Ein einziger Sommer - Teil 20

Autor: Hexe
veröffentlicht am: 15.04.2011


Als am nächsten Morgen die Glocken ertönten, wachte Lisa mit einem Kater auf, was eigentlich ungewöhnlich war. Immerhin war sie sonst fast jeden Tag angetrunken.
„Guten Morgen.“ Begrüßte sie alle leise.
„Wie geht’s dir?“ Fragte Nicole.
Schwankend stand Lisa auf und rannte zur Toilette, wo sie sich übergab. Nicole rannte ihr Hinterher.
„Lisa, alles in Ordnung?“ Fragte sie führsorglich.
„Ja, war Gestern doch zu viel.“ Erklärte sie.
Skeptisch schaute Nicole auf die Kabinentür. Sie kannte Lisa gut genug.
Gedankenverloren meinte sie: „Seit wann musst du dich wegen Alkohol übergeben?“
„Keine Ahnung.“ Erwiderte Lisa genervt.
Schweißüberströmt trat Lisa aus der Kabine.
„Besser?“
Nickend bestätigte Lisa Nicoles Frage.
„Ich gehe gleich mal Duschen und dann können wir los.“ Gab sie freudig an.
„Sicher? Willst du nicht lieber hier bleiben?“ Fragte Nicole besorgt.
Lachend meinte Lisa: „Ja, ich komme mit.“
Nicole ging Lisa ein Handtuch holen und sagte zu den anderen, dass alles gut ist.
Langsam zog Lisa sich aus und ging in einer der Kabinen. Sie legte den Kopf an die kalten Fliesen und dachte an den einen Morgen mit Tobias zurück.
Sanft kullerten die Tränen und vermischten sich mit den Wassertropfen.
An der Wand entlang glitt Lisa hinunter und fing an zu weinen.
<Tobias, wo bist du nur? Ich kann nicht mehr. Komm zu mir Zurück.>
Erschrocken fuhr sie zusammen, als jemand die Duschen betrat.
Energisch wischte sich Lisa die Tränen aus dem Gesicht, atmete noch einmal tief durch und verließ dann entschlossen ihre Kabine.
Schnell wickelte sie sich in ihr Handtuch ein und ging in den Vorraum.
„Ach was, du bist noch da?“ Fragte Lisa enttäuscht Mitzi.
„Ja, aber sorge dich nicht, ich bin in 10 Minuten weg. Dann fahr ich nach Hause und laufe Tobias zufällig über den Weg.“
Träumerisch blickte Mitzi Lisa an.
Ausdruckslos erwiderte Lisa: „Kannst du dich nicht damit zufrieden geben, dass du eine Familie hast?“ Und ließ Mitzi allein Zurück.

Im Zimmer zogen sich gerade die anderen an. Etwas durcheinander entdeckte Lisa, dass sie doch eine kleine Familie hat.
Schmunzelnd sah sie ihre Freundinnen an und war irgendwie Glücklich.
Schnell machten sie sich fertig und gingen zum Bus.
Julia und Lisa saßen neben einander und Diskutierten über die anderen. An der Sommerrodelbahn angekommen, stiegen alle aus und versammelten sich davor.
„Also, ich wünsche, dass ihr nur zu Zweit fahrt. Wen ich jemanden erwische, der alleine fährt, wird bestraft. So nun einige Sicherheitsvorkehrungen.“ Erklärte Felix streng.
Doch Lisa schaltete ab und war Dankbar mit Tobias nicht hier gewesen zu sein. Hier war sie frei von Erinnerungen.
„Lisa, kommst du?“ Freudig winkte Julia ihr zu.
„Ja“.
Gemeinsam stiegen sie in einen Wagen und warteten bis sie dran waren.
Ruckartig fuhr der Wagen an.
„Pass auf und verwechsle Bremse und Gas nicht.“ Befehlte Julia Lisa.
„Schau du lieber nach vorne.“ Tadelte diese.
Oben am Berg beschleunigte Lisa und Julia musste sich sichtlich anstrengen um zu lenken. Natürlich konnte beiden nichts passieren, da immer nur ein Wagen fuhr und jemand aufpasste.
Als sich der Wagen nach links in die Kurve legte, schrie Julia auf und Lisa kicherte hinter ihr. Zum ersten Mal seit langen, fühlte sich Lisa frei und unbeschwert.
Unten angekommen, wollten sie am liebsten Sitzen bleiben und weiterfahren.
Doch es waren noch andere da.
Felix kam auf sie zu und zog sie von der Menge weg.
„Wie geht es dir?“ Fragte er besorgt.
„Ganz gut. Mach dir keine Gedanken.“ Winkte Lisa ab.
Es wusste ja niemand, das sie nicht nur, die halbe Flasche Wodka getrunken hatte.
Besorgt blickte Felix ihr in die Augen.
„Du hast Angst, dass er wie deine Eltern nicht zurück kommt, richtig?“
Betrübt durchschaut wurden zu sein, blickte sie zu Boden.
„Er hat es mir versprochen, also kommt er doch, oder?“ Fragte sie verunsichert.
„Ach meine kleine.“ Seufzte er.
Und nahm sie beschützend in seine Arme. Sanft strich er ihr über den Rücken.
„Ich will, aber kann es dir nicht Versprechen. Du kannst nur Hoffen.“ Flehte er sie an.
Einige Minuten Standen sie da und lagen sich in den Armen.
„So nun komm, fahr mit deinen Freunden und dann fahren wir.“ Unterbrach Felix das Schweigen.
„Ist gut.“ Stimmte Lisa ihm zu und löste sich von Felix.
Schnell ging sie zu den anderen zurück. Wie Felix es wünschte fuhr sie mit Dana und Nicole den Berg hinunter.
Als es dämmrig wurde, stiegen alle müde in den Bus ein.
Im Camp angekommen schaute Lisa sofort auf den Parkplatz und war enttäuscht, ihn leer vorzufinden. Insgeheim hatte sie gehofft, er würde ihr leiden Heute ein Ende bereiten.
Traurig ging sie zu ihrem Zimmer und nahm den Teddy in die Arme.
Leise fing sie an zu weinen.
Die Tür ging auf und die anderen kamen rein. Doch Lisa wollte sich nicht Verstecken. Außerdem fehlte ihr die Kraft, die Tränen zu unterdrücken.
Verletztheit und Unsicherheit zeichneten ihr Gesicht.
„Ach süße.“ Fing Nicole an und nahm sie in die Arme.
„Ich kann nicht mehr. Ich versuche mich abzulenken, was mir hin und wieder gelingt. Aber dann kann ich nicht mehr. Ich habe Angst er kommt nicht zurück. So wie meine Eltern.“ Begann sie unter Tränen zu erklären.
„Lisa, lass den Kopf nicht so hängen.“ Meinte Dana liebevoll und setzte sich ebenfalls auf Lisas Bett.
Zu Dritt saßen sie auf den Bett und wiegten sich hin und her.
Wenige Minuten später richtete Dana sich auf und ging zu Ben. Dieser versuchte in seinem Zimmer Tobias zu erreichen. Doch vergeblich, da dass Handy aus war.
„Nichts.“ Entschuldigte sich Ben.
Traurig ließ sich Dana neben ihm, am Tisch nieder.
„Sie kann nicht mehr.“ Fing Dana an zu schluchzen.
„Was wenn sie sich etwas antut oder wegläuft?“ Fantasierte sie.
Sanft versuchte Ben sie zu beruhigen.
„Dana, er wird kommen. Hab geduld, er wird noch nicht alles geklärt haben.“ Meinte Ben tröstend.
„Sicher. Du hast recht.“ Gab sie ihm recht.
„Komm gehen wir zu Lisa. Sie braucht uns Jetzt.“
Nickend stimmte Dana ihm zu.
Hand in Hand gingen sie zu den anderen zurück.
Besorgt blickte Dana zu Lisa und fand sie schlafend in Nicoles Armen.
„Sie war erschöpft vom Weinen.“ Erklärte Nicole.
„Gut.“
„Sie hat schon wieder eine halbe Flasche Wodka getrunken. Leider konnte ich sie nicht daran hindern. Wenn das so weitergeht, kann ich für nichts mehr Garantieren.“ Meinte Nicole traurig.
Seufzend setzten sich Dana auf ihr Bett und dachte Nach.
„Wie können wir sie davon Überzeugen, dass Tobias wirklich noch kommt?“ Fragte sie in die Runde.
Verzweiflung schwebte über ihren Köpfen.
Alle dachten kurz nach, bis Julia meinte: „Das können wir nicht. Sie muss selbst entscheiden, ob sie ihm vertraut oder nicht. Wir können ihr nur beistehen.“
Dana wollte protestieren, besann sich aber eines besseren. Julia hatte recht.
Ein wenig entkräftet legten sich alle ins Bett und dachten daran, wie sie Lisa aufheitern konnten.

„Oh man nicht mehr lange Zeit und wir sind wieder zu Hause.“ Meinte Dana schmunzelnd.
„Ja übermorgen geht es wieder nach Hause“ stimmte ihr Ben zu.
„Hört auf zu flennen und lasst uns was Essen.“ Sagte Lisa.
Seit der Nacht in der Lisa die andere halbe Wodka Flasche geleert hatte, war sie wieder die Alte. Die anderen wussten nicht wie sie es sehen sollten. Ob sie darüber Glücklich sein sollten oder nicht.
Dadurch ermutigte Lisa Julia ungemein und beide vergnügten sich. Sie spielten allen etwas vor. Nur alleine in ihrem Betten hingen sie ihren Gedanken hinterher. Dort ließen sie die Tränen fließen, im Schutze der Dunkelheit.

Heute durften sie noch einmal in die Stadt fahren und drei Stunden Shoppen gehen. Welche auch wieder schnell verflogen. Felix spendierte allen ein Getränk bei Luicy. Danach machten sie sich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen saßen alle beim Essen und redeten über ihr Familien und Freunde. Nur Lisa blieb stumm und lauschte den Stimmen. Später verzogen sich alle in ihr Zimmer um zu Schlafen und der vorerst letzte Tag brach an.

„Na was machen wir Heute?“ fragte Ben.
„Wie wäre es mit, einfach hier sitzen bleiben und die Sonne genießen.“ Entschied Dana.
„Das ist ja langweilig.“ Entfuhr es Jörn.
„Na und? Es ist schließlich unser Letzter Tag. Heute Abend müssen wir unsere Koffer packen. Morgen früh geht es wieder nach Hause und bald wieder zur Schule.“ Verteidigte Nicole Dana.
„Nichts und.“ Wehrte Jörn ab und hielt entschuldigend die Hände hoch.
Während die anderen darüber diskutierten was sie Heute anstellten, gingen Lisas Gedanken in Richtung Tobias.
<Wo bleibt er nur? Was macht er gerade?>
Und Plötzlich fielen ihre die Worte von Mitzi ein. Das er sie vergisst, sobald er weg ist. Und das sie ihr Platz gerne einnimmt. Was wenn das wirklich passiert ist? Wenn er nicht mehr her kommt? Lisa verlor an Hoffnung. Sie redete sich ein, dass er nie wieder, hier her kommt. Ihr Herz begann zu brechen.
Mit tränenverschleierten Gesicht machte sie sich auf den Weg zum See. Keiner bis auf Julia bemerkten es. Doch Julia dachte sich nichts dabei. Immerhin ging Lisa öfters alleine an den See.
Am See fischte Lisa, aus ihrer Tasche, all Ihren Vorrat an Pillen und Gras, die sie noch aufgehoben hatte.
Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken was ist und was war. Sie wollte alles vergessen. Einfach den Schmerz in ihrer Brust entfliehen und sei es nur für einige Stunden.
Suchend nach einem stück Papier ging sie ans Wasser. Ihre Füße standen im Wasser, sie hockte sich hin und zog Ihre Knien fest an ihre Brust. Sie begann zu weinen. Ihre Gedanken streiften an die Zeit zurück in der sie noch keinen an sich rangelassen hatte. Doch sie hat sich in ihn verliebt und ihm vertraut, und er hat sie enttäuscht. Tobias hat sie genau wie ihre Eltern im Stich gelassen. Sie konnte nicht mehr. Sie nahm alle Pillen auf einmal, welche sie mit Wasser vom See hinunter spülte und bastelte sich einen Joint. Die hälfte des Grases ging für einen drauf. Diesen zog sie in einigen Zügen leer. Sie fühlte die Wirkung und alles begann vor ihren Augen zu verschwimmen. Sie fühlte sich leicht und legte sich in den Sand. Kleine Wellen brachen sich an ihren Beinen, während ihr restlicher Körper trocken blieb. Sie schloss die Augen und suchte nach einem Bild von Tobias, dieses hielt sie fest und verlor sich darin.






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