Leben ist ein Luxus, aber Lieben ist ein Genuss - Teil 14

Autor: Noa
veröffentlicht am: 30.03.2011


Kapitel 15 – Falsches Leben


Ich wusste, wenn ich jetzt wach werden würde, landete ich wieder im Krankenhaus. Was auch geschah. Doch durch den damaligen Unfall auf den Kopf, konnte ich mich erneut an nichts erinnern. Doch es war noch viel schlimmer, als ich ahnen konnte. Denn nichts in meinem Kopf war da, nicht einmal mein Name. Es war in grauenhaftes Gefühl. Jemand nahm meine Hand und alles war zuerst unscharf.
„Hallo meine Kleine, alles in Ordnung?“, fragte eine männliche harte Stimme. Langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah einen Mann mit braunen Haaren, einer Jeansjacke und merkwürdigen braunen Lederstiefeln. Seine Hose hatte genau denselben hellblauen Stoff wie seine Jeansjacke.
„Wer sind Sie?“, fragte ich.
„Ich bin der Vater deines Freundes.“, sagte er.
„Meines Freundes?“
„Ja, sein Name ist Maximilian. Erinnerst du dich?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Was war passiert?“
„Du hattest einen schweren Autounfall gehabt mit deinen Freunden. Aber ihnen geht es gut, sie sind schon längst entlassen worden. Du hattest ein Schädelhirntrauma erlitten. Der Arzt meinte durch deinen vorherigen damaligen Unfall wäre alles nur noch schlimmer gewesen. Deswegen versuche ich dich an dein altes Leben zu erinnern.“
„Wie heiße ich?“
„Luna Lepptal. Ich bin sozusagen dein Halbbruder, da wir dich adoptierten. Max kennst du schon seit du bei uns bist und eines Tages hattest du dich in ihn verliebt.“
„Ach wirklich? Wieso ist er dann nicht hier?“, fragte ich und trotz der vielen Informationen kehrte nichts davon zurück.
„Wann werde ich entlassen?“
„Heute. Du hast viele Tage geschlafen und Max war die ganze Zeit bei dir. Oh, und ich bin Jack.“, erzählte er mir alles auf einmal und ich konnte es nicht fassen, das ich keine richtigen Eltern hatte. Sie gaben mich tatsächlich zur Adoption frei? Wie rücksichtlos und verantwortungslos war das denn? Trotzdem war ich teilweise froh jemanden bei mir zu haben, der mir nun mein altes Leben geben kann. Er fuhr über sein auffälliges Muttermal im Gesicht und wartete auf die nächste Reaktion ab. Da platzte jemand in mein Zimmer hinein und hielt einen Blumenstrauß vor sich.
„Hallo, mein Liebling!“, rief eine männliche und sanfte Stimme. Fraglich schaute ich an Jack vorbei und erblickte einen blonden muskulösen Jungen mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Er kam zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich musste beschämend lächeln.
„Lass mich raten, du bist Maximilian.“, sagte ich und er nickte.
„Früher nanntest du mich immer Maxi. Aber du wirst dich bestimmt daran schon noch erinnern können.“
Es tat gut in Händen zu sein, die mir versuchten mein Gedächtnis wieder zu geben. Da trotz der ganzen Gespräche aber immer noch nichts zurückkehrte. Es musste schlimmer sein, als ich dachte. Da kam der Arzt stürmisch herein und zog direkt seine Taschenlampe hervor. Er testete meine Augenreflexe und klopfte mir dann kurz auf die Schulter.
„Sie sind entlassen! Auf Wiedersehen! Es tut mir leid, aber ich habe keine Zeit!“, rief er und verschwand genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Ich zog mich um und kehrte mit ihnen nach Hause. Sie hatten eine Wohnung die in mehreren Häuserblocks war. Sie war eine ruhige Gegend und an einer Hauptstraße. Wenn man etwas weiter hinauf ging, konnte man im Wald spazieren gehen. Die Wohnung war gerade nicht im neusten Zustand, alte Möbel und eine dreckige Wohnung. Schockiert fasste ich es nicht, dass ich tatsächlich hier wohnte. Als trotzdem meine Erinnerungen nicht zurückkehrten, machte mir Max etwas zu essen. Jack setzte sich gegenüber von mir hin, der ebenfalls geduldig auf das Essen wartete.
„Noch heute kannst du dich ausruhen, aber dann musst du wieder deinen Pflichten nachkommen. Immerhin haben ich und Max zwei Jobs am Hals. Derek wird in der Zeit auf dich Acht geben.“
„Wie meinst du das? Und wer ist Derek?“, fragte ich.
„Morgen wirst du anfangen das Haus sauber zu machen. Immerhin bist du dass Derek schuldig. Er ist derjenige, der dich richtig adoptiert hat, sozusagen dein Vater.“
„Wie alt bin ich überhaupt?“
„Du bist achtzehn und hast einen Hauptschulabschluss. Deswegen werden wir uns um dich kümmern, aber dafür musst du auch etwas machen. Nämlich die Wohnung auf Vordermann bringen. Das hast du bis jetzt immer getan.“
„Was ist mit einem Job? Ich könnte doch wenigstens eine kleine Arbeit machen, oder?“
„Nein! Du hast es gehasst zu arbeiten und dabei bleiben wir auch.“
Es fiel mir richtig schwer das alles zu glauben. Immerhin konnte ich doch nicht wirklich in so einer Familie aufgewachsen sein, oder? Vor allem kam ich mir vor wie im letzten Ecken. Alles war schmutzig, alt und vor allem kaputt. In dem einen Sofa war ein Loch und der Fernseher hatte nur zwei Sender. Alles in einem war dies hier die reinste Bruchbude. Nach dem Essen zeigte mir Max die Zimmer. Derek schlief mit Jack in einem Zimmer, jedoch hatten sie getrennte Betten und Max und ich ein gemeinsames. Es war merkwürdig als er mir meine Kleidung zeigte. Sie war mir viel zu groß.
„Das ist Größe M bis L. Dabei trage ich nur S oder XS.“, sagte ich und schüttelte fraglich den Kopf.
„Du hast sehr abgenommen, seit dem Unfall.“
„Ah, das kann auch sein.“
Da klingelte es. Max öffnete die Tür und ein riesiger, breiter muskulöser Mann trat in die Wohnung ein. Ich erschrak mich, als ich mir sein Aussehen genauer betrachtete. Er hatte eine Glatze und zog ein mürrisches Gesicht. Sein Körper war völlig tätowiert. Er hatte Drachen, Rosen und Totenkopfe auf seiner Haut. Seine Augen waren dunkel und machten mir Angst.
„Luna? Bist du das?“, fragte er und kam auf mich zu.
„Ja, ich bin’s.“
„Gut, endlich ist die Hausfrau wieder da. Hier sieht es ja auch aus wie im Schweinstall. Räum das am besten sofort auf.“, rief er mit dunkler Stimme und eine Gänsehaut durchfuhr mich. Sein Blick ließ einen Schauer über meinen Rücken laufen und Max zog mich beiseite.
„Lass sie sich heute noch ausruhen. Morgen wird sie damit anfangen.“, sagte Max schnell, bevor Jack sich einmischen wollte. Dann nahm er meine Hand und zog mich ins Zimmer. Er schaute kurz träumerisch und unsicher auf den Boden.
„Ist etwas?“, fragte ich und er rüttelte sich aus seinen Gedanken.
„Nein. Alles in Ordnung.“ Er ging an seinen Schrak, zog sein T-Shirt aus und legte sich ins Bett. Unter der Decke verschwand auch seine Jeans, die er anschließend auf den Boden warf.
„Wir sollten schlafen gehen. Es ist schon spät.“
Er kehrte mir den Rücken zu und das Licht ging aus. Wie soll ich mich nun umziehen? Vorsichtig schaltete ich das Licht wieder an und verschwand mit einem seidigen Kleid mit Spagettiträgern ins Bad. Dort zog ich mich um und kehrte schließlich ins Zimmer zurück. Merkwürdigerweise nahm Max einen großen Abstand von mir. War er nicht mein Freund? Die Männer die ich kannte, wären jetzt am liebsten näher an mich gerückt, aber er tat genau das Gegenteil. Irgendetwas stimmte da nicht. Auch wie er Derek und Jack anschaute, so misstrauisch und fixiert.
Am nächsten Morgen wurde ich von Derek geweckt. Er platzte ins Zimmer hinein, so heftig, dass dahinter mir etwas hinunterfiel. Er zog die Rollläden hoch und riss die Decke von meinem Leib.
„Es ist sieben Uhr! Schlaf nicht so lang!“
„So früh?“, gähnte ich, doch da packte er meinen Arm und zerrte mich vom Bett runter. Schmerzend fiel ich auf den Boden.
„Was soll das?“, brüllte ich laut.
„Halt deinen Mund und fang an Frühstück für mich zu machen.“
Er zog mit einem lauten und wütenden Knall die Tür zu. Da ich richtigen Respekt vor dem unbekannten Mann hatte, beeilte ich mich und lief in die Küche. Geduldig wartete er auf mein Frühstück und ich kam mir wie eine Bedienstete vor. Bevor ich meckerte tat ich lieber was er verlangte und bereitete das Frühstück vor. In fünf Minuten hatte er Brot und alle möglichen Aufstrich Arten vor sich. Wie im Restaurant ließ er sich von mir Kaffee einschenken und als ich auf die Toilette musste, stand er auf, um mich zu begleiten.
„Was soll das? Ich möchte alleine auf die Toilette gehen.“, motzte ich und er blieb wie ein Wachhund draußen stehen. Nachdem ich fertig war, musste ich mich weiterhin zu ihm gesellen. Er gab mir ein halbes Stück Brot, das ich mit Butter bestrich und Marmelade noch darauf setzte. Als ich mir mehr holen wollte, schlug er mir heftig auf die Finger. Erschrocken zog ich sie zurück und starrte ihn ängstlich an.
„Du darfst dir nicht mehr nehmen.“, schrie er und platzierte die Brote im Korb neben sich.
„Was? Hast mich mal angesehen? Ich bin fast verhungert.“, brüllte ich verärgert.
„Zügel deine Zunge oder ich entnehme sie aus deinem Mund.“, drohte er mir und diese Warnung sollte man lieber nicht in den Wind schießen. Also behielt ich meine Hände bei mir und krallte mich angespannt am Stuhl fest. Als er fertig war, zwang er mich alles aufzuräumen und danach musste ich die Küche putzen. Der Staub war absolut überflüssig. Da ich eine Stauballergie hatte, triefte meine Nase und juckte furchtbar. Ich öffnete das Fenster um überhaupt Luft zu bekommen, doch da schlug Derek sie wieder zu und verpasste mir eine Ohrfeige. Fassungslos starrte ich auf den Boden und fuhr über die geschlagene Stelle. Er hatte mich tatsächlich geschlagen. Unfassbar merkte ich wie meine Haut brannte, durch den Aufschlag. Sie wurde rot und erst nach einigen Sekunden kam ich wieder zur Besinnung.
„Öffne noch einmal das Fenster und dann landet meine Faust in deinem Gesicht. Räum verdammt noch mal auf!“, brüllte er und sperrte das Fenster zu mit einem Schüssel. Danach verschwand er auch aus der Küche und knallte sie wütend zu. In was für einer Familie war ich gelandet? Derek schlug mich und die anderen behandelten mich auch wie den letzten Dreck. Das kann unmöglich mein Leben gewesen sein. Ich lief an die Tür und schlug wütend dagegen.
„Du wirst mich sofort rauslassen! Ich halte es nicht mehr aus! Lass mich heraus!“, kreischte ich und wusste das über und unter mir noch Wohnungen waren und stampfte wild auf. Da wurde wieder die Tür aufgeschlossen und Derek trat wütend ein. Er zog ein noch grimmigeres Gesicht wie zuvor und kam auf mich zu getrampelt. Der Blick war beängstigend. Mein Magen zog sich zusammen und ich zitterte am ganzen Leib. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und drückte mich gegen die Wand. Doch da landete einer seiner Fäuste in meinem Bauch. Es tat heftig weh und mir wurde schlecht. Im nächsten Moment übergab ich mich in der Spüle und glitt an der Theke zu Boden. Die Tür fiel erneut zu und wurde geschlossen. Ich brach jedoch in Tränen aus. Das ist nicht mein Leben! Allein schon bei dem Gedanken, dass er mich weinen hören konnte, verstummte ich ein wenig. Er klopfte wild gegen die Tür, als sich nichts tat.
„Arbeite!“, schrie er und ich stand wieder auf. Die Küche putzte ich so langsam und ordentlich wie es nur ging. Ihn störte die Zeit nicht, sondern nur, wenn ich pausierte. Als es Mittag war kam Jack nach Hause und ich erzählte und beschwerte mich über Dereks Verhalten. Jedoch lachte er nur spöttisch und schob mich beiseite. Ich dachte wenigstens einer wäre verständlich. Aber diese Familie war es völlig egal wie es den anderen ging, vor allen Dingen mir. Sie behandelten mich wie ihren Sklaven und am Abend drohte ich ihnen wegzulaufen.
„Ich werde hier weggehen! Ihr behandelt mich nicht wie euren Sklaven! Deswegen verschwinde ich jetzt.“, brüllte ich los und wollte aus der Wohnung abhauen, als Jack mit dem Arm zu mir wank. Es war ein Warnzeichen für Derek, der mich daraufhin am Arm packte. Er zerrte mich zurück ins Wohnzimmer und schmiss mich gewaltsam gegen das Regal, worauf einige Gegenstände hinunterfielen. Der Schmerz in meinem Rücken war unerträglich und ich schrie kurz auf. Derek trat mir noch in den Bauch, woraufhin mir wieder schlecht wurde. Obwohl es unerträglich war, hielt ich mir den Mund zu, um keinen lauten Ton von mir zu geben.
„Ich sage dir was, Luna, noch ein weiteren Ton und du kannst die Nacht unten im Keller der Wohnung verbringen.“, drohte er mir. Meine Knie waren weich und deswegen konnte ich nicht vom Boden aufstehen.
„Räum deinen Dreck auf.“, befahl er mir und ich weigerte mich schweigsam. Derek stand wieder auf, aber Jack hielt ihn zurück. Er krümmte seine Finger um sie mit der anderen Hand knacksen zu lassen. Er kam zu mir und zog mich an den Haaren hoch. Mit viel Mühe versuchte ich meinen schmerzenden Schrei zu unterdrücken.
„Ich glaube, ich weiß so langsam warum ich im Krankenhaus war. Ihr habt mich so lange verprügelt bis ihr keine andere Wahl hattet mich dort hin zu bringen.“, keuchte ich und stöhnte.
Mit einem grimmigen Gesicht, schlug er auf mein rechtes Auge und gerade kam Max in die Tür gestürmt.
„Lass das!“, rief er laut und ließ seine Tasche fallen.
Es war unglaublich. Jemand setzte sich für mich ein. War das wirklich zu fassen? Ich hoffte auch, dass ich mich nicht irrte, sonst landete ich grad wieder immer Krankenhaus.






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