Zwischen Traum und Wirklichkeit - Teil 28

Autor: Giraffi
veröffentlicht am: 04.04.2011


Nachdem mir im letzen Teil ein wirklich peinlicher Fehler unterlaufen ist, hoffe ich, dass dieser Teil frei von fatalen Fehlern ist :D
Liebe Grüße, eure Giraffi

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Das Sprechstundenzimmer von Dr. Fenêtre war ein kleiner gemütlicher Raum, dessen Wände in einem beruhigenden hellblau gestrichen waren. Der Boden war aus Parkett und ein Teppich schmückte den Bereich mit dem Sofa und den Sesseln, auf denen Dorian und Donna saßen und auf Dr. Fenêtre warteten.
Donna sah sich nervös und unsicher um. Sie war sich nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung gewesen war.
Hilfesuchend schaute sie zu Dorian, doch dieser blickte nur starr aus dem Fenster, während seine Kiefermuskulatur immer wieder zuckte.
„Geht’s dir gut?“ fragte sie vorsichtig und berührte ihn zögerlich am Arm. Eine Weile schaute er immer noch aus dem Fenster, erst dann blickte er Donna an. „Ja, mir geht’s gut… Das glaube ich zumindest“ Er zwang sich zu einem Lächeln und Donna seufzte innerlich. Nach einigen wirklich schönen, traumlosen und normalen Tagen schien sie die Realität nun wieder einzuholen.
Die letzte Nacht ohne Dorian verbringen zu müssen, brachte wieder eine schlaflose Nacht mit sich und furchtbare Albträume. Sie hatte noch nicht gefragt, wie es Dorian ergangen war. Doch er ließ sich sowieso nicht gerne ausfragen und wenn er das Bedürfnis hatte zu reden, so wusste er, dass er mit Donna immer reden konnte.
„Und… ist bei dir auch alles…klar?“ fragte er nach einer Weile des Schweigens.
Donna zögerte und wollte schon nicken. Doch dann schüttelte sie mit dem Kopf: „Nein, eigentlich nicht. Ich bin nervös und unsicher und ich glaube…“
Sie hielt inne, als die weiße Zimmertür aufschwang und eine kleine, zierliche Frau den Raum betrat.
„Bonjour, guten Tag“ Ihr Deutsch hatte einen starken französischen Akzent. Sie lächelte Dorian an, welcher sie noch nicht einmal beachtete, sondern weiterhin nur aus dem Fenster starrte. Dann fiel Dr. Fenêtres Blick auf Donna: „Du musst dann das Mädchen sein, von dem Monsieur Atwood am Telefon geredet hat“
„Ja, ich bin Donna Dameno“
„Ah, Mademoiselle Dameno…Oui, ben“
„Ja“ sagte Donna wieder nur und wunderte sich selbst darüber, wie zittrig ihre Stimme klang.
„Ich habe in der letzten Zeit schon mehrmals mit Monsieur Atwood geredet, allerdings sind wir noch nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen. Er erwähnte aber bei unserem Telefonat, dass Sie ähnliche Probleme haben, Mademoiselle Dameno“
„So ähnlich…“ wiederholte Donna leise und starrte auf ihre rechte Hand, die immer noch die Linke von Dorian umklammerte. Dann schaute sie auf: „Ja, so ähnlich könnte man es nennen… Und doch ist es irgendwie anders…“ Und dann begann sie zu erzählen; von der ersten Albtraumnacht, über die seltsamen Zufälle mit Dorian, bis hin zu ihrer Angst vor U-Bahnschächten, da diese sie immer an das schwarze Nichts erinnerten.
„Wie es scheint handelt es sich bei beiden von Ihnen, um ein außergewöhnliches Traumverhalten“ meinte Dr. Fenêtre nach einer langen Pause des Zögerns. Ihr französischer Akzent ließ sie auf Deutsch beinahe unverständlich klingen.
„Das hätten wir auch ohne Ihre Hilfe herausgefunden“ murrte Dorian grimmig, und Donna spürte immer stärker, wie sehr im diese ganze Situation missfiel, auch wenn es seine Idee und auch seine Hoffnung war, zu der französischen Traumdeuterin zu gehen.
„Und wie können Sie uns helfen, wenn ich fragen darf?“ hakte Donna nach und warf Dorian einen kurzen Blick von der Seite zu.
Dorian saß währenddessen nur schweigen neben ihr und schaute starr und wie in Trance aus dem Fenster. Nicht ein einziges Mal schenkte er Dr. Fenêtre oder Donna einen Blick. Nachdem Donna ihre Geschichte beendet hatte, ließ er ihre Hand los und stand ruckartig auf: „Ich muss eine rauchen. Entschuldigt mich bitte kurz“ Seine Stimme klang rauer als sonst, und Donna bemerkte auch seinen angespannten Gesichtsausdruck; die ganze Situation schien ihm mehr als zu missfallen.
Überrascht schaute Donna ihm hinterher und seufzte leise, dann drehte sie sich wieder zu Dr. Fenêtre um: „Ich… ähm… ich bin auch gleich wieder da“ Mit diesen Worten sprang sie auf und lief Dorian mit schnellen Schritten hinterher.

„Was ist mit dir los?!“
Als er ihre Stimme hörte drehte er sich sofort um. Er stand auf dem Bürgersteig vor dem großen Haus, in dem Dr. Fenêtre ihre Praxis hatte.
Dorian blies nur den Rauch aus den Lungen und wandte sich dann wieder von Donna ab, welche ihn mit den typisch großen Augen anstarrte.
„Rede mit mir“ Vorsichtig berührte sie ihn am Unterarm und stellte sich neben ihn.
„Das macht doch alles keinen Sinn!“ fuhr er sie nur an, und Donna wich automatisch zurück.
„Was macht keinen Sinn?!“ Donna hob jetzt ebenfalls die Stimme und stellte mit Unbehagen fest, dass sich schon einige Passanten zu ihnen umdrehten.
„Das Ganze mit Dr. Fenêtre“ Er warf die abgebrannte Zigarette auf den Bordstein und holte sogleich eine Neue aus dem Päckchen, als Donna ihm sowohl die Zigarette, als auch die Packung wegnahm: „Verwende nicht immer die Zigaretten, um nicht mehr antworten zu müssen“
Überrascht und auch ein wenig erstaunt schaute er sie an. Doch dann nahm sein Blick einen genervten Ausdruck an: „Donna… lass den Unsinn. Gib mir die Zigaretten wieder“
„Du solltest aufhören mit Rauchen“
„Du verhältst dich wie eine Mutter“ Er lachte leise und kassierte daraufhin einen Rippenstoß von Donna. „Ich will dich nur nicht irgendwann durch Lungenkrebs verlieren. Und jetzt lass und wieder reingehen. Es wird kalt“
„Diese Frau blickt rein gar nichts“ fauchte Dorian kopfschüttelnd und nahm sich seine Zigarette aus Donnas Hand.
„Meinst du? Auf mich wirkt sie sehr kompetent“
„Vielleicht authentisch aber nicht kompetent“ widersprach Dorian und zündete sich die Kippe an. „Ich halte sie für eine Schwachsinnsrednerin!“
„Warum gehen wir dann hin? Warum gingst du schon vorher hin?! Dorian… Lass es uns wenigstens versuchen… Ich will doch nur endlich wieder schlafen können… Ich will wissen, warum ich so… unnormal bin“
Dorian neigte den Kopf und betrachtete Donna eindringlich, bevor er den Arm nach ihr ausstreckte und sie zu sich ran zog. „Du bist nicht unnormal. Eben nur anders“ versuchte er sie aufzumuntern, woraufhin Donna nur das Gesicht zu einer Grimasse verzog und ein lustloses „Hahaha“ von sich hören ließ. Dann lehnte sie ihren Kopf an Dorians Brust und seufzte, als ihr Handy klingelte.
Sanft schon sie Dorian von sich weg und schaute auf das Display. Papa stand mit großen Buchstaben darauf.
„Papa“ schrie sie ihren Vater beinahe an. Sie hatte lange nichts mehr von ihm gehört und freute sich deswegen mal wieder seine Stimme zu vernehmen.
„Donna, mein Schatz. Wie geht es dir? Gefällt es dir in Paris?“
Zuerst dachte Donna an ihre Mutter, doch dann schaute sie zu Dorian und lächelte liebevoll: „Ja, es ist toll in Paris“
„Wie geht es deiner Mutter?“ Ein trauriger Unterton schwang in Dirks Stimme mit und Donna spürte, dass er Jennifer nie vergessen hat und wahrscheinlich auch nie vergessen wird.
„Ihr geht es gut“ meinte sie knapp um ihn nicht noch mehr zu verletzen.
„Das dachte ich mir schon“
„Und wie geht es dir?“
„Ach, super! An Weihnachten war ich in der Kunstgalerie und habe mir einen gigantische Weihnachtsbaum mit der exotischer Dekorierung angeschaut“
„Und? Wie war’s?“
„Toll, bis der Baum in Flammen aufging und die Feuerwehr kommen musste“
„Oh“ Und auch wenn Donna sich die Szene sehr dramatisch vorstellte, so musste sie lachen.
„Ja, ich fand’s auch lustig“ stimmte ihr Vater ihr zu. „Ach ja, im Moment bin ich Jena, bei Hannah und Georg. Sie haben mich über die Weihnachtsfeiertage bis hin zu Silvester eingeladen. Ich bin doch richtig in der Annahme, dass du auch noch an Silvester in Paris bleibst?“
Wieder schaute Donna zu Dorian, welcher wie gebannt auf die Straße starrte.
„Ja, ich bin frühesten am 03. Januar wieder da“ antwortete Donna.
„Okay, das ist für mich in Ordnung, solange es dir gut geht“
„Ja, es geht mir gut. Danke für deinen Anruf, Papa“
„Gern geschehen. Ich wünsch dir noch eine schöne Zeit in Paris mit deinem… na ja, du weißt schon – ach ja, und bevor ich’s vergesse: Juanita hat zu Hause angerufen. Sie ist verärgert, weil sie solange nichts mehr von dir gehört hat, und du sollst sie doch mal anrufen“ meinte ihr Vater und Donna nickte: „Geht klar, ich melde mich bei mir. Noch eine schöne Zeit in Jena. Ich hab dich lieb“ Mit diesen Worten legte sie auf und ging lächelnd wieder auf Dorian zu, welcher mittlerweile seine dritte Zigarette rauchte.
„Gehen wir wieder hoch. Ich glaube die gute Dr. Fenêtre verlangt nicht gerade wenig pro Stunde“ meinte Donna und schlang ihre Arme um Dorians Mitte.
Lächelnd schaute er sie an, nahm einen letzten Zug seiner Zigarette, bevor er sie wegwarf und mit Donna wieder in das große Bürogebäude ging.
Doch bevor sie die Praxis von Dr. Fenêtre erneut betraten, hielt Dorian Donna am Handgelenk fest. Mit fragender Miene drehte sie sich zu ihm um: „Ist was?“
Er zögert eine Weile, dann beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie romantisch. „Ich liebe dich, Donna“
Einen Sekundenbruchteil machte sie ein überraschtes Gesicht und riss die Augen auf; das hatte er ihr noch nie gesagt. Doch dann lächelte sie herzlich und strich Dorian die schwarzen Haarsträhnen aus den Augen: „Ich liebe dich auch“






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