Future Wife - Teil 20

Autor: Lora15
veröffentlicht am: 03.07.2011


Kapitel 20 – Die erste Niederlage Benetts


Wir warteten bis meine Sehkraft wieder neutral war und schnappten uns unsere Ausrüstung. Dann teleportierten wir und zurück in den Hohlraum. Es war wieder dunkel, aber sogleich machte Ryan die Lampe an. Er leuchtete in alle Richtungen und der Raum war zwar eng, aber dafür sehr lang. Unten gab es weitere Wege und Gänge und wir schauten überall nach. Als wir schon mindestens dreißig Stockwerke hinunter gesprungen waren, wollte ich schon aufgeben.
„Ich denke das bringt doch nichts. Wir sind jetzt schon ein gutes Stück nach unten gelaufen und sehen immer nur das Gleiche. Vielleicht wurde nur eine zusätzliche Wand eingebaut und die Wände dienen als doppelten Schutz.“
„Möglich.“
Doch dann hörten wir ein deutliches Niesen. Ryan stellte sich vor mich und versuchte dem Geräusch nach zu gehen. Wir teleportierten uns zu der ungefähren Stelle und landeten vor einem Gang. Darin war ein zerlumpter Eaganer, krank und ziemlich schwach.
„Was ist passiert?“, fragte ich ihn vorsichtig.
„Bitte, geht weg!“, rief er. Dann hörte ich ein leises Winseln, drehte mich um und ging über die Brücke in den nächsten klei-nen Gang. Eine Eaganerin und ein Kind saßen ebenfalls ge-schwächt in der Ecke. Das Mädchen hatte furchtbare Angst und umklammerte die Frau. Ich konnte Narben und Wunden erken-nen, als wurden sie gefoltert oder missbraucht. Dann riss ich meine Kugel von der Kette ab und schmiss sie hinunter zum Boden. Ich sprang hinunter und stieß mich kurz vor dem Boden noch ab. Überall hörte ich Wehklagen, Winseln, Gemurmel und hustende Leute. Ich leuchtete in jeden Gang hinein und überall saßen junge und alte, geschwächte und verletzte, sowie kranke und gesunde Eaganer. Ich war völlig sprachlos. Was war mit diesen armen Geschöpfen passiert? Der Professor wird sie doch nicht…missbraucht haben, oder? Ich schluckte und wandte mich an eine Frau, die mich verblüfft ansah. Ein kleiner Junge versteckte sich hinter ihr und ich ging langsam auf sie zu.
„Bitte ich möchte euch nichts tun, aber sagt mir was passiert ist.“, sprach ich beruhigend auf die lumpige Frau ein.
„Wer seid ihr?“, fragte sie und zeigte zuerst keine Furcht.
„Mein Name ist Lou und wer seid ihr?“
„Nun, ich helfe den kranken und geschwächten Eaganern. Sie alle sind einem furchtbaren Missbrauch zum Opfer gefallen. Viele sind körperlich und geistig verletzt worden. Manche sind so verstört, das sie sich nur an die schlimmen Geschehnisse erinnern und überhaupt nicht ansprechbar sind.“
„Das ist furchtbar! Wer hat euch so etwas angetan?“, fragte ich wütend und hatte den Professor in Gedanken.
„Ihr dürft nichts Falsches denken. Sein Name war Benett. Wir sind hier in Sicherheit, jedoch müssen wir schauen, das einige Überleben. Jede Woche fliegt ein Flugzeug ab, das einige nach Desar bringt, in ihre Heimat.“
„Aber was hat der Professor damit zu tun?“, fragte ich.
„Er hat den Flüchtlingen einen Zufluchtsort gegeben von dem niemand etwas weiß. Aber, wie seit ihr hinein gekommen?“
„Durch eine Klappe. Wozu dient sie eigentlich?“
„Jemand stellt uns immer Essen hinein, damit wir nicht verhungern mussten. Wenn wir in ein Krankenhaus kämen oder woanders hin, tötete Benett uns, damit wir nicht zur Ordnungsbehörde gehen konnten.“
Ich schluckte und war erstmals völlig schockiert von den Armen Eaganern. Wie kann man nur so kaltblutig sein, nur um seinen Rachedurst ein wenig zu stillen. Das ist viel schlimmer, als sie es mir erzählte. Ich musste versuchen die Eaganer nicht anzusehen, denn sonst würde ich in Tränen ausbrechen. Als ich in meiner Zelle saß, musste ich manchmal mit ansehen, wie sie mit ihnen umgingen. Sie schliffen sie auf dem Boden, wie ein Müllsack und peitschten sie noch aus, bevor sie in die Zellen kamen. Es brach mir das Herz, dies mit anzusehen und musste sogar ihre Schreie mitanhören.
„Ist das euer Sohn?“, fragte ich sie und der kleine Junge wagte einen Blick zu mir.
„Ja, er ist noch schlimmer betroffen als ich. Es war einfach nur grauenhaft. Gerade die meisten Kinder sind jetzt schon völlig verängstigt und keine gesunden Eaganer mehr. Ihr Verstand ist nicht mehr der, der er einst war.“
„Wo ist euer Mann?“, fragte ich.
„Er ist in Desar und sucht uns schon seit einigen Jahren. Wir konnten durch einen Zwischenfall bei Benett flüchten. Einige jedoch wurden wieder gefangen genommen, aber ich schaffte zu entkommen mit einigen anderen. Ein anderer Flüchtling erzählte, durch einen Kanal käme man in diesen Zufluchtsort. Also liefen viele Flüchtlinge ihm nach und landeten hier. Es war ein Segen, das wir endlich in Sicherheit waren.“
„Möchtet ihr nicht wieder zu eurem Mann zurück?“
„Ich hatte seit zwei Jahren nichts mehr von ihm gehört, vielleicht gab er uns schon längst auf und hat vielleicht eine neue Familie.“
„Das glaube ich nicht. Wie hattet ihr erfahren das er nach euch suchte?“
„Durch einen Brief, den mir ein Doppelagent von Benett in die Hand gab. Er arbeitete eigentlich für einen der Professoren und spionierte Benett aus. Danach hörte ich nichts mehr von ihm.“
„Ich könnte vielleicht in Desar nachfragen, ob euer Mann noch lebt oder noch nach euch sucht. Wie ist denn sein Name?“
„Lumo.“
Ich war völlig schockiert. Sie war die Frau von Lumo? Vielleicht gab es noch jemanden mit diesem Namen, aber das konnte ich mir nicht vorstellen.
„Wisst ihr ob er für die Ordnungsbehörde arbeitet?“
„Ja, das tut er. Er ist auch gut dem Lord befreundet. Wieso? Kennt Ihr ihn etwa?“
„Ich hatte mit ihm zusammengearbeitet.“
Sie griff nach meinem Armen und schaute mich mit Tränenge-füllten Augen an.
„Wie geht es ihm? Was hat er euch über uns erzählt? Hat er uns vielleicht sogar vergessen?“
„Ihm geht es recht gut, aber er hat uns nie etwas über euch erzählt. Er war dabei, als wir in Benetts Zentrum eindringen wollten und vielleicht hatte er versucht euch zu befreien. Ich denke er wollte es geheim halten.“
„Dann lebt er noch. Eos sei gepriesen. Habt Dank! Morgen werde ich mit meinem Sohn nach Desar fliegen und ihn suchen.“, lächelte sie und war völlig erleichtert, dass sie mich traf. Vielleicht wäre sie für noch längere Zeit hiergeblieben, wenn ich ihr nichts über Lumo erzählt hätte.
„Ryan!“, rief ich und er tauchte gleich neben mir auf. Die Eaga-nerin erschrak ein wenig und drückte ihren Sohn hinter sich.
„Wer ist diese Frau?“, fragte er.
„Lumos Frau.“
Ryan kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er konnte es genauso wenig fassen wie ich, das Lumo verheiratete war und ein Kind hatte, das schon mehrere Jahre in den Klauen von Benett gefangen war.
„Ich möchte sie persönlich zu ihm bringen, immerhin sind wir das Lumo schuldig, seine Familie sicher zurückzubringen.“
Er nickte.
„Ihr kommt mit?“, fragte sie.
„Ja, wir möchten dich und deinen Sohn sicher zurückbringen. Wir werden dich auch begleiten bis zu Lumo. Wenn ihr möchtet, dann bringen wir euch erstmals hier heraus und wir bereden das mit dem Professor.“
Sie nickte und hielt ihren Sohn an der Hand.
„Also gut, los.“
Ich hielt mich an Ryan fest und nahm die Hand von Lumos Frau. Dann teleportierte Ryans uns direkt vor das Büro des Professors. Wir klopften an und wurden herein gebeten. Verblüfft schaute der Professor zu uns.
„Was macht denn die Eaganerin hier?“, fragte er.
„Wir haben das Flüchtlingsversteck gefunden, das sie für sie gebaut hatten.“
Der Professor seufzte.
„Bestimmt hatte ihr zuerst einen falschen Verdacht. Es tut mir wirklich leid, aber ich wollte es wirklich absolut geheim halten. Es war einfach zu risikoreich anderen von den Flüchtlingen zu erzählen, aber sagt, wer ist diese Person?“
„Lumos Frau.“
Er stand überrascht auf.
„Ihr seid seine Frau?“
Sie nickte leicht und zog ihren Sohn an sich. Im Licht kamen ihre Narben und Wunden erst richtig zum Vorschein. Sie musste wirklich in diesen Jahren Qualen, Leid und Tod erlebt haben.
„Wir werden sie am besten gleich hinüber bringen nach Desar. Gibt ihr neue Kleidung und etwas Anständiges zu Essen. Ich werde schon mal das Schiff bereit machen.“
Er verschwand aus dem Raum und ich übergab ihr von einem Mitarbeiter ihre neuen Kleider. Als sie keine Lumpen mehr tru-gen, war ich sehr froh Lumos Frau getroffen zu haben. Sie musste bestimmt froh sein hier heraus zu kommen. Ihr Sohn ähnelte Lumo wirklich, sein Gesicht war fast das Gleiche wie seines.
Nach einer Stunde waren wir bereit und stiegen in das Schiff ein. Die Fahrt dauerte nur zwei Stunden und schon landeten wir in Desar. Wir liefen wieder über den Marktplatz, durch einzelne Gassen und kamen schließlich an Lumos Arbeitsplatz an. Wir fragten einen Angestellten nach ihm und er meinte er wäre in seinem Büro. Ich war selbst ein wenig aufgeregt Lumos Ausdruck zu sehen und Ryan öffnete die Tür.
Lumo saß auf seinem Bürostuhl und war etwas am Schreiben. Zuerst sah er nur mich und Ryan, aber als dann seine Frau zum Vorschein kam, ließ er fassungslos seinen Stift fallen. Er stand auf und sah seine Frau und seinen Sohn an. In seinen Augen stauten sich dicke Tränen.
„Melodie? Milo? Seit ihr es wirklich?“, fragte er vorsichtshalber.
Sie nickten und nahmen sich in die Arme. Ihnen kullerten Freu-dentränen hinunter und sie wollten sich am liebsten nicht mehr loslassen. Wir ließen sie zuerst einmal allein und saßen uns ihm Flur auf eine Bank.
„Hättest du je gedacht, das Lumo eine Familie hätte?“, fragte ich.
„Wieso sollte er denn keine haben können?“
„Ich weiß nicht. Ich fand es einfach nur schade dass er uns nichts erzählte, wir hätten sie befreien können. Trotzdem ist alles wieder gut gegangen. Lumo hat seine Familie wieder.“
„Ich könnte mir auch kein Leben vorstellen, indem ich alleine wäre.“, dachte Ryan laut.
„Aber du hast doch mich.“, grinste ich ihn an.
„Das stimmt.“, lächelte er.
Nach einigen Minuten kam Lumo aus dem Büro und stellte sich vor uns.
„Ich bin euch wirklich sehr dankbar. Ihr habt mir wieder meine Familie zurückgebracht und ich dachte ich sähe sie nie wieder. Also, wenn ihr Hilfe braucht, dann gebt mir Bescheid.“
„Das war das mindeste was für tun konnten. Immerhin hast du uns auch sehr geholfen. Ich denke wir sind Quitt, Lumo.“
„Ich werde euch trotzdem immer zur Seite stehen.“
„Danke, Lumo.“, lächelte ich und wir verabschiedeten uns.
Als wir wieder auf dem Markt waren, wusste ich das ganz in der Nähe das Gasthaus seien musste, in das Ryan mich teleportiert hatte, als uns Benett gefangen hielt. An diesem Abend küsste er mich und das ließ meinen Magen kribbeln. Ich nahm seine Hand und lehnte mich an ihn. Er packte fest zu, als wollte er mich nie wieder loslassen.
Ich schaute hinauf zum Himmel und da flog ein riesiges Schiff über uns hinweg. Es warf einen großen Schatten auf den Markt und über meiner Haut erstreckte sich eine Gänsehaut. Durften solche Schiffe überhaupt hier landen? Ich blieb stehen und ließ es nicht aus den Augen.
„Was hast du?“, fragte Ryan.
Ich blickte misstrauisch.
„Solche riesigen Schiffe hatte ich nicht einmal bei uns in der Stadt am Himmeln fliegen gesehen. Wer sollte so viele Lieferungen haben, das er dazu ein so gigantisches Schiff benötigt?“
Einige aus der Menge schauten genauso misstrauisch und einige kümmerte es überhaupt nicht.
Ryan zog an meinem Arm und es interessierte ihn wohl eher wenig.
„Das wird bestimmt seine Gründe haben.“, meinte er nur.
„Wohin willst du gehen?“
„Etwas Essen, ich hab‘ Hunger. Dahinten habe ich ein Restaurant entdeckt. Sollen wir?“
„Klar.“, lächelte ich.
Als wir drinnen waren, schauten uns einige Eaganer mit einem grimmigen Gesicht an. Daran war ich schon gewähnt, angestarrt zu werden, deswegen kümmerte es mich nicht. In einer hinteren Ecke fanden wir einen leeren Tisch und setzen uns hin.
„Ich finde solche Restaurants die mit Holz und Ziment verarbeitet sind viel angenehmer, als die helle und einheitliche Atmosphäre in der Vier-Himmelstadt.“
„Nun ja, solche Gebäude hatte ich nicht oft gesehen.“
„Wieso nicht?“, fragte ich verwundert.
„Ich komme nicht aus deinem Jahrhundert. Mein Geburtsdatum war der sechste, elfte, zweitausendeinhundertdrei. Dort gab es schon in meiner Stadt viel modernere Techniken und die Atmosphäre war schon ziemlich einheitlich, weiß, rot oder sogar braun.“
„Dann sind wohl Alex und ich wirklich die einzigen „alten“ Menschen.“
„Wann bist du denn geboren?“
„Am 07.03.1997.“
„Noch im ersten Jahrtausend?“, schreckte er auf.
„Was ist daran so schlimm?“, fragte ich.
„Du bist wirklich „alt“.“, lachte er.
Eine Eaganerin kam zu uns und fragte nach unserer Bestellung.
Ryan wusste schon sofort was er wollte und ich hatte mir nicht einmal die Karte angeschaut. Als die Eaganerin mich anschaute, hätte ich am liebsten gesagt ich wüsste es noch nicht, aber Ryan kam mir zuvor.
„Sie möchte das Gleiche.“
Dann tippte sie auf einem handgroßen Touchscreen herum und verschwand.
„Was hast du bestellt?“, fragte ich schockierend.
„Das wirst du bestimmt essen.“
„Wehe nicht.“
Als das Essen ankam, lag vor mir ein Teller mit Nudeln, Reiß und brauner Soße. Ich kannte das Gericht irgendwoher und fing deshalb auch nicht an darüber herzuziehen.
Danach bezahlten wir und verschwanden aus dem Restaurant, doch dann erschütterte es unter meinen Füßen. Ich hielt mich am Geländer fest, als ich die Treppe fast hinunter fiel. Erschro-cken blickte ich zu Ryan und dann in die panische Menge. Langsam ging ich die Treppe hinunter und wieder bebte die Erde.
„Was ist das?“, rief ich.
„Das werden wir bald herausfinden. Gib mir deine Hand!“
Er packte mich und dann landeten wir in der nächsten Sekunde auf dem Dach eines hohen Hauses.
Aber dann raubte es mir den Atem. Der Gigant von Benett hatte schon den Flughafen zerstört und jetzt griff er die hohen Häuser an. Er wollte Desar nie von außen angreifen, ich denke das war eher ein Ablenkungsmanöver. Der Riese war gegen normale Kugeln geschützt, aber als kleine Kampfschiffe versuchten ihn mit Bomben zu attackieren, tauchten fremde schwarze Schiffe auf und zerstörten sie. Die schwarzen Schiffe waren absolut unbekannt sehr stark. Die anderen hatten keine Chance und es kamen immer mehr von ihnen.
„Ryan, hier oben ist es zu gefährlich. Lass uns hier verschwinden. Gegen den Riesen und die schwarzen Schiffe haben wir keine Chance.“
Ich griff schon nach seinem Arm, damit er uns weg teleportierte, aber dann riss er sich los.
„Ich werde doch nicht tatenlos daneben stehen und zusehen, wie eine weitere Stadt dieses erbärmlichen Kerls zu Grunde geht.“
Bevor ich ihn aufhalten wollte, verschwand er schon und ich suchte nach ihm. Er stürzte sich auf die Schiffe und stach mit seiner Lanze in die Scheiben, die darauf zerbrachen und das Schiff abstürzte. Lange konnte er das nicht durchhalten. Aber dann kam ein Hubschrauber angeflogen und eine Schranke öffnete sich. Ich konnte silbernes Haar entdeckten und wusste sofort, dass es Terra war. Sie zielte mit ihrer besonderen Waffe auf Ryan und wartete ab, bis er nicht aufpasste. Das durfte ich nicht zulassen.
„Ryan!“, schrie ich, aber er war zu weit weg.
Dann griff ich nach meinem Anhänger und schmiss ihn gegen ein Flugzeug. So konnte ich mich an jedes heranziehen und sprang von Schiff zu Schiff. Immer wieder rief ich seinen Namen, aber er hörte mich einfach nicht. Dann geschah es. Terra schoss die Kugel ab, als Ryan mit seiner Lanze in die nächste Scheibe zustechen wollte. Sie traf ihn seitlich und er fiel hinunter.
Ich schmiss meinen Magneten auf Ryan und hoffte, dass er ihn erreichen würde. Aber als er sich an seiner Brust festklebte, setzte ich meine Magnetkraft ein um mich blitzschnell an ihn zu ziehen.
Er war ohnmächtig und ich klammerte mich an ihn. Dann schmiss ich meine Kugel auf den Boden, um mich abzustoßen. Als wir auf dem Boden landeten, war ich sehr froh, dass er noch lebte. Schnell zog ich seine Kugel aus der Wunde und heilte sie. Es war wieder eine silbern schimmernde. Ich steckte sie in meine Tasche, damit der Professor vielleicht später sich die Kugel genauer anschauen kann. Vorerst blieb ich bei Ryan und suchte Schutz unter einem breiten Holzbalken. Terra suchte immer noch nach uns, aber sie würde uns nie finden. Es schmerzte mit ansehen zu müssen, wie die Stadt zerstört wurde und das alles wegen mir. Wenn ich bloß besser aufgepasst hätte und Terra schneller ausgeschaltete hätte, wäre das alles jetzt nicht passiert. Dank mir, sterben hunderte von Menschen und ich kann ihnen nicht einmal jetzt helfen.
Panisch versuchte ich Ryan wach zu rütteln, aber er öffnete die Augen nicht. Wenn ich jetzt allein dort hinaus gehe und Ryan hier lasse, wäre das eine sehr naive Entscheidung. Ich konnte nur auf Hilfe warten und beten das Ryan aufwachte.
Jedoch nach vielen Minuten richtete der Gigant immer mehr Schaden an und ich sah nur Schutt und Asche. Die Gebäude waren zertrümmert und die Schiffe schossen auf die Eaganer und sogar auf ihres Gleichen ein. Es schmerzte die Schreie der Hilflosen zu hören und das man dagegen nichts tun konnte. Immer wieder kamen mehrere Schiffe, sogar schon Größere, aber jedoch kämpften sie schwer gegen die schwarzen. Vielleicht traf bald Verstärkung aus den Nachbarstädten ein, aber sogar jetzt schon war halb Desar verwüstet. Zuerst Naga, jetzt diese Stadt, wann wird Benett endlich damit aufhören? Wie kann er so voller Hass und Wut sein, das er solch eine Katastrophe anrichtete.
Mich riss eine kleine Suchdrohne aus meinen Gedanken und als sie mich fand, kam sie zu mir geflogen. Aus der metallischen Bohne wurde ein Kopf und unterhalb ein Oberkörper. Eine Klappe öffnete sich auf seinem Bauch und es erschien eine Nachricht in grüner Schrift.

Überlebende! Geht durch den Untertunnel zum Schutzraum, der in der Nähe des Palastes liegt! Euch wird dort geholfen!
Etagna Cepius

Leider wusste ich überhaupt nicht wo dieser Tunnel sich befand.
„Weißt du…wo dieser Untertunnel ist?“, fragte ich die Drohe. Sie drehte sich um und fuhr ein Stück voraus. Zuerst versuchte ich Ryan ein weiteres Mal wach zu rütteln, aber er war völlig weggetreten. Trotzdem war er zu schwer, als das ich ihn jetzt tragen könnte.
„Ich schaffe es nicht ohne Hilfe.“, rief ich zur Drohne und dann flog sie weiter. Ich war mir nicht sicher, ob sie mich verstand, aber vielleicht suchte sie wirklich nach Hilfe und ich musste nur geduldig warten.
Es vergingen wieder weitere Minuten und von weitem hörte ich mehrere Schritte auf mich zu kommen. Sie wurden immer schneller und dann nahm ich auch Stimmen wahr.
„…bist du dir sicher, dass es hier war?“, rief jemand.
Vorsichtig schaute ich um die Ecke und sah als erstes Alex und die Drohne. Völlig überrascht und zugleich erleichtert, sprang ich in seine Arme. Hinter ihm waren die anderen vier.
„Wie seid ihr so schnell hergekommen?“, fragte ich.
„Wir hatten gehört, das Benett ein riesiges Schiff losschickte in die Richtung von Desar. Der Professor ahnte das dort nur dieses Monster drinnen seien konnte. Deshalb fuhren wir ihm nach, aber dummerweise verloren wir es auf dem Weg.“, erzählte Nova.
„Was meint ihr damit?“
„Wir stürzten ab. Diese schwarzen Schiffe schwirrten um das riesige Flugzeug umher und merkten nach einigen Minuten, dass wir ihnen folgten. Der Fahrer wurde getroffen und Alex hatte versucht das Schiff weiter zu lenken, aber vergeblich. Schließlich landeten wir mit einer Bruchlandung mitten in der Wüste. Wir mussten zu Fuß weiterlaufen, aber Desar war schon von weitem zu sehen. Dann entdeckten wir den Riesen, als wir ankamen und fingen an euch zu suchen. Übrigens, wo ist Ryan?“
Ich drehte mich kurz um und ging auf den kleinen Unterschlumpf zu. Dort schaute ich nach Ryan und blickte dann zu ihnen.
„Ihm geht es soweit gut, jedoch ist er bewusstlos. Wir müssen ihn in den Tunnel bringen.“
„Was ist denn passiert?“, fragte Nova erschreckend.
„Terra schoss ihn mit dieser merkwürdigen Kugel ab, die auch mir meine Fähigkeiten hemmte.“
„Diese dumme, naive Göre. Ich drehe ihr den Hals um, wenn ich ihr das nächste Mal vor die Augen trete.“, rief Nova wutentbrannt.
„Ich denke Alex sollte Ryan in Sicherheit bringen, er ist der stärkste von uns.“, meinte Valerie.
„Gut. Dann bis später!“, rief Alex und hob Ryan über die Schul-ter.
Als Alex verschwand, wandten wir uns dem Riesen und den Schiffen zu.
„Valerie was schlägst du vor?“, fragte ich.
„Mal sehen, wenn Terra hier ist wird es schwieriger sein, als ich erwartet hätte. Jedoch sorgen die Schiffe des Lords für Ablen-kung. Also müssten wir uns auf den Riesen und Terra konzentrieren. Leider habe ich keinerlei Ahnung wo sie seien könnte und deswegen schlagen ich vor drei greifen den Riesen an und der andere haltet nach Terra Ausschau. Sobald sie auftaucht, kümmert sich derjenige um sie. Alle einverstanden?“, schlug sie vor.
„Hm.“, riefen alle.
Wir liefen die Straßen entlang und mussten uns meistens durch Trümmern zwängen, wie auch Umwege nehmen. Aber als wir dem Giganten hautnah waren, wussten wir nicht, wie wir zu ihm hinauf kamen. Denn ich schlug schon vor seine Augen zu verletzen, da er ohne Augenlicht nichts sehen kann. Jedoch würde das seine Verwüstung auch nicht aufhalten.
„Wartet!“, rief Jim. Wir schauten gespannt auf ihn und er rieb sich am Kopf. „Ich bin mir nicht sicher ob es funktionieren wird, aber einige Kilometer weiter gibt es eine Schlucht, sie entstand durch ein Erdbeben vor sechs Jahren. Wir könnten ihn doch dort hinein locken und er würde fast dreihundert Meter weit stürzen. Wenn er erstmals aufgekommen ist, denke ich kaum dass er überlebt und falls doch, dann käme er dort nie wieder heraus.“
„Das ist eine gute Idee!“, rief Valerie. „Ich kenne diese Schlucht. Einige Forscher meinten es könnte bis zum Nihad-Wasserfall durchbrechen. Wenn der Riese auch noch schlau ist, wird er vielleicht versuchen sich dort hindurch zu graben. Denn Desar steht am Rande dieses Abgrundes. Am Ende des Wasserfalls beginnt dann der Nihad-Dschungel.“
„Von weit oben gesehen, liegt es eher in einem Tal. Man muss nur neunhundert Meter weit hinunter steigen.“, erklärte Jim.
„Also gut, Leute. Wer möchte den Riesen ablenken?“, rief ich.
Keiner meldete sich. „Schön, dann werde ich es eben machen, aber ihr müsst dafür sorgen, dass er auch fällt.“
„Wie sollen wir das anstellen? Dieser Brocken wiegt doch reich-lich an Tonnen.“, fragte Jim.
„Und wenn wir es mit einem Flugzeug schubsen würden.“
„Maschinen sind nicht kompliziert. Wie wäre der riesige Flieger der ihn herbrachte. Ich denke das er ihn mit Druck rammen könnte.“, schlug Valerie vor.
„Wir werden uns aufteilen. Du und Jim ihr werdet zum Flugzeug gehen und Vorsicht, es könnte sein das dort noch Soldaten von Benett stehen. Nova, du kommst mit mir. Du musst mir Deckung geben.“, befahl ich und schon teilten wir und auf.
„Also gut. Wie lenken wir ihn ab?“
Nova überlegte. Er war unglaublich groß und deswegen würde es vielleicht nur piksen, wenn wir ihn beschossen oder mit Ge-genständen bewerfen. Ich rannte los und schmiss scharfe Bleche auf ihn, jedoch merkte er nichts. Dann stach ich in sein Bein, aber er zuckte nur kurz. Nova und ich gaben nicht auf.
Schon bald entdeckte uns, wie erwartet, Terra. Sie zielte mit ihrer Maschinenpistole auf uns und wartete den richtigen Moment ab. Er nervte mich regelrecht, dass Novas Schild ihr nicht standhalten konnte. Jedoch eine weitere Verletzte konnte ich nicht dulden. Plötzlich zog sie ihre Waffe zurück und verschwand. Was war los? Der Riese drehte sich zu uns um und grinste uns an. „Da!“, rief er. Er wollte nach Nova greifen, die reglos da stand, aber ich griff nach ihrer Hand und zog sie weg.
„Jetzt ist es soweit!“, rief ich. „Wir müssen zur Schlucht.“
Das Rennen war am Anfang nicht schwer, aber meine Kondition hatte auch Grenzen. Ich spürte wie meine Herz pumpte, jedoch nicht genug und meine Muskeln schwächelten. Meine Lunge brannte und dadurch wurde ich langsamer. Nova nahm meine Hand und sie gab mir ein wenig Kraft. Egal wie sehr meine Lunge und meine Beine schmerzten, das Durchhaltevermögen war mir innerlich bewusst. Nicht umsonst gab man mir die Kraft Benett aufzuhalten und die werde ich auch voll und ganz ausnutzen. Die anderen gaben auch nie auf und deswegen werde ich sie auch nie hängen lassen.
Wir rannten mindestens schon zehn Minuten und bald war schon der Abgrund zu erkennen. Aber wo blieben Valerie und Jim? Vielleicht war etwas dazwischen gekommen. Bekümmert schaute ich Nova an.
„Sie werden es schaffen, da bin ich mir sicher.“, munterte sie mich auf.
Die Schlucht, zum Greifen nahe. Jedoch war immer noch kein Zeichen von einem riesigen Flugzeug zu sehen. Bald mussten wir bremsen und der Riese stand hinter uns mit einem finsteren Lächeln im Gesicht.
„Nun ist Ende!“, rief er und lachte. Er schloss die Beine, sodass wir nicht mehr flüchten konnten, dann streckte er die Hand nach uns aus, aber in dem Moment schoss Valerie hervor. Sie kam mit einer enormen Geschwindigkeit auf uns zu und rammte ihn ohne zu zögern am Rücken. Da er sehr nah am Rand war, konnte er das Gleichgewicht nur schwer halten und Valerie rammte ihn erneut. Er stürzte. Dummerweise prallte sein Fuß gegen mich und ich wurde mit in die Tiefe gerissen. Nova streckte ihre Hand noch nach mir aus, aber mir wurde schwindelig und war sofort bewusstlos.






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