Blutrote Tränen

Autor: Tinkerbells Terrorland
veröffentlicht am: 04.12.2010


Hi Leute, sende erst mal nur den Prolog von der Geschichte. Falls interesse besteht, sende ich auch mehr.
LG Tinkerbell

Prolog

Das Herz hämmerte wie wild gegen die Rippen. Drohte sie zu sprengen und aus dem kleinen Körper zu brechen. Die kleinen dünnen Finger umgriffen das eiskalte Metall. Sie fror. Doch das nahm sie schon lange nicht mehr war. Mit letzter Kraft drückte sie ihre nackten Füße auf den Rand der Steinplatte, die mit hohem Schnee bedeckt war.
Der Stein war rutschig und jedes Mal wenn sie sich bewegte, drohte sie wegzurutschen.
Wie lange sie schon hier stand und wie lange sie davor durch die Gegend gelaufen war, wusste sie nicht mehr.
Ihr dünnes Nachthemd war nass und klebte an ihrer Haut. Der Saum und die Schultern, auch ein Teil des Rückens waren nass vom fallenden Schnee, der wild um sie herum tanzte. Wollte, dass sie mit ihm flog. Der Wind spiele mit dem Saum des Kleides. Sie zitterte leicht und stand nur da. Die langen Haare trugen Diamanten aus Schneeflocken. Ein bizarres Trugbild. Ein Kind mit roten Haaren, in dem der Schnee einen harten Kontrast gab, stand alleine auf der Brücke.
Sie sollte im Schnee spielen. Tagsüber. Doch es war Nacht. Der Wind peitsche den losen Neuschnee auf und wehte ihn über die kleinen Füße.
Ihre Lippen glänzten bläulich. Unter den Fingernägeln waren rote Ränder zu erkennen, die sich mit einem hellen blau mischten.
Niemand war mehr auf der Straße bei diesem Schneetreiben. Niemand konnte das kleine Mädchen sehen, was verängstig und alleine mit sich kämpfte. Niemand würde das viele Blut sehen. Das Blut auf ihren Knien, als sie sich in die Blutlache gekniet hatte, um ihre Mutter zu rufen. Das Blut an ihren Händen. An den Fingern, die ihren Vater angestoßen hatten, um ihn zu wecken.
Das Blut auf der Vorderseite des Kleides, was durch den Schnee sich noch ein wenig ausbreitete und immer wieder rötliche Tropfen in den Schnee fielen. Das Blut ihres Bruders. Es war ihr auch ins Gesicht gespritzt, als der Mann ihn gepackt hatte.
Immer wieder tanzten die Bilder von ihr. Wie eine alte Schalplatte, die einen Sprung hatte und immer wieder dasselbe Lied spielte.
Sie war in dem Haus ihrer Eltern. Ihr Bruder hatte sie abgeholt von einer Freundin.
Als sie den kleinen Vorgarten durchquerten hielt er auf einmal ihre Hand fest. Die Tür stand sperrangelweit offen und der Wind spielte mit ihr. Ließ sie immer wieder gegen die Wand knallen. In der Holzvertäflung, die ihr Vater vor einigen Jahren angebracht hatte, war eine riesige Delle von der Klinke.
Sie sollte warten. Die Stimme ihres älteren Bruders war auf einmal so anders. So ernst. So misstrauisch. Sie machte ihr angst. Er küsste kurz ihre Stirn und lief alleine in das Haus. Kein Licht brannte. Doch es war noch zu früh, dass ihre Eltern schon schlafen konnten.
Sie hatte gewartet. Aus Sekunden wurden Minuten, die zäh wie Kaugummi vorbei gingen. Als er nicht wieder kam, war sie rein gegangen. Sie wollte sehen wieso ihr Bruder nicht wieder kam und wo ihre Eltern waren.
Sie hatte sie gesehen. Ihre Eltern lagen mit dem Bauch nach unten auf dem Boden. Direkt in der Diele. Kalte leere Augen starrten sie an. Sie hatte erst ihre Mutter wecken wollen. Sie verdrängte, dass sie tot waren. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie die Hand ihrer Mutter nahm. Sie schüttelte sie leicht und sagte immer wieder: „Mama du musst aufstehen!“ Ihre Stimme war tränenschwer. Die Blutlache um ihre Eltern verbreiteten sich immer mehr. Als ihre Mutter nicht aufstehen wollte, versuchte sie es bei ihrem Vater. Sie schüttelte ihn und schrie ihn an.
Die schweren Schritte und die Stimme ihres Bruders hörte sie nicht. Immer wieder schrie er, dass sie weg rennen sollte. Sie blieb im Blut sitzen. Erst als ein dumpfes Geräusch, als würde etwas auf den Boden fallen, nah der Treppe zu hören war, schaute sie auf.
Zwei schwere Stiefel standen am Ende der Treppe. Zwanzig Stufen trennten die Schuhe von ihr und ihren Eltern. „Renn weg!“, die Stimme ihres Bruders klang erstickend. Es war kaum mehr ein Flüstern. Sein Körper lag neben den Stiefeln. Eine schwarze Hand hielten die braunen Haare fest im Griff. Schwarz in Leder gesteckte Hände. Das Schwarz der Handschuhe unterschied sich kaum von dem schwarz des Mantels. Die Stiefel setzten einen Schritt auf die erste Stufe. Der linke Stiefel war nun tiefer als der Rechte. Eine weitere Stufe. Das Holz knarrte, doch alles hörte sich so unheimlich weit weg an.
Ihr Blick blieb an den Stiefeln kleben, unfähig weiter hinauf zu schauen. Zu sehen wer ihren Eltern das angetan hatte. „Hau ab!“, die Stimme ihres Bruders klang stumpf in ihr Gehör. Sie war auf einmal so nah. So gefährlich nah. Die Stiefel waren die Treppe herunter geschritten und bauten sich kurz vor ihr auf. Der Körper ihres Bruders hatte die behandschuhte Hand einfach mit sich gezehrt und so kauerte der Junge neben ihm und versuchte sich aus dem Griff zu befreien.
„Hast du Angst meine Kleine?“, eine völlig fremde Stimme brannte sich in ihr Gehirn. Unfähig zu antworten blieb sie vor den paar Stiefeln knien. Die fünf Worte hallten in ihrem Kopf. Sie hatte Angst. Ihre Finger zitterten leicht. „Lass sie in Ruhe!“, ihr Bruder versuchte nach seiner Schwester zu greifen und sie aus ihrer Trance zu befreien.
Die Gestalt hielt den Jungen fest und lachte nur: „Glaubst du wirklich, dass ich mir von dir was sagen lasse?“ Der schwarze Stiefel hob sich und trat nach dem Mädchen. Es war nicht fest. Eher ein anstoßen, damit sie endlich reagierte. Ihre Augen weiteten sich und auf einmal sah sie alles ganz klar. Das Blut, die Stiefel und ihren Bruder. „Renn weg!“, ihr Bruder klang so nah. Die Beine in den Stiefeln gingen in die Hocke. Die behandschuhte Hand wollte nach ihr greifen.
So schnell sie konnte war sie aufgesprungen. „Ich… ich hol Hilfe!“, ihre Stimme war kaum ein Flüstern. Doch sie wussten Beide, dass jede Hilfe zu spät kommen würde. Sie erinnerte sich nicht mehr wie, doch ihr Bruder hatte geschrien und alles war voller Blut.
Ihre Finger waren eiskalt und klebten förmlich am Eisen des Geländers.
Der Schnee schluckte jedes Geräusch. Ihre Tränen die über die unterkühlten Wangen flossen tropften in die Tiefe.
Der Wind trug eine Stimme mit, die leise in ihr Ohr eindrang. „Wir sollten nach Hause gehen!“






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