Befreie meine Liebe

Autor: Cri.Chan
veröffentlicht am: 25.02.2011


„Mach die Augen auf Carin…“
Diese Stimme! Sie Ruft mich, schon wieder. , dachte ich.
Wieso ist alles so dunkel? Was will diese Stimme? Warum ruft sie nach mir?
Mühsam versucht ich meine Augen zu öffnen. Starke Schmerzen durchbohrten meinen Kopf und ließen mich zusammenzucken. Meine Augenlider öffneten sich langsam. Sie waren so schwer. Die Sicht war verschwommen. Durch ein leises Geräusch einer Bewegung hielt ich inne. Es schien eine Person in meiner Nähe zu sein. Langsam öffnete ich meine Augen. Zögernd sah ich mich um. Schien so als läge ich in einem Krankenzimmer. Ein großes Fenster war auf der rechten Seite meines Bettes. Draußen war es hell. Die Sonne schien und kleine weiße Wolken bewegten sich unter einem strahlend blauen Himmel. Gegenüber von mir befand sich ein Tisch auf dem eine große Blumenvase stand. In dieser Vase war ein großer und herrlich bunter Blumenstrauß. Viele verschiedene Blumen waren zu erkennen.
Wieder hörte ich ein Geräusch. Irgendjemand bewegte sich leise in dem Raum und schien darauf zu warten bemerkt zu werden!
Mit einer apprupten Bewegung drehte ich meinen Kopf nach links, dort wo ich vermutete das die Geräusche herkamen. Sofort stach mir ein brennender Schmerz in meinen rechten Arm. Ich hatte eine Infusionsnadel stecken. Mist! Ich kniff schon wieder die Augen vor Schmerz zusammen und wartete bis das brennen nachließ. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich ihn.
Er, der immer bei mir ist, wunderschön in seiner ganzen Gestalt.
Er, den niemand außer mir sehen kann.
Damian, der einfach da ist ohne je mit mir ein Wort gewechselt zu haben. Ich kannte dieses Gesicht auswendig. Seine markanten Gesichtszüge, seine klugen, intensiv grünen Augen, sein seidig schwarzes Haar welches ihm bis über die Schulter ging und um sein prachtvolles Gesicht spielte. Schon seit zwei Jahren ist er bei mir. Zwar nicht rund um die Uhr, auch nicht jeden Tag, manchmal auch nur ein paar wenige Tage im Monat, doch bis heute sehe ich ihn noch. Ich habe mich nur langsam an ihn gewöhnt. Auch die Tatsache dass er nicht mit mir spricht konnte ich nur schwer akzeptieren. Wozu muss man denn so sehr an mir kleben, wenn man nicht mit mir spricht? Ziemlich nervig! Aber so ist das nur mal. Seit meinem siebzehnten Geburtstag.

Geburtstag. Schon wieder! Diesmal ist es der siebzehnte. Warum ich meinen Geburtstag hasse? Weil ich seit meinem vierzehnten Geburtstag nur noch scheiss Geburtstage hatte! Wie immer wird die ganze Familie an diesen „besonderen“ Tag eingeladen. Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen… Ich freue mich eigentlich nur wenn ich meine Oma sehe. Meine liebste Oma!
Sie ist eine mysteriöse alte Dame. Als Kind hat sie mir immer spannende Geschichten über Magie und magischen Wesen erzählt. Ich konnte nie genug von ihren Erzählungen bekommen. Jedes Mal nach der Schule rannte ich zu ihr nach Hause, half ihr bei der Hausarbeit und beim kochen und als Belohnung durfte ich ihre Geschichten lauschen.
Auch dieses Jahr freute ich mich auf ihren Besuch. Mit vierzehn bin ich mit meiner Mutter in eine andere Stadt gezogen, da meine Eltern sich getrennt haben. Meine Mom wollte ein neues Leben anfangen und die Enttäuschung mit meinem Vater vergessen. Deshalb konnte ich meine Oma nicht mehr so oft besuchen.
Komischerweise wiederholt sich jedes Jahr dieselbe Geschichte:
Meine Mutter läuft wütend mit dem Telefon am Ohr gepresst durch das Haus und schreit meinen Vater wegen seiner dauernden Absagen an, die er jedes Mal bringt. Sonst lässt er sich auch nie blicken… Aber wenn er über meinen Geburtstag telefonisch von meiner Mutter benachrichtigt wird, verspricht er jedes Mal da zu sein und am Tag meines Geburtstages ruft er mit irgendeiner Ausrede an. Diese hatten immer mit seiner Arbeit zu tun. Mal war es eine kurzfristige Geschäftsreise, mal ein Problem in der Firma, welches natürlich umgehend gelöst werden musste, oder ein wahnsinnig wichtiger Kunde. Immer an meinen Geburtstag. Das machte mir schon Garnichts mehr aus. Die Enttäuschung war nicht mehr so groß.
Als meine Mutter mit dem „Telefonat“, - eher mit dem Wutauslassen - , fertig war, kam sie mit einem trüben Lächeln zu mir in die Küche.
„Er hat einen wichtigen Kunden zu betreuen. Er glaubt nicht das er es noch rechtzeitig schaffen kann, Liebes. Es tut mir leid.“
Ich sah zu ihr und schenkte ihr ein kleines Lächeln.
„Mach dir nichts draus Mom, es ist nicht deine Schuld!“
Sie verließ mit einem besorgten Gesichtsausdruck die Küche. Ich versank in Gedanken. Vielleicht hätte ich eine Strichliste führen sollen, um herauszufinden welche Ausrede er denn am öftesten benutzte, oder besser noch, Wetten annehmen, welche der Ausreden dieses Jahr dran käme. Eindeutig die rentablere Idee.
Auch dieses Jahr bekam ich viele Geschenke. Klamotten, irgendwelche Gutscheine zum einlösen und bla bla bla… Auch mein Vater hatte mir ein Geschenkt von einem privaten Boten bringen lassen. Seine Geschenke waren immer gleich und vor allem teuer! Goldene Halsketten, mit Diamanten besetzte Armbanduhren, Ohrringe mit wertvollen Steinen besetzt… Dafür hatte ich in meinem Zimmer eine extra Schublade. In dieser befanden sich alle „Papa-Geschenke“. Dieses Jahr bekam ich ein Armband mit irgendwelchen komischen Figuren die daran hingen.
„Als ob man mit Geld alles lösen kann!“ flüsterte ich vor mich hin und sperrte auch dieses Geschenk mit all den anderen in die Schulblade.






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