Zufällige Begenung

Autor: J1980
veröffentlicht am: 10.01.2011


"Guten Morgen!", sagte Tanja und setzte sich zu Anne an den Küchentisch.
"Morgen!", rief Anne fröhlich und schob sich eine Erdbeere in den Mund.
"Du, Anne, kannst du heute nach der Arbeit einkaufen gehen? In unserem Kühlschrank herrscht Ebbe."
"Ja, ich versuch's. Soll ich ´ne Pizza mitbringen?"
"Hmm, ich koche heute!", sagte Tanja stolz.
"Wow! Weißt du schon, was es geben wird?"
"Nö. Du darfst dir was wünschen!"
"Echt? Okay... äh..."
"Na was?!"
"Lass mich überlegen! - Kalamaris!"
"Bäh!" Tanja verzog angewidert das Gesicht.
"Och bitte! Du hast gesagt, ich darf mir was wünschen."
"Aber nicht sowas! Ich sagte, was zum Essen!"
Anne lachte.
"Okay! Okay! Wie wär's mit Spaghetti á la Flo?"
(Flo war Tanjas Spitznahme.)
Jetzt lachte Tanja.
"Gute Idee!"
Nach einem Schluck Kaffee fragte Anne: "Wollen wir auf'm Balkon weiter essen? Tommi kommt doch gleich!"
"Au ja! Hach, wenn dieser Junge nur zehn Jahre älter wäre..."
"Also Tanja!"
"Na was denn?!"
Anne und Tanja transportierten ihr Frühstück also auf den Balkon und aßen dort weiter. Dann kam Tommi, der Zeitungsjunge und warf die Zeitung. Gekonnt! Er wurde immer besser. Anfangs landete die Zeitung nämlich meistens in Annes Kaffeetasse.
"Morgen, ihr Zwei!", rief er und hielt an.
"Hi, Tommi!", rief Tanja fröhlich, "willste 'ne Erdbeere? Oder ein Brötchen?"
"'Ne Erdbeere wäre nicht schlecht!"
"Na los, komm hoch!", rief nun Anne.
Sie und Tanja verstanden sich prima mit Tommi. Nachdem Tommi anderthalb Brötchen, fünf Erdbeeren und eine Tasse heiße Schokolade verspeist hatte, fragte er mit der sechsten Erdbeere im Mund: "Du, Tanja, wann tanzen wir mal wieder?"
"Och, Tommi, ich würd ja gerne, aber ich hab im Moment total viel zu tun mit dem Studium, weißt du?"
"Na ja, dann tanz ich halt mit meiner Freundin."
"Du hast 'ne Freundin?", fragte Anne und grinste.
Tommi nickte nur und wurde etwas rot.
"Hey", rief Tanja mit gespielter Traurigkeit, "ich dachte, ich bin deine Freundin?!"
Tommi zog das untere Augenlied nach unten, worauf Anne und Tanja in gemeinsames Gelächter einstimmten.
"Ich glaub, du musst jetzt langsam los, ich hör nämlich schon Frau Müller greischen!", stöhnte Tanja und stand auf, um das Tablett in die Küche zu räumen.
"Tommi, wo bleibt meine Zeitung?!", äffte Anne Frau Müller nach.
In dem Moment musste Frau Müller natürlich unterm Balkon stehen!
"Ja, ja, Fräulein Jonas!", rief sie nach oben.
"Ups!", flüsterte Anne und verschwand in der Wohnung. Tommi hinter ihr her.
"Ich mach jetzt los!", sagte Tanja und nahm ihre Tasche. "Ich ruf hoch, wenn die Luft rein ist, okay, Tommi?"
"Danke, Tanja! Bis später."
Als tanja unten war, stand Frau Müller nicht mehr unterm Balkon und Tommi konnte beruhigt weiterradeln und seine Zeitungen austragen.
Ein paar Minuten später machte auch Anne sich auf den Weg zur Arbeit, denn als Büroassistentin konnte sie sich auch nicht alles erlauben.
Die Arbeit verlief gut, denn der Chef war an diesem Tag besonders gut gelaunt.
Anne freute sich schon auf das Abendessen. Zwar war sie etwas skeptisch, was Tanjas 'Kochkünste' anging, doch man konnte ja nie wissen...
Nach der Arbeit fuhr sie zum Einkaufen mit einem Liedchen auf den Lippen, schlenderte durch die Reihen und packte Lebensmittel für die nächsten 4 Wochen in ihren Einkaufskorb. Sie wusste, dass Tanja das eigentlich nicht mochte, doch Anne meinte, Tanja sollte sich nicht so haben!
Eigentlich konnte Anne heute nichts mehr den Tag verderben, außer... Außer ihr Auto hätte einen Platten. Und genaus das war der Fall! Anne war also gezwungen, ihre fünf vollen Tüten zu Fuß nach Hause zu bringen. Es hätte zwar noch andere Verkehrsmittel gegeben, doch Anne hatte absolut keine Lust, auch noch ihr Portmonaie, worin sich eh nur großes Geld befand, aus irgendeiner Tüte - sie wusste ja nicht mal welche - zu fischen. Also ließ sie das Auto einfach stehen und zog los. Mit ihren fünf bis obenhin gefüllten Tüten. Doch das war noch nicht das Schlimmste! Ihr kam eine Gruppe Inlineskater entgegen und die fuhren rücksichtslos um Anne herum und stießen sie an. Und es kam wie es kommen musste - Anne kam ins Stolpern und verlor ihre Tüten auf dem Gehweg!
"Scheiße!", fluchte sie und begann mühsam, die Sachen wieder zusammen zu suchen.
Plötzlich kam ein junger Mann von der anderen Seite der Straße herüber. Er war groß und blond und auch noch hilfsbereit, der er bückte sich und reichte Anne eine Gurke, die aus einer Tüte gerollt war.
"Bitte schön!", sagte er und lächelte freundlich.
Anne war erst etwas verdutzt, dann lächelte sie zurück und bedankte sich.
"Sie brauchen hier nicht für mich auf dem Boden rumzukriechen!", meinte Anne und nahm dem jungen Mann, der ihr auf den ersten Blick ganz gut gefiel, eine Tüte Chips aus der Hand.
"Tu ich doch gern!", sagte er und grinste sie wieder ganz lieb an. "Ich heiße Bastiaan. Und Sie?"
Er beugte sich zu ihr rüber, um ihr seine Hand zu reichen. Mit der anderen Hand wollte er sich abstützen. Tat er auch, allerdings griff er in eine Packung Eier.
"Ääähhh!", rief er und verzog angewidert das Gesicht.
Anne musste lachen.
"Tut mit Leid!", sagte sie, konnte ihr lachen allerdings nicht unterdrücken.
Bastiaan strich seine Hand an einer Tüte ab, doch sie klebte immernoch.
Also nahm Anne ihren Mut zusammen und fragte: "Darf cih Sie als Entschuldigung zu einen Kaffee einladen?"
"Aber nur, wenn Sie mir ihren Namen verraten und wir uns dutzen!"
"Anne! Freut mich Sie... äh... dich kennenzulernen, Bastiaan."
Nachdem Anne und Bastiaan die restlichen Sachen wieder eingepackt hatten, gingen sie in ein gemütliches Café, um dort eine Tasse Cappuccino und ein Stück Erdbeerkuchen zu genießen. Als sie damit fertig waren, machten sie sich langsam auf den Weg zu Annes Wohnung. Sie mussten ja noch den Einkauf nach Hause bringen. Während die beiden schwatzend Richtung heimwärts gingen, rannte Tanja eifrig in der Küche umher und kostete ihr Werk von Topf zu Topf. Sie war sehr zufrieden damit. Sie hatte den Tisch gedeckt und sogar mal freiwillig Staub gewischt. Zwar wunderte sie sich, dass Anne noch nicht da war, doch es hätte ja sein können, dass sie länger als erwartet an der Kasse stehen musste. Als Tanja gerade so beim Grübeln war, klingelte es plötzlich. Es waren Anne und Bastiaan.
"Hey, wieso konnst'n du jetzt erst?", fragte Tanja.
Anne achtete gar nicht darauf, sondern sagte: "Das ist Bastiaan, er hat meine Eier zerdrückt!"
Bastiaan und Anne lachten.
"Was?", fragte Tanja und wurde von dem Lachen angesteckt.
Doch dann strich sich Tanja die Hände an ihrer Schürze, die sie noch vom Kochen an hatte, ab und reichte Bastiaan die Hand.
"Hi, ich bin Tanja!", sagte sie, "Die Sache mit den Eiern müsst ihr mir jetzt mal genauer erklären."
Also erzählten Anne und Bastiaan abwechselnd die Geschichte.
"Wenn du willst, kannst du zum Essen bleiben", schlug Tanja danach vor.
"Ach, ich will euch nicht... Wie sagt man? - Auf der Tasche liegen. -"
"Tust du nicht!", rutschte es Anne blitzschnell heraus. (Das wollte sie eigentlich nicht sagen.)
"Bleib doch noch!", bat Tanja, "Ich hab so schon viel zu viel gekocht!"
"Du hast gekocht? Was denn?"
"Spaghettie á la Flo!"
"Wieso Flo?"
"Das ist 'ne längere Geschichte! Wenn du bleibst, können wir sie dir erzählen."
Tanja grinste Anne an.
"Ihr seid gemein!", rief Bastiaan mit gespielter Traurigkeit.
Dabei zog er einen Schmollmund und sah richtig niedlich aus.
Natürlich blieb Bastiaan zum Essen. Denn wer hätte schon Tanja und Anne wiederstehen können?
Nachdem nach einiger Zeit hinter Bastiaan die Tür ins Schloss gefallen war, rief Tanja begeistert: "Der is ja süß!"
Anne lachte. Tanja schwärmte weiter: Un so intelliegent! Mein Gott, sieht der gut aus!"
"He, ich hab ihn zuerst entdeckt!", warf Anne ein.
"Er wohl eher dich!"
"Na ja..."
"Ich laß ihn dir gerne, freundin."
"Oh, wie gnädig!"
Beide lachten wieder.
Plötzlich fragte Tanja: "Hast du seine Telefonnummer? Oder die Adresse?"
Anne erschrak. Das hatte sie völlig vergessen.
"Etwa nicht?", greischte Tanja, als sie Annes erschrockenes Gesicht sah.
"Hab ich vergessen!", flüsterte Anne mit gesenktem Kopf.
Tanja war außer sich.
"Da kommt so ein Wahnsinnstyp und spricht dich an, ißt mit dir und kriecht sogar für dich auf der Straße rum und du vergiesst, ihn nach seiner Nummer zu fragen?!"
Tanja schlug sich auf die Stirn.
"Oh Mann!"
"Hätte er ja auch machen können...", versuchte Anne sich zu verteidigen.
"Hätte, hätte...! Hätte der Hund nicht geschissen, hätte er den Hasen gekriegt!"
Nach einer kurzen Pause, in der Tanja über die Situation nachgedacht hatte, schlug sie ihre Hände zusammen, mit neuer Hoffnung, Bastiaan wiederzusehen. Sie wollte das nicht für sich, sondern für Anne.
"Weißt du wenigstens, wie sein Nachname lautet?", fragte sie erwartunfsvoll.
"Irgendwas mit... R, glaub ich."
"So? Glaubst du also? Na dann..."
"Ach Tanja!"
"Mensch Anne, tut mir Leid, dass ich so laut geworden bin, aber... da lernst du schon mal 'nen echt tollen Typ kennen und hast nichts weiter, als seinen Vornamen!"
"Ich find's ja auch doof! Aber was soll man machen?"
"Keine Ahnung."

Ich hoffe euch gefällt die Geschichte bis hier?!





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