Wer bist du wirklich? - Teil 2

Autor: Theresa Gretzler
veröffentlicht am: 05.01.2011


Vor mir schien sich ein Traum abzuspielen! Er war so schön, anmutig und elegant. Das konnte doch nur ein Traum sein. Ich zwickte mich um ganz sicher zu sein, dass ich nicht Träumte. Nein dies war die Realität. Diesmal hatte er einen karierten Pullover an der eng anliegt. Ich war richtig froh dass sein bester Freund vor mir saß, denn so kam er oft zu ihm und ich konnte ihn heimlich beobachten. Warum war er nur so vollkommen? Warum konnte ich ihn einfach nicht vergessen? Ich schloss meine Augen und sah automatisch ihn! Ich bin ja besessen! Da kam mir ein furchtbarer Gedanke: Was wenn er mein wäre? Wenn ich sagen könnte, dass er nur mir gehörte?
Die Sonne fing an zu scheinen. Seinen dunkelblonden Haare schimmerten golden. Ich hatte das dringende Bedürfnis sie durchzuwuscheln. Sofort hatte ich einen dicken Klos im Hals. Ich biss auf meine Unterlippe. Dann endlich ging die Tür auf und der Lehrer kam hinein. Sofort ging er anmutig wie eh und je auf seinen Platz. Zwanghaft wendete ich meinen Blick ab und schaute stattdessen nach vorne.

Die Schule ist der einzigste Ort an dem ich ihn sehen kann. Heute hatte ich gleich zwei mal das Bedürfnis wegzulaufen. Wir hatten Informatik. Ich bei unserem Klassenlehrer und meine beste Freundin bei einem anderen Lehrer. Ich wollte zu ihr, da unser Lehrer noch nicht da war. Kaum bin ich durch die Tür gegangen sah ich sie auch schon bei ihrem Freund. Naja ich schaute mich um und sah ihn dann. Er stand einfach nur da. So wundervoll und reglos wie ein Engel. Er dachte anscheinend über irgendetwas nach denn ich sah wie seine Gesichtszüge zuckten. Dann sprach ihn auf einmal ein Mädchen an. Er erwachte aus seiner Starre und sah sie mit seinem Hundeblick an. Er guckte suchend in die Runde und sein Blick blieb an mir hängen. Es fehlte nicht mehr viel und ich wäre losgelaufen und hätte ihn umarmt und ihn nie wieder losgelassen. Doch meine Welt wurde zerstört als mir einfiel dass ich niemals eine ernsthafte Chance bei ihm haben würde. Dann passierte alles ganz schnell. Ich wollte weg! Einfach nur weg! Meine Beine trugen mich fort und zum Glück auch in die richtige Richtung und ich kam gerade rechtzeitig an.
Mein Klassenlehrer hatte mich beauftragt Zettel in die andere Klasse zu bringen. Also lief ich zur anderen Klasse und Klopfte. Nichts geschah also klopfte ich noch einmal. In dem Moment ging die Tür auf und er stand vor mir. Auch das noch! War das vorhin nicht schon schlimm genug gewesen? Nein! Nun hätte ich wirklich schreien können... Ich ging rum und verteilte die Zettel. Ich gab ihm einen und vermied möglichst seinen Blick. Als ich weiter ging konnte ich regelrecht seinen Blick auf meinem Rücken brennen spüren, doch ich ignorierte es. Und dann ging endlich dieser endlose Tag zu ende.

Die letzte Nacht war furchtbar. Ich hatte geträumt er hatte eine andere umarmt. Als ich dann aufgewacht bin habe ich jede stunde auf die Uhr geguckt und gewartet dass die Nacht zu ende ist.

Er macht mich wahnsinnig. Alleine schon wie er sich bewegt macht mich verrückt. Es ist unglaublich, ich glaube wenn ich jemals seinen Geruch riechen würde dann könnte ich mich nicht länger zurückhalten.
Er ist wie eine Droge.
Ich meine wie würden Menschen reagieren die grade auf entzug sind wenn man ihnen die beste Droge der Welt unter die Nase halten würde?!?
Ich bin der Mensch. Er ist die Droge.
Heute war es am schlimmsten. Er blies seinen langen Pony hoch und flirtete dabei mit seiner Tischnachbarin. Das war wie ein Stich ins Herz. Ich halte das nicht mehr durch, er ist so perfekt...
Aber... ich liebe ihn nicht... Nein!... Niemals!!!

Gespannt schaute ich immer wieder zum Fahrradständer, wann kam er endlich? Oder hatte er wieder verschlafen? Als ich dann in die Klasse kam, sah ich ihn endlich. Er war weiß. Weiße Jacke, weiße Mütze. Und seine verschlafenen Hundeaugen blinzelten mich darunter an. Dann lächelte er mein lächeln. I
ich ging an ihm vorbei und hielt den Atem an.
Doch wenn ich die Worte Engel, schön, perfekt höre dann werde ich immer wieder ihn damit in Verbindung bringen.

Heute musste ich mich neben eine Klassenkameradin setzten. Na toll und er saß grade mal einen Meter rechts von mir. Wie sollte ich ihn eigentlich vergessen wenn er grade mal einen Meter von mir entfernt saß?
Ich konnte ihn doch gar nicht vergessen, jeden Tag passiert mir so etwas. Das ist doch abnormal. Ich versuchte ihn zu ignorieren was, wie ich mittlerweile wusste, sowieso nicht funktioniert.
Aber somit konnte ich es mit meinem gewissen vereinbaren, dass ich es wenigstens versucht habe.

Natürlich redet er mit seinem Kumpel quer über die Klasse. Seine Töne drangen in mein Gehirn. Mein Gehirn schaltete sich bei jeder Klassenarbeit von selbst aus, wieso nicht auch jetzt?
Ich nahm jeden einzelnen Ton wahr. Er sprach über irgendein ein Ballerspiel. Also doch Macho?
Dann schaute er mich an, guckte aber schnell wieder weg. Wollte er sich etwa cool tun? Vor mir?
Doch gleichzeitig als ich diesen Gedanken hatte, zuckte ich zusammen. Nein so etwas durfte ich gar nicht denken. Mitten in der Stunde wackelte er mit dem Fuß. Dann hörte er abrupt damit auf. Einen Moment dachte ich es würde es merken, dass ich wie eine besessene auf seinen perfekten Fuß starrte. Doch dann wackelte er weiter. Insgeheim war ich froh darüber unentdeckt zu bleiben.

Heute habe ich einen Fortschritt gemacht. Ich habe ihn angesehen und kleine Makel an ihn gesehen. Also doch nicht so perfekt..?!
Bei diesem Gedanken ist mir ein Spruch eingefallen den ich daraufhin erfunden habe:
Ein Mensch ist solange perfekt, bis man seine Fehler sieht.
Als er was gesagt hat, habe ich mich automatisch nach ihm gedreht und konnte ihn somit direkt ins Gesicht sehen. Ich wusste ja schon immer das seine Augen zum versinken schön waren, doch ich war bisher noch nie in ihnen versunken. Doch für alles gibt es ein erstes Mal. Er hatte hellblaue Ringe um seiner Pupille die nach außen hin immer dunkler wurden.

Er macht es mir immer einfacher ihn zu hassen. Das ist zwar schmerzhaft, doch ist genau das was ich will. Aber warum fühle ich mich dann so mies?
Die Welt steht auf dem Kopf. Alles ist so wie es nicht sein sollte.

Heute war ein verhältnismäßiger ruhiger Tag. Er saß wieder einen Meter von mir entfernt und ich versuchte ihn zu ignorieren. Also ein Tag wie jeder andere auch. Ich sehe immer mehr Makel an ihm. Das ist doch DER Beweis das er nicht perfekt ist und ich langsam aber sicher von ihm loskomme. Doch er muss mir natürlich auch einen Strich durch die Rechnung machen. Unsere Klasse blieb in der Pause immer oben im Klassenraum. Das macht echt Spaß, weil man den Nervenkitzel hat, jeden Moment entdeckt zu werden. Sonst blieb er für gewöhnlich immer draußen, doch heute blieb er mit drinnen. Da unsere Klasse mit der neunten verbunden ist, können wir durch die Tür immer schnell in den Putzraum gelangen. So auch heute. Wie wollten vor einem Lehrer fliehen, also rannten alle durch die neunte Klasse in den Putzraum. Dabei fasste er mir mit einer Hand an den Rücken. Es war als ob er ihn anzündete. Meine Beine verlangsamten sich, denn desto langsamer ich wurde, desto öfter fasste er mir an den Rücken. Es war als ob ich brennen würde.

Tage, Wochen, Monate vergingen. Ich hätte alles dafür getan ihn einfach zu vergessen... doch es klappte nicht.
Und jetzt bin ich ihm näher als je zuvor. Ich sitze NEBEN ihm.
Mein Herz hämmerte so doll gegen meine Brust, dass sie drohte zu zerspringen. Wir haben uns nicht mehr als nötig berührt oder miteinander gesprochen, jeder ist so weit er kann in seine Ecke gerückt und hat es vermieden den anderen anzusehen oder gar auch noch zu berühren.
Doch heute haben wir Waffenstillstand gemacht. Wir haben uns normal an den Tisch gesetzt und uns an den Ellenbogen berührt..
ob das gut geht?

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Es war alles umsonst. All die Gedanken, all die Mühe ihn zu vergessen, doch das werde ich nun müssen.
Er ist weg! Für immer!
Ich kann es nicht verstehen wie das passieren kann.
Ich habe ihn geliebt! Wirklich geliebt!
Doch ich wollte es mir nicht eingestehen aus Angst vor einer Enttäuschung.
Doch nun werde ich enttäuscht, er ist mit seiner Mutter weggezogen. Mein ganzer Bauch fühlt sich absolut leer an.
Es ist schwer sich mit diesen Gedanken abzufinden, doch ich werde es müssen.
Ob ich ihn wohl jemals wiedersehen werde???





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