Gideon - der etwas andere Vampirjäger - Teil 2

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 04.04.2011


„AAAAAH!“
Hastig wich sie zurück. Wie hatte er sie genannt? Er konnte es nicht wissen, niemand wusste es! Sie hatte es noch nie jemandem erzählt und war auch erst wenige Wochen in diesem Zustand! Ihr liefen Tränen über die Wangen.

Enttäuscht ließ er den Pflock wieder sinken. „Du bist kein Vampir.“ „Nein .. na .. natürlich nicht ..“, erwiderte sie. Hoffentlich bemerkte er nicht, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie sah auf den Boden.
Gideon seufzte. „Tut mir leid. Ich hatte wirklich gehofft .. ich will kein Loser sein, verstehst du?“
Nein, sie verstand nicht. Ein Loser, weil er jemanden nicht tötete? Er sah sie an. „Weißt du, du bist so hübsch und .. na ja .. und talentiert.“ Er zeigte auf ihr Bild. „Da dachte ich, du wärst ein Vampir.“ „Vampir, so ein Blödsinn“, flüsterte sie, „Es gibt keine Vampire.“ „Hm .. da bin ich anderer Meinung. Weißt du, es wurden schon oft irgendwelche blutleeren Leichen gefunden. Hier in der Gegend besonders häufig.“ „Ehrlich?“, fragte sie misstrauisch. Sie hatte bisher nicht bemerkt, dass es hier noch andere Vampire gab. „Ja!“, rief er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber niemand glaubt es mir.“ Dabei fuchtelte er so arg mit dem Pflock, dass er sich leider in den Arm stach. „Ach Scheiße.“
Sie sprang auf. Sein .. Blut .. roch .. so .. guuuuuut! Er starrte sie an. „Alles okay?“ Sie nickte zweimal heftig, nahm ihr Bild und rannte weg.

Gideon seufzte. Er war auch so ein Idiot! Schnell zog er sein T-Shirt aus und wickelte es sich um den Arm. Mal wieder eines, dass er dann wegwerfen konnte. Während er wartete, dass die Blutung aufhörte, dachte er nach.
War er eigentlich irgendwie verrückt geworden? Eine so junge Frau konnte kein Vampir sein. Vampire waren Männer und etwas älter. Und sie glitzerten .. oder auch nicht. Das wusste er noch immer nicht.
Er ging tiefer in den Wald und kam irgendwann an einen Fluss. Ha! Die perfekte Stelle um auf einen Vampir zu warten! Na ja, wenn er ein Loch finden würde. Einen Tunnel. Denn wie jeder wusste, konnten Vampire kein Wasser überqueren! Und tatsächlich fand er ein Loch. Er setzte sich daneben und wartete.

Ryan beobachtete ihn aus dem Gebüsch. War der Junge ehrlich so doof? Lief durch die Gegend, befragte Menschen nach Vampiren, versuchte irgendwelche Frauen zu ermorden und setzte sich dann an ein Loch?! Na, den würde er jetzt richtig schön verwirren.
Schnell war er bei ihm und ließ sich neben ihm nieder. Bah, stank der nach Blut!
„Hey.“ Gideon zuckte zurück und starrte ihn an. „Bist du ein Vampir?“ „Nein!“, lachte Ryan und log somit. „Ich bin allerdings auch Vampirjäger und werde dir einige Dinge erzählen können.“ „Na, dann mal los!“, rief Gideon, gespannt, was jetzt kam.
Ryan begann. „Als erstes solltest du wissen, dass Vampire definitiv nicht glitzern, das ist alles Quatsch. Sie schlafen in Särgen.“ „Woher weißt du das?“ „Sagen wir, ich hatte einen guten Lehrer.“ Ryan grinste. „Sie saugen ihre Opfer aus und essen sie dann. Sie verwandeln sich in Fledermäuse und machen dich mit einem Hypnostrahl bewusstlos. Sie können sich unsichtbar machen und tragen meistens Hüte.“ Gideon seufzte. „Na toll! Wie soll ich da jemals einen fangen?“ „Ganz einfach. In dem du hier an dem Loch sitzt natürlich!“, lachte Ryan, „Um auf einen weiteren falschen Mythos reinzufallen! Vampire sind sehr wohl in der Lage, einen Fluss zu überqueren.“
Gideon seufzte. Na toll. Dann waren seine Bemühungen hier mal wieder völlig umsonst.
Ryan fuhr fort. „Aber es gibt eine Methode sich vor ihnen zu schützen und das ist eine bestimmte Pflanze. Sie heißt Eisenkraut.“ Gideon hüpfte aufgeregt auf und ab. „Uh, uh! Das war in der Serie neulich auch so! Und da haben die Ringe getragen, mit denen sie in die Sonne gehen konnten!“ Ryan runzelte die Stirn. „Serie? Hm .. ach, das hat sich nur irgendein Produzent ausgedacht. So, ich muss weiter.“ Er stand auf und verschwand.
Lange sah Gideon ihm nach und dachte über seine Worte nach.

Sie saß auf einem Baum und schwieg. Ihren Skizzenblock hatte sie mit ihren restlichen Sachen in einer Umhängetasche verstaut. Ein paar Stifte, ein paar einzelne Cent-Stücke, eine Bürste und ein altes Medaillon ihrer Mutter, das sie ihr an ihrem zehnten Geburtstag geschenkt hatte.
Sie wusste nichts mit sich anzufangen. Aufs Zeichnen hatte sie keine Lust mehr, denn sie hatte Angst, dass wieder ein Verrückter neben ihr auftauchen und sie mit einem Pflock bedrohen würde.
Mit einem Seufzer sprang sie auf den Boden und rannte tiefer in den Wald. Die Freiheit gefiel ihr, ja, ehrlich, aber was sollte sie tun? Sie wusste nur eins. Sie würde nie wieder zu ihrem Onkel zurückkehren.

Nachdem er die Warterei am Loch aufgegeben hatte, lief er zurück in die Stadt. Er brauchte frische Eier und vielleicht ein paar Fertiggerichte. Pizza, Lasagne, Käsemakkaroni .. eben alles, was man einfach in den Ofen oder die Mikrowelle schieben konnte. Diese Einkäufe waren schnell erledigt und er ging zurück in seine Wohnung. Das war ein erfolgloser Tag gewesen und er hatte sich deshalb eine Auszeit verdient. Er schob sich eine Pizza in den Ofen, schloss seinen Fernseher an, schaltete eine Seifenoper ein und machte es sich auf seinem Schlafsofa bequem.

Sie kam irgendwann an einer schäbigen Jugendherberge an und nahm sich ein Zimmer. Normalerweise brauchte sie als Vampir wenig Schlaf, aber sie hatte das Gefühl die letzten Nächte kein Auge zugetan zu haben. Wie ein Stein fiel sie auf ihr Bett und schlief ein.

Ryan lachte innerlich noch immer über diesen komischen Vampirjäger. Hypnostrahl und Särge. Nur mit dem Eisenkraut hatte er sich verplappert. So ein Mist aber auch! Trotzdem, dieser Gideon würde keinen Vampir fangen. Nie. Dafür war er .. na ja .. zu doof.





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