Kristallflügel

Autor: Goldglöckchen
veröffentlicht am: 17.01.2011


Kapitel 1 – Neue Hoffnung

Vor etwa siebenhundert Jahren herrschte ein gerechter und fürsorglicher König über das Land Aasra. Es streckte sich im kalten Norden, einer Eiswüste, bis zum Süden ans weite Meer. Der Palast des Königs Richard wurde dort erbaut. In seinen jungen Jahren heiratete er eine adlige liebevolle Dame und bekam zwei Kinder. Das erste war ein Junge namens Jonas und das zweite ein Mädchen, sie hieß Janina.
Im Palast war eine große Feier, als das Mädchen zur Welt kam. Amalia, die Mutter der beiden Kinder, hielt Janina in ihren Armen und schaukelte sie sanft. Ihr Bruder, der schon vier Jahre alt war, stand neben ihnen und blickte auf seine Schwester herab. Er freute sich sehr darüber eine Schwester zu haben und nicht mehr allein seien zu müssen.
Es klopfte an der massiven Holztür. Richard trat ein.
„Da seid ihr ja. Die Gäste erwarten euch.“
„Verzeih, ich werde sofort kommen.“, rief sie und Richard verschwand wieder aus dem Zimmer. Amalia ging mit ihren Kindern hinunter in den Thronsaal, wo schon die Musik den Raum mit Freude füllte. Viele Adlige sind heute zum Feiern der geglückten Geburt des neugeborenen Kindes gekommen und freuten sich auf eine weitere Königstochter. Amalia lächelte den Gästen zu und als die Trompeten erklangen, schwieg der Saal.
„Werte Gäste und Freunde, ich möchte euch danken für euer Kommen. Heute möchte ich mich auf ein freudiges und amüsantes Fest freuen, das wir wegen meiner neugeborenen Tochter Janina feiern.“
Die Gäste klatschten und die Musik erklang erneut. Der König setzte sich auf seinen Thron, so wie sein Sohn. Ama-lia brachte Janina hoch in ihr Zimmer und legte sie in eine Wiege. Noch schaute sie dem Kind zu, wie es die Augen schloss und ruhig in den Schlaf fiel. Janina wird eine wun-derbare Prinzessin sein, sowie ihr Bruder eines Tages ein loyaler König gegenüber seinem Volk seien wird, dachte Amalia. Als Janina schlief, lief sie wieder hinunter in den Thronsaal und genoss den Abend mit ihrem Gemahl. Jonas saß noch einige Stunden neben seiner Mutter, bis er schließlich ins Bett ging. Sein Vater hatte ihm versprochen mit ihm morgen zu reiten und deswegen wollte er für den morgigen Tag vorbereitet sein.
Als das Fest vorbei war und der Saal wieder erstickte, gin-gen auch Amalia und Richard zu Bett.
Es herrschten in Aasra schlimme Zeiten. Man sagt aus dem Norden seien die Drachen und Magier zurückgekehrt. Sie stürmten ins Land und es wurden schon zahlreiche Be-schwerden und Todesfälle geschickt, dennoch fällt es Richard schwer dies wiederum zu verhindern. Vor fünfzehn Jahren gab es einen Magier im Schloss der diese Unan-nehmlichkeiten aus der Welt schaffte, aber ein Schattendra-che tötete ihn. Diese riesigen Flugmonster waren die ge-fährlichsten Raubtiere auf dem Planeten, manche waren friedlich und manche, sowie die Schattendrache, brachten nur verderben. Es gab sogar einen Krieger der sich gegen sie stellte und viele vernichtete. Als die Drachen merkten, dass sie sich in der Unterzahl befanden, traten sie den Rückzug an und zogen sich nach Norden zurück. Aber jetzt, nach sechzig Jahren kehrten sie wieder um Rache zu neh-men. Die Magier, so sagte man, seien verseuchte Essenz-menschen. Früher hieß es, wenn Magie sich mit einem Menschen verband, sei er verflucht, jedoch sahen andere Menschen es eher als Gabe an. Viele Menschen verabscheuten Magier und kehrten ihnen den Rücken zu, doch als Richards Vater ihm erzählte sein Bruder sei ein Magier, da führten sie ein neues Gesetz ein. Es hieß, Magier seien Menschen, ob mit Magie oder ohne, sie sind unseres Gleichen und werden auch genauso behandelt. Seitdem kehrte auch mehr Frieden in Aasra ein und es gab viele hilfsbereite Magier. Ihre Gabe machte sich sehr zu nutzen und die Menschen verabscheuten sie nicht mehr. Jedoch stellte eines Tages ein Magier etwas fest. Wenn sich die Essenz in ihnen mit einem Drachen verband, schmolzen ihre Seelen zusammen und sie wurden eins. Der Drache erlernte die gleiche Fähigkeit wie der Magier und auch umgekehrt. Das wiederrum brachte erneutes Chaos in die Welt und es wurde verboten sich mit diesen Kreaturen zu vereinigen. Wer diesen Befehl verweigerte, wurde hart bestraft. Bis heute blieben die Gesetze so und jetzt, wo die Drachen zurückkehren und Rache an das nehmen was ihnen angetan worden war, wird wieder Chaos ausbrechen, vielleicht sogar noch schlimmer.
Als die Sonne aufging, war das ganze Schloss wach, die Dienste in Bewegung und die Wachen gingen ihren alltäg-lichen Befehlen nach. Sogar Jonas stand schon am Stall und wartete auf seinen Vater. Ein Stalljunge bereitete ein Pferd vor und geduldig warteten sie auf den König. Richard kam mit passender Kleidung am Stall an und setzte sich auf das Pferd. Noch kurz schüttelte er seine lang braun gewellten Haare und half dann seinem Sohn aufs Pferd. Jonas war völlig hibbelig und genoss den aufregenden Augenblick. Für ihn war es ein kleines Abenteuer. Richard stieß dem Pferd mit den Fersen in den Bauch und es trabte los.
Amalia kümmerte sich ständig um Janina. Sie war stolz eine Tochter gehabt zu haben, obwohl Richard einen zweiten Sohn wollte. Aber nichts hätte Amalia glücklicher gemacht, als ihre eigene Tochter in den Händen zu halten.
Bis zum Abend hin wartete Amalia geduldig auf die Rück-kehr ihres Gemahls und dessen Sohn. Doch die Sonne ging schon unter und sie kamen nicht wieder. Die Anspannung wurde immer heftiger und Amalia schickte einige Sucht-rupps in den Wald. Mit plagenden und angstvollen Gedan-ken ging sie im Schlafzimmer hin und her. Janina hörte nicht auf zu schreien und umso extremer wurde ihre Be-sorgnis. Sogar die Wachen kehrten nicht wieder und der runde Mond erhellte die finstere Nacht.
„Richard, wo bleibst du bloß?“, murmelte sie ständig.
Als ein Soldat ins Zimmer hinein geplatzt kam, drehte sie sich ruckartig um und Janina beruhigte sich ein wenig.
„Was ist, wo ist mein Mann?“, rief sie angespannt.
„Euer Mann ist verletzt Herrin und euer Sohn ist spurlos verschwunden, die Wachen suchen immer noch nach ihm.“
„Was!?“, schrie sie entsetzt und lief an ihm vorbei. Als sie die Treppe hinunter stürzte, lag ihr Gemahl schon auf einer Trage. Er ächzte und um seinen Bauch war ein dicker Ver-band. Amalia beugte sich über ihn mit tränengefüllten Au-gen. Dann nahm sie seine Hand und kniete sich zu ihm hin-unter.
„Du bist stark, du wirst es schaffen. Halte durch, Richard!“, flüsterte sie ihm beruhigend zu.
Ihr flossen die Tränen über das Gesicht und sie küsste seine Hand. Nach einigen Minuten fiel er in Ohnmacht und eine Heilkundige versorgte ihn weiterhin. Völlig erschöpft und träge begab sie sich zu ihrem Gemach. Janina kam zur Ruhe und schlief. Sie konnte es nicht fassen. Ihr Sohn war verschwunden, was war passiert? Ständig fragte sie sich ob es vielleicht ein Raubtier war oder ein Räuber gewesen sei, oder sogar ein Drache? Sie hielt wenige Minuten inne und dann gab es einen riesigen Knall am hinteren Schlossteil. Sie sprang auf und rannte hinunter zum Speisesaal.
„Was ist passiert?“, fragte sie entsetzt.
„Wir werden angegriffen!“, hallte es aus den Fluren. Dann packte ein Soldat sie am Arm und zog sie zum Vorderaus-gang.
„Meine Königin ihr müsst von hier verschwinden!“, schrie er, doch Amalia riss sich los.
„Nicht ohne meine Familie!“, rief sie.
„Aber meine Königin, das Schloss wird angegriffen von Drachen.“
„Von Drachen?“, schrie sie.
„Was ist mit meinem Gemahl und meine Tochter liegt noch oben im Schlafzimmer.“
„Euer Gemahl ist sicher in der Kutsche verwahrt. Ich werde eure Tochter retten.“, rief er panisch und eilte hinauf zum Schlafzimmer. Ihm war es eigentlich nicht erlaubt die Kö-nigstochter im Arm zu halten, doch dies war eine Notsitua-tion. Es roch schon streng nach Rauch und die Geschreie der fliehenden Menschen waren unüberhörbar. Viele Mäg-de, Soldaten und andere Bewohner flohen panisch aus dem Schloss. Einige versuchten die Drachen aufzuhalten, doch ihre Geschütze nützten nichts gegen eine eiserne Haut. Der Soldat packte Janina aus der Wiege und verschwand mit ihr aus dem Schlafgemach. Einige Sekunden später und über ihm wäre das Dach zusammengebrochen. Amalia wartete schon geduldig in der Kutsche und als sie ihr Kind in den Armen hielt, wollte sie es nie wieder loslassen. Noch ein letztes Mal schaute die Königin auf ihr prächtiges Schloss, das nun zu einem Aschehaufen verbrannt wurde. Man sah den Drachen sofort an, dass sie Schattendrachen waren, da nur diese Sorte zwei Schwänze hatte. Das lodernde Feuer stieg in den bewölkten Himmel auf und Amalia hörte immer noch die Schreie der Fliehenden. Wieso kann ich ihnen nicht helfen? Wieso gaben sie ihr Leben, damit ich fliehen konnte? , fragte sie sich zweifelnd. Richard lag vor ihr und ächzte immer noch.
„Amalia…“, stöhnte er.
Sie nahm seine Hand und schaute ihn bemitleidend an.
„Wenn ich dies hier nicht…schaffe, dann musst du wissen was passiert ist.“
„Du wirst durchkommen, da bin ich mir sicher.“, munterte sie ihn ein wenig auf.
„Es war schon spät nachmittags und wir rasteten an einer Lichtung. Ich sagte dem Jungen er sollte für dich ein paar Blumen pflücken und deswegen setzte er sich auch auf die Wiese. Doch dann hörte ich ein Geräusch und drehte mich um. Nur einen Augenblick lang war ich auf die Richtung fixiert und da war der Junge weg. Ich rief immer wieder nach ihm, aber er war spurlos verschwunden. Doch dann griff mich ein Drache von hinten an und fügte mir eine tiefe Wunde auf meinem Rücken hinzu. Ich lief so schnell ich konnte weg, entkam und gleichzeitig fanden mich die Wa-chen. Es war meine Schuld, Amalia.“, krächzte er.
„Nein, nein, es war nicht deine Schuld. Ich weiß, dass unser Junge noch lebt, er muss einfach. Du konntest nichts dafür, du warst nur vorsichtig.“
„Mein armer Sohn…“, ächzte er und ihm liefen Tränen hinunter. Amalia beruhigte ihn ein wenig indem sie ihm über die Stirn strich. Sein Kopf war heiß und er hatte wahr-scheinlich Fieber. Sie hatten alles nötige mitgenommen, Soldaten, einige Dienstmädchen und sogar eine Heilkundi-ge. Amalia rief sie in den Wagen und sie kümmerte sich sogar während der holprigen Fahrt um ihn.
Es vergingen viele Tage und Richard ging es immer schlechter. Die Wunde war zwar verkrustet, jedoch plagten ihn das Fieber und die holprige Fahrt. Als am Morgen ver-kündet wurde das wir endlich angekommen waren, viel Amalia ein Stein vom Herzen, da Richard endlich zur Ruhe kommen konnte. In einer kleinen Burg, weit entfernt von ihrem Schloss. Dort erwartete sie wiederum einige Mägde und Diener. Die Königin stieg aus der Kutsche und betrach-tete die kleine Burg. Um sie herum waren nur hohe und dichte Bäume. Nur von oben konnte man die Burg entde-cken. Sie war ein wenig alt, jedoch der perfekte Ort um sich zu verstecken. Richard wurde sofort in sein Gemach ge-bracht und dort weiterhin versorgt. Die Heilkundige meinte er käme durch, aber Richard war viel zu geschwächt, es müsste ein Wunder geschehen, damit er wieder auf die Beine käme.
Weitere Tage vergingen und Richard lag immer noch krank in seinem Bett. Das Fieber sank und Amalia betete jeden Abend für seine Gesundheit. Sie hatte schon ihren Sohn verloren und einige Wachen suchten trotz des Angriffes immer noch weiter nach ihm. Doch für sie schien es hoffnungslos zu sein. Jonas war weg, ihr einziger Sohn und deswegen wollte sie nicht auch noch ihre Tochter verlieren. Sie nahm sich vor Janina später nichts von ihrem Bruder zu erzählen und wollte die Vergangenheit ruhen lassen. Es war ein Vorteil, das Janina noch ein Neuling war und sie deswegen noch nichts verstand.

Fünfzehn Jahre später…

Richard war wieder gesund und munter. Trotz der Verhei-lung der Wunde, blieb eine hässliche Narbe auf seinem Rü-cken zurück, die ihn immer wieder daran erinnerte, dass er seinen Sohn verloren hatte. Er gab die Hoffnung auf ihn jemals wieder zu sehen, da sie ihn sogar fünf Jahre lange suchten und es dann aufgaben. Nun war er völlig auf Janina konzentriert seine einzige Tochter.
Janina jedoch war ein abenteuerlustiges Mädchen. Jeden Tag suchte sie im Wald das Vergnügen, liebte Ausritte und die Natur. Gerade machte sie ihre schulterlangen blonden Haare zurecht, um einen Ausritt in den Wald zu machen. Sie nervte es, dass ihre Eltern sie ständig kontrollierten. Egal wohin sie ging, ihr folgten Wachen und in die Zimmer Mägde. Nirgends war sie allein und das gab ihr keine Frei-heit. Deswegen wollte sie sich heimlich aus dem Schloss schleichen und alleine einen Ausritt wagen. Ihr war von Drachen und Magiern nichts bekannt. Alles gefährliche was sie kannte, waren die Wachhunde und die Waldtiere. Deswegen konnte sie nie ahnen, warum sie diesen Schutz hatte. Amalia hörte schon oft die Klagen darüber von ihrer Tochter und manchmal glaubte sie einen Fehler begangen zu haben. Vielleicht übertrieb sie mit ihrer Vorsicht, aber sie wollte nicht noch ein Kind verlieren.
Die letzten fünfzehn Jahre lang versuchte Richard heimlich zur Außenwelt Kontakt aufzunehmen, sodass ihre Tochter nichts mitbekam. Die Drachen tobten immer noch in Aasra, sowie manche Magier. Viele setzten sich in Städten ab und lebten ein normales Leben, aber doch gab es einige die sich mit Drachen verbündeten und das ergab noch schlimmere Konflikte. Viele Bewohner beschwerten sich über verbrann-te Höfe und Felder. Wenn dies öfters vorkäme, würde eine Hungersnot ausbrechen und das Land ins Chaos stürzen. Also nahm der König sich Hilfe von einem Magier, der ihm von einem guten Freund empfohlen wurde. Schon einmal gab es ein Bündnis zwischen Magier und König und Richard wollte dies vermeiden, weil er an Magiern meistens zweifelte, doch in solch einer Lage, war jede Hilfe nützlich. Bis jetzt sprach er mit einigen Magiern, die im Norden gewesen waren und einer beschaffte dem König wichtige Informationen.
Das damalige Gespräch mit dem Magier…
„Ihr sagtet Ihr seid im Norden gewesen?“, fragte Richard ihn.
„Genau. Wir fanden eine kleine Insel mitten im Meer und dort ließen wir uns nieder. Die Drachen lebten wie streu-nende Tiere um uns herum. Viele Magier waren darüber verärgert, genauso wie die Drachen. Dann beschlossen sie sich trotz des Gesetzes zu vereinigen und es gab viele Bün-de. Nach dreißig Jahren gab es sogar zwischen ihnen Streite und heftige Auseinandersetzungen. Sie bekriegten sich ge-genseitig und es waren zwei Seiten. Die eine wollte Frieden mit dem König schließen, weil sie es im Norden nicht mehr aushielten. Es war kalt, die Nahrung war meistens knapp. Jedoch gab es einen Magier unter ihnen der wie ein Prophet für sie war und einige ihm deshalb folgten. Er benutzte die Macht der Drachen und plante einen Rachefeldzug gegen Aasra. Er verbündete sich schon mit vielen Drachen, deswegen ist seine Seele zerfressen, sowie auch sein Körper.“, sprach ein alter Mann mit Krückstock.
„Was meint ihr damit?“
„Ich hatte ihn nie richtig zu Gesicht bekommen, doch von anderen hörte ich, das seine Haut verschrumpelt und blass geworden war. Als er sich noch mit der anderen Seite be-kriegte, war noch lebendig und trug Haut auf den Knochen, wovon er mittlerweile nichts mehr hat.“
„Wollt ihr damit sagen, er ist zu einem zerfressenen Toten abgeändert worden?“
Er nickte leicht.
„Man sagt er sei der Tod selbst, weil er nur Verderben bringt. Sobald er eine Stadt betritt, sah man später nur auf-steigenden Rauch, rote Flammen und zum Schluss die schwarze Asche. Wer sich ihm in den Weg stellt, besonders ein Mensch, der wird sofort gnadenlos getötet.“
Richard schaute ihn mit entsetztem Blick an.
„Hat er auch einen Namen?“
„Seine Gefolgsleute nennen ihn Sebor. Sein richtiger Name ist jedoch unbekannt.“
Richard war seit diesem Tag noch vorsichtiger, als sonst. Er befürchtete einen Krieg gegen Sebor. Seine Streitmacht war enorm groß und dadurch war die Gefahr umso extre-mer. Trotzdem fragte sich Richard warum Sebor einen sol-chen Hass entwickelte. Schließlich waren überall Gesetze und Regeln und nirgendwo konnte er ohne sie leben. Wahrscheinlich wolle er das Land an sich reißen, um allein herrschen zu können. Jedoch wird ihm das leicht gelingen mit Drachen als Waffe und Magiern als Helfer.
Bis heute dachte Richard darüber nach ihn aufzuhalten, je-doch müsste ein Wunder geschehen, dass jemand den Mut hätte sich gegen ihn zu stellen.
Janina öffnete langsam die Tür und schaute zu allen Sei-ten. Niemand war in ihrer Nähe und so schlich sie sich hin-unter zum Hof. Einige Wachen standen am Tor und dort musste sie durch mit ihrem Pferd. Doch da fiel ihr eine Idee ein. An einem Mauerstück waren die Steine locker und lie-ßen sich durch kräftige Schläge lösen. Deshalb lieh sie sich im Stall einen Hammer aus, der an einer Stalltür angelehnt war und schlug kräftig auf die Steine ein. Einzeln schob sie sie auf die andere Seite und so entstand nach einigen Minu-ten eine Lücke. Schnell sattelte sie ihr Pferd und war dabei immer auf der Hut nach anderen kommenden Leuten. Als das Pferd die Zügel und den Sattel trug, führte sie es aus dem Stall und ging mit ihm über die Mauer. Dann stieg sie auf und ritt los. Sie konnte es nicht fassen, es geschafft zu haben. Endlich war sie allein, ohne Wachen, Mägde oder anderen Leibwächtern. Sie verspürte Freiheit und fühlte sich dabei viel zu wohl. Sie ritt im Galopp auf engen Pfaden und genoss dabei dieses einmalige Gefühl. Der Wind durchfuhr ihre Haare und sie ließ eine Hand von den zügeln los, um sie in die Höhe zu strecken. Doch dann vergaß sie die Zeit und den Weg. Ständig wechselte sie die Seite oder bog in verschiedene Richtungen ab. Erst als das Pferd langsamer wurde, war ihr klar, sie hatte sich verlaufen. Alles sah plötzlich gleich aus und sie bekam Panik. Nach einiger Zeit fand sie einen kleinen Teich, wo das Pferd trinken konnte. Janina streichelte dabei sanft sein fuchsrotes Fell. Sie schaute sich genauer die Gegend an, konnte aber nicht einmal die Richtung erkennen, von der sie gekommen war. Hoffnungslos setzte sich an einen Baumstamm.
„Immerhin folgen mir keine Kletten.“, seufzte sie und malte mit einem spitzen Stein ein Muster in den erdigen Boden. Dennoch bedrückte sie es immer noch, dass sie sich verlaufen hatte. Janina wusste, dass sie Ärger bekommen würde, wenn sie wieder zurückkehrte. Jedoch war ihr dieser Ausflug das Risiko wert. Einmal ohne beobachtet zu werden und einfach für sich alleine sein. Als sie die Augen schloss, schlief sie unbewusst ein.
Es vergingen viele Stunden und als Janina wieder auf-wachte, erschrak sie fürchterlich. Es war bereits dunkel und das Pferd war verschwunden. Sie konnte fast nichts sehen und tastete sich durch die Bäume auf den Weg. Dann ent-deckte sie eine Höhle und stellte sich dort unter. Es fing an zu regnen. Janina lehnte sich an einen Stein und schaute zu, wie der Regen auf die Erde prasselte, sowie auch von der Höhlendecke das Wasser hinunter tropfte. Was tat sie jetzt bloß? Hier übernachten? Ihre Eltern würden furchtbar wü-tend sein, wenn sie nach Hause käme. Das Pferd hatte sie auch noch verloren. Seufzend rutschte sie auf den Boden und legte ihren Kopf nieder. Es war kalt und feucht. Trotz-dem musste sie spätestens Morgen nach Hause finden. Doch dann hörte sie ein lautes Gebrüll, das ganz in ihrer Nähe war. Sie stand erschrocken auf und suchte draußen nach einem Tier. Noch nie hatte sie ein solches Brüllen wahrgenommen, tief und kräftig. Dann ertönte dasselbe Brüllen wieder, es klang verzweifelt, als hätte es Schmerzen. Janina ignorierte den Regen und suchte um die Höhle nach einem hilflosen Tier ab. Hinter der ihr befand sich der Teich und ein Stückchen weiter, erkannte sie einen langen Schwanz, der durch die Büsche sich streckte. Angstvoll blieb sie stehen und überlegte welches Tier das seien könnte, aber sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging langsam zu dem Tier hin. Seine Haut war hartschuppig und schwarz. Der Schwanz war mindestens drei Meter lang. Aber dann erkannte sie schon ein liegendes riesiges Tier. Seine Atmung war hastig es ächzte vor Schmerz. Janina hatte eine solche Kreatur noch nie in ihrem Leben gesehen und trotz Angst, empfand sie Mitleid für das Tier. Ein großer Speer steckte in seinem Bauch und dadurch konnte er nicht aufstehen. Janina versuchte keine ruckartigen Bewegungen zu machen und wollte sich den Kopf der Kreatur anschauen, deren Sicht durch einen Baumstamm blockiert war. Vorsichtig ging sie in einem großen Bogen um das Tier herum und betrachtete es von der anderen Seite. Es hatte vier riesige gefährliche Pranken mit scharfen langen Krallen. Doch als Janina die Flügel dieses Tieres sah, verspürte sie ein bekanntes Gefühl, als würde sie das Tier kennen. Der Kopf der Kreatur war genau so groß und es hatte schlangenartige Augen. Janina erinnertes es an ein Reptil. Es wurde panisch, als es sie sah und fügte sich dabei nur noch Schmerzen zu, weil es sich ruckartig bewegte. Janina beruhigte es durch sanfte Worte. Sie ging zum Speer hin und wusste, dass er herausgezogen werden musste. Dann versuchte es aufzustehen, hatte jedoch keine Chance durch die Schmerzen. Janina schmiss den Speer weit weg von dem Tier und schaute, ob sie vielleicht etwas Heilendes fand. Damals lernte sie einige Dinge von einer Heilkundigen, die durch Kräuter und Blätter Wunde versorgte. Das prägte sie sich ein und so suchte sie nach kleinen herzförmigen Blättern. Nicht weit von dem Wesen, fand sie einen Strauch, der ihre Blätter beinhaltete und riss sie einzeln ab. Vorsichtig legte Janina sie auf die Wunde und die Kreatur schrie kurz auf. Zum ersten Mal berührte Janina die Haut dieser gewaltigen Kreatur. Es war atemberaubend. Sie war hart und schuppig. Durch das Wasser und das Mondlicht glänzten die Schup-pen schwarz-silbrig. Die Augen des Tieres waren gelb und die Pupille hatte die Form von einer Schlange. Manchmal schloss es die Augen, als würde es die Verletzung nicht überstehen und trotzdem gab Janina ihr bestes. Sie wollte mehr über das Tier herausfinden. Was war es? Gibt es mehr von ihnen? Sind sie gefährlich? All diese Fragen überschwemmten sie. Sollte ich bei ihm bleiben? , fragte sie sich.
Janinas Augenlider wurden immer träger und schwerer. Der Regen durchnässte sie und ihr wurde allmählich kalt. Sie rieb an ihren Oberarmen um sich warm zu halten, je-doch nützte es nicht viel. Die Kälte machte sie noch träger und dann legte sie sich ganz vorsichtig an den Bauch des Tieres. Er schnaubte kurz, doch dann gab es einen gelasse-nen Ton von sich. Es wärmte sie wieder, als wäre sie auf der Burg in ihrem Bett. Trotzdem störte sie der Regen. Er tropfte ihr auf die geschlossenen Lider. Aber plötzlich ge-schah etwas Unfassbares. Die Kreatur streckte einen Flügel in die Höhe überdeckte dann Janinas Kopf damit. Sie war völlig erstaunt, es schien ihr Schutz vor dem Regen zu ge-ben. Noch nie hatte sie ein so hilfsbereites Tier gekannt. Trotz dessen dass es ihr völlig fremd war, empfand sie kei-nerlei Angst, sondern vertraute ihm. In der späten Nacht trat ein Gewitter ein und Janina wachte auf. Das Tier schlief und sie schaute nach seiner Wunde. Die Blätter halfen, man konnte schon eine deutliche Kruste sehen. Jedoch störte der Regen die Verheilung und es musste ins Trockene. Die Höhle wäre der geeignete Ort dafür. Das Tier hob seinen Kopf und schaute zu Janina, die versuchte ihm beizubringen aufzustehen. Mit hektischen Handbewegungen, verstand es nach einiger Zeit ihrer Zeichen und folgte ihr. Es humpelte ein wenig, aber die Höhle war auch nicht weit entfernt. Als Janina sie in den Eingang winkte, verstand es sofort, was sie wollte und legte sich auf den trockenen Boden. Wenn es donnerte zuckte sie manchmal zusammen und es gönnte ihr keinen Schlaf. Stattdessen rätselte die ständig was für eine dieses Tier seien könnte. Der Kopf erinnerte sie an eine Echse und die Augen an eine Schlange. Wieso sah sie die Rasse nie? Würde sie vielleicht deshalb immer beschützt werden, weil sie gefährlich sind? Aber diesen Gedanken schweifte sie ab, denn es hatte ihr geholfen und sie verspürte in seiner Gegenwart keine Angst.
Am nächsten Morgen schaute sie sofort nach dem Tier, jedoch war es nicht hier. Panisch suchte sie draußen die Ge-gend ab, aber es war nirgends zu finden. Bis sie schließlich ein Gebrüll aus der Höhle hörte und sofort hineinrannte. Es war dunkel, durch das Tageslicht konnte sie nach einiger Zeit Umrisse erkennen und sah das Tier am Boden liegen, völlig schwach.
„Was ist passiert?“, fragte sie sich, weil es ihm eigentlich gut ging. Es schüttelte seinen Kopf und zog sich nach vor-ne, sodass Janina das gelegte Ei entdeckte. Mit staunenden Augen wusste sie, warum ihr Bauch so aufgebläht war. Es war ein Weibchen und sie war anscheinend schwanger ge-wesen. Deswegen hatte sie es auch so schwer gehabt.
Aber dann geschah etwas, was Janinas Leben für immer änderte. Das Tier biss ihr in den Arm und sie sah kurze Visionen im Kopf. Zuerst erkannte man ein weites Land mit Schnee bedeckt und überall waren die gleichen Kreaturen wie sie. Dann Menschen, sie lebten mit den Tieren und doch waren sie anders. Sie konnten Feuer aus ihren Händen entfachen und Verletzungen heilen. Doch dann tauchte etwas Dunkles im hellen Schnee auf. Er trug eine schwarze Kutte und seine Augen glühten rot. An seinen Händen war keine Haut mehr, sondern nur Knochen und sie durchfuhr eine Gänsehaut. Dann verschwand die Vision und sie konnte in ihrem Kopf eine Stimme hören.
„Bitte, du musst mir zuhören. Es ist äußerst wichtig.“, hallte es in ihren Gedanken.
„Wer bist du?“, fragte sie.
„Unsere Seelen haben kurz miteinander gesprochen, da ich dir in den Arm biss. Verzeih, aber das musste sein, sonst könnte ich nicht mit dir sprechen. Ich bin ein Drache und bin an einen Magier gebunden, der mich im Stich ließ. Er floh um sein eigenes Leben zu retten und ließ mich zurück. Bevor ich mit ihm aber einen Packt schloss, wurde ich schwanger und durch den Speer wurden meine anderen Eier zerstört. Ich empfinde furchtbare Schmerzen und bitte dich darum über das Ei zu wachen. In deinem Herzen sehe ich viel Platz für Mitgefühl und Liebe. Du musst dich um das Ei kümmern und dafür werde ich dir meine ganze Kraft geben.“
Das war für Janina etwas zu viel und es fiel ihr schwer alles zu verstehen, jedoch ihre Aufgabe begriff sie sofort. Der Drache biss ihr noch kräftiger in den Arm, sodass Janina aufschrie, jedoch spürte sie eine starke Macht die in sie hin-ein strömte. Nach einigen Sekunden ließ der Drache ihren Arm los und fiel um. Sie hatte ihre gesamte Kraft auf Janina übertragen und sie beherrschte ab sofort Magie. Die Essenz, die der Drache mit seinem Bündnispartner teilen musste, ging nun auf Janina über. Vorsichtig näherte sie sich dem Ei und schaute es sich genauer an. Es war gigan-tisch, fast so groß wie ihr Oberkörper. Die Schale war rau und weiß. Doch Janina hielt ihr Versprechen, sie musste das Ei um jeden Preis beschützen. Doch zuerst legte sie einige Blätter auf ihren Arm, damit er schneller verheilte. Sie wusste dass etwas Magisches auf sie übergegangen war, jedoch wie man damit umging, wusste sie nicht. Wenn sie dadurch heilen konnte und Feuer entfachen kann, müsste sie keine Heilkräuter suchen, doch leider konnte ihr der Drache nicht sagen wie es funktionierte. Nach längerem Suchen von Zweigen, Blättern und Gras kehrte sie in die Höhle zurück und baute dem Ei ein gemütliches Nest. Schon oft sah sie, wie die Hühner ihre Eier in das Stroh leg-ten und deswegen baute sie ein ähnliches nach. Die Höhle war ein guter Schutz. Hier würde dem Ei nichts passieren, hoffte sie jedenfalls.
Aber ihre Eltern machten sich bestimmt wieder große Sor-gen. Wenn sie Heim käme, gäbe es viel Ärger, das war ihr bewusst. Aber sie wusste nicht einmal in welcher Richtung die Burg lag. Seufzend lehnte sie sich an die Höhlenwand. Aber dann tauchte ein brauner Falke auf mit weißen Feder-spitzen und setzte sich auf ihr Knie. Verdutzt schaute sie den Vogel an und streckte ihm den Finger entgegen. Der umschlang ihn und schaute Janina mit großen Augen an.
„Ein Mensch, der außerdem ein Magier ist, unglaublich.“, schallte eine männliche Stimme in ihrem Kopf.
„Können Vögel jetzt auch noch reden?“, fragte sie sich.
„Nein, da wir zwei dieselbe Essenz besitzen, können wir uns per Gedanken und Sprache verstehen. Du bist ein Magier, wusstest du das?“
Janina schüttelte den Kopf.
„Können alle Magier denn mit Vögeln und Drachen spre-chen?“
„Nein, natürlich nicht, das wäre ja furchtbar. Ich bin wahrscheinlich der einzige Vogel der mit dir sprechen kann. Die Drachenmutter gab mir ein wenig von ihrer Kraft. Deswegen brachte ich dich auch zu ihr.“
„Was?“
„Dein Pferd hatte ich losgebunden und anschließend kamst du auch von allein zur Höhle. In der Zeit blieb ich bei der Drachen-mutter und versuchte sie zu beruhigen. Einige Menschen haben Angst vor Drachen, besonders vor Schattendrachen, sie seien an-geblich die schrecklisten.“
„Aber das stimmt nicht, hab ich Recht?“, fragte sie.
Der Falke nickte.
„Das Ei ist von großer Wichtigkeit. Es darf nicht in die falschen Hände geraten. Du bist ein guter Mensch und respektierst die Tiere. Schon öfters berichteten mir die Vögel von einem Mädchen mit blonden Haaren, das im Wald das Vergnügen suchte. Mir war klar, dass du anders warst, als die Menschen auf der Burg.“
„Du weißt wo die Burg ist?“, fragte Janina erleichtert und stellte sich auf.
„Selbstverständlich.“
„Du musst mich nach Hause bringen, bitte, ich muss zurück, sonst wartet noch größerer Ärger auf mich. Das Ei ist ge-schützt und außerdem kannst du es bewachen. Sobald sich Mensch der Höhle nähern, rufst du mich und ich werde kommen, um das Ei zu schützen.“
„Na gut, ich vertraue dir Mensch.“
„Nenn mich bitte Janina. Mensch hört sich so fremd an.“
„Wie du möchtest.“
„Und was ist mit deinem Namen?“, fragte Janina den Fal-ken.
„Tiere besitzen keine Namen.“
„Gut, dann werde ich dich eben Falcon nennen. Jetzt besitzt du einen Namen.“
„Schön, nun komm!“
Falcon und Janina verließen die Höhle und eilten so schnell wie es nur ging in die Burg. Dort erwartete Janina ein rie-sen Ärger. Die Wachen fanden sie zuerst und brachten sie zu ihren Eltern. Richard schaute sie wütend an und Amalia fiel ihr in die Arme.
„Mein Kind! Wo warst du bloß? Was ist passiert? Wir dachten wir hätten dich verloren!“, schluchzte Amalia.
„Junge Dame! Wenn du noch einmal ohne Begleitung aus dieser Burg verschwindest, wirst du nie mehr hinaus dürfen. Hast du mich verstanden?“, brüllte er los.
„Wieso werde ich ständig kontrolliert? Ihr lasst mir über-haupt keine Freiheiten! Ständig sind diese Kletten an mir und es stört mich.“, schrie Janina wutentbrannt.
„Das hat dich nicht zu interessieren! Da draußen lauern Gefahren und du bist ihnen nicht gewachsen.“
Beleidigt drehte sich Janina um und verschwand in ihr Zimmer. Ihr flossen Tränen über die Wange und sie weinte. Auf ihrem Bett ließ sie allen Schmerz los. Sie fühlte sich verletzt und nicht verstanden. Ihr Vater hörte ihr nie zu und das machte Janina traurig.
In der Nacht erleichterte es sie endlich wieder in ihrem Bett zu schlafen, da die gestrige Nacht in der Höhle unerträglich gewesen war.
Am nächsten Morgen schlief Janina lang, die Sonne schien schon hoch über dem klaren blauen Himmel. Sie wollte am liebsten nach dem Frühstück gleich nach dem Ei sehen, aber die Wachen wären ihr dann auf den Fersen.
„Janina!“, schallte es in ihrem Kopf erneut.
Am Fenster stand Falcon und blickte sie an. „Ich habe gestern dass Gebrülle deiner Eltern mitbekommen, was ist passiert?“
„Hast du es denn nicht verstanden?“, fragte sie ungewiss.
„Ich bin ein Vogel. Wir Tiere verstehen euch Menschen nicht und auch umgekehrt. Da du mit der gleichen Essenz zu mir sprichst, verstehe ich dich in meiner Sprache.“
„Ich verstehe.“
Er nickte.
„Nun, mein Vater lässt mich nicht mehr aus der Burg, ohne Begleitschutz.“
„Kennst du denn keine vertrauenswürdige Person?“
Janina schüttelte den Kopf.
„Das ist sehr schlecht, vielleicht können wir das Ei hierher brin-gen, dann musst du auch keinen Geleitschutz mehr haben. Das Ei wäre in deiner Nähe und du hättest deine Freiheit.“
„Aber es wäre einem hohen Risiko ausgesetzt. Wenn je-mand das Ei finde, dann werden sich alle fragen was es da-mit auf sich hat.“
„Janina, so langsam habe ich das Gefühl, als ob du noch nie etwas von Magiern und Drachen gehört hast, oder?“, fragte Falcon.
Sie schüttelte den Kopf. „Fangen wir mal so an. Was hatten deine Eltern dir erzählt, bezüglich dich?“
„Sie sagten ich sei die Tochter eines Burgherrn, also ein Burgfräulein.“
„Du weißt nicht einmal wer du bist!?“, rief er entsetzt. „Du bist die Prinzessin des Königs von Aasra, meine Liebe.“
„Eine Prinzessin?“
Er nickte.
Janina fühlte sich betrogen. Wieso logen ihre Eltern sie an? Gab es denn noch etwas, was sie ihr verheimlichten?
„Ich könnte mir auch niemals vorstellen, dass deine Eltern nichts von Drachen wissen, denn damals seid ihr hierher geflohen. Ein König müsste bestimmt wissen, dass in seinem Land die Drachen und Magier Chaos anrichten. Jedoch nicht alle. Es gibt eine kleine Gruppe im Osten die sich gegen den Drachenfürst stellen.“
„Wer ist dieser Mann?“
„Er ist kein Mensch mehr. Dadurch das er sich mit zu vielen Drachen verbündete, zerfraßen sie seine Seele und er wurde ein Mensch ohne Haut.“
„Das ist schrecklich.“, rief sie.
„Dein Vater kämpft schon seit Jahren gegen sie, aber es scheint hoffnungslos zu sein. Die Magier und Drachen sind zu stark.“
„Es ist einfach unverzeihlich das meine Eltern mich die ganzen Jahre angelogen hatten. Wir konnten sie nur!“
„Aber nun weißt du es.“
Kurz herrschte Stille zwischen den beiden, aber dann fiel Janina wieder das Ei ein.
„Ich muss unbedingt noch heute wieder zur Höhle, jedoch ohne Wachen.“
„Wie willst du das anstellen?“, fragte Falcon.
„Keine Ahnung. Mein Zimmer wird bewacht und in der ganzen Burg stehen sie auch, am Hinterhof und Vorderein-gang.“
„Vielleicht solltest du den unterirdischen Gang im Keller benut-zen, er führt genau in die Richtung der Höhle hinaus.“
„Es gibt einen Geheimgang?“, fragte Janina verdutzt, weil sie schon oft im Keller war und ihn nie bemerkte. Vielleicht hatte ihr Vater ihn auch schon längst verschlossen.
„Dort hinten liegt ein Korb. Ich schlüpfe hinein und du bringst uns zum Keller hinunter, alles klar?“, schlug Falcon vor und Janina stimmte zu.
Ihr folgten zwei Wachen als sie sich zum Keller begeben wollte, doch dann fiel ihr eine List ein. Sie drehte sich zu den beiden um.
„Wieso verfolgt ihr mich? Es ist belästigend.“
„Wir haben einen Befehl des Herrn erhalten, Euch nicht aus den Augen zu verlieren.“, sprach einer der beiden.
„Ach ihr wisst es noch nicht? Mein Vater hatte den Befehl fallen lassen, da ich mich belästigt fühlte. Ihr wollt doch keinen Ärger später bekommen, wenn ihr mich trotzdem verfolgt, obwohl dieser Befehl längst nicht mehr gilt.“
Die zwei Wachen schauten sich verwirrt an und wussten nicht ob sie der Prinzessin Glauben schenken sollten. Nach-dem sie einige Blicke miteinander ausgetauscht hatten, be-schlossen sie auf ihren vorherigen Posten zu gehen. Endlich war Janina allein und schlich hinunter in den Keller.
„Wenn du ein riesiges Bild, auf dem dein Vater zu sehen ist, siehst, dann bleib dort stehen.“
Die unteren Gewölbe waren alle vollgeprallt mit alten Bü-chern, Texten und einigen Schmucksachen. Tische und Stühle lagen auf dem Boden und alles versank im Chaos.
„Hier müsste jemand mal sauber machen.“, murmelte sie.
An einer großen Wand hing schließlich das Bild und Janina gab Falcon Bescheid. Er schlüpfte aus dem Korb und suchte den Raum ab.
„Irgendwo müsste ein Stein sein, aber ich bin mir nicht ganz sicher, denn schließlich bekam ich alles nur erzählt.“, erklärte er.
„Ich habe Zeit.“, brummte Janina.
Nach einer Weile fand er den Schalter und Janina trat mit dem Fuß auf einen lockeren Stein. Das Bild schob sich zur Seite. Als sie hindurch gingen viel die Tür wieder zu und es war stock dunkel.
„Jetzt sehe ich nichts mehr.“, meinte Janina.
„Warte, ich fliege voraus.“
Irgendwann hörte sie ein Piepsen und folgte den Lauten. Dann sah sie ein Licht und das unter einer Tür durchdrang. Es musste der Ausgang sein. Janina rannte los und riss die Tür auf. Vor ihr war eine Leiter und die führte zu einem Stein. Falcon pickte gegen die harte Masse.
„Den Brocken musst du zur Seite schieben, da ist ein Griff dran.“
Janina stieg die Leiter hinauf und zog mit aller Kraft den Stein zur Seite. Es war viel leichter als sie annahm. An der Oberfläche schaute sie zurück und sah nur ein Stück der Burg, da die Bäume die Sicht versperrten. Sie schlüpfte be-hutsam aus dem Loch und lief mit Falcon in die Richtung der Höhle.




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