Liebe auf Ukrainisch - Teil 8

Autor: Kyanga
veröffentlicht am: 28.04.2011


Hi Leute, ich hoffe die Geschichte gefällt euch auch so, egal welche Wendung sie nimmt :)
Aber sagt mir bitte trotzdem, was ihr davon denkst - vor allem davon, ob ihr denkt es würde reichen um diese Geschichte als Manuskript zu einem Verlag zu senden, das habe ich nämlich eigentlich vor.
Danke im Voraus schonmal für die lieben Kommis :)
Unn jetzt viel Spaß beim lesen.

Lg
Dani
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"Das war irre!!! Einfach der Wahnsinn! " jubelte Irina als sie wieder im Auto saßen und Richtung Heimat fuhren.
Kyle lachte. "Ja, war es wirklich. "
"Das war geiler als "Silverstar" oder sonst irgendeine Achterbahn! Ich hab gedacht mir bleibt gleich mein Herz stehen. Und selbst jetzt pocht mein ganzer Körper noch. "
Sie strahlte.
"Hast du das schön öfters gemacht? " fragte sie neugierig.
"Ja, ein paar Mal. Aber es ist jedes Mal wieder ein echtes Erlebnis. Und ich kenn die vier Jungs die das heute gemacht haben. Deshalb haben wir auch so schnell noch einen freien Tag ergattern können. Ich hab‘ den vier Jungs von dir erzählt und sie waren sofort bereit uns heute noch einzuschieben. "
"Ich möchte es auch gerne nochmal machen, ja? "
"Wir probieren erst mal alles andere aus, das ich so im Kopf habe, ok? " er grinste sie frech an.
"Ok", stimmte sie ihm fröhlich lachend zu.

Während sie fröhlich mit offenem Verdeck über die Autobahn brausten, warf Kyle Irina immer wieder Seitenblicke zu. Dieser Alexej war verrückt!
Sie war so ein offenes, lustiges und chaotisches Wesen, dass man sie doch einfach gern haben musste!
Und wie sie jetzt, fröhlich das Lied aus dem Radio mitsingend neben ihm saß und sich die letzten Sonnenstrahlen in den verschiedenen hellen und dunklen Rottönen ihrer Haare verfingen, während das grün ihrer Augen leuchtete und die helle Haut von einem makellosen Schimmer umgeben war, hätte er sich beinahe in sie verlieben können.
Wenn es da nicht dieses andere Mädchen gäbe, welches ihn schon voll und ganz in ihren Bann geschlagen hatte…
Nach ein paar Minuten des Schweigens, sah Irina plötzlich zu ihm hinüber und meinte: "Machen wir uns heute Abend einen gemütlichen DVD-Abend? Ich will schon seit Ewigkeiten "Daddy ohne Plan" mit Dwayne Johnson anschauen. Du weißt schon. Der der auch immer "The Rock" genannt wird. " fügte sie mit einem kurzen Seitenblick auf Kyles ratloses Gesicht hinzu.
"Ach, ist das der ehemalige Wrestler, der auch in "The Scorpionking" mitspielt? " klickte es dann bei ihm.
"Ja, genau. Den will ich auch unbedingt noch sehen. "
Also fuhren sie auf der Heimfahrt noch kurz an einer Videothek vorbei und waren um 7 Uhr wieder zu Hause.

"Hey Mädels! Na, wie war euer Wochenende? " rief Irina fröhlich durch den Raum, als sie Montagmorgen ins Klassenzimmer kam. Der Lärm und das allgemeine Gemurmel erstarben abrupt und wurden dann nach und nach durch leises Getuschel ersetzt, als Irina und Kyle Hand in Hand zu den drei Mädels gingen.
"Seid ihr jetzt zusammen? " kam eine Stimme aus der hintersten Reihe.
"Sind wir zusammen? " gab Irina die Frage ernst an Kyle weiter, während ihre Augen vor unterdrücktem Lachen Funken sprühten.
"Hmm, ich weiß nicht, was meinst du? " gab er ihr mit völlig ernster Stimme und ebenso ernstem Gesichtsausdruck zur Antwort.
"Also ich finde, wir kennen uns noch nicht genug… oder? "
"Da hast du völlig Recht, Prinzessin. "

Es machte sich allgemeine Verwirrung breit. Einerseits waren sie nicht zusammen, andererseits aber hielten sie Händchen und er nannte Irina Prinzessin?
Es konnte ja keine wissen, dass es für die beiden mittlerweile völlig normal war so miteinander umzugehen. Außerdem wusste ja niemand von ihrem genialen Plan.
"Oh, die kleine Irina hat auch endlich mal einen Freund – wie süß! " stichelte Mariella gehässig, als Irina sich zu ihren Freundinnen gesetzt hatte.
Sie hatte auch ein Auge auf Kyle geworfen und konnte nun nicht verstehen, wieso Kyle Irina ihr vorzog.
"Aber gut, manche Männer stehen anscheinend auf jungfräulich-unschuldig. " setzte sie noch einmal nach und sonnte sich in dem Lachen ihrer Clique.
"Tja, nicht jeder kann so sein wie du Mariella. " gab Vivien liebenswürdig zurück. "Hübsches Outfit übrigens. "
"Danke. " antwortete Mariella verdutzt über das unerwartete Kompliment.
"Ja, nicht? " beendete Irina Viviens Gedankengang. "Bisschen billig, fast schon nuttig, aber zu dir passt\'s! "
Die ganze Klasse – mit Außnahme von Mariellas Barbies – brüllte vor Lachen.

Da die 12. Klasse am Mittwoch eine Englisch-Klassenarbeit schrieb, vergingen der Montag und der Dienstag durch das viele Lernen wie im Flug.
Am Mittwochabend nach der Mittagschule, hatten Irina und Kyle "sturmfrei", da Irinas Bruder bei seiner Freundin übernachtete.
Sie machten sich Spaghetti mit Tomatensoße und legten sich danach in Irinas Zimmer aufs Bett vor den Fernseher und sahen sich "Just Friends - No Sex " an.
"Sie hat ihn in die Kumpelzone verbannt? " fragte Irina plötzlich. "Was soll das denn bitteschön heißen? " Sie zog ihre kleine Nase kraus.
"Das, meine kleine unschuldige Irina soll heißen, dass er keine Chance mehr hat, jemals mehr als ihr bester Kumpel zu sein. " feixte Kyle.
"So wie ich. " setzte er hinzu und zog gespielt traurig die Mundwinkel nach unten.
"Achja? Und wieso gibt es dann keine ‚Kumpelinnenzone‘? Ich mein, da komm ich gegen Naomi ja auch nie wieder raus. "
Sie tupfte sich mit dem Saum seines T-Shirts imaginäre Tränen ab.
"Hey! " er zog mit einem solchen Ruck sein T-Shirt aus ihren Händen, dass sie durch den Schwung auf ihn geworfen wurde.
"Das wirst du mir büßen! " rief sie grinsend und ehe Kyle sich auch nur ansatzweise wehren konnte, saß Irina rittlings auf ihm und schlug mit ihrem Kopfkissen auf ihn ein.
"Ergibst du dich? " rief sie laut.
"Ja ja, ich ergeb‘ mich ja schon. " lachte er, während er versuchte das Kissen abzuwehren.
"Sag mal. " fing Irina nach einer Weile an. "Können wir ein Spiel spielen? "
"Klar, wenn du willst. "
"Also, jeder darf abwechselnd eine Frage stelle, die ihn interessiert und der Andere muss sie wahrheitsgemäß beantworten. "
Als Kyle mit gerunzelter Stirn etwas einwerfen wollte, setzte Irina hinzu: "Wenn man nicht will muss man nicht antworten, aber wenn man antwortet, muss es der Wahrheit entsprechen, ja? "
Kyles Stirn glättete sich und er nickte lächelnd.

"Was sind die fünf Eigenschaften, die du am meisten an anderen Menschen schätzt und bewunderst? " fing Irina auch gleich schon an.
"Hmm, da muss ich erst kurz nachdenken… Also auf alle Fälle Ehrlichkeit. Und dann noch so Dinge wie Loyalität, Humor, Offenheit und Warmherzigkeit. Achja, und Charakterstärke finde ich auch noch ganz wichtig. "
Als er geendet hatte, dachte er einen kurzen Moment nach und fragte dann: "So, wenn du ein Tier sein könntest, welches wärst du? "
"Ein Tier? Da muss ich gar nicht lange überlegen. Ich möchte ein Vogel und frei sein. Durch die Lüfte fliegen und grenzenlose Freiheit spüren! "
"Wenn du einen Tag lang unsichtbar sein könntest, was würdest du dann machen? " kam gleich darauf die nächste Frage von Irina.
Kyle sah sie einen Augenblick überrascht an, dann dachte er lange über die Frage nach. Schließlich, als Irina schon glaubte er würde gar nicht mehr antworten, sagte er: "Ich hätte beinahe gesagt, dass ich bei meinen Bekannten Mäuschen spielen würde um zu erfahren, was sie so über mich denken, aber ich glaube ich will es gar nicht wissen. Also wenn ich ganz ehrlich sein soll, weiß ich es nicht. Klar es fallen mir jetzt spontan Dinge ein wie eine Bank zu überfallen und bis an sein Lebensende versorgt zu sein, aber wenn ich wirklich unsichtbar wäre, wäre das wahrscheinlich nicht meine erste Wahl. Aber WAS meine erste Wahl wäre, das weiß ich im Moment noch nicht, sorry. " er lächelte Irina verzeihend an.
Beide lagen einen Moment schweigsam da, bis Kyle seufzend aufstand.
"Es ist schon nach zehn. Es wäre wohl besser, wenn wir beide schlafen gehen würden. "
Er beugte sich zu Irina hinunter und küsste sie auf die Wange.
Dieses Ritual hatte er eigentlich nur angefangen um die Zuschauer zu täuschen, aber schon jetzt kam es ihm absolut natürlich und irgendwie selbstverständlich vor.
"Schlaf gut und träum was Schönes, Prinzessin. "
"Ja, du auch. Gute Nacht! "
Alexej saß mit geschlossenen Augen auf dem Pausenhof des Gymnasiums und hielt sein Gesicht in die Sonne. In der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag war er um 5 Uhr morgens am Flughafen angekommen und hatte beschlossen gleich morgens in die Schule zu fahren um Irina und die anderen wieder zu sehen.
Er hatte die letzte halbe Stunde hier auf dem Pausenhof gesessen und gewartet dass die Stunde zu Ende gehen würde. Die warmen Strahlen der Morgensonne hatten hinter seinen geschlossenen Augenlidern getanzt und er hatte die Wärme in seinem Gesicht genossen während er über Australien nachgedacht hatte.
Es hatte viele hübsche Mädchen gegeben… aber an allen hatte er komischer Weise etwas auszusetzten gehabt. Die eine war ihm zu laut, die andere zu still; die eine zu arrogant, die nächste zu anhänglich.
"Vielleicht hab ich Maja ja einfach noch nicht überwunden. " dachte er mit geschlossenen Augen, während ihn die Erinnerung an sie überkam.
Sie waren vor 2 Jahren 6 Monate zusammen gewesen, hatten sich allerdings mehr gestritten als geliebt. Es war ihr überhaupt nicht recht gewesen, dass er immer so viel Zeit mit Irina verbracht hatte und das hatte sie ihn deutlich spüren lassen. Überhaupt war Irina eigentlich das Hauptstreitthema gewesen.
"Du magst Irina lieber als mich", "Du findest Irina hübscher als mich – gib es zu! ", "Du nimmst dir für deine beste Freundin viel mehr Zeit als für mich! ".
So war es die ganzen 6 Monate lang gewesen.
Er gab zu, dass sie in gewisser Weise ja sogar Recht gehabt hatte. Es war für seine Freundin bestimmt nicht immer einfach gewesen mit Irina zu konkurrieren, obwohl es ja eigentlich kein Konkurrenzkampf war. Die Eine war seine feste Freundin und die Andere eben seine beste Freundin. Das war doch nicht so kompliziert.
Aber Maja hatte ihm immer wieder vorgeworfen er wäre in Irina verliebt und nicht in sie. Wie absurd! Bei den anderen Anschuldigungen hatte er mittlerweile eingesehen, dass Maja Recht gehabt hatte. Vor allem wenn es um die Einteilung seiner Zeit ging. Er war fast jeden Abend zu Tyler und Irina gefahren.
Sie waren einfach schon so lange befreundet, dass er sich ein Leben ohne sie, besonders ohne Irina, einfach nicht mehr vorstellen konnte. Sie war seine beste Freundin, seine Kleine – und das würde sie immer sein. Egal ob er eine andere Frau hatte oder nicht.
Er hatte eh schon lange keine Lust mehr auf feste Beziehungen.
Jetzt hatte er immer mal die ein und mal die andere. Das war so wesentlich praktischer.
Kurz kam ihm in den Kopf, dass Irina vielleicht auch irgendwann einen Freund haben und ihre Freundschaft dann wohl von ihrer Seite aus etwas abkühlen würde, aber diesen Gedanken schob er weit von sich. Sie würde immer seine kleine Irina sein!
Er lächelte bei dem Gedanken, sie gleich wieder zu sehen. Es würde alles genau so sein wie damals, bevor er mit Maja zusammen gewesen war.
Er würde am Abend vorbei kommen, mit einer Familienpizza und einer Flasche Asti und er könnte ihr alles erzählen was in Australien passiert war. Sie würde ihm voller Interesse zuhören und sich ganz bestimmt über die Souvenirs freuen die er ihr mitgebracht hatte.
"Das Lächeln und die geschlossenen Augen, lassen ihn aussehen wie einen jungen, antiken, aus Bronze gegossenen Gott. " dachte Irina verträumt, als sie mit leisen Schritten auf ihn zuging.
Ihr war bewusst wie attraktiv er war, aber jedes Mal wenn sie ihn nach einem längeren Zeitraum wieder sah, hüpfte ihr Herz und es war alles deutlicher als in ihrer Erinnerung.
Seine Haut war von einem dunkleren Bronzeton, seine Wangen- und Kieferknochen traten deutlicher hervor, eine Nase war etwas schiefer, das schwarze Haar dunkler, seine Lippen sinnlicher…
Und sie wusste, wenn er die Augen öffnen würde, wären diese von genau jener Farbe, die ihre Erinnerung nie genau traf – ein goldenes Braun mit dunklen Flecken darin.
"Hi Alexej. " flüsterte sie sanft und trotzdem zuckte er zusammen. Wo seine Gedanken wohl gerade gewesen waren?
Er öffnete langsam die Augen und tatsächlich, sie zogen sie sofort wieder in ihren bekannten Bann.
"Hallo Kleines. " antwortete er mit dunkler, warmer Stimme und sie warf sich in seine Arme sobald er aufgestanden war.

"Ich hab dich so vermisste! " hörte er sie undeutlich in sein Hemd murmeln.
"Ja, ich dich auch. " antwortete er sanft.
Er hielt sie noch einen Moment in den Armen und genoss das vertraute Gewicht ihres Kopfes an seiner Brust, dann schob er sie ein Stück von sich und betrachtete sie.
Sie hatte sich nicht sonderlich verändert. Ihre Haare waren schon wieder länger geworden und reichten ihr nun bis fast zur Taille hinunter und ihre Haut hatte durch die Sonne einen ganz kleinen Goldschimmer bekommen, aber ansonsten war sie genau dieselbe Irina, die ihn vor einem halben Jahr zum Flughafen gebracht hatte. Sein Kleines…
"Du siehst gut aus" riss ihre Stimme ihn aus seinen Betrachtungen. "Und wow, wie braun du geworden bist! " setzte sie bewundernd hinzu.
"Danke Kleines, du siehst aber auch gut aus! " antwortete er, die Lippen zu einem breiten Grinsen verzogen. "Wieso bist du denn schon hier draußen, ich hab die Pausenklinge noch gar nicht gehört. "
"Wir haben Bio geschrieben und ich hab früher abgegeben. "
Sie verzog schmerzhaft den Mund.
"Diese Arbeit hab ich vermutlich komplett in den Sand gesetzt! "
"Hey Kleines, Kopf hoch. Auf die Nächste lernen wir wieder zusammen und dann wird das schon, ja? "
Und schon war es, als wäre er nie weg gewesen.
"Ja, das wäre super. Vor allem in Mathe bräuchte ich dich Genie. " Sie lachte ihn an und machte sich von ihm los.
"Es sind noch 10 min bis die Pause anfängt. Kommst du noch schnell mit zum Bäcker? Ich brauch jetzt einen Vanille-Berliner. "
Auch das hatte sich also nicht geändert, dachte er schmunzelnd, als er Irina über die Straße zum Bäcker folgte.
Das war bei Irina schon so gewesen, seit er sich erinnern konnte.
Wenn sie eine Arbeit in den Sand gesetzt oder eine schlechte Note bekommen hatte, brauchte sie einen Berliner mit Vanillefüllung, Schokoglasur und bunten Streuseln um ihre Laune wieder anzuheben.

Auf dem Rückweg vom Bäcker sah Alexej Irina zu wie sie ihre süße Köstlichkeit genoss und entdeckte, all die Kleinigkeiten waren, die er so sehr vermisst hatte.
Die Art wie sie, bevor sie in den Berliner biss, ihre Haare zurück warf, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen, oder wie sie sich hinterher die Finger ableckte, um auch ja keinen Krümel von ihrem leckeren Gebäck übrig zu lassen.
"So, jetzt erzähl, wie war es in Australien? " fragte sie ihn nach dem letzten Bissen und ihre Augen funkelten vor Neugierde.
"Es war so toll! " Von einem Moment auf den anderen verwandelte sich seine Mine von verträumt zu begeistert.
"Wir haben so viel gesehen und das Land ist so wahnsinnig schön! "
Er lachte sie mit so viel offener Freude an, dass sie einfach zurücklächeln musste.
"Aber das erzähl ich dir alles, wenn wir mal wieder ganz viel Zeit haben. Dann besorg‘ ich uns eine Flasche Asti und übernachte bei dir, so wie immer, ja? "
Er wirkte so fröhlich und gelöst, als er von Australien sprach, dass sie es nicht übers Herz brachte ihm die Lüge mit ihrer und Kyles angeblichen Beziehung zu erzählen.
"Das mach ich schon noch – nur nicht gerade jetzt. " beruhigte sie sich.
Gerade als sie den Schulhof wieder betraten, klingelte es zur Pause.
Fast bereute es Alexej ein bisschen, dass die Pause schon vorbei war und er Irina wieder mit allen anderen teilen musste. Aber sie hatten ja den Abend zusammen, sagte er sich.
Kurz nach dem Klingeln stürmten die Schüler aus ihren Klassenzimmern und stellten sich in den gewohnten Grüppchen zusammen.
Alexej entdeckte die drei übrigen Blätter des Kleeblatts, dazu Tyler, ein paar Kumpels aus seiner Stufe und einen blonden, großgewachsenen Jungen, den er noch nie gesehen hatte.
Das musste der Neue sein, von dem es hieß, er sei aus Amerika.
"Hey Irina. " rief der Junge ihr in dem Moment zu,
"Jetzt sag bloß du hast mir nichts mitgebracht? "
Er ging ihr lachend entgegen, während sie fröhlich die zweite Bäckertüte schwenkte, die Alexej bis jetzt noch gar nicht bemerkt hatte.
"Doch, natürlich! Ich kenne deinen exquisiten Geschmack und deinen immer hungrigen Magen doch mittlerweile. " feixte sie zurück, und drückte ihm die Tüte in die Hand.
Er warf einen Blick hinein und sah sie übertrieben dankbar an.
"Danke! Damit verkürzt du mir die Leideszeit bis zum Mittagessen. "
Er grinste sie an und legte ihr wie selbstverständlich einen Arm um die Schultern.
Naja, so ging sie schließlich mit vielen Kumpels um, sagte sich Alexej, nachdem er kurz etwas verdutzt gewesen war. Daran war ja nichts Besonderes.
Erst jetzt schien Irina sich wieder an ihn – Alexej – zu erinnern, denn sie stelle ihn dem blonden Surferboy vor.
"Kyle, das ist Alexej – von dem der Brief ist. "
"Von dem der Brief ist?! " fragte sich Alexej erstaunt und ein kleines bisschen frustriert.
"Sie wird ihm den Brief doch nicht gezeigt haben, oder?! "
Er warf dem Neuen, wie er ihn immer noch in Gedanken nannte, einen skeptischen Blick zu, aber dieser grinste ihn ganz unbefangen an und streckte eine Hand aus.
"Hey, schön dich endlich persönlich kennen zu lernen. Ich bin, wie du dir vielleicht schon gedacht hast, ‚der Neue‘ aus Amerika. " Dabei zwinkerte er ihm lachend zu.
"Ja, das hab ich mir schon fast gedacht. " grinste Alexej lässig zurück.
In dem Moment hatten ihn auch die anderen entdeckt, die ein Stück hinter Kyle stehen geblieben waren und scheinbar angeregt über die Bio-Klausur diskutiert hatten.
"Hey Alexej! " erklang es von allen Seiten.
"Na, wie war Afrika? "
"Man, bist du braun geworden. "
"Ja, ein richtiger Neger! "
So und so ähnlich klangen die Ausrufe von Irinas Freundinnen und Alexejs Kumpels.
"Hey, lasst mich erst mal richtig Luft holen. " meinte Alexej lachend. "Ich bin noch nicht mal dazugekommen auszupacken. Ich bin gestern todmüde ins Bett gefallen und heute Morgen extra früh aufgestanden um euch Chaoten wieder zu sehen. " Dabei boxte er Tyler gegen dir Schulter und lachte bei dessen gespieltem "Aua! ".
"Ich werde euch die ganzen spannenden Geschichten schon noch erzählen, keine Angst. " er zwinkerte in die Menge.
"Schau mal, wir haben jetzt einen eigenen Schulpark bekommen. " meinte Irina an Alexej gewandt, während Kyles Arm noch immer um ihre Schultern lag.
Langsam irritierte es Alexej ein bisschen, wie vertraut die beiden schienen.
"Er wurde angelegt während du weg warst. Komm, wir setzen uns mal alle da hinten auf die Wiese. " meinte Irina und zeigte auf die breite Grünfläche die den Pausenhof auf einer Seite begrenzte und fast wie ein Park angelegt war.
Während Kyle und Irina Arm in Arm zu der Grünfläche gingen und Irina von Kyle etwas über die Klausur wissen wollte, schlenderte Alexej lässig hinter ihnen her und betrachtete im Vorbeigehen die Leute auf dem Pausenhof.
Er sah nur altbekannte Gesichter und hier und da grüßte er kurz.
Während er so hinter Irina und Kyle herlief, drehten sich reihenweise die Köpfe der Mädels nach ihm um. Er betrachtete die Aufmerksamkeit die er auf sich zog als selbstverständlich, denn er war nicht wirklich eitel. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, die Bewunderung zu genießen und sich ab und zu dazu herab zu lassen einer von ihnen mal für eine Nacht mit nach Hause zu nehmen.
Sie waren bei der Wiese angekommen und Irina ließ sich im Schneidersitz in das weiche Gras fallen. Ihre Freundinnen und die Jungs taten es ihr nach.
Kyle war immer noch an ihrer Seite und sie plauderten locker über das kommende Wochenende.
"Wo geht denn was? " fragte plötzlich Simon, einer von Tylers Freunden.
"Naja, im Village ist "Crazy Chick Party" warf Vivien ein.
"Echt? Da wo’s die Flasche Vodka und die vier Dosen Energydrink für 20 Euro gibt? " frage ein Klassenkamerad von Alexej begeistert.
"Ja", antwortete Vivien, "aber ich persönlich finde es da immer ein bisschen langweilig und niveaulos, ihr nicht? "
"Hmm, es ist ganz ok. " meinte Lea.
"Hey Iri, was schlägst du denn vor? " warf Naomi mit leiser Stimme ein.
"Sorry", schaltete Kyle sich ein. "aber wir haben heute Abend schon was vor. "
"Hey Irina, du hast gar nichts gesagt! " beschwerte sich Lea.
"Konnte sie auch nicht. " beruhigte Kyle sie. "Ich hab ihr gesagt, dass ich etwas vorhabe, ihr aber noch nicht verraten was. Also so zu sagen, eine Überraschung. " Er grinste in die Runde.
Die Jungs warfen sich anzügliche Blicke zu und knufften sich gegenseitig in die Seite.
Alexej verstand das ganze Getue nicht und beschloss, Tyler später danach zu fragen. Als er Irina einen forschenden Blick zuwarf sah er, wie sie schuldbewusst die Augen niederschlug. Achselzuckend wand er sich an die anderen.
"Hey, wir müssen doch feiern, dass ich wieder da bin. Also, lasst uns irgendwo hingehen und richtig Party machen! "
Er sah aus den Augenwinkeln wie Irina die Schultern hängen ließ und Kyle sie fester in den Arm nahm. Dabei sagte er etwas zu ihr, das Alexej in der allgemeinen Begeisterung für seinen Vorschlag nicht hören konnte.
Dann unterbrach Tyler seine Gedanken. "Hey, ich weiß genau die richtige Location. Wie wäre es wenn wir mal wieder ins Peaches gehen? "
Das war eine bekannte Cocktailbar mitten in der Stadt, sehr beliebt und meistens absolut voll.
"Hey, ja. " stimmte Lea sofort begeistert zu. "Da waren wir schon lange nicht mehr! "
In dem Moment läutete die Schulglocke das Ende der Pause ein und alle erhoben sich.

Vivien wurde auf einmal hektisch. "Oh Mist, wir haben jetzt Englisch und ich hab die Hausaufgaben noch nicht abgeschrieben! "
Sie sah sich hilfesuchend zu Kyle um. "Könntest du mir vielleicht noch kurz helfen? "
"Klar. " antwortete er mit einem freundlichen Lächeln und während die beiden im Schulgebäude verschwanden, verabschiedete Alexej sich von allen. Er wollte in Richtung seines Autos gehen, als ihre klare Stimme ihn zurückhielt.
"Es tut mir wirklich leid. " sagte Irina ein wenig zerknirscht.
"Aber ich wusste ja nicht, dass du heute schon zurückkommen würdest. Du hast es ja keinem gesagt. "
"Hey, kein Ding. " entgegnete er ihr mit einem lässigen Lächeln.
"Ich hab eh noch jede Mange zu tun. Ich muss mich noch bei so vielen Leuten melden und auspacken und so. Ich werde mich bestimmt nicht langweilen. Und heute Abend ist ja dann auch Programm geboten, also keine Sorge, mir wird schon nicht langweilig. "
Seine Reaktion schien sie zu verwirren. Sie straffte ihre Schultern und meinte plötzlich in ebenso lässigem Ton: "Klar, du kannst ja einfach mal durchklingeln, wenn du dich wieder eingelebt hast und mal Zeit hast zum Quatschen oder so. Also, bis dann – man sieht sich. "
Als sie sich umdrehte und in Richtung Schule ging, war er es der verwirrt war. "Man sieht sich"?
So hatte noch kein Gespräch bei ihnen geendet. Sie hatten immer gewusst, wann sie sich das nächste Mal sehen würden. Komisch…






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