Überlebt - Teil 5

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 12.03.2011


Dieser Teil hat einen leichten Psycho - Touch...hoffe er gefällt euch :)

Als sie in die Eingangshalle trat, schlug ihr die warme, irgendwie zu sterile Krankenhausluft entgegen. Sie stieg in den Aufzug und fuhr in den zweiten Stock. Ein freundlicher älterer Mann kam dazu. Er lächelte Louisa kurz an und stieg dann wieder aus. Louisa steuerte auf die vierte Station- die psychiatrische Abteilung.
Die fetten Buchstaben einer Tür- „Personalzimmer“- stachen sofort ins Auge und Louisa trat ein. Sie sah Dr. Blythe. Er lehnte an einen Tisch und trank etwas. Wahrscheinlich Kaffee. Als er sie sah, kam er sofort auf sie zu und schüttelte ihr die Hand.
„Mrs. Simpson!“, sagte er und stellte die Tasse auf den Tisch. „Kommen Sie mit mir.“
Louisa stellte keine Fragen. Ihr war die Kehle wie zugeschnürt. Sie folgte Blythe schweigend und bald betraten sie ein graues Zimmer, in dem ein Tisch und ein riesiger, in der Wand eingelassener Spiegel, standen. Aber Louisa wusste, dass der Spiegel nicht zum Betrachten war. Dr. Blythe drückte einen Schalter und hinter dem Spiegel sah man ein kleines Einbettzimmer. In dem Bett lag ein Mann. Er hatte Krankenhauskleidung an und seine schwarzen Haare standen wild und unordentlich in alle Richtungen ab. Unter seinen Augen waren tiefe Augenringe und dicke Tränensäcke. Sein Gesicht sah älter aus, als er selber war- ein Gesicht, das Louisa nie mehr vergessen würde…Ryan Malone. Selbst nach all den Jahren, die sie ihn nicht mehr gesehen hatte, erkannte sie sein Gesicht sofort.
Blythe studierte ihr erstarrtes Gesicht.
„Der Mann dort ist-“
„Ryan Malone“, unterbrach Louisa ihn mit tonloser Stimme.
Blythe nickte.
„Sie bleiben bitte hier stehen“, sagte er und ging hinaus. Kurz darauf öffnete sich die Tür zu dem Krankenzimmer und Louisa sah, wie Blythe eintrat und zu dem Bett ging. Der Lautsprecher war eingeschaltet und Louisa hörte jedes Wort.
Sie konnte Ryan sehen aber er sie nicht. Aber jedes Mal, wenn er in den Spiegel schaute, und sie direkt anzusehen schien, lief ihr ein Schauer über den Rücken.
„Mr. Malone“, hörte sie Blythe sagen.
Ryans Augen weiteten sich plötzlich. „Ist sie da?“, fragte er aufgeregt.
Louisa schlug die Hand vor den Mund. Er meinte doch nicht etwa sie?
„Ja, sie ist hier“, sagte Blythe geduldig.
Ryan lehnte sich beruhigt in seinem Kissen zurück. „Gut“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Wissen Sie, Doktor, ich liebe sie nämlich immer noch.“ Louisa traten Tränen in die Augen. Blythe nickte kurz, dann fragte er vorsichtig: „Wen?“
Ryan antwortete nicht sofort. Langsam, als würde er sich die Worte auf der Zunge zergehen lassen, sagte er: „Sie. Louisa…Simpson.“
Louisa brach dort, wo sie stand, zusammen. Ihr liefen Tränen über die Wange und sie hielt sich die Hände vor den Mund, um nicht laut loszuschreien.
Die Stimme Ryans vernahm sie wie von weit weg.
„Damals, Dr. Blythe, habe ich sie schon auf der Highschool geliebt. Aber sie mich nicht.“ Seine Stimme verdunkelte sich. „Sie hat mich abgewiesen, Doktor, eiskalt abgewiesen. Ich wurde halb verrückt wegen ihr!“ Sie sah, wie Ryan Blythes Arm packte. Blythe, anscheinend völlig konfus, zog die Hand weg und stand von dem Stuhl auf, auf dem er Platz genommen hatte.
„Mr. Malone“, sagte er. „Sie sagten, Sie lieben Mrs. Simpson. Aber anscheinend haben sie einen Rachegedanken.“
Ryans Blick wurde verträumt.
„Ja, ich liebe Louisa. Louisa, die Waldfee, die wunderschöne, elfengleiche Louisa.“ Jetzt verdunkelte sich sein Gesicht wieder. Er hatte etwas von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. „Aber ich hasse sie auch! Ich will sie umbringen, oh ja das will ich.“ Seine Stimme wurde unheimlich. „Sie hat mich zehn Jahre meines Lebens gefoltert und nun? Schauen sie mich an Dr. Blythe.“ Er zeigte mit der Hand auf sich selbst, und richtete sich im Bett auf. „Sehen sie mich an. Jetzt bin ich verrückt! Schizophren! Ich bin VERRÜCKT!“ Das letzte Wort brüllte er so laut, dass Blythe zusammenzuckte. Er wich zurück.
„Beruhigen Sie sich, Mr. Malone“, sagte er.
Malone wippte vor und zurück. „Wenn ich groß bin, Doktor, werde ich sie heiraten.“ Er lachte hysterisch. „Sie heiraten, heiraten, heiraten…“
Er brabbelte noch eine zeitlang so weiter und als Blythe merkte, dass er nicht mehr beachtete wurde, ging er hinaus.
Louisa war einen kleinen Moment allein. Doch dieser war ein Horrormoment. Kurz bevor Blythe zu ihr ins Zimmer trat, hob Ryan langsam den Kopf und schaute Louisa direkt in die Augen. Sie erstarrte. Er konnte sie nicht sehen, aber trotzdem hatte sie das Gefühl, er durchbohrte sie mit seinem Blick. Dann plötzlich sagte er etwas, was sie ihren Lebtag verfolgen würde.
„Louisa.“ Er lächelte unheimlich und schaute sie dabei direkt an. „Louisa, ich werde dich heiraten, ob du willst oder nicht…ob du willst oder nicht.“
Das war zu viel für sie. Louisa stieß einen lauten Schrei aus, dann riss sie die Tür auf, und stürmte an dem verwirrten Dr. Blythe vorbei, die Treppe runter, durch die Eingangshalle und hinaus. Auf dem Gehweg, an eine Häuserwand gelehnt, brach sie erneut zusammen und weinte. Sie weinte und weinte und weinte. Als sie sich wieder beruhigt hatte, machte sie sich auf den Weg nach Hause.
Sie machte unterwegs ihre Tasche auf und wollte ihr Handy herausholen, stattdessen lag in ihrer Hand ein Zettel, vermutlich aus einem Block herausgerissen. Sie blieb stehen und las. Darauf standen nur drei Worte, aber diese drei genügten, um ihr einen Schock zu versetzen.
Ich komme, Louisa. Es war keine Unterschrift darauf zu sehen, aber Louisa wusste sofort, wer das geschrieben hatte…Ryan Malone.

Kommis und Kritik bitte! :D





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