Die Stille der Nacht - Teil 12

Autor: chanti95
veröffentlicht am: 05.06.2011


Hey Leute.
So, endlic kommt wieder mal ein neuer Teil. Im Moment komme ich mit der Geschichte nicht weiter, deshalb habe ich mich dazu entschlossen, die Teile, die ich bis jetzt geschrieben habe, einfach noch einzusenden. Mal schauen, ob mir dann etwas neues einfällt.
Die Teile sind auch etwas länger, was euch hoffentlich gefallen wird. =)
Liebe Grüsse
Chantal


Nein! Sie durfte nicht wissen, wer ich bin, sie durfte mich vor allem nicht verraten!
„Was willst du?“, fragte ich schroff.
„Ich will mitkommen. Ich weiss, dass du mit Tom unterwegs bist.“
Woher kannte sie seinen Namen
„Wieso? Ich will nicht, dass du mitkommst.“
Sie lachte schrill auf. „Keine Angst, ich will ihn dir nicht wegnehmen. Ich will nur mit ihm reden.“
„Nein!“, sagte ich entschlossen. Ich wollte es nicht zulassen, dass diese Person mitkam.
„Dann werde ich dich verraten müssen“, drohte sie mir mit einem zuckersüssen Lächeln. Mir wurde schlecht. Angestrengt dachte ich nach, was ich nun tun könnte und mir wurde klar, dass ich sie mitnehmen musste. Tom würde wissen, was zu tun war. Ich willigte also ein.
„Ich werde reiten“, sagte sie hochnäsig.
„Nein“, erwiderte ich ganz leise. „Nein, das wirst du nicht. Das ist mein Pferd und ich werde nicht zulassen, dass du ihn auch nur berührst!“
Ich hatte sie eingeschüchtert, denn ohne ein weiteres Wort wartete sie darauf, dass ich voran gehen würde. Mit einer schnellen Bewegung zog ich mich auf den Rappen und setzte mich in den bequemen Westernsattel. Ich liess Malik im Schritt gehen und folgte wieder dem Bach. Mir der Rothaarigen im Schlepptau waren wir viel langsamer, und als wir zurück kamen, setzte schon die Dämmerung ein.
Ich horchte, wollte herausfinden, ob jemand da war, der nicht hierher gehörte, befand allerdings, dass die Rothaarige die einzige störende Person war. Ich sah Tom bei Jalisa stehen und befahl der Frau, hier zu bleiben. Nachdem ich abgestiegen war, führte ich Malik hinüber zu den Koppeln und erzählte ihm von der Frau. Mit entsetzt geweiteten Augen sah er mich an.
„Du hast WAS getan?“, rief er aus.
Ich zuckte zusammen.
„Ich wollte ja nicht, dass sie mitkommt!“, sagte ich.
„Hör zu“, er hatte jetzt seine Stimme gesenkt. „Diese Frau ist Damians Ehefrau. Wenn sie rausfindet, dass Damian und ich Streit hatten, wird sie sofort zu Damian rennen und ihm alles erzählen. Ach was, das weiss sie eh schon. Komm, ich muss mit ihr reden.“
Ich band Malik an einem Baum fest und zusammen mit Tom ging ich dann hinüber zu der Rothaarigen.
„Julie“, begrüsste Tom die Frau mit eisiger Stimme.
Die Angesprochene erhob eine Hand und schlug sie Tom zielsicher ins Gesicht.
„HEY!“, schrie ich. ‚Was bildet sich diese Frau denn eigentlich ein?’
„Tom. Ich weiss, dass du Damian verraten hast. Wie konntest du es wagen? Du weißt genau, was passiert, wenn er geschnappt wird. Die Kinder und ich, wir werden auf der Strasse leben müssen, weil DU deine Gefühle nicht beherrschen konntest. Wegen einem dahergelaufenen Mädchen lässt du deinen Bruder im Stich? Hat sie dir diesen Floh ins Ohr gesetzt? Man sollte sie erhängen für diese...“
Weiter kam sie nicht, denn Tom packte sie an beiden Handgelenken und riss ihre Arme in die Luft.
„Wage es ja nicht, weiter zu sprechen“, zischte er ihr zu.
„Du DRECKSKERL!“, schrie Julie und spuckte Tom ins Gesicht.
Ich sah es nicht kommen, doch im nächsten Moment hatte Tom sie losgelassen und schlug gab ihr eine Ohrfeige. Julie brach zusammen und rührte sich nicht mehr. Geschockt sah ich Tom an, der jetzt wütend wegstapfte. Ich kniete mich hin und erfühlte Julies Puls. Ich fand ihn auf Anhieb und ging schnell rüber zu der Koppel. Ich holte Malik wieder hinaus, schaffte es, Julie, die glücklicherweise nicht allzu schwer war, auf das Pferd zu hieven und stieg dann ebenfalls auf. Ich schaute kurz zurück, drehte mich jedoch voll Abscheu um. Ich fand es nicht in Ordnung, was Julie gemacht hatte, allerdings war das noch lange kein Grund, sie so heftig zu schlagen, dass sie zusammen brach.
Als ich mit Julie auf einem Bauernhof angekommen war, liess ich mich hinabgleiten und konnte sie gerade noch rechtzeitig auffangen. Meine Kräfte waren langsam dahin, als ich noch nicht einmal den halben Weg bis zur Tür geschafft hatte, da kam ein älterer Herr auf mich zu.
„Mein Kind, was ist denn passiert?“, fragte er mich mit geweiteten Augen. Ich erzählte ihm, dass ich diese Frau am Waldrand gefunden hätte und sie nicht pflegen könne. Er bot mir sogleich Hilfe an und hob Julie auf, als wäre sie eine Feder.
„Ich bringe sie erst einmal hinein. Komm doch mit, Mädchen.“
„Nein, danke, ich muss weiter. Hab noch `nen langen Weg vor mir“, sagte ich schnell und liess den freundlichen Alten stehen.

Nachdem ich den Schwarzen abgesattelt und geputzt hatte, entliess ich ihn auf die Koppel. Inzwischen war schon wieder Abend geworden und ich hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen. Mein Magen meldete sich, allerdings fütterte ich erst noch Malik und Jalisa.
Ich kramte eine Dose Erbsen hervor und bereitete sie auf dem Feuer zu. Von Tom war weit und breit keine Spur, ich nahm dies allerdings einfach so hin.
Als die Erbsen fertig gekocht waren, bemerkte ich, dass ich gar keinen Löffel oder etwas ähnliches hatte, um zu essen. Also nahm ich kurzerhand das Messer. Dies ging zwar etwas langsamer, allerdings wurde so mein Hunger besser gestillt. Ich legte mich heute recht früh schlafen, denn ich kam mir vor, als wäre ich gerädert worden. Tom war immer noch nicht aufgetaucht, doch das war mir in diesem Moment einfach nur egal. Ich wollte einfach nur schlafen und dieser Wunsch wurde mir schon bald erfüllt.

Wieder einmal wurde ich von den Vögeln geweckt. Ich streckte meine Gliedmassen von mir und stellte fest, dass Tom immer noch fehlte. Langsam war es mir nicht mehr egal, denn es sah aus, als ob er in dieser Nacht gar nicht hier gewesen wäre. Nachdem ich aufgestanden war, schaute ich bei den Pferden vorbei und gab ihnen bei dieser Gelegenheit auch noch gleich das Futter. Ich beschloss, schon einmal alles für einen Aufbruch bereit zu machen. Zuerst ging ich mich allerdings waschen, diesmal ohne die Kleider mitzuwaschen.
Als all unsere Sachen in die Satteltaschen verstaut waren, machte ich mich auf die Suche nach Tom. Ich ging um den ganzen See herum, fand jedoch keine Spur von Tom.
Ich wollte die Pferde satteln gehen, da sah ich Tom, wie er Jalisa sattelte. Ich packte Maliks Sattel und ging zum Schwarzen. Nach gründlichem Putzen sattelte ich ihn und zäumte ihn auf noch auf, allerdings sprach Tom während der ganzen Zeit kein Wort mit mir. Er setzte sich in dem Moment auf Jalisa, als ich die Satteltaschen gerade angemacht hatte. Tom sah traurig aus, doch ich würde das Schweigen ganz sicher nicht brechen. Ich sass ebenfalls auf und liess Malik im Schritt vorwärts gehen. Er trottete langsam voran, bis er neben Jalisa stand, verweigerte dann jedoch jede weitere Bewegung. Ich bemerkte, dass auch Tom seine Probleme mit der Stute hatte, denn sie hatte, wie Malik, alle vier Hufe in den Boden gerammt und rührte sich nicht. Tom versuchte, Jalisa zum weitergehen zu bewegen, ich jedoch wusste, was die eigensinnigen Pferde wollten.
Wie schon gesagt, ich hatte mir vorgenommen, das Schweigen nicht zu brechen. Tom tat es allerdings auch nicht und so sassen wir halt einfach nur auf den Pferden und starrten der aufgehenden Sonne entgegen.



„Samantha.“
Ich horchte auf. Das war das erste Mal, dass Tom meinen vollen Namen ausgesprochen hatte.
„Wir müssen aufhören zu streiten.“
‚Wie bitte?’, schoss es mir durch den Kopf.
„Komm schon“, versuchte er es noch einmal.
„Weißt du was, Tom?“, sagte ich nun wütend. „Ich weiss, das was diese Frau getan hat, ist nicht in Ordnung und ich will sie nicht in den Schutz nehmen oder sie verteidigen, aber dass du sie ‚geschlagen hast’!! Das ist eine niveaulose Tat und das hätte ich wenn schon Charlie zugetraut und nicht dir!“
Die ganze Wut, die sich seit dem Diebstahl mit Trauer und Verzweiflung zusammen gestaut hat, brach jetzt aus mir heraus.
„Du bist vielleicht ein toller Mensch, du bist auf jeden Fall ein schöner Mann. Aber was nützt es dir, wenn du verdammt gut aussiehst und einen miesen Charakter hast? Ich habe nicht vergessen, dass dieser John wegen deiner Feigheit gestorben ist! Und dann schlägst du auch noch eine Frau! Wie kannst du nur? Du erzählst mir was davon, dass du mich liebst, aber was wäre, wenn du einmal wütend auf mich bist? Würdest du mich dann auch schlagen?“
Meine Worte hatten ihn knallhart getroffen, ich sah es an seinem Ausdruck in den Augen. Aber es war mir egal, ich wollte, dass er leidet, ich wollte, dass er diese schreckliche Erfahrung macht. Es bereitete mir keine Freude, ihn so traurig zu sehen, doch ich fand, dass das die gerechte Strafe für Tom war.
Obwohl ich wütend war, nahm ich Maliks kleine Ohrenbewegung wahr. Ich bemerkte, dass sich seine Ohren zuerst nach hinten drehten und sie sich dann ängstlich ablegten. Ich konnte gerade noch reagieren, indem ich mich am Sattel festhielt, denn in diesem Moment stieg Malik und warf mich fast aus dem Sattel. Er fing seinen Aufprall gut ab, dennoch schüttelte es mich durch. Das grosse, schwarze Pferd liess sich nach vorne fallen und preschte dann über die Wiese vor. Ich hatte keinen Einfluss mehr auf Malik und ich wusste, das einzige, was ich tun könnte, wäre, mich festzuhalten. Genau das tat ich auch, doch ich wagte einen Blick zurück. Ich sah, dass Tom auf seiner Braunen ebenfalls zügig wegritt, doch ich konnte die Ursache für die Flucht nicht erkennen. Ich klammerte mich an der Mähne und am Sattel fest und hielt meinen Blick immer noch auf den Hügel hinter dem See gerichtet. Da entdeckte ich zwei mir bekannte Pferde, einen weissen und einen schwarzen Wallach, ausserdem noch ein drittes Pferd, einen schönen Fuchs. Mir war sofort klar, wer das war: Damian, Charlie und Chris. Scheinbar hatte auch Tom die Gefahr erkannt, denn er ritt so schnell Jalisa konnte. Wie dankbar war ich für das sensible Pferd, welches mich im Moment trug.
Malik raste über das Feld hinweg und ich überliess ihm nur zu gern die Führung. Ich wusste, der Schwarze hatte eine Ahnung davon, was zu tun war, schliesslich hatte er die Gefahr erkannt. Nach einem Blick zurück stellte ich entsetzt fest, dass Damian und sein Pferd aufgeholt hatten, ich konnte sein fieses Grinsen sehen. Von Tom, Chris und Charlie war nichts zu sehen, doch ich hatte jetzt andere Sorgen. Malik erkannte scheinbar seinen alten Reisegenossen Dan, Damians Pferd, denn er verlangsamte seinen Schritt. Panisch stiess ich ihm meine Fersen in die Flanken und schrie, es solle doch schneller laufen. Ich hatte Angst, denn wenn Damian mich erwischen würde, wäre ich geliefert.
Ich hatte inzwischen erkannt, dass Dan genau so schnell war wie Malik. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren und ich entwickelte einen Plan, wie ich Damian abschütteln konnte.
`Hoffentlich hat Dan weniger Ausdauer als Malik`, dachte ich und verlangsamte Maliks Tempo ein bisschen. Der Hengst vertraute mir, ich spürte das.
Als Damian bis auf eine Pferdelänge herangekommen war, schrie ich gegen den Wind:
„Vertrau mir!“
Ich hoffte, Malik würde die Botschaft verstehen, denn schon im nächsten Moment riss ich die Zügel herum, stiess ihm meinen rechten Fuss in die Flanke und stiess einen wilden Kriegsschrei aus.
Wir hatten eine 180° Wendung gemacht und waren für eine kurze Zeit lang Damian und Dan direkt gegenüber. Der Wallach reagierte so, wie ich es erwartet hatte: Er wich aus und rannte weiter, bis Damian ihn gezügelt hatte. Als dies endlich geschehen war, ritt ich jedoch mit Malik schon wieder weg. Dieses kleine Manöver hatte uns kostbare Zeit geschenkt und ich spürte, wie Malik seine Kraft einsetzte. Er hatte Vorteile gegenüber dem „gegnerischen Pferd“. Er war wendiger, ausdauernder, klüger... Und er hatte noch seine Manneskraft. Diese Vorteile nutzte ich jetzt völlig aus. Damian war noch ein rechtes Stück entfernt und Malik wollte seine Schnelligkeit ausschöpfen, allerdings musste ich ihn zurück halten. Was würde das bringen, wenn er jetzt Vollgas gäbe und nachher völlig erschöpft von Dan eingeholt wurde?
Nachdem ich das Tempo etwas gedrosselt hatte, hörte ich, wie Damian wieder näher kam. Ich sah nach hinten und entdeckte zu spät die Peitsche in seiner Hand. Mit einem lauten Knall traf das Leder auf Maliks Hinterhand, so dass ein blutiger Streifen zurück blieb. Kurz sackte das mächtige Pferd ein, konnte sich allerdings gleich wieder fangen und stiess wütend ein Wiehern aus. Damian holte erneut aus, jedoch erkannte dies auch Malik, denn er bremste kurzerhand ab, so dass es mich beinahe aus dem Sattel geschleudert hätte. Dan lief fast in uns hinein, konnte allerdings noch schnell ausweichen. Diesen Moment nutzte der kluge Schwarze, denn er schlug mit aller Kraft mit seinen Hinterbeinen nach Pferd und Reiter. Er traf nicht, daher drehte er sich um seine eigene Achse und stieg. Ich krallte mich am Sattel fest, um nicht unter die mächtigen Hufe zu kommen, welche zum Schlag ansetzten.
Wieder traf Malik nicht, da Damian sein Pferd gerade noch rechtzeitig herumreissen konnte. Ich sah, wie ihm der Schweiss von der Stirn rann und wie er beinahe ängstlich auf Maliks beschlagene Hufe starrte.
Verzweifelt versuchte ich, Malik in die gewünschte Richtung zu steuern, allerdings wollte er scheinbar sein Spielchen noch nicht beenden. Drohend senkte er den Kopf und legte seine Ohren an, stiess dabei ein wütendes Wiehern aus. Als der Hengst so tobte, wurde mir plötzlich klar, was für ein mächtiges Pferd er war und mir wurde ebenfalls klar, dass man ihn nie beherrschen können würde.
Damians Wallach begriff schliesslich, dass Malik der Ranghöhere war und zeigte Angst. Dies stachelte den Schwarzen nur noch mehr an, denn er wollte seine Macht zeigen. Damian selbst hatte inzwischen Probleme, sein verängstigtes Tier zu zügeln und war völlig abgelenkt. Ich wusste, das war meine Chance. Ich brachte es fertig, dass Malik sich kurz beruhigte und packte Damian an der Schulter. Mit einem Ruck riss ich ihn vom Pferd und er knallte mit einem dumpfen Ton auf den Boden.
Dan rannte weg, allerdings kehrte er in sicherer Entfernung um und blickte zurück. Malik hatte sich inzwischen abgeregt und ich konnte es riskieren, abzusteigen. Mit wackligen Beinen ging ich auf Damian zu. Er bewegte sich nicht und ich hatte Angst, dass er tot war.
„Damian?“, fragte ich zögerlich. Keine Antwort. Natürlich.
Ich ging neben ihm in die Hocke und überwand mich dazu, meinen Zeigfinger und den Mittelfinger an seinen Hals zu legen. Schwach nahm ich seinen Puls wahr.
Blitzschnell sass ich auf Malik und kramte ein Seil aus der Satteltasche. Wir ritten zum verängstigten Wallach hinüber, der es scheinbar nicht wagte, wegzurennen. Ich konnte den Strick an seinem Zaumzeug befestigen und ritt dann mit den beiden Pferden zu Damian zurück. Der Braune tänzelte nervös, ich beachtete ihn jedoch nicht, als ich abgestiegen war. Damian war schwer und ich konnte ihn nicht heben. Ich holte also ein Seil, welches vorher als Zaun genutzt hatte, aus Maliks Satteltasche und legte es über Dans Sattel. Das eine Ende liess ich einfach hinabhängen, das andere band ich Damian um den Bauch. Ich schaffte es, seine Arme über Dans Sattel zu legen, und indem ich nun an dem freien Ende des Seils zog, hievte ich Toms Bruder auf den Wallach.
Das Seil war verstaut und ich ritt auf Malik weiter, den Wallach im Schlepptau. Ich wusste schon, wo ich Damian abliefern würde: Bei seiner Frau.






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