. Das war auch gar nicht nötig, denn Miller löste sich aus seiner staunenden Erstarrung und sagte freundlich: „Eine schöne Ansprache Emma. Ich bin mir sicher, dass du hier freundlich aufgenommen wirst.“ Er blickte kurz zu einigen Jungen, die schon wieder zu tuscheln angefangen hatten. Als sie nun den Blick des Lehrers auffingen, verstummten sie. Das war wohl an sie gerichtet gewesen. Miller wandte sich wieder Emma zu und deutete auf einen Platz ganz hinten. „Du kannst dich dort hinten hinsetzen Emma“, sagte er. Da fiel Emmas Blick auf den freien Platz neben dem blonden Mädchen.
„Mr. Miller“, sagte sie leise. „Kann ich mich nicht lieber dort hinsetzen?“
Miller sah sie erstaunt an, nickte dann aber. „Natürlich. Ich dachte nur, es wäre dir angenehmer, erst hinten zu sitzen.“
Emma lies ihren Rucksack neben den Stuhl gleiten. Der Gurt war ganz zerquetscht und feucht, weil Emma ihn die ganze Zeit so fest gehalten hatte. Jetzt erst bemerkte sie den Schmerz in der rechten Hand und die roten Schlieren in der Innenfläche. Sie setzte sich umständlich auf den harten Stuhl. Zu Hause waren alle Stühle ausgepolstert, damit ihr das Bein nicht wehtat, aber die Schulstühle waren hart und unbequem. Daran musste sie sich wohl noch gewöhnen. Sie stellte ihre Sachen auf den Tisch. Kaum war sie fertig, als sie auch schon von der Seite angesprochen wurde. Das blonde Mädchen berührte sie leicht am Arm und flüsterte immer noch lächelnd: „Hey ich bin Rosie. Willkommen in der Haywood Highschool!“ Emma lächelte zurück. Sie fand sie jetzt schon sympathisch.
„Danke“, sagte Emma leise. Rosies Grinsen wurde breiter.
„Das war sehr mutig was du gesagt hast“, meinte sie noch, bevor sie sich wieder dem Unterricht zuwandte. Emma lächelte vor sich hin. Sie fühlte sich plötzlich gut.
Miller schrieb etwas an die Tafel. Emma musste sich etwas größer machen als sie war, um überhaupt sehen zu können, was an der Tafel stand. Matrizen? Das hatte sie doch schon längst durchgenommen. Mrs. Sanderson hatte Recht, sie war den Schülern hier voraus.
Als die Stunde vorbei war, wurde Emma natürlich von dem Großteil der Klasse belagert und ausgefragt. Fragen wie „Tut dir das Bein weh?“ oder „Wie fühlt sich das an?“ waren nicht selten und Emma wunderte sich, warum ihr das nicht auf die Nerven ging. Irgendwie genoss sie es, einmal selbst im Mittelpunkt zu stehen. Doch ein Kommentar, welches sie deutlich heraushörte, traf sie tief. „Ich erinnere mich nicht, seit wann wir hier eine Behindertenschule sind“, sagte eine zynische arrogante Stimme und Emma erblickte ein schwarzhaariges Mädchen, das an einem Tisch gelehnt zu ihr hinüber blickte. Ein sehr abschätzender Blick, fand Emma. Das Mädchen sah ausgesprochen gut aus. Große dunkle Augen und eine marmorweiße Haut. Das Haar fiel ihr in kurzen Wellen bis zur Schulter.
Emma lief ein Schauer über den Rücken. Hatte sie da richtig gehört? Bis jetzt hatte sich niemand getraut, sie direkt auf ihr Bein anzusprechen. Verlegene und neugierige Blicke waren das einzige, was Emma zu spüren bekam. Immer war ihre Mutter in der Nähe gewesen. Doch hier war keine Mutter. An Respektlosigkeit war Emma nicht gewöhnt und deswegen traf sie dieser bissige Kommentar umso schmerzvoller. Ihre Augen füllten sich in sekundenschnelle mit Tränen doch auch genauso schnell waren sie wieder weg. Jetzt bloß nicht heulen, dachte sie. Sie wusste nicht, ob das Mädchen ihre Betroffenheit bemerkt hatte, oder ob sie überhaupt wusste, dass Emma den Kommentar gehört hatte. Deswegen beschloss Emma, so zu tun, als ob sie nichts mitbekommen habe. Vielleicht war das nur ein Ausrutscher und sie wollte nicht schon am ersten Schultag Streit beginnen. Als sich das Gedränge aufgelöst hatte, fiel Emma ein, dass sie zu Mrs. Sanderson gehen sollte.
Als sie im Büro der Rektorin ankam, empfing sie diese wie erwartet- mit einem Lächeln. Sie hielt Emma einen kleinen Schlüssel hin. „Das ist dein Fahrstuhlschlüssel Emma“, sagte sie.
„Danke“, antwortete das Mädchen und wollte schon rausgehen, da rief sie die Rektorin noch mal zurück. „Halt, warte Emma!“ Emma blieb stehen und Sanderson stand auf. „Ich habe einen Schüler beauftragt, dir die Schule zu zeigen. Sie ist ziemlich groß und wenn man sie nicht kennt, kann man sich schnell verlaufen.“ Emma nickte. Das hatte sie schon bemerkt. Es klopfte an der Tür. „Herein“, sagte Sanderson. Emma seufzte und drehte sich um. In dem Moment, in dem sie die hereinkommende Person sah, erfuhr sie ein Gefühl, das sie noch nie zuvor gehabt hatte. Das einzige was sie im ersten Moment registrierte, waren die zwei unglaublich blauen Augen, die sie erstaunt anschauten. Emma brachte kein Wort heraus. Warum nicht? Sie versuchte etwas zu sagen, aber es war, als ob ihre Stimmbänder gelähmt wären. Diese braunen Haare, dieses entschuldigende, unglaublich charmante Lächeln, mit dem er sich bei der Rektorin für die Verspätung rechtfertigen zu wollen schien. Emma räusperte sich und riss sich gleichzeitig aus ihrer Erstarrung.
„Du bist zu spät, Daryl“, sagte Mrs. Sanderson mit einem strengen Blick.
Der Junge lächelte wieder so charmant und Emma konnte nicht aufhören ihn anzustarren. „Tut mir leid, Mrs. S.“, sagte er entschuldigend.
Die Rektorin schaute ihn einen Moment lang durchdringend an, dann lächelte sie wieder versöhnt und deutete auf Emma.
„Das ist Emma Barnes, sie ist neu hier“, sagte sie. „Und da du Schülersprecher bist, möchte ich dich bitten, ihr ein wenig die Schule zu zeigen.“
Der Junge sah Emma an und grinste.
„Mach ich doch gerne.“
Sanderson kannte seine Art anscheinend, denn sie rollte mit den Augen und sagte: „Na los, aber nicht zu lange.“ Sie wandte sich wieder ihren Unterlagen zu, also drehte sich Emma um und schwebte wie im Traum aus dem Sekretariat. Hinter dieser Person, die ihr so den Atem geraubt hatte. Emma war etwas verwirrt. Sie hatte bis jetzt nie besonders viel mit Menschen zu tun gehabt. Das kam wahrscheinlich auch daher, dass sie so gut wie nie ausging obwohl sie schon siebzehn war. Deshalb waren ihre Emotionsgefühle etwas abgeflacht. Die einzige Person, die halbwegs in ihrem Alter war, und die sie gut kannte, war ihre Schwester. Doch jetzt, wo sie gerade einmal einige Stunden unter gleichaltrigen Leuten war, erfuhr sie gleich mehrere Gefühle auf einmal. Und das fremdeste, aber gleichzeitig auch schönste Gefühl, erlebte sie in Gegenwart von… wie hieß er noch gleich? Emmas Gedanken waren völlig vernebelt. Doch seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken heraus.
„Ich bin übrigens Daryl.“ Daryl! Genau… Emma schwebte nach wie vor den Korridor entlang. Sie sah ihn von der Seite. Er schaute zurück und grinste. Emma schmolz dahin. Innerlich.
„Und könnte ich auch deinen Namen erfahren?“, hörte sie seine Stimme.
Erst jetzt fiel ihr auf, wie bescheuert sie ihn die ganze Zeit angesehen hatte. Sie räusperte sich. „Ja...äh...ich bin Elma- äh nein...ich meine Emma.“ Puh! Das war ganz schön schwer, Emmas Mund wollte nicht so ganz mit ihrem Gehirn zusammenarbeiten.
„Emma“, wiederholte Daryl. Sie durchlief ein wohliges Kribbeln. Was war das für ein Gefühl? Emma kannte sich mit derlei Zuständen nicht aus. Sie war völlig gefühlsarm in letzter Zeit. Da durchfuhr sie ein Gedanke. Sie hatte mal was von Liebe auf den ersten Blick gehört. Ob das wohl der Zustand war, den sie gerade durchlebte. Daryl redete irgendetwas vor sich hin, aber Emma bekam das nur nebenbei mit. Mit Jungen hatte sie schon mal gar keinen Kontakt gehabt. Nie. Noch nicht mal im Kindergarten. Daher wusste sie so gut wie gar nichts über das andere Geschlecht.
Mittlerweile standen sie an der Treppe. Er winkte Emma, nach oben zu gehen. „Und wie alt bist du?“, fragte er, während er mühelos die Treppe hinauflief. Emma würde auch gerne so laufen. Aber nein, sie musste sich mit beiden Händen am Geländer festhalten und ihr Bein gerade halten.
„Siebzehn“, sagte sie und versuchte, so normal wie möglich zu wirken.
„Cool, ich bin achtzehn“, hörte sie Daryl von oben. Er runzelte plötzlich die Stirn und zog eine Augenbraue hoch. „Kann ich dir helfen?“, fragte er in völliger Unwissenheit über Emmas Bein.
Emma schaute hoch und seufzte. Er sah umwerfend aus!
„Nein, nein“, sagte sie und lies automatisch das Geländer los, um nicht allzu blöd auszusehen, wie sie sich dort wie ein Bergsteiger am Handlauf hochzog. Emma wusste genau, dass sie das nicht machen durfte. Und das Unglück lies nicht lange auf sich warten. Emma stolperte und riss panisch die Hände in die Höhe. Sie verlor das Gleichgewicht und ruderte wild mit den Armen in der Luft, bereit, auf die Treppe zu fallen.

Hoffe der Teil war besser :)






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