Für eine Weile gehör ich dir - Teil 15

Autor: Mariella
veröffentlicht am: 17.03.2011


Endlose Stunden

Der dritte Tag der Entführung, der zweite Tag hinter verschlossenen Türen. Lauren war allein in diesem verlassenen Raum, die Kerze war bereits erloschen, doch Lauren sah es war Tag, denn ein paar wenige Lichtstahlen bahnten sich einen Weg durch die dünnen Schlitze der Wandholzbretter. Sie ging sparsam mit ihrem Essen und ihrem Wasser um, denn man konnte ja nie wissen, wann der Entführer wieder kommen würde. Das Wasser wurde langsam knapp und in ihrer Kehle brannte es, denn sie hatte mächtigen Durst. Sie aß ein paar Bissen von ihrem Brot, trank einen kleinen Schluck, des abgestandenen Wassers und schaute sich in dem Zimmer um, ob es vielleicht eine Fluchtmöglichkeit für sie gab. In diesem Moment wünschte sie sich, dass sie ein Mann wäre, denn der wüsste sich in einer solchen Lage sicher zu helfen. Sie hatte im Moment keine Angst, sie schaute sich einfach nur um und dachte über alles nach. ‚Ich werde sicher bereits vermisst und man wird nach mir suchen. Ob Arthur schon eine Spur hat? Ob er jemanden zu Hilfe gerufen hat, die Polizei oder gar seine Freunde? Hat er sie überhaupt schon vermisst oder nur ihre Angestellten? Würden ihre Angestellten dann nicht ihn oder die Polizei informieren, wenn sie merken, dass ich nicht mehr da bin?’ Viele Fragen gingen ihr durch den Kopf, aber helfen, würden sie ihr in dieser Situation auch nicht. ‚Ich muss ganz ruhig bleiben, mir überlegen, wenn der Entführer wieder kommt, wie ich selber flüchten kann. Ich darf mich nicht zu sehr auf andere verlassen. Oder sucht mich gar William? Oh bitte, mir ist es egal wer mich sucht, nur findet mich endlich und befreit mich aus diesem stinkenden Loch. Meine Kleidung möchte ich auch gern wieder mal wechseln.’ Ihr Kopf war ruhelos, ihr viel im Moment keine Lösung ein aus diesem Loch zu entfliehen. Sie lag auf dem Bett und starrte in das wenig beleuchtete Zimmer. Sie spürte das große Schweigen des Raumes. Kein noch so leises oder gar lautes Geräusch war zu vernehmen ängstliche, Unwohle Gedanken kreisten in ihrem Bewusstsein, sagten ihr, dass keiner in der Nähe war, dass sie vielleicht nicht einmal einer vermisste. Vermisste sie vielleicht wirklich keiner? Hätte man sie sonst nicht schon längst gefunden? Nein so schnell geht das nun auch wieder nicht. Es war wahnsinnig warm in diesem Zimmer, die Luft war schrecklich, die Hitze erdrückend. Wenn sie ganz angestrengt lauschte hörte sie eine leichte Brise, draußen wehen. Wie gern wäre sie jetzt draußen um das schöne Wetter und die frische Luft zu genießen. Wie herrlich es wäre, wenn es in diesem Raum ein Fenster gebe, so klein es sein mag, aber wenigstens ein Fenster was sie öffnen könnte um ein wenig frische Luft zu erhalten. Doch nein, dass würde man ihr nicht gönnen, man könnte sie ja vielleicht entdecken, wenn sie aus diesem Fenster sah. Doch war hier überhaupt eine menschliche Seele der sie entdecken könnte? Aber sie könnte ja durch ein Fenster gar flüchten und das geht unter keinen umständen. Würde man sie irgendwann gehen lassen, oder würde sie hier für immer versauern?

William war in der Zwischenzeit mit seiner Kutsche unterwegs zu Lysiane Garrett. Er wollte sich mit ihr unterhalten um einen Blick hinter ihre Fassade zu erhaschen. Er konnte sich zwar noch immer nicht vorstellen, das Lysiane Garrett solche Brief schrieb, aber er besaß einfach keine richtigen Hinweise. Bis auf sie und Loriell of Hemmelton kannte er einfach keine Frau mit dem Anfangsbuchstaben ‚L’. Bei Miss Garrett angekommen, klingelte er an der Tür und wurde vom Butler ins Haus gelassen. Miss Garrett saß im Garten des schönen Anwesens ihrer Eltern bei einer Tasse Tee.

„Guten Tag Miss Garrett“, sagte Viscount Guttenberg und verbeugte sich.
„Guten Tag Sir“, sagte Miss Garrett stand auf und knickste.
„Ich wollte Sie fragen ob Sie nicht Lust hätten mit mir eine Runde in der Kutsche zu fahren?“, fragte Viscount Guttenberg.
„Oh ich fühle mich geehrt, aber ich würde viel lieber hier in diesem schönen Garten, bei einer Tasse Tee mit Ihnen sitzen. Hier kann man sich doch viel angenehmer unterhalten, als im Park, wo es um diese Zeit immer so von Menschen belebt ist“, antwortete sie.
„Gut dann eine Tasse Tee“, sagte Viscount Guttenberg und setzte sich neben Miss Garrett auf die Bank.

Sie saßen gemütlich bei einer Tasse Tee im Garten. Lauschten den Geräuschen der Natur und unterhielten sich über viele verschiedene Dinge. Im Laufe des Gesprächs verstanden sie sich immer besser und William stellte fest, das Lysiane nicht die jenige welche sein konnte, die solche Briefe an eine andere Lady schrieb. Er verstand sich gut mir ihr und konnte sich gut vorstellen, diese Lady des öfteren zu treffen. Er konnte sie sich vielleicht nicht als seine Partnerin vorstellen, aber durchaus als eine gute Freundin. Also musste er als nächstes noch Loriell of Hemmelton auf den Zahn fühlen. Hoffentlich bekam er bei ihr einen Hinweis. Sonst wüsste er langsam nicht mehr weiter.

„Ich habe den Nachmittag mit Ihnen sehr genossen“, sagte Viscount Guttenberg an Miss Garrett gewandt.
„Ich hoffe wir werden uns Mal wieder sehen“, sprach Miss Garrett.
„Das hoffe ich doch auch. Leider muss ich Sie jetzt verlassen, denn ich habe noch ein paar private Dinge zu erledigen“, antwortete Viscount Guttenberg, verbeugte sich vor ihr und gab ihr einen Kuss auf die Hand.

Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und brachte ihn noch bis zur Haustür, wo er sich noch einmal zu ihr umdrehte und ihn noch einen Kuss auf die Hand gab. Daraufhin machte er sich auf den Weg ins All Marks, mit der Hoffnung dort vielleicht seine Freunde anzutreffen. In der Tat waren Maximilian und Allen dort anwesend, nur Arthur erblickte er nicht. Er ging auf seine Freunde zu und erkundigte sich, wo sie den Arthur gelassen hatten. Sie zuckten mit den Schultern, als Zeichen, dass sie nicht wüssten wo sich Arthur rumtreibt. Noch bevor William etwas über seinen Nachmittag erzählen konnte, tauchte auch schon Arthur, leicht beschwippst auf. Daraufhin erzählte William seinen Freunden von seinem Nachmittag mit Miss Garrett und das sie für ihn keine Verdächtige mehr war. Miss Hemmelten wollte er Morgen besuchen, da es jetzt schon zu spät für einen Besuch war. Der Abend im All Marks endete mit unzähligen Bierchen und einen Spiel Karten.

Am nächsten Tag, William war bei Zeiten aufgestanden und verschwand in seinem Büro um sich um die Korrespondenzen zu kümmern und anderen Papierkram der liegen geblieben war. Arthur hingegen drehte seine Runden mit dem Pferd und unterhielt sich mit den verschiedensten Leuten unter anderen auch mit Lysiane Garrett. Er wollte sich selbst ein Bild davon machen, ob sie nicht vielleicht doch wusste wo Lauren steckte. Dabei fand er jedoch keine Hinweise heraus. Sein Freund hatte also recht gehabt. Die anderen Leute fragten ihn nach Lauren, denn sie war seit einiger Zeit nicht mehr im Park erblickt wurden. Er haste es zu Lügen, tat es jedoch trotzdem, nur zu seinen Freunden und zu Isabel und Julietta konnte er offen sein. Die beiden Damen hatten zu seiner Enttäuschung jedoch auch nichts von Lauren gehört. Sie machten sich jetzt genauso große Sorgen wie er. In den letzten Tagen war er ständig unterwegs um irgend etwas heraus zu finden, auch wenn er nicht recht wusste wie er das anstellen sollte. Aber alle Arbeit auf William abzuwälzen konnte er auch nicht. Er wollte nicht untätig dabei zusehen, wie andere seine Verlobte suchten, während er nichts tat. Er wollte sie finden, in seine Arme nehmen und Lauren, egal wie nur so schnell wie möglich heiraten, wenn sie es denn auch noch wollte. Aber bevor er dies tun konnte, mussten sie, sie finden.
Es war ein herrlich warmer sonniger Nachmittag, als William sich in seiner Kutsche auf den Weg zu Loriell of Hammelton machte. Hoffentlich würde er sie an diesem schönen Nachmittag noch zuhause antreffen, ohne das sie einen Begleiter für eine Kutschtour hatte. Und der Tag schien ihn zu lieben, seine Akten waren schnell durchgesehen und der Papierkram in Windeseile erledigt und Miss Hemmelton war ebenfalls da und freute sich sehr darüber, dass er sie in seiner Kutsche durch den Park longieren wollte. Sie sah bezaubernd aus mit ihren blonden Locken und den hellblauen Kleid aus Taft. Ein wahrer Augenschmaus, wenn er nach der suche auf einer Frau gewesen wäre. Auch wenn es im Moment so aussah, dass William bei Lauren keine Chance hatte, wollte er trotzdem keine andere Frau als Lauren haben. Warum er so verrückt nach ihr war, konnte er sich auch nicht erklären. Aber vielleicht wusste er es ja doch, wenn er ganz tief in sein inneres horchte. Nur wollte er den waren Grund überhaupt wissen? Nein im Moment nicht. Er schob den Gedanken an Lauren beiseite und konzentrierte Miss Hemmelton seine volle Aufmerksamkeit.

„Sie scheinen langsam Gefallen an meiner Gegenwart zu haben. Auf dem Ball genossen Sie es, wenn ich bei Ihnen war, nun besuchen Sie mich auch noch zuhause und führen mich mit Ihrer Kutsche in den Park. Ich dachte Sie interessieren sich für Miss Abbey, aber da habe ich wohl falsch gelegen“, sprach Miss Hammelton und lächelte ihn freudestrahlend an.
„Höre ich da einen Anflug von Eifersucht heraus?“, fragte der Viscount und lächelte sie ebenfalls an.
„Nun ich muss schon sagen, dass ich Ihre Gegenwart sehr genieße, aber ich bin nicht Eifersüchtig. Ich weiß...“, sprach Miss Hemmelton, hielt aber mitten im Satz inne und schaute Viscount Guttenberg tief ins Gesicht um eine Reaktion abzulesen.
„Oh Miss Abbey ist durchaus eine interessante Frau, aber mit Ihnen doch nicht zu vergleichen“, sagte Viscount Guttenberg schnell. „Ich habe Miss Abbey schon eine Weile nicht mehr gesehen. Aber wenn ich mit Ihnen etwas Zeit verbringen kann, entschädigt einen das für alles.“

Miss Hemmelton lächelte ihn glücklich an.

„Flirten Sie etwa mit mir?“, fragte sie und fächelte sich etwas Luft mit ihrem Fächer zu.
„Was wäre so falsch daran, wenn man einer bildschönen, bezaubernden Dame, seine Aufmerksamkeit schenkt“, meinte er.
„Oh nichts, nichts... ich fühle mich geschmeichelt, das Objekt Ihrer Begierde zu sein.“
„Solch Worte aus Ihrem Mund“, sagte der Viscount geschockt Mimend spielend.
„Nicht?“, fragte sie auf einmal ganz unsicher.

Viscount Guttenberg begann kurz herzhaft zu lachen, zwinkerte ihr dann zu und gab ihr einen Kuss auf die Hand. Die Erleichterung rutschte von ihren Schultern und sie lächelte ihn wieder mal freudestrahlend an. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile über die verschiedensten Themen, sprach mit den Leuten die sie unterwegs trafen und immer wieder ganz beiläufig stellte er ein paar unterschwellige Fragen. Er hatte zwar noch nichts konkretes herausgefunden bei dieser Frau, doch ihre Art und alles an ihr weckte seine Aufmerksamkeit. Als er sie dann mit seiner Kutsche nach einer endlos langen fahrt durch den Park wieder nach Hause brachte und sich bei ihr mit einem Kuss auf die Hand bei ihr für diesen schönen Nachmittag bedankte, verabredete er sich gleich für den nächsten Nachmittag wieder mit ihr.






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