Irdisches und Überirdisches - Teil 7

Autor: Judy
veröffentlicht am: 10.03.2011


Lou und Magnus standen regungslos vor dem Engel.
„Vertrau auf mich, ich hol dich da raus“, flüsterte Magnus ihr beruhigend ins Ohr, während er ihr eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht schob.
„Und wie?“, kreischte Lou panisch. Die Hitze machte ihr zu schaffen, ihr wurde schwindelig und sie sank auf den Boden.
Magnus schwieg. Er erinnerte sich als er ein paar Tage zuvor dem Engel gegenüber getreten war, wie sein gleißendes Licht ihn zur Flucht getrieben hatte.
„Flieh! Lauf!“, schrie er Lou zu. Er zerrte sie auf die Beine.
„Ich kann nicht“, flüsterte sie. Bald würde sie zusammen brechen und dann war sie für immer verloren. „Denk nach“, redete er sich selber zu. Ihm viel das Atmen schwer.
„Das Meer!“, schrie er Lou zu, griff sie an der Hand und rannte mit ihr zum Wasser. Das Meer war hier sehr flach. Wasser stob auf, als Magnus seine Füße ins wasser setzte, Lou hatte er sich über die Schulter geworfen. Immer weiter rannte er in die Nässe, bis er bis zur Hüfte im Wasser stand, und Lou neben sich abstellte. Erst dann warf er einen Blick auf das Ufer. Wie er gehofft hatte, war der Engel dort stehen geblieben.
„Danke“, flüsterte Lou schwach und lies ihren Kopf gegen Magnus Brust fallen.
Plötzlich verschwand der Feuerschein am Ufer und eine Gestalt, die in der Dunkelheit kaum erkennbar war stapfte durch das Wasser auf die beiden zu.
Irgendwann war sie bei ihnen angelangt. Das Mondlicht des nun wolkenfreien Himmels spiegelte sich in der silbernen Maske.
„Warum tust du mir das an, Lou?“, fragte der erloschene Engel sie.
„Was?“
„Dein Bruder wollte dich töten lassen. Und du hast ihm verziehen.“
„Ich liebe ihn“, antwortete Lou leise und in diesem Moment wurde ihr die Antwort auf die Frage des Engels klar.
„Er ist mein Bruder und unter Geschwistern verzeiht man alles. Und er bereut es.“
Der Engel nickte.
„Und was ist mit Ray?“
„Du hattest Recht. Ich wurde von ihm geblendet, von seinem Reichtum, seiner Fürsorge.. aber er ist nicht der, den ich brauche.“
Der Engel schwieg, Magnus blickte die beiden unsicher an.
„Lou“, sagte er schließlich. „Ich danke dir!“
Sie nickte. Dann sah sie den Engel an.
„Es tut mir Leid, Ray. Aber wir gehören nicht zusammen.“
„Und ich kann daran nichts ändern?“, fragte Ray. Vorsichtig strich Lou über seine Maske.
„Du verdienst jemand besseres.“ Trüb schimmerte die Maske im Mondlicht, spiegelte sich im Meer. Magnus sah, das Lou zitterte.
„Kommt“, sagte er, „lass uns zurück an Land gehen.“
„Geh schonmal vor“, sagte Ray zu ihm. Lou nickte Magnus zu und er verließ die beiden Richtung Land.
Behutsam strich Ray Lou über die Wange, sie nahm seine Hand und hielt sie in ihrer.
„Du verlässt mich. Aber schenkst du mir diese Nacht?“, fragte er vorsichtig. Lou nickte.
„Hier im Wasser?“, fragte sie.
„Ich weiß nicht, ob ich im Trockenen wieder meine Engeleigenschaften zurückbekomme. Und das wäre tödlich für dich.“ Lou nickte wieder. Gemeinsam gingen sie Richtung Land, bis sie nur noch im Wadentiefen Wasser standen. Magnus war in der Höhle verschwunden.
Mit sanften Strichen streifte Ray Lou das Top von den Schultern und schleuderte es an Land. Etwas ungeschickt entledigte sie Ray seines Gewandes und bald standen sie unbekleidet voreinander.
Es dämmerte bereits, als die beiden bei Magnus erschienen, der sanft in der Höhle schlummerte. Ray hatte sein wohliges Leuchten wiedererlangt und wärmte Lou.





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