Eine schützende Lüge

Autor: Theresa Gretzler
veröffentlicht am: 05.01.2011

Warum erzählen sich Menschen Märchen? Um in eine andere, bessere Welt einzutauchen? Um ihre Probleme und Sorgen zu vergessen? Oder einfach nur um vor der Realität zu fliehen?

Tag für Tag passiert nichts. Tag für Tag wird Routine. Die Menschen lernen nicht mehr das zu schätzen was sie haben. Sie sehen es für selbstverständlich an, doch das ist es nicht. Nichts auf dieser Welt sollte für selbstverständlich angesehen werden. Doch einmal geht alles zu Ende und die Menschen werden lernen das zu schätzen was sie haben... solange sie es noch haben.

Susanne strich das lange blonde Haar, liebevoll aus dem Gesicht ihrer Tochter Lilly. Lilly zog sich die Bärchenbettdecke bis zu ihrem Kinn und schaute ihre Mutter mit großen blauen Augen an.
„Wie haben Papa und du euch eigentlich kennengelernt?“, fragte Lilly neugierig. Susanne lächelte. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte sie in einem geheimen Tonfall. Lilly machte noch größere Augen. „Ja, bitte. Ist es so wie in den Märchen gewesen?“ „Fast“, sagte Susanne und setzte sich auf den Rand ihres Bettes. „Wie waren beide 20. Als ich deinen Vater zum ersten Mal gesehen hatte ich mich sofort in ihn verliebt. Doch meine Mutter war gegen eine Beziehung, weil sie mich immer noch für ihr kleines Mädchen hielt. Doch dein Vater wollte nicht aufgeben. Eines Nachts lag ich in meinem Bett und hörte wie etwas an meinem Fenster schlug. Ich stand auf um, zu sehen was es war. Als ich das Fenster öffnete, stand dein Vater draußen und hielt um meine Hand an. Ich bin von Zuhause weggelaufen und wie haben geheiratet. Und dann haben wir ein kleines Wunder bekommen, dass wir Lilly nannten.“ Susanne schaute zu Lilly hinunter die mit einem lächeln langsam und ruhig Atmete. Susanne stand auf und schloss leise die Tür. Ihr rollte eine Träne über dem Gesicht. Die wahre Geschichte war, dass sie ihr erstes Mal in einer Diskothek hatte und dabei das Kondom gerissen war. Doch als sie merkte das sie Schwanger war, war es zu spät für eine Abtreibung. Doch das musste die kleine Lilly ja nicht wissen...