Emma

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 04.04.2011


Hey Leute,
ich habe beschlossen die Geschichte Sophia & Robert" nicht weiterzuschreiben. Sie gefällt mir selbst überhaupt nicht^^ also hab ich mal eine neue versucht. Hoffe sie gefällt euch
Anna
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Emma strich sich nervös durch die schulterlangen gelockten Haare. Die Locken saßen heute gar nicht, fand sie. Ausgerechnet heute! Das musste ja mal wieder passieren. Sie hängte sich die Tasche um die Schultern und atmete tief ein. Ganz ruhig Emma, ganz ruhig. Nur keine Panik.
„Fertig, Schatz?“ Ihre Mutter kam auf sie zu. Sie lächelte breit und umarmte ihre Tochter. Emma nickte nur. Sie war zu aufgeregt um zu reden.
„Nur nicht panisch werden“, sagte ihre Mutter. „Ich bin mir sicher, du meisterst das ganz toll!“ Komischerweise sah ihre Mutter nervöser aus als Emma selbst. Hinter ihr tauchte Mr. Barnes, Emmas Vater, auf.
Gott sei Dank!, dachte Emma. Er schaffte es immer sie zu beruhigen.
Doch ein „Viel Glück“ war alles, was ihr Vater sagte. Na toll, dachte Emma. Von ihm war keine Unterstützung zu erwarten. Wäre doch bloß Judy, ihre Schwester, hier! Sie würde Emma bestimmt Mut zureden. Aber nein, sie war ja in Frankreich, als Au Pair!
Emma nickte nervös und hielt sich am Riemen ihres Rucksackes fest. Wenigstens etwas Halt. „Tschüss dann“, sagte sie leise und drehte sich um. Ihre Eltern riefen ihr noch etwas hinterher, aber das hörte Emma nicht mehr. Ihre Gedanken waren zu sehr vernebelt, von Selbstzweifel und Sorge. Sie begann zu schwitzen und je näher sie dem Schulbus kam, desto mehr wollte sie umkehren. Erst als sie sicher auf einer der Bänke saß, entspannte sie sich etwas. Heute also war der große Tag! Nach sechzehn Jahren konnte sie also endlich zur Schule gehen. Sie war ja so aufgeregt und mit der Nervosität stieg auch das Unwohlsein in ihr. Sie berührte die harte Prothese, die ihr halbes Bein auf die normale Länge brachte. Es war eine Kunststoffprothese, also nicht das, was man unter Hightech versteht. Aber bald würde sie die neue Reha2000 bekommen, die neuste Prothese auf dem Markt. Gleichzeitig war die Prothese auch der Grund, warum sie sechzehn Jahre lang nicht zur Schule gehen konnte. Sie wurde nur mit einem halben Bein geboren. Die Zehen waren alle da, nur eben dort, wo normalerweise das Knie war. Emma hatte nie verstanden, warum sie nicht zur Schule gehen konnte. Den Privatlehrer konnten ihre Eltern sich zwar leisten, wohlhabend wie sie waren, aber Emma hatte sich nie wohlgefühlt, so allein. Sie wäre viel lieber in die Schule gegangen, so wie alle anderen. Sie wollte auch Leute kennenlernen und in den Pausen auf dem Schulhof und nicht in ihrem Haus sein.
Wahrscheinlich hatten ihre Eltern zu viel Angst, es könnte ja mal was passieren. Emmas Wünsche wurden dabei völlig verdrängt. Sie konnte prima laufen und auch prima rennen, nur eben nicht so schnell. Aber wenn sie zu stark gegen das Bein stoßen würde, hätte sie schnell ein Problem. An dem Fuß mussten ständig Operationen durchgeführt werden und manchmal tat er ihr so schlimm weh, dass sie es kaum aushielt.
Aber jetzt war es soweit. Jetzt hatte sie sich durchgesetzt (mithilfe ihrer Schwester) und konnte endlich zur Schule gehen.
Der Bus hielt an und alle stiegen aus. Bis auf Emma. Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich aussteigen wollte, doch den langweiligen Privatunterricht zu Hause hatte sie endgültig satt. Reiß dich zusammen, Emma, dachte sie und stieg langsam aus. Jetzt hörte sie zum ersten Mal den normalen Highschoollärm, auf den sie sich so lange gefreut hatte. Sie ging auf das Schulgebäude zu. Es war groß, nein, riesig und Emma kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie hatte noch nie eine Schule von innen gesehen, ob sie wohl auch so beeindruckend war, wie von außen? Sie blieb stehen und strich sich die Jacke glatt. Mit ihren 1, 65 m kam sie sich irgendwie klein und unbedeutend vor. Manche der Schüler, die in das Schulgebäude gingen, waren auch nicht viel größer als sie, aber trotzdem wurde Emma das Gefühl nicht los, winzig zu sein.
Sie atmete noch einmal tief ein und öffnete die Tür. Warme Luft schlug ihr entgegen. Als sie eintrat, stand sie in einem der langen Flure der Schule. Links und rechts waren Klassentüren und eine Treppe führte zum zweiten der insgesamt fünf Geschosse in der Schule. Emma war etwas verwirrt. Sie sollte sich im Sekretariat melden, aber trotz der vielen Schüler in der Eingangshalle traute sie sich nicht, jemanden anzusprechen. Endlich nahm sie all ihren Mut zusammen und fragte ein etwas größeres Mädchen mit blondem Haar nach dem Weg.
Das Mädchen lächelte sie an und sagte, sie müsse die Treppe hoch und dann sofort links. Emma bedankte sich und ging zur Treppe. Der Ansturm nach oben nahm irgendwie nicht ab und Emma musste aufpassen, um nicht angerempelt zu werden. Sie hielt sich am Geländer fest und musste wegen der Prothese jede Stufe einzeln nehmen. Gott sei dank rempelte sie niemand an. Einige Leute schauten sie beim Vorbeigehen fragend an, aber niemand sprach sie auf ihre Geschwindigkeit an.
Oben angekommen bog Emma links ab und sah auch schon die Glastür des Sekretariats. Als sie etwas schüchtern anklopfte, ertönte eine laute Stimme.
„Herein“, rief eine Frau von innen. Emma war überrascht. Sie hatte einen Mann erwartet, aber dort am Tisch saß eine große schlanke Frau in einem eleganten grauen Kostüm. Auf dem Tisch stand ein kleines weißes Schild. „Mrs. Sanderson, Rektorin“ stand da. Emma schaute erstaunt in das freundliche, höchstens Mitte dreißig Jahre alte Gesicht. „Du musst Emma Barnes sein“, sagte sie lächelnd und reichte Emma die Hand. Diese stellte fest, dass sie einen ziemlich kräftigen Händedruck hatte.
„Ja, die bin ich“, sagte Emma leise.
„Nicht so schüchtern.“ Mrs. Sanderson lächelte noch breiter.
„Ich bin mir sicher, dass du dich hier an der Haywood Highschool wohlfühlen wirst.“ Emma nickte. „Du gehst in die elfte, richtig?“
Emma nickte wieder.
Sanderson schaute in ihre Unterlagen. „Du bist den Schülern hier etwas voraus“, sagte sie, als sie Emma wieder ansah.
Emma schaute fragend zurück. Sanderson lächelte. „Ich meine stofflich. Du hast zum Beispiel in Mathematik schon das Thema bearbeitet, das die Schüler der elften Klasse gerade erst begonnen haben. Das liegt wohl en dem Privatunterricht, dadurch hast du einige Vorteile gehabt.“ Emma war etwas unwohl. Nahm die Rektorin ihr das jetzt übel? Aber auf Sanderson Gesicht breitete sich wieder ein Lächeln aus. „Aber ich bin mir sicher, dadurch schaffst du den Einstieg hier noch besser“, sagte sie und stand auf. „Es ist immer gut, einen Vorteil zu haben.“ Sie zwinkerte ihr zu und Emmas Unwohlsein war wieder weg.
„Komm. Ich zeig dir deine Klasse.“
Emma folgte der Rektorin einen langen Flur entlang. Diese blieb vor einer Tür stehen. 11A stand auf dem gelben kleinen Schild.
„Ähm“, machte Emma leise. Sanderson drehte sich um.
„Ja?“, sagte sie hellhörig.
„Gibt es hier vielleicht einen Fahrstuhl? Ich kann nämlich wegen meiner-“
Sie zeigte auf ihr Bein. „Ich kann deswegen nicht so oft Treppenlaufen.“
Sanderson lächelte wieder. „Natürlich, du bekommst auch einen eigenen Fahrstuhlschlüssel. Aber jetzt möchte ich dir erst einmal deine Klasse zeigen.“ Sie machte die Tür auf und Emmas Herz schlug schneller. Sie war ja so aufgeregt.
Sie trat ein. Sofort wandten sich alle Augen auf sie. „Alle mal herhören“, ertönte Mrs. Sandersons angenehme, aber strenge Stimme.
Alle verstummten, auch der junge Lehrer, der vorne an der Tafel stand. Alle schauten Emma interessiert an. Sie fuhr sie automatisch durchs Haar. Ihr Herz klopfte wild. „Ihr bekommt eine neue Schülerin“, sagte Sanderson lächelnd. Sie zeigte auf Emma, die unsicher neben ihr stand. „Das ist Emma Barnes. Sie wird ab heute eure neue Mitschülerin sein.“
Emma schaute in die Runde. Von den etwa fünfundzwanzig Jugendlichen in der Klasse, war der größere Teil Mädchen. Das heißt, es waren elf Jungen da und vierzehn Mädchen. Emma war das fünfzehnte. Irgendwie kam sie sich fehl am Platz vor, trotzdem setzte sie ein unsicheres Lächeln auf und sagte mit zittriger Stimme „Hallo.“ Sie hob die Hand leicht, lies sie aber dann wieder fallen. Einige Mädchen und Jungen lachten. Emma fasste das jetzt mal positiv auf. Sanderson zeigte auf den Lehrer, der Emma immer noch interessiert ansah. Emma fragte sich, ob alle Lehrer so jung waren wie die beiden. „Das ist Mr. Miller“, sagte die Rektorin. Miller lächelte leicht und schüttelte Emma die Hand. Er war vielleicht fünfundzwanzig und sah ziemlich gut aus. „Ich unterrichte Mathematik und Sport“, sagte Miller freundlich und setzte noch mit einem Seitenblick auf einige Jungen hinzu: „Und ich bin sehr streng!“ Die Jungen lachten. Wahrscheinlich war das nichts ernst gemeint, dachte Emma und grinste etwas. Sie spürte eine Hand am Rücken und drehte sich um. Mrs. Sanderson tätschelte ihre Schulter. „Dann mach es gut, Emma!“, sagte sie. „Komm in der Pause zwischen den ersten beiden Stunden noch einmal ins Sekretariat.“ Sie zwinkerte ihr zu und war auch schon weg. Plötzlich fühlte sich Emma allein und sie hielt sich noch fester an ihrem Rucksack fest.

Hoffe die Geschichte hat euch gefallen :)
Kommis und Kritik bitte... LG Anna





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