Die Stille der Nacht - Teil 5

Autor: chanti95
veröffentlicht am: 06.04.2011


Hallo, liebe Leser!
Am 30.3 hat Tula geschrieben, die Geschichte errinere sie an "Auf der anderen Seite der Nacht". Ich muss zugeben, die Geschichten haben einen ähnlichen Anfang. Ihr sollt aber wissen, dass ich das nicht absichtlich gemacht habe, da ich die Geschichte erst heute Abend gelesen habe. Ich hoffe, ihr habt trotzdem Spass mit der Geschichte.

Liebe Grüsse
Chantal


„Guten Morgen, Sammy.“ Jemand berührte mich an der Schulter. Ich öffnete die Augen und blickte in Toms Augen. Ich stöhnte und drehte mich auf die Seite.
„Komm schon, aufstehen! Wir müssen mal machen.“
Ich wollte nicht aufstehen, ich wollte weiterschlafen und meine Ruhe haben. Tom hingegen wollte nicht warten, also hob er mich kurzerhand hoch, als ob ich leicht wie eine Feder wäre und stellte mich auf die Füsse. Verdutzt starrte ich ihn an.
„Los, mach schon! Mach Malik fertig, Damian will bald los.“
`Malik!`, schoss es mir durch den Kopf. Ich rollte den Schlafsack zusammen und stopfte ihn in die Hülle. Dann ging ich mitsamt dem Bündel hinüber zu Malik. Ich sah, wie Tom seiner Jalisa eine Karotte hinhielt und mir dann eine für Malik hinhielt. Ich griff zu und zerbrach die Karotte in zwei Hälften. Eine fütterte ich meinem Rappen gleich, die andere stopfte ich in eine der Hosentaschen. Ich holte den Striegel und die Bürste hervor und putzte Malik, bis sein Fell wieder wunderschön glänzte. Mit dem Hufkratzer holte ich den Dreck aus seinen Hufen, bis ich zufrieden mit dem Tuch über sein Fell fuhr. Ich sattelte ihn und zäumte ihn auf, versorgte das ganze Putzzeug, das Halfter und den Strick in den Satteltaschen und hielt im die zweite Hälfte der Karotte hin. Als ich ihm eine handvoll Futter geben wollte, hielt mich Tom auf.
„Er hat schon gegessen.“
Also band ich die Satteltaschen an den Sattel und befestigte den Schlafsack. Tom reichte mir noch eine gefüllte Wasserflasche, welche ich ebenfalls am Sattel befestigte. Ich merkte, dass ich das alles in einem recht rasanten Tempo geschafft hatte und dass ich nicht die letzte war. Charlie hantierte immer noch an seinem weissen Wallach Luke herum und fluchte, wenn etwas nicht klappte.
Damian wartete lächelnd. Ich sah ihn das erste Mal richtig an und bemerkte, dass er dasselbe Lächeln wie Tom hatte. Bei beiden schmolz ich dahin, wie Wachs in der Sonne. Aber schon wieder musste ich meine Gedanken unterbrechen. Ich durfte einfach nicht von den beiden Männern schwärmen.
Als Charlie endlich fertig war, stieg er hastig auf. Auch Damian stieg auf, ich tat es ihm gleich. Malik tänzelte unruhig, liess sich jedoch beruhigen, als ich oben sass. Tom kam mit einem Strick auf mich zu und schnallte es an Maliks Zaumzeug fest. Er stieg auf und befestigte das andere Ende am Sattel seiner Stute und schon ritt er los. Malik wartete anscheinend auf mein Einverständnis, also stiess ich meine Fersen sanft in seine Flanken. Langsam trabten wir aus dem Wäldchen hinaus auf das Feld. Vor uns hob und senkte sich die Landschaft regelmässig und wir zogen das Tempo eine lange Zeit lang durch. Ab und zu verfielen wir wieder in den Schritt, allerdings beschleunigten wir nach kurzer Zeit wieder. Gegen Mittag, als es am heissesten wurde, erreichten wir ein nicht wirklich kleines Dorf. Das Dorf, das Damian gekannt hatte, war zu einer Stadt herangewachsen.
Bevor wir allerdings in die Stadt einritten, wollte Damian, dass Malik nicht mehr an Toms Stute angebunden sei.
„Es sähe wohl ein bisschen komisch aus, findet ihr nicht?“, sagte er augenzwinkernd mit einem schelmischen Lächeln. Nebenbei zeigte er mir kurz seine Waffe und meinte:
„Wir wollen ja keinen Ärger. Am besten, du sprichst nicht und kommst einfach hinterher.“
Wir richteten alle kurz unsere Haare und Kleidung, damit wir nicht so schrecklich aussahen und ritten dann in die Stadt ein.
Sie bestand vor allem aus Bauernhöfen, die mehr an dem Rand lagen, und aus kleineren Geschäften im Zentrum. Wir ritten an den verschiedensten Bauernhöfen vorbei. Einige beherbergten Pferde, einige Rinder oder Schafe, andere Schweine und wieder andere boten Früchte an. Als wir uns dem Zentrum näherten, wurde die Strasse immer ausgetretener und ebener. Viele Menschen kamen in die Stadt geströmt und vor uns hörten wir Händler, die die verschiedensten Angebote herausschrieen.
„Ich glaube, es ist Markttag“, sagte Charlie gerade, als eine alte Frau neben uns mit gackernden Hühnern in Käfigen vorbeiging.
„Verhaltet euch unauffällig“, ermahnte uns Damian. Er liess seinen schwarzen Wallach voraus gehen, Luke und Charlie folgten. Ich ritt ihnen nach, während Tom mich immer im Auge behielt. Wir bogen nach links ab, da wir mit den Pferden kaum noch weiter kamen. Wir ritten eine breite, dunkle Gasse entlang, als Tom plötzlich etwas rief.
„Damian! Hier ist eine Herberge!“
Abrupt blieben wir stehen und blickten alle zu dem Haus auf, auf das Tom zeigte. Es sah verwittert aus, jedoch war das „Wir haben geöffnet“-Schild gut gepflegt. Von dieser Seite sah man gut, dass das Haus eine Herberge war, von der Seite, von der wir jedoch kamen, war dies nur eines der vielen Häuser.
Damian stieg ab und gab Charlie die Zügel in die Hand. Er ging in das Haus hinein und kam nach kurzer Zeit grinsend wieder hinaus.
„Sie vermieten Zimmer, ausserdem können wir die Pferde in unserer Nähe unterbringen.“
Er nahm Charlie die Zügel ab und führte sein Pferd Richtung Herberge. Wir stiegen auch ab und folgten Damian mitsamt den Pferden. Ein junger Bursche wartete schon an einem grossen Holztor, wo er mit strahlendem Gesicht Lukes und Dans Zügel entgegen nahm. Er führte die beiden Wallache in die Stallungen hinein. Ein etwas älterer Mann mit grauen Haaren nahm Tom seine Jalisa ab. Als er jedoch Maliks Zügel nehmen wollte, schüttelte ich den Kopf.
„Nein. Ich werde ihn selber in die Box bringen.“
„Mädchen..“, fing Damian an, doch Tom unterbrach ihn.
„Ich werde mitgehen“, sagte er schnell und ging voraus in die Stallungen. Der Mann verzog das Gesicht, sagte jedoch nichts.
Der Stall war durch die vielen Fenster recht hell. Die Boxen waren nicht besonders gross, allerdings reichte es für einen kurzen Aufenthalt. Der grauhaarige Mann, der sich als Kevin vorstellte, zeigte mir, in welche Box ich Malik bringen konnte. Ich band die Satteltaschen, den Schlafsack und die Wasserflasche vom Pferd und legte sie auf den Boden. Ich nahm Malik den Westernsattel vom Rücken und verstaute ihn nach kurzem Putzen in der Sattelkammer. Ich zäumte ihn ab und zog ihm das Halfter an, putzte auch das Zaumzeug und danach Malik. Nachdem ich ihn in die Box geführt hatte, gab Kevin ihm und den anderen Pferden Futter. Tom und ich verliessen mit den Satteltaschen die Stallungen und schlossen zu Damian und Charlie auf. Von Charlie bekam ich wieder einmal einen wütenden Blick zugeworfen, Damian schaute mich hingegen etwas genervt an. Wir gingen hinein in die Herberge und trafen auch gleich eine Angestellte an.
„Guten Tag, Fräulein“, sagte Damian in einem milden Ton. „Wir brauchen ein Zimmer für zwei oder drei Nächte.“
„Natürlich. Leider haben wir nur Zimmer mit einem, zwei oder drei Betten. Oder sie bevorzugen es, in den Massenschlägen zu schlafen, dann würde es allerdings etwas billiger ausfallen.“
„Sie haben keine Vier-Betten-Zimmer?“, fragte Damian erstaunt.
„Nein, leider nicht“, antwortete die braunhaarige Angestellte. Ihre treuen, braunen Augen huschten von Damian immer wieder hinüber zu Tom, Charlie und mich würdigte sie keines Blickes.
„Nun gut. Dann nehmen wir ein Zimmer mit drei Betten und ein Zimmer mit einem Bett.“
„Jawohl.“
Sie kramte in einer Schachtel und zog zwei Schlüssel heraus. Nachdem sie uns den Preis genannt hatte und Damian bezahlt hatte, erhielten wir die beiden Schlüssel. Auf kleinen holzigen Anhängern standen die Ziffern 7 und 9 drauf. Sie erklärte uns, in welche Richtung wir gehen mussten und wünschte uns einen angenehmen Aufenthalt. Als wir in dem Drei-Betten-Zimmer waren, gab Damian die nächsten Anweisungen.
„Charlie, du wirst alleine in dem anderen Zimmer schlafen. Ich denke das wird dir Recht sein. Tom, du schläfst mit Samantha-“, wie ich diesen Namen hasste! „-und mir hier in diesem Zimmer.“
Charlie hatte wieder sein widerliches Lächeln aufgesetzt, während Tom kurz seinen Mund verzog. Kurz darauf hatte er sein Gesicht wieder unter Kontrolle und ich fragte mich, ob ich mir die Regung nur eingebildet hatte.

Der Tag verging schnell. Während Damian und Charlie einkaufen waren und sich in der Stadt ein wenig umhörten, blieb Tom mit mir im Zimmer. Damian hatte darauf bestanden, mich wieder zu fesseln und hatte mich eigenhändig an einem der drei Betten angebunden. Er hatte Tom auch etwas zugeflüstert, worauf hin dieser mich entäuscht angeschaut hatte. Dann hatte er sich an die Wand gesetzt und beobachtete mich seither. Einmal nickte ich kurz ein, ein anderes Mal stand Tom auf und führte mich zur Toilette, nur um mich danach wieder an den Bettpfosten anzubinden. Ansonsten erkundete ich mit meinen Blicken jeden einzelnen Teil des Zimmers. Wenn man durch die haselnussbraune Tür hinein kam, sah man zu seiner Rechten eine kleine Kommode, auf der eine Vase mit hässlichen, gelben Blumen stand. Folgte man der Wand weiter nach hinten kam man zu einer ebenfalls haselnussbraunen Türe, dies war die Badezimmertüre. In diesem kleinen Badezimmer gab es allerdings nur eine Toilette. Zwei grosse Fenster waren an der Wand gegenüber der Eingangstüre eingelassen, dicke Vorhänge versperrten allerdings die Sicht nach draussen. Auf der linken Seite waren drei Betten nebeneinander gestellt, rechts davon war ein recht alter, staubiger Schrank.
Am Abend kamen Damian und Charlie mit Essen zurück. Ich durfte alleine essen und ging mich nachher waschen, natürlich passte Tom wieder auf mich auf.
Der Schrank war nun mit den verschiedensten Klamotten gefüllt. Neben den vielen Männerklamotten waren auch einige Sachen für mich dabei. Als ich müde war, band mich Damian so am mittleren Bett fest, dass ich bequem liegen konnte. Ich schlief auch sofort ein und bekam nicht mehr mit, wie Charlie in sein Zimmer ging, Tom sich neben mich in das linke Bett ebenfalls schlafen legte und wie Damian den Wachposten an der Türe bezog.






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