Irdisches und Überirdisches - Teil 5

Autor: Judy
veröffentlicht am: 01.03.2011


Er nickte. Lou verließ die Höhle und stand im gleißenden Sonnenlicht. Lou sah sich um. Weit konnte es nicht sein, bis zu einem belebten Ort. Sie ging auf die kahlen Hügel zu, erblickte einen Weg.
Bald führte der Weg um die Hügel rum und Lou stand auf einer belebten Sprache. In vielen verschiedenen Sprachen unterhielten sich Leute, vermutlich Touristen konnte Lou an den Badehosen und leichter Kleidung erkennen. Die meisten trugen Fotoapparate um den Hals.
Außerdem schienen hier viele Reisegruppen unterwegs zu sein. Gerade zog eine riesige Gruppe alter Leute, die alle eine Regenbogenfarbene Kappe trugen an ihr vorbei einer australischen Reiseleiterin mit hochgehobenen Regenschirm folgend.
Lou begann in ihrem Nerzmantel zu schwitzen und so zog sie ihn aus. Sie erschrak, als sie abgeriebene Stellen und große Schmutzflecken auf ihm erblickte. Sicher, erinnerte sie sich. Nicht allzulange Zeit zuvor hatte sie noch rücklings in einer Pfütze gelegen.
In ihrem knappen Cocktailkleid fühlte sich Lou irgendwie unpassend. Sie brauchte dringend ein Make-Over. Denn auch ihre elegante Hochsteckfrisur war einem abenteuerlichen Wirrwarr gewichen. Suchend sah sie sich um, entdeckte ein kleines, elegantes Kleidungsgeschäft.
„Good morning“, wurde sie von einer eleganten Verkäuferin begrüßt. Lou war froh, dass sie die letzten beiden Jahre ihrer Schulzeit in Lernen investiert hatte und in Englisch nun keine Niete mehr war, denn deutsch schien hier keiner zu sprechen.
[Um es mir und den Lesern leichter zu machen werde ich im Folgenden trotzdem in Deutsch weiterschreiben, ich bin der englischen Sprache leider auch nicht ganz so mächtig wie Lou].
„Guten Morgen. Ich bin auf der Suche nach Kleidung. Ich musste sehr dringend hier her reisen und hatte keine Zeit mir etwas mitzunehmen.“
Schnell überprüfte Lou ob ihre Kreditkarte immer noch sicher unter ihrem Cocktailkleid versteckt war.
Zwei Stunden später verließ Lou das Geschäft in einem neuen knappen Rock und Top. An ihren Händen baumelten viele Taschen.
Nun verspürte sie zum ersten Mal Hunger.
„In dieser Touristengegend werde ich wohl kaum etwas ordentliches zu essen finden“, murmelte Lou vor sich hin.
Nach dem sie ihren Magen schließlich mit einem lauwarmen Hotdog, bestehend aus einem verbrannten Würstchen und einem zähen Brötchen gefüllt hatte und ihre Haare und Nägel bei einem Kosmetiker in einer Seitenstraße in Ordnung gebracht hatte, erschien sie bei Sonnenuntergang wieder in der Höhle.
Sie setzte die Sonnenbrille auf ihren Kopf. Ein Leuchten im hinteren Höhlenteil verriet ihr wo der Engel war.
„Lou“, sagte dieser vorwurfsvoll, nachdem er einmal kurz seinen Kopf zu ihr gewendet hatte und ihre Taschen erblickt hatte. Nun hatte er sich wieder der Wand zugewandt um Lou nicht zu verletzen.
„Was hast du mit dem ganzen Zeugs vor?“
„Was meinst du“, sagte Lou schnippisch. „Anziehen natürlich. Ich habe doch nichts mehr.“
„Glaubst du, dass wird dir bei deiner Mission behilflich sein? Wir werden nicht mehr lange hier sein.“
„Wie lange noch?“
„Ich weiß es nicht. Aber das war eine unnötige Aktion von dir.“
„Ich bin eine Frau“, verteidigte sich Lou schließlich. Von Ray immer mit dem nötigen Kleingeld bedacht, liebte sie es zu shoppen. Ihr Schuhschrank nahm bereits außergewöhnliche Maße an und auch ihr Kleiderschrank begann zu bersten. Doch solange Ray sie bezahlte... Ach Ray. Er war für sie dagewesen, hatte sie in seinem Herzen aufgenommen und dafür gesorgt, dass sie ein luxeriöses Leben führen konnte, ohne alles mit einem Bruder teilen zu müssen. Onkel Paul hatte ihr und Magnus früher bei seinen Besuchen stets nur eine Schokoladentafel mitgebracht, damit sie lernen konnten zu teilen.
Es gab zunächst nichts schöneres für die beiden zusammen unter der Bettdecke zu sitzen, die sie zu einem Zelt aufgespannt hatten und gemeinsam diese Schokolade zu essen. Später konnten sie sich aber derer nie einig werden.
Ray dagegen überließ ihr alles, was sie wollte, hatte stets ein offenes Ohr und Portemoneit für sie.
„Ray, ich liebe dich“, flüsterte Lou leise und Tränen begannen über ihr Gesicht zu laufen.





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz