Lavendelblaue Augen

Autor: Kyanga
veröffentlicht am: 21.03.2011


Hey Leute, das hier ist die zweite Geschichte die ich schreibe. Während die andere ("Liebe auf Ukrainisch") eher in die Jugendrichtung gehen soll, sollte das hier eher ein Liebes-Thriller oder - Krimi werden. Sagt mir bitte was ihr davon haltet, ja?

Danke und
Lg Dani
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Die Abenddämmerung war leise über die Highlands hereingebrochen und der Himmel nahm jene rot-goldene, beinahe mystische Färbung an, die man nur kurz genießen kann, bevor die Sonne gänzlich hinter den sanft geschwungenen Hügeln Schottlands verschwindet.
In wenigen Augenblicken würden die Schatten sich sanft über die saftigen, grünen Flächen legen und der Mond würde sein verzaubertes Licht über die Wiesen und Wälder fließen lassen.
Ashley stand auf der Kuppe eines kleinen Hügels und betrachtete versonnen das Schauspiel, das sich ihr bot. Ja, hier wollte sie wohnen und jeden Abend bevor sie schlafen ging auf diesen Hügeln stehen und sich davonträumen, so wie jetzt.
Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war und sich nur noch ein schwacher Schimmer von ihr und dem Mond zu einem, wie es schien flüssigem Goldstrom vereinigt hatten, machte sich Ashley an den Abstieg. Dabei sah sie flüchtig auf ihre Uhr und erschrak. Sie hatte über zwei Stunden im Gras gesessen!
Sie fluchte laut. Wie sollte sie den Rückweg jetzt noch rechtzeitig schaffen?!
Sie begann den flachen Berg hinunter zu rennen um ein wenig der vertrödelten Zeit aufzuholen, als sie plötzlich stolperte.
Sie spannte ihren Körper an um den harten Sturz abzufangen, doch der erwartete Schmerz blieb aus.
„Hoppla, Sie haben es aber eilig!“ vernahm sie eine belustigte Stimme.
Sie öffnete die Augen und blickte in das gebräunte, sympathisch aussehende Gesicht eines Mannes von höchstens 30 Jahren.
„Wow“ war das Einzige was ihr einfiel.
Er hatte ein gut geschnittenes, gebräuntes Gesicht, mit tief grünen Augen, die von kleinen goldenen Punkten durchwirkt waren.
Nachdem Ashley sich, mühsam um Fassung ringend, aus den Armen des Unbekannten befreit hatte antwortete sie: „Äh, ja. Entschuldigen Sie, aber ich hab hier oben total die Zeit vergessen und komme jetzt wahrscheinlich zu spät unten im Dorf an. Ich habe in einer dreiviertel Stunde einen wichtigen Termin und…“ Sie verstummte abrupt als sie sein spöttisches Grinsen sah und ihr aufging, dass sie hirnlos vor sich hinplapperte.
„Hmm, der Zufall will es, dass ich mit dem Auto hier bin. Ich könnte sie ja mit hinunter nehmen.“
„Würden sie das wirklich tun?!“ Ashley blickte ihn dankbar an, doch bei seinem nächsten Satz änderte sich ihre Miene schlagartig
„Was bekomme ich dafür?“ Grinsend sah er von seinen, bestimmt 1,89 auf ihre gerade mal 1,65 hinunter.
„Einen Kaffee?“ versuchte sie es.
Wieder sah er sie mit seinen leicht spöttisch blickenden Augen an und entgegnete: „Hmm nein, einen Kaffee kann ich ja auch alleine trinken.“
Sie runzelte leicht die Stirn und zog eine Augenbraue nach oben. „Was wollen Sie denn dann?!“
Er lehnte sich lächelnd an den Baum neben sich und antwortete mit einem fast schon unverschämten grinsen: „Einen Kuss.“
Zuerst zeigte sie keine ersichtliche Reaktion, doch dann schien sie erfasst zu haben was er gesagt hatte.
Ihre Mine änderte sich schlagartig und wurde ebenso kühl wie distanziert. Bis auf die Augen…
„Nein danke“ entgegnete Sie so unterkühlt, dass er hätte schwören können, aus ihrem Mund würden im nächsten Augenblick Eiswürfel purzeln.
„In diesem Fall ziehe ich es doch vor zu laufen! Schönen Tag noch.“
Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, hatte sie sich auch schon umgedreht und war den Hügel vollends hinunter gerannt.
„Interessant“ brummelte er leise vor sich hin, als er zu seinem Wagen ging und einstieg. Obwohl sie sich innerhalb von Sekunden in eine Eisprinzessin verwandelt hatte, meinte er sich zu erinnern in ihren Augen ein nur mühsam gezügeltes Temperament gesehen zu haben, das nur darauf wartete auszubrechen.
Er legte den ersten Gang ein und fuhr den Weg in Richtung Dorf hinunter, schließlich hatte er auch noch einen wichtigen Termin und keine Zeit sich über irgendeine unterkühlte Lady Gedanken zu machen. „Ich werde sie wahrscheinlich eh nie wieder sehen“, dachte er und fuhr gemächlich die geschlängelte Straße entlang, die hinunter ins Dorf und auf der anderen Seite wieder hinauf zu seinem neuen Haus führte. Als er sein Anwesen erreichte und durch die gewundene Auffahrt fuhr, begann er unwillkürlich zu lächeln.
Er stieg aus seinem Wagen und betrachtete die große Grünfläche, die sein Haus umgab. Bald würden hier viele verschiedenfarbige Blumen blühen, in der Mitte würde es einen Springbrunnen geben und kleine gewundene Pfade, die durch die Parkanlage und den dazugehörigen Wald führten.

Zur gleichen Zeit rannte Ashley die Stufen ihres Hotels hinauf und stürmte in ihr Zimmer. „Duschen, anziehen, schminken, hinfahren, wie soll ich das denn alles noch schaffen in… Himmel, nur noch eine halbe Stunde.“
Sie rannte wie von Furien gehetzt ins Bad und stellte die Dusche an. Ohne abzuwarten ob sie warm wurde, sprang sie darunter und konnte sich einen kleinen Schrei nicht verkneifen.
`Himmel war das kalt!’
Sie wusch sich in bewundernswerten Geschwindigkeit die Haare und den Körper und stand, noch bevor das Wasser ganz warm geworden war, wieder draußen auf dem Vorleger und trocknete sich bibbernd ab. Schnell wickelte sie sich das eine Handtuch um den Körper, das andere um den Kopf und wand sich ihren Schminksachen zu.
So, jetzt noch Haare föhnen… „Verdammt, das kann ich vergessen.“ dachte sie resignierend.
Sie hatte ihr Handtuch vom Kopf genommen und sofort ringelte sich ihre schwarze Lockenpracht um ihren Hals und ihre Schultern.
„Naja, nach 28 Jahren müsste ich mich doch langsam mal daran gewöhnt haben.“ seufzte sie.
Sie beschloss, sich einen Pferdeschwanz zu machen und die Haare, die ihr dann immerhin noch bis zwischen die Schulterblätter reichten, zu flechten.
Als sie das bewältigt hatte, stürzte sie in das Schlafzimmer ihrer Suite und zog einen fliederfarbenen Hosenanzug aus dem Schrank. Gott sei Dank hatte sie sich am Abend davor schon überlegt was sie zu dem Termin tragen sollte, sonst hätte es ihr wahrscheinlich erstrecht nicht mehr gereicht.
`Noch 10 Minuten!’
Leise fluchend zog sie sich die passenden Schuhe an, schnappte sich ihre Handtasche und ihren Sommermantel und rannte die Stufen wieder hinunter. Während sie mit quietschenden Reifen aus der Parklücke schoss und in Richtung Dorfausgang fuhr, war sie in Gedanken schon bei dem bevorstehenden Termin.
Nach einer 5 minütigen halsbrecherischen Fahrt hatte sie ihr Ziel. Gerade als sie das Verdeck ihres blauen Audis wurde die Haustüre geöffnet. Ein Mann Mitte vierzig mit angegrauten Schläfen, schwarzer Hose, weißem Hemd und schwarzer Weste kam mit festem Schritt und einem Lächeln auf sie zu. Sie stieg aus und ergriff seine ausgestreckte Hand.
„Sie sind bestimmt Miss Beaumont, ja? Mr. O’Brian und ich haben schon sehnsüchtig auf sie gewartet.“
Mit einem leichten Augenzwinkern führte er Ashley ins Haus und nahm ihr galant den leichten Mantel ab.
„Holla, sogar mit Butler!“ dachte sie schmunzelnd.
Als sie dem Butler durch die eleganten Eingangstüren folgte, erfasste sie ein ehrfürchtiges Staunen.
Mit der geschotterten, von alten Eichen gesäumten Einfahrt, den ebenfalls weißen Marmorsäulen und dem weitläufigen Eingang, war das alte Gebäude ja schon von außen ein Traum. Aber von innen war es atemberaubend!
Die Eingangshalle war mit glänzendem dunklem Holz ausgekleidet und gegenüber der Eingangstüre führte eine breite Wendeltreppe aus demselben Holz in den zweiten Stock. Ein dicker roter Teppich bedeckte die Stufen und floß wie ein Wasserfall die Treppe hinunter. An den Wänden hingen alte Gemälde - aus dem Geschlecht der O’Brians, wie sie vermutete. Alles in allem war die ganze Halle trotz dem dunklen Holz hell, freundlich und sehr elegant.
Während sie dem Butler in das nächste Zimmer folgte, musste sie aufpassen, auf dem polierten Parkett nicht auszurutschen.
„Hier sind wohl schon einige feine Damen mit ihren Stöckelschuhen ausgerutscht.“ dachte Ashley amüsiert und musste sich ein Lachen verkneifen.
“Mr. O’Brian wird gleich bei ihnen sein.“ wandte sich der Butler nun zu ihr um. „Machen Sie es sich doch inzwischen bequem und essen sie ein paar Kekse.“
Er lächelte ihr noch einmal zu und verschwand dann leise durch die nächste Türe. Staunend sah Ashley sich weiter um. Auch hier war alles in einem leichten, eleganten Stil gehalten. Nicht protzig, aber würdevoll und eindeutig antik. Das Sofa und der Sessel waren mit einem weichen Brokatstoff überzogen, der so vornehm aussah, dass sich Ashley beinahe nicht traute sich zu setzen.
„Pah, Sofas sind zum Sitzen da und wenn jemand so einen schönen Stoff nur fürs draufsitzen verschwenden will – bitte, mir soll´s recht sein.“
Sie wollte es sich gerade auf einem der Sessel bequem machen, als die Türe, durch die der Butler vor einigen Minuten lautlos verschwunden war, geöffnet wurde.
„Guten Abend Miss Beaumont, es freut mich Sie hier in meinem neuen Haus begrüßen…“
Das Ende des Satzes blieb ihm im Hals stecken, als sich die schlanke Frau vom Sofa erhob und sich zu ihm umdrehte.
„Sie!“ Das war sie! Die Frau von vorhin! Er hatte seit ihrer Begegnung öfters an sie gedacht als er sich eingestehen musste.
Was für Augen! Dieses Blau, beinahe Violett, hatte er nicht mehr aus seinem Kopf bekommen.
„Was machen Sie denn hier?“
Während ihr Gastgeber sie erstaunt musterte, verhielten sich Ashleys Gedanken in ihrem Kopf wie aufgescheuchte Bienen in einem Bienenstock.
Ihr schossen tausend Gedanken durch den Kopf und eine davon war nicht zu überhören.
„OH GOTT, WIE PEINLICH!“
Doch innerhalb von Sekunden gesellte sich eine zweite Stimme zu der ersten und flüsterte: „Wie gut, dass ich vorhin mein Temperament im Zaum gehalten habe und meinem Impuls ihm eine zu scheuern, nicht nachgegeben habe.“
Bei diesem Gedanken lächelte sie ein wenig boshaft, denn durch die Situation auf dem Hügel befand er sich ihr gegenüber eindeutig im Nachteil wie sie fand.
Mit geschmeidigen Schritten ging sie auf ihn zu und reichte ihm höflich die Hand.
„Hallo Mr. O’Brian. Mein Name ist Ashley Beaumont. Ich glaube ich sollte hier einen Garten planen.“
Nachdem er nicht antwortete, setzte sie hinzu: „Falls das noch aktuell ist?!“
„Hör auf sie so anzustarren!“ rief Keith sich zur Ordnung.
„Natürlich ist das noch aktuell.“ antwortete er und schlenderte betont lässig in Richtung des großen Schreibtisches in der Ecke.
„Allerdings, wenn ich ehrlich bin, sind Sie nicht so ganz das, was ich mir dafür vorgestellt habe.“
Er drehte sich zu ihr um und setze sich mit einer beiläufigen Bewegung auf die Kante des Sekretärs.
„Wie bitte? Was haben Sie denn erwartet wenn ich fragen darf?“ kam die kühle und beherrschte Stimme zurück, die er noch von vor etwa einer Stunde im Ohr hatte.
„Naja, sie sind sehr zierlich und scheinen mir nicht dafür geschaffen, Steine zu schleppen und Gräben auszuheben.“
„Aha, dann bevorzugen Sie also lieber einen Mann für diesen… wie soll ich sagen… Männerjob?“
Er hörte das leise vibrieren in ihrer Stimme und freute sich, ein wenig an ihrer grandiosen und kühlen Selbstbeherrschung gekratzt zu haben.
„Nun ja, nicht unbedingt. Ich will einfach nur den Besten und dabei ist es mir eigentlich egal ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelt. Ich möchte nur nicht, dass sich die für den Garten eingeplante Zeit verlängert, weil eine Frau als Landschaftsgärtnerin ständig ihren abgebrochenen Fingernägeln nach weint und sie reparieren lassen muss.“
Während diesen Worten wanderten seine spöttisch blickenden Augen demonstrativ zu ihrer linken Hand, die sie locker auf die Sessellehne gelegt hatte. Innerlich gespannt, nach außenhin ganz locker wartete er auf ihre Reaktion auf seine Provokation.

Ashley kochte beinahe vor Wut.
`Was fiel diesem arroganten Schnösel eigentlich ein?!´
Sie unterdrückte den Impuls ihre Hand mit den schlanken manikürten Fingern und den, -fliederfarben - lackierten Nägeln, hinter ihrem Rücken verschwinden zu lassen. Stattdessen schlug Sie beherrscht vor: „Wir können ja eine Probezeit vereinbaren. Wenn danach einer von uns beiden“, sie machte eine bedeutsame Pause „der Meinung ist, er kann oder will nicht mehr weiter mit dem anderen zusammenarbeiten, müssen wir danach ja keinen Arbeitsvertag abschließen.“
Bei diesen Worten zitterte Sie vor Anspannung und unterdrückter Wut.
Am liebsten hätte Sie ihm gesagt wo er sich seinen Garten hinstecken könnte, aber sie hatte ein persönliches Interesse an diesem Projekt und außerdem eine viel zu gute Erziehung genossen um ihm etwas so wenig damenhaftes entgegen zu schleudern wie sie es gern getan hätte.
Seit sie vor 2 Monaten die Bilder von seinem Grundstück gesehen hatte, wollte sie diesen Auftrag um jeden Preis. Sie hatte sich die Fotos nur einmal ansehen müssen um alles schon fertig vor sich zu sehen. Sie wusste, dass sie diesen Garten mit dem dazugehörigen Wald einfach gestalten musste! Er würde perfekt sein.
„Also gut.“ hörte sie ihn sagen. „Wir versuchen es und schauen was dabei herauskommt. Wollen Sie den Vertrag für die Probefrist jetzt gleich aufsetzen oder sollen wir einen neuen Termin machen? Es ist ja auch schon ganz schön spät.“
„ Der Flug war ziemlich anstrengend“ antwortete sie „und ich muss ja auch noch ins Hotel zurück fahren. Also könnten wir die Sache mit dem Vertrag vielleicht auf morgen verschieben wenn Ihnen das Recht wäre.“ antwortete Ashley nun freundlicher. Keith unterbrach sie schnell. „Oh nicht doch, ihre Sachen wurden vom Hotelpersonal zusammen gepackt und von meinem Butler hier hergebracht. Er wird sie dann auf ihr Zimmer begleiten.“
Bei diesen Worten trat der Butler ins Zimmer und hielt ihr auffordernd die Türe auf.
Kurz loderten Ashleys Augen zornig auf. 'Was dachte sich dieser Schnösel dabei, sie einfach umzuquartieren?' Doch sie war viel zu müde für ein hitziges Wortgefecht, so nickte sie nur kurz, verabschiedete sich mit einem „Gute Nacht Mr. O’Brian“ und folgte dem Butler aus dem Raum.






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