Nur ein x-beliebiger 0815-Spast?

Autor: macarena
veröffentlicht am: 18.01.2011


Er warf die Fernbedienung auf den Couchtisch und legte die Füße hoch.
Beklommen musterte sie ihn.
Als er kurz zu ihr hinüber sah seufzte er genervt und stellte den
Ton ab.
“Was ist los mit dir?”, fragte er höflich.
“Nichts”, antwortete sie und schaute verlegen weg.
Er zog eine Augenbraue hoch. “Du lügst.”
“Es ist bloß … Ich will dir so viel sagen”, flüsterte sie leise.
“Dann tu es doch einfach”, riet er ihr leicht irritiert.
Sie schüttelte traurig den Kopf. “Ich darf nicht.”
“Nun sag schon”, drängte er.
“Bist du sicher?”, fragte sie unglaubwürdig. “Wirst du mir zuhören?”
Er nickte erwartungsvoll.
“Ich liebe dich …”, sagte sie leise, aber bestimmt.
“Hey, warte Mal …”, fiel er ihr ins Wort.
Wütend schubste sie ihn vom Sofa.
“Du wirst mir bis zum Ende zuhören!”, schrie sie.
Er war zu verdutzt, um ihr zu widersprechen.
Beruhigt fuhr sie fort: “Ich liebe dich, aber das ist ja nichts Neues. Du hast nicht mal ne Vorstellung davon, was das für mich bedeutet.
Als ich dich kennen gelernt hab, da hielt ich dich für einen x-beliebigen 0815-Spasten, der nichts als Motorräder im Kopf hat, doch dann hab ich mehr Zeit mit dir verbracht. Ich musste feststellen, dass das der größte Irrtum meines Lebens war.”
Sie lächelte als sie sich daran erinnerte.
“Ich mochte deine Art von Anfang an, aber das ist nicht alles. Zwischen uns war es irgendwie schon immer anders, doch dass es so weit kommen würde, das hab ich nicht gewusst.
Du wirst es vielleicht niemals verstehen, aber du bist alles für mich. Sicher, du denkst, dass ich jemanden kennen lernen könnte, der mich alles, was ich jemals für dich empfunden habe, vergessen lässt.
Merkst du nicht, dass das nicht sein kann?
Verstehst du nicht, dass du unersetzbar bist?
Egal wie sehr dir jemand ähnelt, er ist trotzdem nicht du.
Ich würde eine Ewigkeit auf dich warten, aber das will ich nicht.
Ich hoffe in jeder einzelnen Minute, dass du plötzlich in der Tür stehst, um mich zu sehen.
Jede kleine Aufmerksamkeit deinerseits erfüllt mich.
Du verfolgst mich, ich kann nichts tun. Jedes noch so kleine Detail erinnert mich an dich.
Was bringt mir denn eigentlich mein Leben, wenn ich einfach alles habe, außer dem, was mir am allerwichtigsten ist? Geht es nicht darum, um genau das zu kämpfen?
Wie soll ich das tun, wenn du mich nicht lässt?
Du nimmst mir das Einzige, was ich habe: Es wenigstens zu versuchen.
Du gibst mir nicht mal eine Chance, dir zu zeigen, was ich weiß.
Ich habe so viel ausprobiert.
Ich war aufmerksam, dann war ich ignorant. Ich war abweisend, dann zugänglich. Ich hab gewartet, ich hab gehandelt. Ich war schlagfertig, ich war zurückhaltend. Ich war nett, dann gemein. Ich hab dir alles gegeben, dann gar nichts. Ich war lieb, dann schroff. Ich war schüchtern, dann offen. Ich war anhänglich, dann eigenständig. Ich war hilflos, dann stark.
Warum kann ich dir nicht das geben, was du brauchst?
Ich kann leider nicht sagen, dass ich je etwas von dir gelernt habe. Ich wünschte, dass es so wäre, aber du hast mich nicht gelassen.
Das Einzige, das du mir beigebracht hast, ist: Egal wie sehr man etwas will und dafür kämpft, man kriegt es einfach nicht. Niemand bekommt, was er verdient, außer denen, die es nicht zu schätzen wüssten.
Trotzdem kann ich nicht anders, als auf etwas zu warten, das niemals eintreten wird und etwas zu verfolgen, das ich niemals erreichen kann: Dich
Ich könnte es mir einfach machen und aufgeben. Ich finde, dass klingt ziemlich verlockend, aber ich will nicht.
Du wirst mir Tag für Tag immer wieder das Herz brechen, doch ob einmal mehr oder weniger, das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.”
Sie schwieg.
“Bist du fertig?”, fragte er ernst.
Sie nickte.
“Na endlich. Dann sei jetzt still und lass mich weiter Fußball gucken.”







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