Die Stille der Nacht - Teil 9

Autor: chanti95
veröffentlicht am: 20.04.2011


Hey!
Inzwischen haben viele LeserInnen geschrieben, die Geschichte würde sie an „Auf der anderen Seite der Nacht“ erinnern. Das tut mir leid, weil ich wollte die Geschichte nicht absichtlich kopieren, wie schon einmal gesagt, kannte ich sie gar nicht. Ich hoffe, die Ähnlichkeit stört euch nicht zu sehr.
So, jetzt erfahrt ihr mal etwas über die Geschichte hinter der Geschichte (hahah.. xD)
Ich wünsche euch noch viel Spass beim weiterlesen!


Mit den ersten Sonnenstrahlen und dem Zwitschern der Vögel erwachte ich. Ich hörte Malik schnauben und jemand redete mit ihm. Moment mal. Jemand redete mit ihm? Ich fuhr hoch und sah mich um.
Da stand ein gut aussehender Mann, mit strohblonden Haaren und eisblauen Augen.
„Guten Morgen, Schönheit. Gut geschlafen?“, neckte mich die Stimme.
„Tom!“, rief ich entsetzt und freudig zugleich aus.
„Was tust du denn hier?“
„Ich bin dir gefolgt. Deine Flucht ist mir nicht ganz verborgen geblieben, du hast mich gestern geweckt.“
Ich stöhnte auf. Weshalb hatte ich nicht daran gedacht? Und vor allem: Wieso hatte ich keine Vorkehrungen getroffen, um die Männer daran zu hindern, mir zu folgen? Ich suchte nach Jalisa und wurde nicht enttäuscht. Die braune Stute stand in sicherem Abstand zu Malik, der sich sicherlich am liebsten gleich auf sie gestürzt hätte.
„Weshalb bist du hier?“, fragte ich vorsichtshalber.
„Um dich zu schützen.“
Als Tom sah, dass ich nicht ganz verstand, kam er auf mich zu und setzte sich auf meinen Schlafsack.
„Nun, es ist so“, fing er an. „Damian war ganz schön sauer. Er ist kurz nach deiner Flucht erwacht und hat mich geweckt und mich angeschrieen. Ich...“, er stockte. „Ich habe ihn an das Bett gefesselt und bin dir nachgeritten. Ich bin schon etwas länger hier und konnte mich ausruhen, aber wir sollten so schnell wie möglich verschwinden, denn Charlie ist bestimmt schon wach und hat Damian befreit“, beendete er seine Erklärung. Alarmiert sprang ich auf, musste mich dann jedoch gleich wieder setzen, weil ich einen Schwindelanfall erlitt.
„Du willst mir helfen, zu entkommen? Was willst du dafür?“, fragte ich geradeaus.
Tom überlegte kurz und sagte dann: „Nichts.“
„Nichts? Überhaupt nichts?“
Er schüttelte den Kopf. Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben sollte, allerdings entschloss ich mich dazu, ihm zu trauen, denn wenn ich ihm nicht trauen könnte, dann wäre Damian und Charlie schon längstens da gewesen und hätten mich umgebracht.
„Okay. Dann... Lass uns reiten!“
Wir machten die Pferde startklar, räumten zusammen das Lager auf und sassen dann auf. Ich liess Tom die Führung übernehmen, da ich mich nicht besonders gut auskannte und weil ich ihn in meinem Blickfeld haben wollte. Er ritt auf Jalisa vor und Malik folgte freudig. Ich musste ihn immer wieder zügeln, um nicht die Kontrolle zu verlieren.
Als wir aus der Ansammlung von Bäumen hinausgeritten waren, ritt ich mit Malik neben Tom und zusammen ritten wir der aufgehenden Sonne entgegen.
Plötzlich erfasste Malik und mich eine Welle der Freude. Wir beide merkten, wie sich unsere Muskeln anspannten; ich konnte Maliks starke Beine spüren, konnte fühlen, wie er mit jeder Bewegung weiter kam und gab ihm die Zügel hin. Der Hengst schoss freudig davon, ich dachte nicht mehr nach, sondern gab mich völlig der Freiheit hin. Als dann dieser Moment verflogen war, hatte ich Mühe, den Rappen wieder zurückzuhalten und ihm bewusst zu machen, dass ich auch noch da war. Malik verfiel in ein Trab und wir warteten darauf, dass Tom mit Jalisa aufschloss. Wir trabten neben einander weiter, bis es am Mittag zu heiss wurde, um weiter zu reiten. Wir machten eine Pause, liessen die Pferde grasen, während wir selber ebenfalls assen. Nach dem Essen schwiegen wir, bis Tom die Stille brach.
„Wohin willst du eigentlich?“
„Ich weiss es nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäss.
„Und wo kommst du her?“
Sollte ich ihm das erzählen? Ja, es war an der Zeit.
„Ich komme von einem weit entfernten Dorf. Es hiess Jangalo. Ungewöhnlicher Name. Es existiert in diesem Sinne eigentlich gar nicht mehr. Es gibt nur noch ein paar Ruinen, in denen niemand mehr lebt.“
„Erzähl mir mehr von dir!“, forderte er.
Also erzählte ich.
„Ich wurde am 17. Juli 1993 in Jangalo geboren. Kurz nach meiner Geburt kam meine Mutter zusammen mit mir in ein Frauenhaus, mein Vater war durchgeknallt und wollte sie irgendwie umbringen. Die Pflegerinnen haben mir das erzählt. In einer Nacht kam er in das Frauenhaus und hat meine Mutter mitgenommen. Man hat sie dann später zusammen in einem alten Haus gefunden, beide tot. Er hatte sie scheinbar mit in den Tod genommen. Da ich keine Verwandten hatte, wurde ich ins Heim gesteckt. Ich bin mehr ausgebüxt, als dass ich dort drin war.“
Ich machte eine Pause, denn ich musste mich zuerst wieder sammeln. Als ich mich dann dazu fähig fühlte, weiter zu erzählen, fuhr ich fort.
„Als ich dann 16 wurde, bin ich wieder einmal ausgebüxt. An meinem Geburtstag war das, es hat wie aus Kübeln geregnet. Dann.. ist so ein Mann gekommen und hat mich zu dem Haus gebracht, in welchem meine Eltern gestorben sind. Ich wusste natürlich nicht, dass es das Haus war, bis ich eine Gedenktafel gesehen hab. Er hat dann irgendwas über seine Schwester gebrabbelt und ich hab dann rausgefunden, dass er mein Onkel ist. Auf jeden Fall wollte er mich auch umbringen, die Polizei konnte das allerdings verhindern. Da wusste, ich dass ich weg muss. Ich bin dann in der nächsten Woche in den Nächten klauen gegangen, hab mir einen Rucksack gefüllt und bin abgehauen. Zwei Jahre bin ich dann rumgestreunt, hab geklaut und bin irgendwie so durchgekommen.
Drei Tage bevor ich Malik gestohlen hab, hatte ich euch das erste Mal gesehen. Ich hab euch dann beobachtet und einen Plan geschmiedet, dass ich am Abend ein Pferd stehlen werde. Und das habe ich ja dann auch getan. Den Rest kennst du ja.“
Darauf hin herrschte Schweigen. Ich dachte über meine Geschichte nach und kam zum Schluss, dass ich schon echt viel erlebt hatte. Allerdings interessierte mich Toms Geschichte ebenso. Also fragte ich ihn danach.
„Ich bin am 12. August 1989 auf die Welt gekommen. Damian war acht, als ich geboren wurde. Meine Mutter starb bei der Geburt und mein Vater war ein grausamer Säufer. Er arbeitete in einer Mine und Damian und ich mussten Zuhause alle Arbeiten erledigen. Als ich noch ein Baby war, hatte Damian für mich gesorgt. Vater war immer am arbeiten, und wenn er nicht gearbeitet hat, war er am saufen. Damian und ich, wir wurden ein unschlagbares Team. Wir sorgten füreinander, passten auf, dass keinem etwas geschieht. Er war Vater, Mutter, Bruder und Freund für mich. Vater starb, als ich vierzehn Jahre alt war, damals nahm Damian mich auf. Das war vor acht Jahren“, sagte er und blickte verträumt in die Gegend, um dann weiter zu erzählen. „Wir lebten in unserem Dorf weiter, bis es uns langweilte und wir etwas anderes ausprobieren wollten. Als ich achtzehn war, lernten wir Charlie und Chris kennen. Du musst wissen, Chris ist Charlies Onkel“, sagte er mehr zu sich selber, als zu mir. „Charlie ist ein bisschen älter als Damian, dennoch übernahm Damian die Führung, als Chris uns alleine liess. Wir reisten umher, waren ab und zu als Führer oder Hirten beschäftigt und lernten kurze Zeit danach auch John kennen.“
Als er diesen Namen erwähnte, zuckte ich zusammen. Jetzt erfuhr ich endlich, weshalb dieser Mann gestorben war.
„Wir arbeiteten als Lieferanten und John wollte mitmachen. Er half uns und war ein guter Kumpane. Eines Tages jedoch sollten wir etwas für einen grossen Geschäftsmann schmuggeln. Ich war dagegen, ebenso John, doch wir konnten nicht aussteigen. Während ich meine Gedanken behielt, sagte John sofort alles, was er dachte. Er wolle zur Polizei gehen, hat er gesagt. Damian war dort schon weg, um Vorräte einzukaufen und Charlie, so wie er ist, hat John gedroht. John wollte in der Nacht wegreiten, wurde jedoch von einem Räuber abgefangen. Der Räuber wollte uns beklauen und John hatte das Pech, ihm zu begegnen. Den ganzen nächsten Tag suchten wir nach ihm, bis wir John tot aufgefunden hatten, nicht weit von unserem Lager entfernt. Und dann bist du dazu gekommen.“
Ich überlegte kurz.
„Aber woher wisst ihr, dass ein Räuber da war?“
„Naja, Charlie war in der Nacht noch auf der Toilette und hatte ihn herum schleichen sehen. Er lag dann in der Nacht noch wach, um das Lager zu beschützten, allerdings merkte er nicht, dass John fehlte.“
Ich wusste nicht, ob ich diese Geschichte glauben konnte. Allerdings hatte Tom sie mit so einer Überzeugung erzählt, dass es schwer war, Zweifel an der Wahrheit zu haben. Was, wenn Charlie John umgebracht hatte? Was, wenn er der eigentliche Mörder war?
Mir lief es einmal mehr eiskalt den Rücken hinunter.






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