Caleb

Autor: ***AnGeL***
veröffentlicht am: 20.12.2010


Ich würde mich über kommentare freuen^^


Es war eine Woche vor Weihnachten und überall schien das Weihnachtsfieber ausgebrochen zu sein, nur nicht bei ihr. Sie konnte es nie ganz verstehen, warum Menschen sich selbst stressen um Geschenke, Dekoration oder sonst irgendwelche Dinge zu besorgen. Schließlich gab es noch wichtigere Dinge.
Seufzend schaute sie auf ihre Armbanduhr. Die Straßenbahn hatte bereits zehn Minuten Verspätung und sie war nicht gerade die geduldigste. Vor allem dann nicht, wenn es draußen Temperaturen von Minus acht grad waren und der Schnee bis hoch zu ihren Knöcheln reichte.
Zitternd rieb sie sich ihre Oberarme und verfluchte die Straßenbahngesellschaft für ihre Unzuverlässigkeit.
“Wenn ich erst einmal mein Auto hab, werde ich nie wieder ein Fuß in eine Straßenbahn setzten.”
Nach weiteren Zehn Minuten ertönte endlich das Warnsignal, das die Bahn auf dem Weg war und sich die Schranken schließen, damit es zu keiner Kollision kam.
“Das wurde aber auch langsam Zeit.”
Quietschend blieb der Wagon vor ihr stehen und sie stieg ein. Sofort umfing sie wärme, die ihr nur allzu willkommen war. Als sie auch noch einen freien Vierer platz fand, steigerte sich ihre Laune wieder ein wenig. Schnell setzte sie sich hin, legte ihre Tasche neben sich und blickte sich um.
Verwirrt betrachtete sie die stehenden Passagiere und wunderte sich, warum keine vor ihr diese Plätze beschlagnahmt hatten. Es war so als würden die Leute einen weiten Bogen um die Plätze machen.
Innerlich zuckte sie mit den Schultern. Eigentlich konnte es ihr ja egal sein, Hauptsache sie hatte für die fahrt eine Sitzgelegenheit.
“Die Plätze sind schon besetzt!” Erschrocken drehte sie sich um und starrte in zwei wunderschöne blaue Augen, die sie kalt abschätzten.
Sie hatte noch nie zuvor so etwas schönes gesehen. Sofort drängten sich Bilder von einer verschneiten Holzhütte in den Bergen, ein brennender Kamin und zwei verschwitzte Ineinander verschlungene Körper, in ihr Gedächtnis.
“Hörst du mir überhaupt zu?” Sie schüttelte innerlich ihren Kopf und brachte sich damit wieder in die Realität zurück.
“Wie bitte?… Was hast du gesagt?” genervt verdrehte er seine Augen. “Ich sagte, die Plätze sind schon besetzt.” Erneut blickte sie sich um und konnte niemanden entdecken der auch nur herüber sah, geschweige denn sich auf die Sitzplätze zu bewegte.
“Du willst mich doch verarschen!” Sie schaute ihn wieder an und musterte ihn von oben bis unten. Er war bestimmt kaum älter als sie. Vielleicht so um die zweiundzwanzig. Jedoch sah er wirklich zum dahin schmelzen aus. Etwas längliche braune Haare, die ihm kreuz und quer abstanden, hohe Wangenknochen und volle, geschwungene Lippen. Nur zu gerne wollte sie herausfinden, ob sie wirklich so weich waren, wie sie aussahen.
Seine Haut war, zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich braun. Doch sie schätze ihn nicht für den Solarium Typen ein. Er hatte breite schultern und sein durchtrainierter Bauch zeichnete sich durch seinen blauen Kaschmirpullover durch.
`Komm wieder zu dir, du machst dich doch nur zum Vollidioten.`
“Hör zu, Ich warne dich kein zweites Mal.” Sie zog ihre rechte geschwungene Braue nach oben und schnalzte mit der Zunge. “Was passiert dann? Wirst du mich verprügeln? Ich meine, schau dich doch mal um! Hier sind so viele Leute da, du wirst es nicht mal schaffen mich zu berühren.” Sie holte Kopfschüttelnd ihren IPod aus ihrer Tasche, setzte sich dich Kopfhörer auf und drehte auf maximale Lautstärke.
Er hatte sie gewarnt, jetzt musste er eben von dem gebrauch machen, worauf er normalerweise verzichtete. Er manipulierte nicht gerne die Gedanken der Menschen, nur in ausnahme Fällen, so wie dieser einer war. Außerdem brauchte diese Fähigkeit ruhe und Konzentration.
Er schloss seine Augen und ließ seinen Geist auf Wanderschaft gehen. Er stellte sich ihre Nervenbahnen vor, die elektrische Impulse leiteten. Er stellte sich vor wie diese seinen Geist umfingen und ihn mit auf ihre Reise mitnahmen.
Doch kurz vor seinem Ziel, wurde er zurückgeschleudert. Es war als würde eine Unüberwindbare Mauer emporsteigen und ihm den Zutritt zu ihren Gedanken verweigern. Natürlich besaßen Menschen Schutzvorrichtungen die Ihre Gedanken schützen sollten, doch jeder dieser Vorrichtungen hatte eine Schwachstelle. Bei dieser aber nicht. Nach gründlichen Suchen, fand er keinen einzigen Makel.
‘Das ist unmöglich!” Verwirrt kehrte sein Geist wieder in seinen Körper zurück.
So was war ihm bis jetzt noch nie passiert, bis auf das eine mal. Doch die Familie wurde vor über hundertfünfzig Jahren komplett ausgerottet.
“Wie ist dein Name?” Er wusste, das sie ihn verstanden hatte, doch trotzdem tat sie so als könne sie es nicht.
Langsam verlor er die geduld. “Verdammt noch mal! Wenn du die Kopfhörer nicht sofort abnimmst, reiße ich sie dir selbst runter.”
“Fein!” Trotzig nahm sie sie ab und verstaute sie wieder in ihrer Tasche. “Sag mal, was willst du von mir! Kannst du mich nicht einfach in frieden lassen?”
“Ich will deinen Namen wissen.” Fragend zog sie eine Grimasse und band sich ihre langen braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. “Erst soll ich verschwinden und jetzt willst du mich kennen lernen? Weißt du, dass du wirklich seltsam bist?” Er schüttelte seinen Kopf.
“Ich sagte ich will deinen Namen wissen und dich nicht kennen lernen.” Einige Minuten verstrichen ehe sie sich seufzend ergab. “Ich werde dir meinen Namen sagen, wenn du mir auch deinen verrätst.“ Er nickte. “Also schön, mein Name ist Liz. Liz Random.”
Entsetzt riss er seine Augen auf und ließ einen Schwall übler Flüche von sich. “Na vielen Herzlichen Dank auch.” Wütend verschränkte Liz ihre Arme vor der Brust und blies empört ihre Backen auf.
“Na sie mal einer an. Nathan! Caleb hat uns was zum spielen besorgt!”
Die zwei Neuankömmlinge machten es sich auf den übrigen Plätzen bequem und musterten Liz ausgiebig. Liz atmete tief ein und wieder aus. ‘Wie viele gut aussehende Männer kommen denn noch?’
Beide hatten breite Schultern , markante Gesichtsformen und durchtrainierte Körper, so wie es bei diesem Caleb der Fall war. Die einzigen unterschiede lagen bei den Haaren, Augen und Größe.
Während der eine, denn man Nathan nannte blonde Kurze Haare hatte, hellgrüne Augen und einen Kopf kleiner war als sein Freund, hatte der andere kinnlange braune Haare und dunkelbraune Augen die beinahe schwarz wirkten.
“Willst du uns deine Freundin nicht mal vorstellen, Caleb?”
“Es reicht Jaden!” Wütend blickte Caleb seinen Freund an, der sich es auf dem Platz neben Liz gemütlich gemacht hatte.
‘Jungs, sie ist eine Random!” Jaden’s grinsen, das sich zuvor auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte, verschwand augenblicklich. ‘Bist du dir sicher? Ich meine Random könnte jeder heißen. Außerdem wurde die Familie ausgerottet.’ Caleb versuchte sich zu beruhigen, doch es fiel ihm sichtlich schwer.
‘Meinst du das weiß ich nicht?’
‘Caleb, jetzt beruhige dich. Wir haben keine Beweiße, das sie wirklich die ist für die du sie hältst.’ Caleb wusste das Nathan recht hatte und versuchte das ganze aus einer logischen Sichtweiße zu betrachten. ‘Ich weiß, nur habe ich vor wenigen Minuten versucht in ihre Gedanken einzudringen und es ist mir nicht gelungen.’ Jaden und Nathan versuchten erst gar nicht ihre Verwunderung zu verbergen, denn Caleb war einer der besten auf dem Gebiet menschliche Impulse so zu manipulieren, das er die Kontrolle der Gedanken übernehmen konnte. Vor allem war diese Fähigkeit nicht bei allen ihrer Spezies vertreten. Es war eine Gabe die nur Ranghöheren, wie Caleb es einer war, besaßen.
In Liz’ Magengegend machte sich Panik breit. Obwohl keiner der drei etwas sagte, hatte sie trotzdem das Gefühl das sie dennoch miteinander Kommunizierten und über sie redeten. Natürlich wusste sie, dass das völlig unmöglich sei, doch irgendetwas an ihrem Ausdruck störte sie.
“Nächster Halt, Westbridge.” Erleichtert atmete Liz aus, schnappte sich ihre Sachen und stand auf.
“War schön euch kennen gelernt zu haben, Jungs aber hier muss ich aussteigen. Also, man sieht sich.”
‘Hoffentlich nicht!’ Eilig marschierte sie Richtung Ausgang und war noch nie so froh darüber gewesen, Schnee und Kälte um sich zu haben.






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