Blood and Shadows - Teil 3

Autor: julia
veröffentlicht am: 16.12.2010


Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen über die Erde strichen saßen Alex und Shawn bereits im Sattel ihrer Pferde. Wie erwartet schwieg Alex den bislang ganzen Weg. Jegliche Versuche ihn in ein Gespräch zu verwickeln trugen Shawn nur eiskalte Blicke ein. Lediglich kurze herbe Anweisungen verließen seinen dämonischen Mund. Die Stimmung zwischen ihnen war inzwischen klirrend kalt und Shawn vollkommen gelangweilt. Möglichst unauffällig musterte Shawn seinen jungen Gefährten. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte Shawn eine Person getroffen, die so abweisend und verschlossen war, wie dieser Alex. Doch das würde er dem Jungen auf dieser langen Reise schon noch austreiben, dachte Shawn mit einem Grinsen. In diesem Moment wandte sich der Gegenstand seiner Gedanken zu ihm um. „Hast du nichts Besseres zu tun als mich anzustarren?“, knurrte er. Der Kleine hatte verdammt scharfe Sinne. Ihm entging auch wirklich nichts. „Ich starre nicht, sondern analysiere meinen zukünftigen Kameraden.“, entgegnete Shawn schließlich. „Lass das. ‚Wir werden weder Kameraden sein noch wirst du mit deiner Analyse etwas erfahren.“ Trotz der harten Worte musste Shawn lachen. „Das denkst du! Aber ich habe durch meine Beobachtungen bereits einige Dinge über dich in Erfahrung gebracht.“ Nun schien Alex dem kleinen neugierigen Funkeln in seinen hellen Augen nach zu urteilen doch interessiert zu sein. Doch er gab sich gleichgültig und blickte auf den Weg vor sich. Shawns Langeweile war nun wie verflogen. Es amüsierte ihn dass der ach so stolze Krieger sich plötzlich so kindisch aufführte. „Zum Beispiel weiß ich, dass du Linkshänder bist, oder dass deine schwere Wunde, die du bis noch vor kurzem hattest nun auf wundersame Weise verheilt ist, was mich schließen lässt dass du über Heilfähigkeiten verfügst. Auch habe ich bemerkt dass du mit Schwierigkeiten zu rechnen scheinst, denn du sondierst ständig wachsam die Gegend. Habt du und Baltazar mir etwas verschwiegen? Es wäre nicht ungeschickt zu erfahren, ob ich vor etwaigen Verfolgern auf der Hut befinden sollte, meinst du nicht?“ Shawn hatte mit einer überraschten oder aufgebrachten Reaktion gerechnet, doch nicht mit keiner. Inzwischen rang Alex mit dem Schock den Shawn ihr verursacht hatte, als er sie so einfach durchschaut hatte. Sie hatte ihn schon immer im Verdacht gehabt schlauer zu sein als er sich gab und hier hatte sie die Bestätigung dafür. Alex hasst es das er fähig schien sie so einfach zu erfassen. Sie hatte zu hart daran gearbeitet undurchschaubar zu sein um sich vor ihren Feinden zu schützen. Mühevoll rang sie ihre Emotionen nieder und antwortete diesem vermaledeiten Mann mit gleichgültiger Stimme.
Shawn hatte das nicht nur gesagt weil er Alex aus der Reserve locken wollte, sondern auch weil er wissen wollte ob sie wirklich mit einem Angriff zu rechnen hatten. Bisher hatte Shawn noch nichts Auffälliges bemerkt, doch es war durchaus möglich dass sie von Luecrels Männern verfolgt wurden. Vielleicht hatte der Dämonenkönig bereits mit einer von seinem Sohn ausgehenden Rebellion gerechnet. Alex Stimme durchschnitt schließlich seine Gedankengänge. „Wenn ich der Meinung wäre dass Luecrel Wind von meiner Auflehnung gegen ihn Wind bekommen hätte, wäre ich zum Dämonenberg zurückgekehrt und hätte einfach versucht ihn zu ermorden bevor er die Gelegenheit bekommt mich meinem sicherlich qualvollen Ende entgegen führt.“ Es schien ihn vollkommen unberührt zu lassen von seinem möglichen und höchstwahrscheinlich furchtbaren Tod zu sprechen. Nach einer kurzen nachdenklichen Stille in der Shawn Alex mit einem seltsamen Ausdruck in den braunen Augen anblickte, traf sie seine Frage vollkommen unvorbereitet. „Warum willst du deinen Vater vom Thron stürzen? Es wäre doch viel einfacher zu warten bis er stirbt um dann die Herrschaft zu übernehmen, als hiermit deinen Tod zu riskieren.“ Völlig unerwartet lachte Alex laut auf. Verblüfft von diesem Ausbruch starrte Shawn sie ungläubig an. Doch es war kein fröhliches Lachen, sondern ein eiskaltes. „Du glaubst doch nicht im Ernst dass ich an einer Rebellion gegen Luecrel teilnehme nur weil ich auf den Thron will? Meinst du nicht das wäre ein wenig übertrieben?“ „Weshalb sollte der einzige direkte Nachkomme Luecrels denn dann so etwas tun? Wenn nicht dafür, wofür denn dann?“ Alex beugte sich mit einem solch freudlosen Auflachen zu ihm herüber, dass Shawn der unwillkürlich den Atem anhielt. „Für etwas das ich niemals bekommen werde! Ist das nicht lächerlich?“ Mit einem Schlag wurde dem Hauptmann bewusst was ihm an dem Jungen immer so seltsam erschienen war. Es waren die Augen. Entgegen der offensichtlichen Jugend, die Alex eigen war, lag in diesen meerblauen Seen eine Bitterkeit die eigentlich dort nicht hätte sein sollen. Denn obwohl er nicht älter als 20 sein konnte hatte man sobald man ihm in die Augen blickte das Gefühl jemanden gegenüber zu stehen, der bereits Dinge gesehen hatte, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Shawn runzelte bei diesen Gedanken leicht die Stirn. Warum war ihm dieses entscheidende Detail nicht schon früher aufgefallen? Denn normalerweise waren es gerade diese Dinge die einem am Meisten über sein Gegenüber verrieten. Auch in diesem Fall war das so. Er war sich sicher, dass der junge Dämon niemals ausgesprochen hätte was Shawn aus dessen Augen las.
Es gefiel Alex überhaupt nicht was sie in Shawns Gesichtsausdruck sah. Er war eindeutig zu beschäftigt damit ihr mitleidige Blicke zuzuwerfen. Er musste in ihren Augen das erblickt haben, was sie sonst immer tief in sich verbarg. Sofort bereute sie es ihm die Wahrheit gesagt zu haben. Sofort bereute sie ihre Ehrlichkeit ihm gegenüber. Hätte sie ihm einfach recht gegeben, wäre das nicht passiert. Das Letzte was sie jetzt zu sehen gebrauchen konnte war es das ihr so verhasste Mitleid in den Augen des Hauptmannes zu sehen. Wann immer man sie so ansah, hatte sie das Gefühl der Situation in der sie sich befand nicht mehr gewachsen zu sein, sie begann sich als Opfer und als schwach zu sehen. Und wer schwach war konnte nicht überleben, nicht dort wo sie aufgewachsen war. Also würde sie ihm diesen Ausdruck aus dem Antlitz wischen müssen. Alex seufzte tief. „Naja, eigentlich geht es Baltazar und mir darum dem kargen Söldnerleben zu entfliehen. Denn Luecrel entlässt niemanden lebendig aus seinen Diensten. Auch nicht seinen Sohn.“ Sie blickte Shawn nicht in die Augen während sie Sprach denn sie war keine allzu gute Lügnerin. Sie spürte eher als dass sie sah dass er nickte. „Verstehe.“ Sie hatte keine Ahnung ob er ihr nun glaubte oder nicht. Es konnte ihr am Ende auch ganz egal sein. Wen kümmerte es schon was dieser mickrige Mensch schon von ihr hielt? Das wichtigste war sich auf die bevorstehende Mission zu kümmern, nicht um den Menschen neben ihr. Also schwieg sie. Was auch zum Ärger von Shawn die nächsten Stunden so blieb. Erst als bereits die Sterne am Himmel hell leuchteten erwachte Alex wieder aus ihrer Starre. „Wir sollten nun aber wirklich unser Nachtlager aufschlagen. Ich hoffe für dich dass du ein Zelt dabei hast, denn ich werde meines nicht mit dir teilen.“ Mit einem verärgerten Schnauben stieg dieser schwungvoll aus dem Sattel und löste die Schnallen seiner Satteltaschen. „Natürlich habe ich das.“ Alex dankte Gott im Stillen dafür. „Ich werde ein Feuer machen und die erste Nachtwache halten.“, bot sie an. „In Ordnung. Ich übernehme dann das Abendessen.“, meinte Shawn. Alex wandte sich in Richtung des nahe gelegenen Waldes und machte sich daran Feuerholz zu sammeln. Hinter sich vernahm sie das leise Fluchen des Menschen. Er schien Schwierigkeiten mit dem Zelt zu haben. Er könnte ein wenig Hilfe wohl gebrauchen. Sofort schüttelte Alex energisch den Kopf. Wie kam sie nur auf den dummen Gedanken ihm zu helfen? Er sollte selber sehen wie er klar kam! Schließlich war er ein Hauptmann. So einer sollte doch wohl fähig sein ein Zelt aufzustellen, verdammt noch mal! Doch entgegen ihrem Entschluss spürte sie wie ihre Beine kehrtmachten und auf den Mann zusteuerten. Widerwillig knurrend schob sie ihn beiseite und machte sich daran ihm zu helfen. Währendessen mied sie seinem Blick, der sie förmlich zu durchbohren schien. Wieso hatte sie es nicht einfach gut sein lassen können? Sie war wirklich nicht sehr helle! Nun erst sah sie was dem Hauptmann solche Schwierigkeiten bereitet hatte. Die Spannschnüre des Zeltes waren vollkommen ineinander verheddert. Kein Wunder dass der Mann so geflucht hatte! Geduldig packte sie das Knäuel, setzte sich auf den Boden und machte sich daran es zu entwirren. Nachdem sie es eine Weile lang über sich hatte ergehen lassen, dass er ihr gebannt dabei zusah wie sie die Leinen entwirrte, fuhr sie ihn schließlich wütend an, „Wenn du heute noch etwas essen willst, würde ich dir vorschlagen dich endlich auf den Weg zu machen und Holz zu sammeln!“ Überrascht zuckte Shawn zurück. „Ja, ja! Kein Grund so laut zu werden.“ Genervt seufzend widmete Alex sich wieder den Schnüren. Wieso kümmerte sie sich überhaupt um seine Probleme?





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